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Die Sonne, die durch das Fenster schien weckte mich. Ich öffnete die Augen und sah auf Venia, die schlafend neben mir lag, eng an mich gekuschelt. Mit einem glücklichen Lächeln erinnerte ich mich an die letzte Nacht. „Guten Morgen.", hauchte Venia und öffnete ihre grauen Augen. „Guten morgen, meine Liebste.", lächelte ich und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen." „Ja... noch nie besser.", lächelte sie und schmiegte sich enger an mich. „Wie spät ist es?", wollte sie wissen. Ich sah zum Fenster hinaus. „Wohl bereits sieben Uhr.", bemerkte ich und Venia schreckte sofort auf. „Ich muss zur Kirche!", keuchte sie und wollte aufspringen doch hielt ich sie fest. „Warte doch. Möchtest du jetzt mitten im Gottesdienst hereinplatzen oder wir sagen... du hattest heute Morgen fürchterliche Kopfschmerzen und konntest nicht in die Kirche kommen.", lächelte ich. „Ich soll den Pfarrer belügen?" „Du sollst weiter bei deinem liebsten Dämon bleiben statt dir von einem Pfarrer anzuhören, welch Sünderin du doch bist. Außerdem... sollte wir noch etwas sündigen, bevor du dich wieder anschreien lässt. Damit sich das lohnt.", grinste ich. Sie sah zur Tür und wieder zu mir. Sanft malte ich Kreise mit meinem Finger auf ihren unteren Bauch. „Mmh... naja.... Wenn ich hingehe wird er mich vor der Gemeinde anbrüllen... Wenn nicht zumindest nur allein...", bemerkte sie. „Also...", grinste ich und Venia wand sich zu mir. „Bleiben wir noch eine Weile hier.", lächelte sie und presste ihre Lippen auf meine. Zufrieden erwiderte ich ihren leidenschaftlichen Kuss. Sie setzte sich rittlings auf mich und da sie ebenso wie ich splitternackt war verfehlte das ihre Wirkung bei mir nicht. Venias Hände glitten über meinen Oberkörper. Sie rutschte etwas zurück und ich grinste breit als mir langsam gewahr wurde, was sie vorhatte. „Venia?", ein Klopfen an der Tür ließ sie stocken. VERDAMMTER MISTKERL! „Venia? Geht es dir gut?", rief Richard Dreuven draußen. Sie schluckte. „J... Ja! Einen Moment...", sie sah mich panisch an. „Versteck dich!", bat sie und ich nickte. Sie sprang aus dem Bett und zog sich geschwind an. Ich ebenso. „Venia! Mach die Tür auf!", rief er. „Unters Bett!", zischte Venia und ich kroch gehorsam darunter. Sie strich die Bettdecke glatt sodass sie bis zum Boden reichte und mich vollends verbarg. „VENIA!" „Ja!", Venia öffnete die Tür und ich hörte Schritte. „Venia! Geht es dir gut? Du warst heute gar nicht in der Kirche!", bemerkte er. „J... Ja... ich habe verschlafen. Mir tat heute früh auch so der Kopf weh..." „Oh... da bin ich beruhigt.", erklärte Dreuven und ich hörte, wie sich die Tür schloss. Mein Platz wurde enger und er hatte sich wohl aufs Bett gesetzt. „Verzeih mir, dass ich so reagiert habe. Aber seit dieser Dämon hier ist..." „Niala?" „Ferro! Er will mich fallen sehen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er auch Hand an dich legt! Und ja... diese Dämonin im Zimmer direkt neben dir lässt mich Nachts auch kaum mehr schlafen! Gestern meinte ich einmal sogar des Nachts dich schreien zu hören! Aber ich sehe, dir geht es gut. Liebste Schwester, wenn irgendetwas sein sollte, dann komme sofort zu mir... oder zu Franziskus aber eher zu mir! In Ordnung?" „Ja, Richard. Ich weiß.", hörte ich sie. „Komm her!", befahl Richard und stand auf. Ich hob leicht die Decke an und sah, wie Richard seine Schwester in die Arme schloss. „Du weißt, ich liebe dich über alles. Wenn dir etwas geschieht... mein Herz bräche ich tausend Stücke und ich könnte nicht mehr leben!" „Ich weiß, Richard. Ich weiß auch, dass du mich immer beschützen wirst. Mach dir nicht so viele Sorgen! Ich kann auch gut auf mich selber aufpassen.", erklärte Venia. „Ich weiß und... trotzdem trage ich Sorge um dich. Morgen reist Ferro ab! Dann ist alles gut.", lächelte er. „Ich muss weiter. Ich muss alles für die Feierlichkeiten heute herrichten und... Gott im Himmel bin ich froh, wenn dieser Besuch vorüber ist.", erklärte Dreuven. „Du schaffst das schon, Richard.", lächelte Venia und gab Richard einen Kuss auf die Wange, bevor er wieder ging. Venia schloss die Tür und wartete etwas. Sie atmete tief durch. „Komm, Niala. Er ist weg.", Venia hob die Decke hoch und ich kroch hervor. „Einen liebevollen Bruder hast du da.", bemerkte ich. Sie legte ihre Arme um meinen Nacken und schmiegte sich an mich. „Ja... aber leider etwas sehr an die Kirche gebunden.", seufzte sie.

Den Tag verbrachte ich in Venias Bett und beobachtete sie beim Sticken. Daran hatte ich sie nicht hindern können und da sie vor sich hin summte hatte ich auch absolut nichts dagegen. So ging ich erst am späteren Abend wieder zum Fest. Die meisten Gäste waren bereits abgereist. Ebenso war es reicht langweilig. Franziskus und ich vertrieben uns die Zeit mit Kartenspiel. „Wo ist eigentlich Venia?", wollte er wissen. Venia wollte noch beichten gehen und dort ihre Sünde beichten, nicht in die Kirche gegangen zu sein da sie Kopfschmerzen gehabt hatte. So würde der Pfarrer ihr nicht zu böse sein, hatte sie gemeint. „Ich weiß es nicht, woher sollte ich es wissen?", brummte ich und legte eine Karte. „Hätte ja sein können.", bemerkte er und legte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie langsam das Essen hereingetragen wurde. „Na ihr beiden?", lächelte Venia als sie wohl nun in der Kirche fertig  war und sich umgezogen hatte. „Darf ich?", lächelte sie. „Selbstverständlich, setz dich.", lächelte Franziskus. „Geht es dir gut, Venia? Du warst heute gar nicht in der Kirche!", bemerkte Franziskus. „Mmh? Oh... ja... ich kam heute Morgen einfach nicht aus dem Bett... mir dröhnte der Kopf.", lächelte sie. „Oh... ich hoffe es geht Euch nun besser!" „Deutlich, deutlich. Sorge dich nicht, Franziskus.", lächelte Venia. „Nun... dann...", Franziskus sprach mit Venia während ich meine Aufmerksamkeit auf die Szenerie hinter Franziskus legte. Dreuven sprach mit einem seiner Diener. Der Kelch vor ihm gefüllt mit Wein. Der Pfaffe, dieser Ferro, sah sich um, bevor er sich leicht vorbeugte und unbemerkt eine kleine Phiole darin leerte. Kaum war Dreuven fertig ergriff er den Kelch. Ich riss die Augen auf und stand auf. „Verzeiht.", lächelte ich und ging zu Dreuven, der den Kelch an seine Lippen setzte. „Graf Dreuven!", sprach ich ihn an und er stockte. „Ihr habt mich eingeladen, so möchte ich Euch zum Dank etwas von meinen Bräuchen zeigen.", lächelte ich. Er runzelte die Stirn, bemerkte aber recht schnell, dass ich etwas vor hatte. „Natürlich! Ich erhoffte dies bereits die letzten Tage.", lächelte er. Ich griff seinen Kelch und ein Messer, bevor ich dagegen schlug. Der helle Klang ließ die Gäste verstummen und alle sahen mich an. „Guten Abend, liebe Gäste meines guten Freundes Graf Richard Dreuven.", lächelte ich. „Ich stamme von weit her und dort wo ich herkomme haben wir einen alten Brauch!", verkündete ich. Unbemerkt schnupperte ich an dem Kelch. Mmh... Wein mit... Das müsste Saft vom Seidelbast sein. Interessant. Giftig, in dieser Menge tödlich, für einen Menschen. Für einen Dämon... in dieser Menge würde ich es wohl kaum spüren. „Zuhause, wo ich herkomme, da trinkt der Gastgeber zuletzt. Ein Kelch wird gefüllt und zuerst trinken die Ehrengäste. Erst ich...", ich trank einen Schluck und leckte mir noch den Wein von den Lippen damit Ferro sah, dass ich getrunken hatte. „Dann der nächste Ehrengast. Zuletzt der Graf.", lächelte ich und reichte Ferro den Kelch. „Hinrich Ferro, oder irre ich mich?", lächelte ich. Er starrte mich an, bevor er zittrig den Kelch griff. „J... Ja... Hinrich Ferro." „Ein Gesannter der Kirche?" „Ja... der Kirche..." „So trinkt nur einen tiefen Schluck. Je höher der Rang, desto tiefer muss der Schluck sein.", lächelte ich. Er nickte und setzte den Kelch langsam an die Lippen. Ihn würde schon eine kleine Menge töten. Ich spürte schon ein leichtes Ziehen im Magen. Nicht schlimm und nicht der Rede wert. Ebenso wäre es in zehn Minuten vorbei doch ihn... ihn würde ein kleiner Schluck schon ziemlich sicher töten. „Trinkt doch!", lächelte ich. „Was soll ich die Bräuche einer anderen Kultur annehmen?", wollte er wissen. „Von Annehmen war keine Rede! Es ist ein Zeichen der Höflichkeit. Und wieso solltet Ihr nicht trinken?", lächelte ich. „Ich... ich trinke nicht!" „Ach? Nicht? Und was war hier drin? Riecht nach Wein.", lächelte ich und nahm seinen Kelch um daran zu schnuppern. Er schluckte. „Ähm... gut...", er trank doch sah ich, dass er nicht schluckte. Dann reichte er mit einem Nicken den Kelch an Richard Dreuven weiter. Er sah mich verwirrt an, bevor er den Kelch an seine Lippen setzte. Ich tippte ihn unauffällig an, um ihn anzuhalten. „Sagt doch etwas! Schmeckt Euch der Wein nicht?", grinste ich und Ferro sah mich panisch an. „Sagt doch etwas!", forderte ich erneut. Er sah sich panisch um, bevor er den Wein ausspuckte und los rannte. „Oh nein.", grinste ich und rannte ihm sofort nach. Mit wenigen Schritten hatte ich ihn eingeholt und ihn zu Boden gebracht. „DRECKIGE HURE! Lass mich los! Ich bin ein Mann Gottes!", brüllte er. „Graf Dreuven, bringt Ihr den Kelch, den er Euch trinken lassen wollte?", lächelte ich und er reichte ihn mir. „Schön den Mund auf!", forderte ich und riss seinen Kiefer herunter, bevor ich ihm den Wein einflößte. Er hustete und ich hielt ihm den Mund zu. Dann die Nase. Er zappelte wie wild doch hatte keine Wahl. Er schluckte. „Brav.", grinste ich. „Nein...!", er wand sich um und wollte sich den Finger in den Hals stecken um das Gift zu erbrechen doch packte ich seine Handgelenke. „Einen Knebel! Soll er den Wein kosten, der für mich bestimmt war! Männer! Packt Ferros Leute! Dämon, kommst du zurecht?", wollte er wissen und Ferro riss die Augen auf, als ich meine Kapuze zurücknahm und er meine Ohren sah. „Vollkommen.", grinste ich und hielt ihm weiter das Maul zu.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt