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Am Abend hatte ich eine Tafel draußen im Freien errichtet. Hatte den größten Tisch hinausgetragen, ein Feuer entzündet, einige Fackeln und ein Wildschwein über einige Kohlen gelegt. Hatte ein kleines, längliches Loch gegraben und heiße Kohlen hineingefüllt. So wurde das Schwein besonders gut. Hinzukam, dass ich es ständig mit Bier übergoss. Gutes Bier brauten die Menschen! „Wolf... Alles gute zum Geburtstag!", lächelte die Füchsin. „Ist nicht mein Geburtstag.", bemerkte ich und musste sogar selbst überlegen, ob er es nicht doch war! Aber nein. Meiner war schon. Ora hatte mir eine Kohleschale geschenkt, die sie selbst gemacht hatte. Die wärmte mich in den Nächten gut. „Ora?" „Nein. Sie ist ein Frühlingskind." „Und du?" „Ein Winterkind." „Natürlich. In eiskalten Fels geboren... gewickelt in das Fell eines Feindes.", bemerkte sie. „So ähnlich. Du?" „Herbst. Genauso wie mein Bruder." „DAS wundert nun keinen bei Zwillingen.", grinste ich und sie stieß mich grinsend an, bevor sie mir die Flasche abnahm und trank. „Begieß weiter. Ich richte die Stühle her.", bemerkte ich und baute die Steckstühle zusammen. „Welchen Anlass hast du dann?", wollte ich wissen. „Anlass? Mir fehlt sowas einfach nur.", bemerkte ich und legte ein paar Felle auf die Stühle.

Das Bier floss, das Fleisch war gut und wir lachten. Waren ausgelassen wie selten zuvor. Einfach... locker. „Und dann... dann kam ihr Vater heraus. Sieht mich an, sieht seine Tochter an und wieder mich. Und dann... dann wollte er gerade zum Sprechen ansetzen als ich sagte: 'Nid versteh dein Sprach'", erzählte Laila und wir lachten. „Und das hat funktioniert?" „Ja. Der Hasenmann hat mich angesehen und die Stirn gerunzelt. War ganz verwirrt als ich weghuschte. Ich rannte direkt zu Luan und wir packten. Dann kam der Hasenmann und fragte, ob ich etwas mit seiner Tochter gehabt hatte. Ich schulterte meine Sachen und sagte: 'Und mit deinem Sohn auch' und dann rannten wir.", lachte sie. „Ich hörte, dass es fremde Sprachen gibt. Hörte aber noch nie eine.", bemerkte ich. „Nicht? Also die Hasen damals waren zweisprachig. Die Schwester sprach meist unsere Sprache. Der Bruder hauptsächlich die Sprache der Grasländer. Wobei ich sie so nenne. Da weiß ich aber kaum etwas. Ich weiß nur noch: 'Fra! H'jat es gro'hol!'", erklärte sie. „Fra! H'jat es gro'hol?", fragte ich nach. „Ja! Genau da!", übersetzte sie und ich lachte auf als mir in den Sinn kam, bei welcher Gelegenheit sie das wohl aufgeschnappt hatte. „Hörtest du wohl oft.", bemerkte ich. „Kennst mich doch, Wolf. Hab ich dir dergleichen auch schon entlockt.", sie zwinkerte mir zu bevor sie an ihrem Kelch nippte. „Luan, hast du ein paar gute Geschichten auf Lager?", wollte ich wissen. „Ähm... weiß ich nicht...", bemerkte er. Ich seufzte. „Ich hab eine.", kam es von Ora. „Ich wuchs ja unter Menschen auf. Eines Tages brachte unser Jäger ein Wildschwein ins Dorf. Der Pfeil steckte noch im Leib. Und während er sich, mal wieder, lautstark mit dem Metzger stritt wie viel er nun zahlen sollte stand das Schwein auf. Hatte den Schuss überlebt und war wohl nur ohnmächtig. Panisch rannte es direkt zum Bäcker hinein, riss einen Mehlsack auf und zerrte ihn durchs ganze Dorf. Alles war weiß wie im tiefsten Winter während alle Männer versuchten das Schwein wieder einzufangen, bevor es sich in den Wald verzog.", erzählte sie und wir lachten bei dem Gedanken an ein Wildschwein voll Mehl und überforderte Menschen. „Genau! Wie war das eigentlich bei den Men...", die Füchsin stockte. „Ist etwa...", auch ich stockte als ich es bemerkte. Der Geruch. Nicht weit entfernt. Ich und die Füchsin sahen uns an. Auch der Fuchs stockte. „Mensch.", hauchten wir drei. „W... Was?", wollte Ora wissen. „Nicht du! Ein Mensch... diesseits des Flusses... nur einer, oder?" „Ich rieche auch nur einen, Wolf. Soll ich mit es... Was zum...", sie stand auf und roch. „Eine Frau..." „WAS? Ein Krieger könnte ja sein aber... was sollte eine Frau hier wollen?", wollte ich wissen. „Was weiß ich! Sollen ich und Luan nachsehen?" „Nein. Fuchs, geh du und sieh nach. Er kommt schon zurecht.", bemerkte ich und seine Schwester nickte. „Fuchs!", stoppte ich ihn wieder und warf ihm ein Messer zu. „Geht leichter.", lächelte ich und er nickte dankbar bevor er ging. „Verdammt... die werden auch immer dreister!", bemerkte ich. „Wir sollten wirklich ein paar Köpfe aufspießen. Wenn wir den toten Ratten die Ohren abschneiden sehen ihre Köpfe auch aus wie die von Menschen.", bemerkte sie. „Das ist eine gute Idee. Sollten wir machen aber... vielleicht warten wir etwas damit. Ich gebe zu, ich will gerade keine Rattenjagd machen." „Verstehe. Nicht, dass sie Rakuras Gefolge sind.", bemerkte sie und ich nickte, bevor wir einen Schrei hörten. „Ich glaube Luan hat sie gefunden.", lächelte die Füchsin. „Denke ich auch."

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt