90

756 65 7
                                    


Die nächsten Tage trainierte ich tatsächlich... wenn auch eher schwächlich. Irgendwann war ich in der Sonne eingedöst und gegen Abend hatte ich die Sehnsucht nach Venia nicht mehr ertragen und war zu ihr gerannt. Noch vor Mitternacht war ich bei ihr gewesen. Man hatte mich hereingelassen und mich in den richtigen Gang gebracht. Kaum war der Diener fort hatte ich an Venias Tür geklopft. „Komm rein.", hörte ich und trat ein.

Venia kauerte an einem Schreibtisch. Eine Kerze brannte daneben und sie laß angestrengt in einem Buch. „Richard, wenn es wieder um die Sache mit dem Büßen geht, ich sagte dir bereits, dass ich es eher für kontraproduktiv halte und...", sie sah auf und ein Strahlen erhellte ihr Gesicht. „Niala!", sie stand auf und sprang in meine Arme. Sofort hielt ich sie. „Du hast es aber nicht lange ohne mich ausgehalten.", lächelte sie. Ich grinste. „Soll ich wieder gehen?", lächelte ich. „Nein, nein! Ich lerne nur gerade.", bemerkte sie und hüstelte, bevor sie etwas trank. „Ah... Trockener Hals. Ich sitze hier schon eine Weile...", bemerkte sie und setzte sich. Ich ging zu einem der Kelche auf einem Tischchen und füllte ihr Wasser ein, bevor ich es ihr reichte. „Danke.", lächelte sie und hielt meine Hand am Kelch fest, bevor sie sie sanft küsste und wieder entließ. Über ihre Schulter hinweg laß ich ebenso, verstand allerdings nicht ein Wort. So füllte ich mir einen Kelch Wein und legte mich auf ihr Bett. Meine Stiefel stellte ich neben den Kamin. Dann würden sie warm bleiben und die Winde waren heute kalt.

Im Halbschlaf beobachtete ich Venia die genauestens laß und immer wieder etwas raus schrieb. „Wie kann man nur so schön aussehen?", murmelte ich vor mir her. Sie lachte auf. „Ja... während ich über das Aufstechen von entzündeten Beulen lese.", grinste sie. „Du wärst sicher auch noch wunderschön wenn du eine solche aufstechen würdest.", lächelte ich und Venia sah mich an. „Danke... ich glaube für heute...", sie hustete und trank etwas. „Ist die Arbeit getan. Mein Hals ist wie ausgetrocknet und ich habe mir etwas Wein verdient.", bemerkte sie und trat zum Tisch. Sie füllte sich einen Becher Wein, füllte noch den Meinen und legte sich zu mir, bevor wir aneinander geschmiegt tranken und ins Feuer blickten. „Ich bin schon gespannt. Morgen nimmt mich ein Arzt mit ins Hospiz. Ich bin sehr gespannt! Begleitest du mich?", wollte sie wissen. Überrascht sah ich sie an. „Gerne.", lächelte ich. Dann konnte ich mir ein eigenes Bild von der Sache machen. Wenn es nicht allzu schlimm war könnte ich es zulassen. „An was denkst du?", wollte Venia wissen und trank einen tiefen Schluck. „Daran... daran ob ich dich dorthin gehen lassen sollte. Wenn es tödlich ist dann... Venia wenn dir was geschieht dann..." „Mir geschieht nichts, Niala. Darum nehme ich dich morgen mit. Damit du sehen kannst, dass alles gut ist und ich gut geschützt bin. Schließlich schlage ich mir während einer Seuche keine blutigen Wunden.", lächelte sie und hauchte mir einen Kuss in den Nacken. Sanft strich ich ihre Seite entlang. „Mmh... ich bin so müde.", gähnte sie. „Es ist auch schon spät! Und du wirst wohl den ganzen Tag gelernt haben.", bemerkte ich. Sie nickte. „Ja...", sie schmiegte sich an mich. „Ruhen wir uns aus.", hauchte ich und kroch mit ihr unter die Decke. Schnell warf ich mein Hemd und meine Hose zur Seite, bevor ich Venia, die bereits ein Nachthemd trug, an mich zog.

Schon am frühen Morgen hatte mich Venia geweckt. Anscheinend hatte der Pfarrer ihr gestattet nicht länger während der Pestzeit in die Kirche zu gehen. Auch kniete der Pfarrer im Moment im Burghof und prügelte sich mit einer Peitsche den Rücken blutig. „Sieh dir das an, Niala!", bemerkte Venia als wir auch in der Stadt eine solche Menschenansammlung fanden. „Da am Boden!", sie deutete auf den verdreckten Boden. „Ja... riecht nach... Pisse, Scheiße und Blut." „Genau das ist es auch. Die Leute leeren ihre Nachttöpfe einfach auf der Straße aus und... Achtung!", sie zog mich zur Seite und neben mir plätscherte es zu Boden. Ich sah auf. „Hey!", rief ich rauf als der Kerl einfach aus seinem Schlafzimmerfenster den Nachttopf gelehrt hatte. „Schnauze!", brüllte er runter. Hatte der mich gerade fast mit seiner Pisse geduscht? „Ist das hier in den Städten so?", wollte ich wissen und achtete darauf, dass meine Kapuze gut saß. „Ja... leider. Es geht im Moment noch weil es früh ist. Die meisten stehen jetzt erst auf. Und das ist noch nicht die Stadt. Eher die Vorstadt. Weit sollten wir nicht reingehen. Du würdest das nicht ertragen.", grinste sie. „Ja... verstehe. Das ist wirklich brutal mit den Menschen hier.", lächelte ich und ließ mich von Venia weiter führen.

Vor einem hohen Haus blieben wir stehen. Eine Laterne hing über dem Eingang und innen war Husten zu hören. An der Tür ein Schild mit einem Totenschädel mit Lorbeerkranz darauf. Venia pochte an die Tür. „Einen Moment.", lächelte sie und kurz darauf öffnete sich die Tür. Ich starrte die Gestalt an die da herauskam. „Mmh?", kam es von dem Mann. Sein Aufzug schien wie aus einer Schauergeschichte. „Ich bin Venia Dreuven. Ich suche Doktor Ewalt Guteneck.", lächelte Venia. Die Gestalt nickte und deutete uns an zu warten, bevor er wieder hineinging. „Das ist beunruhigend...", bemerkte ich. „Ich weiß. Es sieht erst komisch aus. Aber diese Schnabelmaske... darin ist ein Schwamm mit Essig und ätherischen Ölen. Er schützt vor der Pest.", erklärte sie. Ich nickte und starrte die Tür an. Es stank nach Tod und Krankheit...

 Es stank nach Tod und Krankheit

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt