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POV Niala

Der Geruch von wilden Rosen umfing mich bereits als ich in den Hauptraum ging. „Ora hat dich also neben den Kamin gekettet. Nun, sie hat ein Herz und wenn sie mich nicht hätte, wäre sie daran wohl gestorben.", bemerkte ich und trat näher. Die Menschenfrau starrte mich an. „B... Bitte... ich... ich will wieder heim zu meinem Bruder...", wimmerte sie. „Ich würde mich auch gerne ins Gras legen und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Aber so geht das Leben nicht. Mag sein, dass dein Leben nur daraus besteht vor dem Kamin zu sticken. Aber so funktioniert die Welt nicht. Du hast nun zwei Möglichkeiten. Du sprichst freiwillig oder du sprichst unfreiwillig. So oder so wirst du sprechen.", erklärte ich ihr ruhig. „W... Wie soll ich denn unfreiwillig sprechen?" „Gerade du solltest das wissen. Ich hörte ihr Menschen seid Meister der Folter. Meine Schwester erzählte mir davon. Auspeitschen ist eine Methode, die auch wir anwenden. Doch ist es mir zu harmlos. Ihr habt doch so etwas interessantes wie die weiße Folter entwickelt. Ich hätte sogar einen Raum der ganz still ist. Aber ist das die Gruft meiner Ahnen. Ein Mensch würde nur den Boden besudeln. Ich könnte dich etwas unter Wasser tauchen. Das wäre einfach. Oder...", ich griff den Schürhaken und legte ihn ins Feuer. „Du zwingst mich deine schöne Haut zu versenken.", bemerkte ich und beobachtete, wie das Metall zu glühen begann. „Also sprich. Was weißt du alles?" „Ich weiß viel! Aber ich bin mir nicht sicher ob es das ist, was du hören willst... Bitte... bring mich zu meinem Bruder! Es ist ein Missverständnis." „Denke ich nicht. Und selbst wenn...", ich zog denn rot glühenden Schürhaken aus dem Feuer. „Könnte es ein schmerzhaftes Missverständnis sein.", bemerkte ich und brachte das Eisen gerade so nah an ihr Gesicht, dass sie die Hitze spüren konnte. Noch berührte ich sie nicht. „Wieso schickte dich dein Bruder?" „Ich weiß es nicht! Nur um dir die Nachricht zu überbringen!", erklärte sie. „Ich meine den Grund. Wieso schickte er seine Schwester statt eines Boten?" „Ich weiß es ehrlich nicht!" „Wieso zwingst du mich dazu?", wollte ich wissen und näherte mich weiter ihrem Gesicht. „NEIN! NEIN! Ich habe einer Ehe mit Hagen nicht zugestimmt und Franziskus von der Wildwiese abgelehnt!", schrie sie panisch. Ich war selber froh, als ich den Schürhaken damit weglegen konnte. Ich wollte ihr nicht weh tun. Eigentlich schien sie ganz in Ordnung zu sein, für einen Menschen. Und ihr schönes Gesicht zu beschädigen schien eine Todsünde zu sein. „Na es geht doch. Hagen und Franziskus von der Wildwiese. Sind sie wichtig? Oder eher dieser Franziskus... sein Name kommt mir bekannt vor... ist er wichtig oder hat er nur einen unglaublich furchtbaren Namen?" „Also sein Name ist zumindest in Ordnung.", bemerkte sie. „Sein Name? Franziskus von der Wildwiese... klingt wie aus einer Ballade und der Autor war betrunken! Gibt es nicht irgendeinen Sänger bei euch? Irgendeiner von der Vogelweide. Als hätte der Balladensänger im Vollrausch sich seinem Namen entsonnen! So klingt sein Name. Es erinnert mich an einen blassen, blonden Jungen, der weder Mann noch Frau jemals begehren könnte!" „So klingt sein Name falsch... zumindest passt er nicht. Er ist ein Offizier meines Bruders. Er hat viel Einfluss und ist ein starker Mann... meinem Bruder sehr ähnlich... Weniger optisch als charakterlich.", gestand sie mir. Sollte ich weiter fragen? Würden mich die Informationen bezüglich des Mannes weiter bringen? Nun... er war ein Offizier... „Was tut denn dein werter Verlobter als Offizier?", wollte ich wissen. „Er ist nicht mein Ver..." „Was er tut, darauf bezieh ich mich!", betonte ich. „Er... Franziskus, er ist ein Offizier... Ich weiß es leider nicht... Richard hält mich meistens raus...", hauchte sie. Ich seufzte. „Dir ist bewusst, dass ich dir furchtbar weh tue, wenn du mich belügst.", bemerkte ich. Sie wand den Blick ab. Eine Weile starrte sie nachdenklich auf den Boden bis sie mich ansah. „Dann tu es doch. Los. Tu mir ruhig weh. Folter mich ruhig. Bring mich um. Oder zerschneide mich bei lebendigem Leibe und wirf mich über den Fluss. Nichts, aber auch gar nichts kannst du mir tun, was mir nicht schon getan wurde!", erklärte sie und ich starrte sie an, als ihr plötzliches Selbstvertrauen aufkam. „W... Was?" „Mein Aussehen kannst du beschädigen. Wohl wahr. Tue es ruhig. Ein hässliches Gesicht schützt mich vielleicht vor der letzten Gräueltat. So tu es, Dämon...", hauchte sie. Ich stockte. In einer wenig durchdachten Reaktion stand ich auf und zerrte ihre Fesseln mit mir. „Komm sofort mit.", knurrte ich und zog sie mit mir. Einem Menschen Angst machen... das bekam ich doch noch hin!

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt