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Der Tag war angebrochen. Mein gutes Wams reichte dafür zwar doch ließ ich es hier. Ich konnte nicht in dem Aufzug dort erscheinen, in welchem ich eine andere Frau hätte ehelichen sollen! Nein! Das war Venia gegenüber falsch! Laila würde gemeinsam mit Ora über alles entscheiden in meiner Abwesenheit. Dabei hatte ich betont, das Ora ungefähr einhundertmal mehr befähigt war als Laila und sie ihr nur unter die Arme greifen sollte. Nicht mehr! So zog ich am frühen Morgen los zu Dreuvens Burg.

Als Wolf zu laufen beschleunigte einiges. Ich hatte nicht viel dabei. Alles in einer kleinen Gürteltasche. Ein Hemd, eine Hose. Nicht mehr. Kaum sah ich das Tor der Burg stellte ich mich in menschlicher Gestalt hin. „Tor auf!", brüllte ich. „Wer da?" „Tor auf, oder ich reiß euch von den Zinnen runter!", brüllte ich. Sofort ging das Tor auf und ich trat ein. „Wolf!", begrüßte mich der Graf höchst persönlich, der bereits in der Burg stand. „Komm, komm! Mein Rivale ist noch nicht hier. Doch bald wird er da sein. Bis dahin möchte ich dir dein Zimmer zeigen.", lächelte er. Ich runzelte die Stirn. Wieso grinste er so dümmlich? „Hier.", lächelte er und beugte seinen Arm leicht. „Nein danke.", brummte ich. Arm in Arm mit den Anführer der Dämonenjäger gehen... sonst noch etwas? Er seufzte. „Wolf, sagt, wie ist das Leben dort drüben in der Welt der Dämonen? Sicher grausam für eine zarte Blume wie Euch.", lächelte er. Mir lief es bei seinen Worten eiskalt den Rücken runter. Wie er mit mir sprach... Wäre sein Grinsen nicht dabei wäre ich lauthals in Gelächter ausgebrochen. „Dreuven, was habt Ihr vor dass Ihr so mit mir redet?", brummte ich. „Nun... ich dachte nur, wir sind verbündet und so sollte ich Euch weniger als Bestie sehen. Stattdessen sehe ich Euch nun als schöne Frau und..." „Ich will es für Euch so sagen, Dreuven...", brummte ich. „Seht mich wie einen Mann an. In Ordnung?" „Doch seid Ihr doch keiner. Ihr seid eine schöne Frau und..." „Bei allen Göttern dieser Erde! Welche Versprechungen macht Ihr euch mir zu schmeicheln?", wollte ich wissen. Dreuven lächelte und ergriff meine Hand. „Nun, so sage ich es Euch! Lange lag ich wach und... ich suchte nach einem Weg die Verbindung zwischen Menschen und Dämonen zu stärken! Und wir könnten diese Verbindung darstellen! Und..." „Wollt Ihr mir hier einen Antrag machen?", wollte ich skeptisch wissen. „Nun... wenn Ihr es wünscht knie ich vor Euch ni..." „Lasst das! Bei allen Göttern dieser Erde! Lasst es! Seht mich an wie einen Mann!" „Doch..." „Tut es einfach. Und kommt nie wieder auch nur auf die Idee ich würde Euch so ansehen! Ich bitte Euch! Zeigt mir einfach mein Zimmer und klärt mich auf! Ihr müsst ja sehr verzweifelt sein um gar mit einem Dämonen eine Ehe zu ersuchen!", erklärte ich. Er seufzte. „Sehr... es handelt sich bei diesem Mann um Hinrich Ferro. Ein Gesandter der Kirche. Er soll mich ablösen und alle Kommunikation zwischen Menschen und Dämonen beenden, die nicht mit der Klinge zu handhaben sind. Da ich einer der wenigen Verfechter der Theorie bin, dass ihr Dämonen uns im Falle eines Krieges auslöschen würdet, soll mich Ferro nun töten. Laut einem meiner Spione kam der Befehl dafür klar und deutlich. Und da ich mein baldiges Ableben doch verhindern will habe ich dich rufen lassen." „Mmh... verstehe. Wie lange wird das dauern? Ich bin schließlich fort von meinem Clan und ich fürchte, meine Vertretung baut jetzt schon hinter meinem Rücken alles um.", bemerkte ich. „Höchstens drei Tage! Siehst du den Turm dort? Dorthin gehen wir. Du wirst dort nächtigen. Ich habe natürlich dafür gesorgt, dass du hauptsächlich mit Venia in Kontakt trittst. Sie bezieht das Zimmer neben dir. Du wirst ihr doch nichts anhaben... oder?" „Nein." „Wolf, ich weiß du sagtest nein aber... sprich sie bitte frei! Ich muss sie verheiraten um..." „Nein." „Wolf ich..." „Nein. Dreuven, Ihr versteht es nicht. Wir Dämonen wählen praktisch nie einen Boten zwischen den Welten. Nun wo sie auserwählt ist gibt es kein Zurück.", erklärte ich. Er seufzte. „Bitte. Meine arme Schwester sie..." „Hat sie sich etwa beschwert? Dabei gebe ich mir solche Mühe mich von meiner besten Seite zu zeigen." „Nein... beschwert hat sich Venia nicht aber... ich sorge mich eben sehr! Ich überlasse meine Schwester einem Dämon!", erklärte er. „Ja... aber ich garantiere für die Sicherheit deiner Schwester. So sei unbesorgt.", versicherte ich ihm. Er nickte. „Habe ich denn eine Wahl?", brummte er. Ich grinste breit. „Nein."

Er hatte mir das Zimmer gezeigt. Dass es so nah an Venias lag war zwar einerseits eine willkommene Überraschung, andererseits eine gefährliche Verlockung für mich. Die Festigkeiten würden am Abend beginnen. Ein Klopfen riss mich auf. „Herein.", rief ich. Eine junge Frau trat herein. Den Kopf gesenkt und den Blick auf den Boden gerichtet. Ich sah sie an. „Wer bist du?", wollte ich wissen. Sie zitterte am ganzen Leib. „Ich... ich bin eine... eine Zofe und... und soll Euch beim ankleiden helfen." „Ich bin bald 21 Jahre alt. Ich bin sehr wohl mächtig mich selbst anzuziehen.", bemerkte ich. „Nun... das Kleid ist recht kompliziert und..." „Ich habe nicht vor ein Kleid zu tragen. Bring mir einfach ein gutes Wams. Meines wollte ich nicht in diese dreckige Gegend bringen.", erklärte ich ihr. „A... Aber der Graf sagte, dass..." „Dann soll der Graf das Kleid auch tragen. Bring mir ein Wams!" „Ein... ein Wams?" „Ja. Sieh mich an. Wirst schon eines finden, dass mir passt. Aber ich bitte dich, ein dezentes. Naturfarben. Irgendetwas, das einem Wolfsdämon würdig ist.", bemerkte ich. „Und irgendeine passende Kopfbedeckung. Ansonsten trage ich einfach eine Gugel.", bemerkte ich. Sie nickte und ging. Ein Kleid... nein, danke. Sowas war gar nicht meins.

Sie hatte mir ein Wams aus dunklem Stoff mit einer Kapuze gebracht. „Ich danke dir.", bedankte ich mich und sie stellte sich in eine Ecke. „Ähm... ich würde mich gerne umziehen und..." „Sollte ich Euch helfen müssen, so bin ich hier.", erklärte sie. Ich seufzte. Die Menschen waren so komisch... So zog ich mich aus. Das Mädchen starrte starr zu Boden doch spürte ich ihre panischen Blick auf meinem nackten Rücken als sie die Narben sah. Ich zog mich an und sie trat neben mich. „Darf ich Euch mit Eurem Haar helfen?" „Was genau stimmt damit nicht?" „Nichts! Es... ähm... ich könnte versuchen mit Eurem Haar Eure tierischen Ohren zu verbergen.", erklärte sie. Ich seufzte. „Dann tu das.", brummte ich. Was man nicht alles für seine Verbündeten tat...

Musik spielte lautstark als ich hinunter trat. Menschen lachten und redeten. Gerade als ich eintrat hörte ich hastige Schritte hinter mir. Ich fuhr herum und Venia sprang mir in die Arme. „Niala...", hauchte sie. Ich lächelte sanft. „Venia, wie geht es dir?", lächelte ich. „Jetzt blendend und dir?", wollte sie wissen. „Nun... etwas ungewohnt in diesen Kleidern aber... mit dir geht es mir gut.", lächelte ich. „Ach ja!", sie trat zwei Schritte von mir und sah mich an. Du siehst großartig aus!", lächelte sie. „Danke... du auch. Lass dich ansehen.", ich sah meine Liebste an. Ein wunderschönes Kleid aus zarten Stoffen aus hellem blau. Sanft trat ich um sie herum. „Du bist so wunderschön. Venia.", hauchte ich ihr ins Ohr. Sie lächelte und sah sich um. „Komm. Gehen wir hinein aber innen..." „Ich weiß. Ich weiß. Ihr Menschen seid so komisch.", ich seufzte und öffnete die Tür, bevor ich eintrat.

Die Halle war voll. Einige bereits betrunken. Also doch uns Dämonen recht ähnlich. Venia führte mich an den Fremden vorbei zu einem Platz weiter vorne. „Du sitzt neben mir.", lächelte sie und setzte sich. Ich mich brav neben sie. „Damit du mich in Schach hältst?" „Genau.", grinste sie. „Guten Abend, die Damen.", Franziskus trat auf uns zu und verbeugte sich tief. „Darf ich?" „Natürlich.", lächelte Venia und er setzte sich uns gegenüber. 

Das süße Gift: Der einsame WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt