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POV Ora

Wo blieb sie? Sie war schon eine Weile fort... Vorsichtig, auf der Suche nach Niala, schlich ich in Richtung des Flusses. Es war bereits Mitternacht. Wie befürchtet fand ich nicht eine Leiche vor. Doch zu meinem Glück auch nicht die meiner Schwester. Ein Poltern hallte über den Fluss und ich duckte mich im Gebüsch. „Und wir müssen diesen Mist hier rüber schleifen.", brummte einer der fünf Soldaten, die einen Karren mit sich zogen. „Warum durften wir nicht einmal einen scheiß Ochsen mitnehmen? Wir sind Soldaten! Keine Zugpferde..." „Weißt doch noch was letzte mal passiert ist! Wir nehmen einen Ochsen für den Karren mit... und diese dreckigen Dämonen braten ihn!", bemerkte ein anderer. „Mich ärgert es nur, dass wir das Feuer nicht sehen..." „Ja... Ratten schreien wie am Spieß, wenn man sie anzündet. Aber dieser Wolf... die sah so aus als würde sie erst ganz am Schluss schreien, wenn sie es echt nicht mehr aushält." „Ja... die meisten pissen sich ja direkt ein. Aber sie... sie würde wohl nicht mal schreien, wenn ihr die Haut von den Knochen schmilzt!" „Und ich sehe das nicht einmal...", murrte ein anderer bevor sie den Karren über das Gras am Flussrand trieben in Richtung Flussaufwärts. Niala war gefangen genommen worden! Sie sollte verbrannt werden... Ich sah auf zum Himmel. Sie könnte sich als Dämon sofort befreien doch im Moment war sie geschwächt. Und es war noch Mitternacht. Sechs oder sieben Stunden müsste sie noch durchhalten... Aber wie sollte ich ihr helfen? Ich war bereits einmal in Gefangenschaft der Jäger... ich konnte ihr nicht helfen! Nicht allein... Die Füchse! Sie waren uns verbündet aber... die waren weit, weit hinter den Bergen. Und ich würde es in der Zeit nicht schaffen... Ich könnte zu den Katzen... aber... würden sie mir helfen? Bella war Niala ja bei der Hochzeit näher gekommen! Vielleicht konnte ich sie überreden! Vielleicht wenn ich sie mit den Schätzen der Jäger lockte, die sie ja möglicherweise hatten... Aber dafür musste ich laufen. Jetzt!

Eine Stunde später hatte ich es auf den Grund der Katzen geschafft. Vorsichtig schlich ich durch das Dickicht. Ich musste es irgendwie zu Bella schaffen! Nur war ich nie auf ihrem Grund gewesen und fand mich hier kaum zurecht. „Ei, ei, ei was seh ich da? Ein Menschlein. Aber kein Jäger. Was machst du denn hier, Kleine?", ein junger Mann sprang von einem Baum und trat zu mir. „Ich... ich bin kein Mensch! Ich suche Bella." „Bella? Was soll Bella von einer wie dir wollen?", grinste er. Ich streckte mich, versuchte zu wirken wie meine Schwester. „Ich bin Ora. Tochter des Wotan." „Tochter des Wotan? DU willst ein Wolf sein?" „Ja. Meine Schwester mag dir wohl bekannt sein. Niala." „DU? DU bist Nialas Schwester? Ähm... ich weiß nicht ob Bella mit einer von euch sprechen will.", er schien sichtlich verwirrt zu sein. „Bella bot mir einst an, sie würde mir jederzeit helfen! Ich bin hier um diesen Gefallen einzufordern!" „Ähm... was willst du den von ihr?" „Das geht nur mich und Bella etwas an. Und meine Schwester, denn in ihrem Auftrag komme ich hier her. Sie meinte, irgendetwas haben sie bei der Hochzeit besprochen und ich soll ihr eine Nachricht überbringen." „Ähm... das hat sie mit Bella besprochen?" „Ja. Sie stand ihr doch gegenüber! Vor einigen Tagen, bei der Hochzeit eines gewissen Elder." „Ähm... ja, Bella war da aber... naja gut. Komm mit.", meinte er und ging voraus. Ich folgte ihm und versuchte meine Nervosität zu überspielen.

Es war stockdunkel im Lager. Nur hier und da brannten Fackeln und ich sah mich aufgeregt um. „Bella ist glaube ich im Bett und schläft um die Zeit... aber ich kann fragen, ob sie Zeit hat oder ich kann Ajax fragen.", bemerkte er. „Frag direkt Bella. Ich habe keine Zeit für solche Späße!", erklärte ich und imitierte meine Schwester. „Ähm... naja gut ich..." „In welcher Höhle?" „In der Großen da aber..." „Danke. Gönn dir doch für deine Arbeit ein Glas Wein.", bemerkte ich und ging an dem verdutzten Mann vorbei. Wie um alles in der Welt hatte das funktionieren können? Tat Niala das auch so die ganze Zeit?

„Bella?", rief ich als ich in die Höhle eintrat. „Bella!" „Was ist denn?", hörte ich und sah auf, als Bella in einem dünnen Hemd zu mir trat. Ihr Haar sah wirr aus. Sie war wohl gerade aus dem Bett gekommen. Ich starrte die Dämonin an, die ich so lange nicht gesehen hatte. Ihr Blick war verwirrt doch lag dies wohl an der Zeit. Doch allgemein zierten ihr Gesicht tiefe Augenringe. Ihr Gesicht schien schmaler geworden zu sein... ich hatte sie zwar schlank in Erinnerung doch sie schien wirklich abgemagert zu sein. „Ora?", sie sah mich sichtlich verwirrt an. „Was um Himmels Willen tust du hier?", wollte sie wissen. „Bella! Ich bin so froh dich zu sehen!", erklärte ich. Sie rieb sich müde die Augen und lehnte sich an den Tisch in der Mitte des Raumes. „Hör zu, Niala ist in die Gefangenschaft der Dämonenjäger gekommen und..." „Was?" „Bella du weißt doch... es ist Neumond.", erklärte ich. Bella sah mich kurz verwirrt an bevor sie die Augen aufriss. „Oh... wie? Wie gefangen?" „Die Dämonenjäger haben sie in ihre Festung gezerrt und werden sie jeden Moment verbrennen wenn du mir nicht hilfst und sie da raus holst!" „Das wird sie nicht!", wir sahen auf. „Ajax, bist du so spät auch noch wach?" „Man muss doch von diesem Köter-Gestank aufwachen! Bella wird nicht ihr Leben oder das Leben eines unserer Leute aufs Spiel setzen für deine dreckige Schwester!", knurrte der Mann. „Bella... bitte! Es ist Niala! Ich weiß, ihr hattet eure Differenzen aber... verdammt ihr wart doch eine Zeit lang verlobt! Ihr kennt euch schon so lange! Sie kann dir doch nicht so egal sein!", appellierte ich an die Katze, die mich verwirrt ansah. „Nun..." „Sie ist ihr noch viel egaler! Nicht wahr, Bella?", Ajax sah sie erwartend an. Sie seufzte. „Egal ist sie mir nicht. Gerne würde ich persönlich über den Fluss.", sie stand auf und schritt auf mich zu. „Um selbst zu sehen wie deine verdammte Schwester in Flammen aufgeht! Soll sie doch brennen!" „Genau. Gut gesagt, Bella. Aber sag, wie schafft es Niala eine Gefangene der Menschen zu werden? Sie prahlte doch immer damit, dass sie die Kraft eures Vaters geerbt habe.", bemerkte er. „Ähm..." „Ach, so wie ich Niala kenne tut sie uns nicht den Gefallen und stirbt. Sie wird ein Massaker anrichten, ein riesiges Chaos veranstalten und wieder abhauen um sich in ihrer Höhle zu betrinken. Wie immer. Weil Niala das immer tut. Schon seit Jahren. Also geh, Ora! Und richte deiner Schwester aus, wenn sie blutverschmiert heimkehrt, dass sie doch zur Hölle fahren soll, wie die Menschen so schön sagen.", knurrte sie und drehte sich um. „Bitte, Bella! Ich weiß, ihr habt euch mal vertragen!" „Vertragen.... Wohl eher ertragen. Geh! Und wage es nicht mehr zurückzukehren!", erklärte Bella und ging zurück zu ihrem Schlafzimmer. „Ja. Bella, wir reden dann noch und du, Halbling, sieh zu dass du weg kommst!", erklärte dieser Ajax. „Bitte! Niala wird..." „Niala ist doch stark. Sie tut uns nicht den Gefallen und stirbt.", bemerkte Bella und verließ uns endgültig. „Geh, Halbling!", scheuchte mich Ajax fort. „Nein! Ich..." „Männer!", brüllte er und zwei junge Männer kamen zu mir. „Schleift sie über die Grenze und seht zu, dass sie drüben bleib. Aber tut ihr besser nichts. Ein wütender Wolf ist das letzte, was wir brauchen können.", brummte er und die beiden Männer packten mich. „Mitkommen, Halbling.", brummten sie und zerrten mich davon. Ich wehrte mich doch waren sie stärker. Verflucht! Sie zerrten mich aus der Höhle und ich sah zum Himmel. Ich hatte sicher zu lange gebraucht! Ich könnte nun zu den Menschen laufen... doch würde ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Ich käme erst nach Sonnenaufgang an... und dann würden mich die Menschen noch packen. Ich musste hoffen. Hoffen, dass Niala sicher heimkommen würde.

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt