POV Niala
Ich war nicht unzufrieden mit der Situation. Zwar wäre ich Venia lieber gefolgt doch glaubte ich Richard Dreuven. Er war ein Bruder wie ich eine Schwester war. Er wollte nur das Beste für Venia wie ich für Ora. Da schlug man nun einmal oft genug über die Stränge. Absichtlich ihr reinen Schaden zufügen würde er ihr nicht. Ich hatte ihm wohl beigebracht, dass er mit Folter seine Schwester nicht von der Liebe zu mir befreien konnte. Er würde sie nicht foltern.
„Oh... auch wieder da?", grinste Laila als wir uns auf halben Weg begegneten. „Ja." „Venia ist wieder drüben?" „Ja." „Die Menschentraube dort am Fluss wird sich auflösen?" „Ja." „Wolf?" „Ja?" „Was ist los?", wollte sie wissen. „Ja." „WOLF! Hör mir zu!", befahl sie. Ich seufzte und sah sie an. „Was ist denn los?", wollte sie wissen. „Richard Dreuven weiß davon. Von mir und Venia. Aber er wird ihr wohl nichts tun. Das habe ich ihm eingeschärft.", versicherte ich. „Hat Elder einen Brief mitgegeben?" „Ja und nein... Es ist eher eine Notiz. Ich kam in einem ungünstigen Moment.", bemerkte sie. „Heißt?" „Besuch eines Trupps von Ratten. Elder drückte mir im Verborgenen zwischen Tür und Angel den Zettel in die Hand.", erklärte sie und reichte ihn mir. Nicht gefaltet. Nicht gesiegelt. Die Schrift krakelig. Ein Blutsfleck daran und voll Dreck.
N,
gerade Einmarsch in Lager. Hölle los. Rakura in Burg. Bella bei ihm. Keine Männer von Rakura in meinem Lager. Fremde! Hilfe, lass aussehen wie Überfall, dass Rakura nicht wütend!
E.„Wann gab er dir den Brief?" „Vor zwei Stunden." „Gut. Ich muss los.", erklärte ich und rannte los. „HEY! WOLF!", brüllte sie mir nach. Ich hatte den Brief fallen lassen. Sie verstand und laß ihn wohl.
Ich hörte Schreie. Wimmern und heulen. Als ich an Elders Siedlung gelangte war es bereits spät und einiges brannte. Vor den Häusern vergriff sich gerade ein Rattenmann an einer jungen Frau. Sie heulte während er sie nahm und in den Häusern schien es nicht anders zu zugehen. Einige Männer, wohl Elders Männer, waren angekettet und mussten zusehen. Ich knurrte und er sah auf. „Nein...", hauchte er als ich grollend näher trat. „Ich bin doch besoffen!", keuchte er und wich von der Frau. Sie fiel in den Dreck und kauerte sich zusammen als ich über sie hinweg sprang und ihm die Kehle heraus riss. Doch konnte er noch einen Hilferuf lösen. Sofort stürmten die Angreifer aus den Zelten. „Der schwarze Wolf!", rief einer aus und sie griffen mich an. Binnen Sekunden war ich umworren von Gegnern doch nicht so wie in der schwarzen Nacht. Sie waren schwach. Es war ein unkoordinierter Haufen. Ich konnte meine Zähne ohne Anstrengung in ihr Fleisch schlagen. Und recht schnell waren sie alle tot. Ich ging zurück in menschliche Gestalt. „Elder!", rief ich und ich hörte ein unterdrücktes Rufen. Ich stürmte voran, ließ Elders Männer vorerst angekettet und rannte in Elders Zelt. „Elder!", keuchte ich und sah ihn an. Mit gebrochener Nase war er an einen Stuhl gekettet und geknebelt. Ich riss ihm den Stoff aus dem Maul und zerriss die Ketten. „Wolf! Sie haben Una!", keuchte er und stand auf. „Wohin?", wollte ich wissen. „Ich weiß es nicht! Sie zerrten sie hinaus und..." „Ist das ihr Kleid?", wollte ich wissen und deutete auf den Schrank. „Ja?", er sah mich fragend an und ich griff den Stoff bevor ich daran roch. Erkannte den Geruch einer Frau und schnupperte. „Folge mir.", bat ich und ging in tierische Gestalt bevor ich dem Geruch folgte.
Elder in Gestalt einer großen Ratte folgte mir schnellen Schrittes und hatte Mühe meinem Sprint nachzukommen. Doch ich hatte die Spur! Es ging weit durch das hohe Gras. Die dünnen Gräser schnitten mir in die Schnauze doch heilten die stechenden Wunden schnell wieder kaum dass die nächste bereits geschnitten war. „Zerr nicht so!" „Nehmt eure Hände von mir!", hörte ich Una rufen und Elder holte auf. „Was genau bringt uns die Schlampe eigentlich? Elder ist verbündet mit Rakura! Und mit keinem verfeindet!" „Die Sumpfler verachten uns Ratten! Und eine Ratte als Hure ist ihr Spaß! Die verkaufen wir! Sie ist selten schön!", hörte ich einen. Dann sah ich sie. Ein Trupp von acht Männern. Una gefesselt an einer Kette wurde nachgezerrt. Elder rannte durch. Wollte an mir vorbei doch bevor er etwas tun konnte sprang ich sie aus dem Hinterhalt an und riss den Mann der Una zog zu Boden. Noch bevor sein Schädel auf den Boden aufschlug hatte ich ihm die Kehle herausgerissen. Elder sprang einen anderen an und so fetzten wir binnen Sekunden durch die Ratten. Zehn, vielleicht zwanzig Sekunden später lagen sie bereits tot da. „Meine Una...", Elder sprang auf in menschlicher Gestalt und zog seine Frau in seine Arme. „Meine süße, Una... geht es dir gut? Haben sie dir was getan?", hauchte er. „Nein. Bis auf eine Ohrfeige taten sie mir nichts.", sie klammerte sich an ihn während ich aufstand und die Leichen ansah. Keine Banner. Keine Aufnäher. Gekleidet in Lumpen. Ja. Das waren keine Männer Rakuras. Freie Idioten, mehr nicht. „Wolf... wieso halfst du uns?", wollte Una wissen und sah mich verwirrt an. „Weil dein hoher Gemahl mich um Hilfe erflehte. Laila, meine Botin, kam wohl in einem eher ungünstigen... andererseits wohl eher sehr günstigen Moment. Dein Mann gab ihr eine schnelle Notiz. Einen Hilferuf. Und ich eilte. Wir sind Verbündete. Wenn auch nur im Schatten.", erklärte ich uns sie sah mich dankbar an. „Elder, wir oder vor allem du solltest zurückkehren. Deine Männer liegen noch in Ketten." „Wir gehen zurück. Doch du folgst uns, Wolf. Bitte. Iss am meine Tisch als Dank.", bat er. Ich nickte. „Gut. Doch macht es dir keine Probleme mit Rakura?" „Wer sollte mich verraten? Alle die mir Böses wollten... liegen hier.", erklärte er und ging zurück.
Ich hatte gar nicht bemerkt wie hungrig ich war, bis Elder mich zum Essen geladen hatte und wir zu dritt in seinem Zelt aßen. Seine Männer bauten draußen alles neu auf und die Frauen erholten sich... so gut es ging. „Wird dir meine Hilfe nicht mehr schaden als dass es dir hilft?" „Ja. Es waren nicht Rakuras Männer, Wolf. Rakura wird hiervon nichts erfahren. Da bin ich mir sicher. Aber... Una? Lässt du uns kurz allein?", bat er. Sie nickte und ging hinaus. „Deine Nachricht... ich habe sie gerade überflogen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass du bald heiraten wirst." „Wohl eher nicht. Nein." „Aber... nur einseitig erlaubt... Das war ein ja auf meine Frage, nicht wahr?" „Ja.", bestätigte ich. Er nickte. „Wie? Warst du zu oft bei den Menschen?" „Ich wurde gefangen genommen. Die Details lassen wir stehen vorerst. Venia, heißt sie. Eine Menschenfrau. Ja... sie flößt mir das süße Gift ein doch..." „Liebst du sie? Ja. Ich weiß. Das bedeutet es das süße Gift zu trinken. Aber gut. Nun... und Rakura? Schworst du nicht Rache an ihm? Schworst du nicht deinen Clan zu rächen?", wollte er wissen. Ich seufzte. „Nun...Ja. Das schwor ich. Doch wozu? Lieber verbringe ich noch 50 glückliche Jahre mit Venia. Statt noch zwei um dann im Kampf gegen ihn zu sterben. Ja. Ich wähle das träge Leben. Ich habe mich in den letzten Jahren an die Einsamkeit und die Vergessenheit gewöhnt. Nie wieder werde ich einen großen Clan führen. Nie werde ich sein wie mein Vater. Nie kann es mehr so sein wie vor der schwarzen Nacht. Wozu kämpfen? Das süße Gift dringt in meine Venen und bewahrt mich vor Dummheiten. Ich werde Rakuras Männer bekämpfen, treten sie auf mein Land. Doch nichts weiter. Ich bin ein vergessener Wolf. Ein Schatten. Nicht mehr die Tochter des Wotan. Nein. Nur noch Niala. Ein dummer Halbling, ein einsamer Wolf, der das süße Gift trinkt. Ich beuge mich meinem Schicksal. Ich kämpfe nicht länger dagegen an. Informiere mich, sollte Rakura mich angreifen wollen oder die Menschen. Doch mehr will ich nicht wissen. Die Katzen interessieren mich nicht mehr. Die Schlange auch nicht. Ja, für den Mord an meiner Familie werde ich ihn immer verachten. Doch habe ich Venia. Ich habe Venia, Ora und die Füchse. Meine Familie. Und wenn die Welt der Dämonen mich ausspuckt... wer weiß. Vielleicht gehe ich über den Fluss. Und lebe mit Venia." „Wenn es schon soweit mit dir ist... dass du das Leben unter Menschen dem dämonischen vorziehst dann..." „Dann habe ich mich endgültig dem Gift gebeugt. Elder, ich scheiß auf die dämonischen Kriege. Ich wähle die menschliche Liebe."
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Das süße Gift: Der einsame Wolf
Fantasía2. Teil von "Das süße Gift" 1. Teil: Die Tochter des Wotan Nach der schwarzen Nacht, in der Niala nicht nur ihren Vater und ihren gesamten Clan sowie ihre Verlobte, sondern auch ihre menschliche Mutter verlor, steht die junge Halbdämonin vor dem Nic...