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POV Niala

„Ist das sonst echt zu leicht für dich?", wollte Ora wissen und keuchend zog ich mich erneut hoch. „Ja...", presste ich hervor und ließ mich wieder runter. „Warum stellen wir keine Stange im Lager auf?" „Bin... noch nicht... dazugekommen.", erneut zog ich mich hoch. „Es stehen auch Bäume näher am Lager. Aber nein, da passen dir ja die Äste nicht.", bemerkte sie. „Ruhe oder... ich lass los.", keuchte ich und zog mich wieder hoch. Klimmzüge waren einfach an diesem Ast perfekt. Glatte Rinde, dicker Ast und fast perfekt parallel zum Boden. Mit einem Sprung hatte ich es hoch geschafft aber es war mir fast zu leicht allein. So durfte sich Ora um meine Beine klammern. So hielt sie sich mit Händen und Füßen an meinen Beinen fest während ich sie immer wieder hochzog. Beinahe als wollte sie meine Mühen verhöhnen pfiff sie eine Melodie. „Das ist... doch nicht dein... Ernst...", keuchte ich unter Anstrengung während mir der Schweiß runter rann. „Das Rattenschwert, wirst du es einschmelzen oder es behalten?" „Ein... schmelzen... oder... den Schmied... finden." „Komm mach weiter! Du hast bald die 50!", feuerte mich Ora an während sich mein Kopf so anfühlte, als würde mir gleich eine Schläfe herausspringen. „Komm noch einer! JA!", grinste Ora und ließ los. „Und noch 50 ohne dich.", lächelte ich und ohne ihr Gewicht ging es deutlich leichter. „Du hast wieder an Muskeln zugelegt. Die am Bauch sieht man besser und an deinen Armen." „Ich weiß, die waren schon ganz weich.", lächelte ich stolz. Mein Körper war zum Kampf erkoren! „Ach und Laila kann ihre Augen nicht mehr von dir lassen.", grinste sie. „Ach?" „Ja! Immer wieder starrt sie dich an! Gestern, da hattest du doch das Unterhemd an und du hast Holz gehackt. Sie saß vor ihrer Hütte und hat dich angeschmachtet! Sogar auf die Unterlippe hat sich sich gebissen.", lächelte sie. Ich grinste breit. Ja, die Füchsin beobachtete mich auch immer, wenn ich im Hof trainierte. Mit der Füchsin war das Leben angenehm. Sie gab Ruhe, gehorchte mir, war dankbar für die Obhut die ich ihr gab. Und teilte dann und wann das Bett mit mir. Ein angenehmes Leben führte ich. Doch saß ich auf einem flachen Platz. Ich stand vor einem Felsen den ich mit aller Kraft erklimmen wollte doch fand und fand ich keinen Platz um mich daran hochzuziehen. Fand keinen Ort an dem ich Fuß fassen konnte. Doch suchte ich! Und sobald ich den ersten Stein fand an dem ich mich halten konnte würde ich hinauf und Rakura hinunter stoßen! „Noch 20!", grinste Ora. „Ja.", lächelte ich bis ich einen animalischen Geruch wahrnahm. Sofort ließ ich los und wand mich in Richtung des Geruchs. „Niala, was ist los?", wollte Ora wissen. „Geh! Lauf sofort so schnell du kannst ins Lager! Gib den Füchsen bescheid und schließt euch in unserer Höhle ein. Drück beiden Waffen in die Hand. Dolche, Äxte. Aber bei allen Göttern dieser Erde, verrammelt die Tür!", befahl ich und starrte in die Richtung, aus der der Geruch kam. „Niala was ist..." „LAUF!", rief ich und sie nickte, bevor sie losrannte. Ich packte das Schwert der Ratte, das ich mitgenommen hatte und hörte kurz darauf schwere Schritte. Ein Wildschwein. Und die Schritte hörten sich schwer an.

Mit einem lauten Knacken sauste eine gigantische Axt durch das Geäst. Ich wich erschrocken zurück. Allein der Axtkopf war größer als mein Unterschenkel! Ein Mann trat vor mich. Verdammt... er war sicher über zwei Meter groß. Und neben ihm sah Ginnar aus wie ein kleines Baby... Dieser Mann... eher eine Bestie! Kalte dunkelbraune Augen starrten mich an. Sein dunkelbraunes Haar trug er kurz. „Niala, Tochter des Wotan? Genannt schwarzer Wolf?", seine Stimme war tief und bedrohlich. Doch war ich von Natur aus kampflustig und meine Angst keimte kaum eine Sekunde auf als sich auch schon ein Gedanke in meinen Kopf drängte: Was machte dieser Hurensohn auf meinem Land? „Wer bist du?", knurrte ich und hielt das Schwert hoch. „Bist du Niala? Tochter des Wotan? Genannt schwarzer Wolf?" „Ja! Ich...", ich stockte... es erfüllte mich mit Stolz mich vorzustellen als Tochter des Wotan. Er nahm mir diesen Teil vorweg! Aber ein paar Dinge konnte ich hinter meinem Namen noch nennen! „Du bist die einzige Überlebende der schwarzen Nacht?", nahm er mir nun auch noch die letzte Möglichkeit. „Ja. Das bin ich.", mehr konnte ich nicht sagen. Er zwang mich dazu nur seine Fragen zu beantworten. „Und wer bist nun du?", wollte ich wissen. „Weißt du, wen du umgebracht hast?", wollte er wissen. Ich hob das Kinn. „Ja. Ginnar. Bist du mit ihm verwandt?", wollte ich wissen. „Ich kenne diesen Mann nicht. Mein König schickt mich.", erklärte er. „Dämonen haben keine Kö...", ich stockte und alles in mir spannte sich an. In meinen Augen brannte der blanke Zorn. „Du bist einer von Rakuras Hurensöhnen." „Ich kann mich nicht brüsten der Sohn unseres glorreichen Herrschers zu sein. Die Mutter sei egal, doch wäre ich aus dem Samen unseres Messias entstanden, so wäre meine Brust geschwellt in ewigem Stolz.", erklärte er. Was war denn mit dem los? Hatte ihn was gestochen? „Nun erkenne ich seinen Geruch an dir. Du stinkst nach ihm als würdest du sein Bett teilen!" „Auch wenn ich das weibliche Geschlecht dem eigenen deutlich vorziehe, so würde ich auf Wunsch meines Herrn ihm auch in dieser Hinsicht zu Willen sei..." „Hör auf, mir wird schlecht!", ich spuckte aus und starrte ihn an. „Die dreckige Schlange ist ein Hurensohn! Ein Bastard! Ein widerwärtig Wichser der in den heißesten Schmiedefeuern sterben soll bevor ihn die Schweine fressen!" „Nimm es zurück, Wolf!" „Niemals! Und du trägst seinen ekelhaften Gestank an ihm!", knurrte ich und tat einen Satz nach vorne um ihm das Schwert direkt ins Herz zu rammen. „FÜR DEN KÖNIG!", brüllte er und schwang diese riesige Axt in einer mir schier unbegreiflichen Geschwindigkeit. Gerade noch so konnte ich den Schlag mit dem Schwert abwehren damit die Axt mir nicht in die Schulter fuhr. Ein harter Schmerz durchzuckte mein Handgelenk als die Axt mit voller Härte zuschlug und ein Klirren war zu hören, als mir das Schwert aus der Hand fiel. Noch nie hatte man mir das Schwert aus der Hand schlage können! Ich starrte ihn an bis ich etwas auf mich zu rauschen sah und aufschrie, als mein Bein durch einen brutalen Schmerz durchzogen wurde. Ich knickte ein. Mit einer Hand hatte er die riesige Axt geführt und mich mir mit einem lockeren Schwung gerade das Bein gebrochen. Erschrocken starrte ich auf mein völlig verdrehtes Bein. Er hatte mich doch nur mit dem Stiel erwischt! „Niemand redet so über unseren Herrn.", knurrte er und hob seinen Fuß, bevor er mir mit Kraft auf das andere Bein stieg und brach. Ich schrie unter Schmerz und versuchte mich von ihm fort zu ziehen. Mit einer Hand packte er mich am Kragen und hob mich hoch. Ich starrte ihn an. „Niemand.", er packte meinen linken Arm und verdrehte ihn bis auch er brach. „Auch du nicht.", und den rechten. Ich keuchte unter den Schmerzen. „Weißt du, wen du umgebracht hast?" „Verdammt wen habe ich denn umgebracht?", brüllte ich. „Einen Rattenmann mit Narbe im Gesicht." „JA! Ja, verdammt vor ein paar Tagen... war er wichtig?", wollte ich wissen. Verdammt... ich könnte meine Knochen nicht richten! Sie würden schief zusammen wachsen! Verdammt man müsste sie mir neu brechen! Das tat so verflucht weh! „Heul nicht. Wieso hast du ihn umgebracht?", wollte er wissen. Heulen? Tatsächlich... vom Schmerz löste sich eine Träne aus meinem Auge. „Er war auf meinem Grund. Er hat... er hat über die schwarze Nacht gesprochen... verdammt..." „Hast du ihn gejagt?" „Nein... gefunden... durch Zufalle...", ich presste die Zähne zusammen. „Gut.", er warf mich und mir wurde kurz schwarz vor Augen, als ich gegen einen Baum knallte und ich ihn anstarrte. „Tö... Tötest du mich jetzt?", keuchte ich. „Nein.", bemerkte er und ich starrte ihn verwirrt an. „So lautete nicht mein Befehl. Ich gehe nun.", erklärte er. „Hey! Du kommst hier her, brichst mir alles! Und dann... dann haust du einfach ab?", wollte ich wissen doch er steckte nur ruhig seine Axt ein und ging. Das war doch nicht sein Ernst! Meine Knochen wuchsen gerade schief zusammen und so konnte ich nicht gehen! Verdammter Bastard! Er hatte mir binnen Sekunden Schmerzen zugefügt, die denen der schwarzen Nacht gleich kamen... vielleicht sogar übertrafen!

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt