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POV Ora

„Das kann nicht ihr Ernst sein!" „Beruhige dich!" „Nein! Jetzt hat sie völlig den Verstand verloren!" „Sicher hat sie drüben etwas zu tun und..." „Ora...", Laila stemmte sich auf den Tisch vor mir. „Du weißt genauso, dass das nicht wahr ist! Sie hat eine Menschenfrau zu tun! Mehr nicht! Fickt Venia und mehr will sie nicht mehr!" „Ich bitte dich, Laila! Das ist immer noch meine Schwester über die wir hier sprechen!", bemerkte ich. „Deine Schwester ist der dümmste, triebgesteuertste Dämon, der mir je begegnet ist!", rief sie aus. „Bitte! Niala ist auch durchaus des Denkens fähig und..." „Ist sie das? Denkst du das wirklich? Niala sieht ein paar Brüste und fort ist ihre Selbstbeherrschung!" „Schon lange nicht mehr! Mag sein, dass sie vor vielen Jahren einmal so war. Aber sie weiß sich durchaus zu benehmen. Sie will Venia nahe sein, wie kannst du ihr das übel nehmen? Sie ist verliebt!" „Sie trinkt das süße Gift! Und das wird sie umbringen. Sie vergisst bereits dass wir hier sind! Dass es uns gibt! Am Besten sollten wir Rakura bitten uns Arkyn zu schicken! Soll der sie zu Vernunft prügeln!", entrüstete sie sich. „Ich bitte dich, Laila, du übertreibst!", bemerkte ich. „Nein! Ora, ich weiß du liebst deine Schwester über alles. Ich weiß auch, dass ihr lange Zeit nur einander hattet. Aber Niala ist bereits seit über einer Woche weg!" „Ja aber..." „Nichts aber! Sie ist seit 9 Tagen fort, um genau zu sein! Vögelt seit 9 Tagen Venia durch und interessiert sich einen Dreck für uns! Ich gehe jetzt!" „NEIN! Vergiss es! Weißt du überhaupt, wohin?" „Ich werde sie schon finden. Ein Graf der einen Dämon zu Gast hat... wird sich schon rumgesprochen haben! Außerdem geht in den äußeren Dörfern die Pest um! Ein einziges Chaos und einige Dämonen gehen rüber um... nun... es gibt zwei Sorten von Mensch. Die, die ihre letzten Tage betend verbringen und die, und das sind die meisten, die vor ihrem Ableben noch einmal richtig sündigen wollen. Selbst Katzen sind drüben, wenn auch nicht viele. Zwei oder drei Kerle habe ich gesehen. Einige Hasen und ein paar Rehe. Siehst du? Die trauen sich da alle rüber, wenn Niala nicht die Brücke bewacht!", erklärte sie mir. Das war mir schon alles bewusst! Doch was sollte ich tun? Wenn Niala drüben glücklich war... Seit Jahren kümmerte sie sich um mich und es fraß sie auf und raubte ihr alle Kraft. Wie könnte ich es ihr übel nehmen sich nach Ruhe und Frieden zu sehnen? Ich gönnte es ihr so sehr! Doch... ich wusste nichts vom süßen Gift. Ob es Niala wirklich töten würde. Am Ende waren ich und Niala doch selbst nur auf dieser Welt, da das süße Gift existierte. Hätte unser Vater einst nicht unsere Mutter geliebt wären wir nie gezeugt worden. „Niala kommt schon zurück." „Tut sie eben nicht! Und das ist das große Problem! Je länger sie fortbleibt desto unsichtbarer werden wir! Wir werden in ihrer Erinnerung verblassen und nur noch Venia wird in ihrem Kopf verweilen! Und je länger sie drüben bleibt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie einfach so zurückkehrt. Und wenn wird sie sofort wieder gehen wollen. Also gehe ich rüber und zerre sie zurück!", erklärte sie. Ich seufzte. „Du könntest den Hass der Menschen auf dich ziehen!" „Das ist mir sehr egal! Und am Ende wird Niala mich schon nicht sterben lassen. Ich gehe jetzt!" „NEIN! Du wirst morgen gehen! Am Tage. Du wirst dann Nachts ankommen und dich im Notfall auch reinschleichen können. Aber gut... ich gebe dir einen Brief mit. Damit wird Niala schon zur Vernunft kommen... obwohl ich ihr die Zeit mit Venia sehr gönne.", bemerkte ich und zog Stift und Papier.

Meine liebste Schwester, Niala,
ich weiß, deine Liebe zu Venia ist echt und ich weiß auch, dass du jede freie Minute mit ihr verbringen willst doch muss ich dich bitten zurückzukehren. Wir brauchen dich hier. Wir verlieren immer mehr die Kontrolle über das Gebiet. Ratten treiben sich hier herum und jeder Dämon kann über die Brücke laufen. Ohne dich hütet keiner die Grenze und die Brücke! Bitte doch Venia hier her auf unsere Seite zu kommen. Doch du kannst nicht einfach über eine Woche verschwinden! Ich habe dich seit neun Tagen nicht mehr gesehen! Morgen, wenn du diesen Brief erhältst, werden es bereits zehn sein. Zehn Tage in denen du nicht hier warst! Ich fürchte schon fast, dass du nicht einmal mehr wölfische Ohren hast, wenn du zurückkehrst!

„Verdammt... Laila? Laufe jetzt sofort los! Morgen ist Neumond!" „Na und?", wollte sie wissen. Ach ja... Niala hatte sie nie eingeweiht. Aber ich vertraute Laila mittlerweile blind... doch meine Entscheidung war es nicht. „Sieh einfach zu, dass du sie bis zum Neumond hier hergeschafft hast.", befahl ich.

Niala, bedenke welchen Mond wir haben! Neumond ist nah also komm sofort hier her! Wir brauchen dich.
Beeile dich bitte. Ich vermisse dich.
Ora.

Ich versiegelte den Brief und reichte ihn Laila. "Jetzt lauf! Lauf und bleib erst stehen, wenn Niala wieder hier ist!", befahl ich. „Und wenn ich zu spät komme?" „Dann... dann verfahre wie Niala es für richtig empfindet.", erklärte ich und lehnte mich im Stuhl zurück. In Nialas Stuhl... er war mir zu groß. Hoffentlich war Niala nichts zugestoßen... oder Venia... wie konnte sie nur so lang fortbleiben? Zehn verdammte Tage! Kaum war Laila fort atmete ich tief durch und stand auf. Ich hasste es ohne Niala hier zu sein! Laila und Luan erwarteten von mir nun an Nialas Stelle zu führen. Und das konnte ich nicht! Und nebenbei musste ich noch aufpassen, dass Laila nicht meine und Nialas Stelle einnahm! Ich stand auf und taumelte in Nialas Zimmer. Dort schlief ich. Ich vermisste sie sehr. Wir hatten lange Zeit nur uns gehabt. Und nun wo sie so lange fort war... vermisste ich sie sehr.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt