7. Masterplan

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Es gab einen Bereich am Rande von Meteor City, der nicht von der verderbenden Müllhalde befallen war.
Wobei es hier genauso staubig, vielleicht noch staubiger und vor allem ekliger war.
Der östlichste Punkt, östlicher als man es sich je vorstellen konnte, der östlichste Rand der Stadt. Er beherbergte diesen Ort, an dem Menschlichkeit anscheinend noch nie zur Sprache gekommen war.
Das Shino-Arbeitslager.
Man sollte es kein ganz gewöhnliches Arbeitslager nennen, wo Steine geschleppt oder irgendetwas gebaut wurde.
Obwohl, gebaut wurde hier schon etwas, oder eher hergestellt. Waffen. Maschinengewehre, Sturmgewehre, was halt so üblich war.
Für niemanden sonst als die Mafia, die Waffen wurden hier im Shino-Arbeitslager unter den schlimmsten Arbeitsbedingungen zusammengebaut und durch die Müllhalde in die Außenwelt geschmuggelt.
Die Mafia ist dann damit durch die Weltgeschichte gegangen und hat nach eigenem Ermessen ihre Feinde erledigt, unwichtig, ob Waffen und Jagd legal waren.
Und da auch die Menschen in Meteor unwichtig waren, bezeichneten einige das Arbeitslager als die ‚Hölle auf Erden'. 
Geführt von den Wohlhabenden, die sich in Meteor beinahe alles erlauben konnten, fanden alle schwer verschuldeten Menschen ihren Weg hier herein, doch niemals wieder einen Weg heraus.
Diese ärmsten Menschen wurden dann zur Arbeit gezwungen, gequält, gepeinigt, diskriminert, und im Großen und Ganzen wie der letzte Abfall behandelt.
Sie lebten in mickrigen Zellen, unhygienisch und viel zu nah beeinander, Essen und Pausen gab es nur durch Coupons, die man bekam, wenn eine bestimmte Menge an Arbeit verrichtet wurde, was jedoch so schwer zu bewältigen war, dass die meisten Menschen der Erschöpfung, den Verletzungen oder dem Hunger in den Tod folgten.

Und nicht selten kam es vor, dass hier und dort im Arbeitslager in den schmutzigsten und schimmligsten Ecken ein Kind zur Welt gebracht wurde. Das kam den Aufsehern, die für Ordnung sorgten und das Arbeitslager im Namen der Wohlhabenderen führten, nur zu Recht. Warum? Natürlich, mehr Arbeitskräfte, schnellere Produktion oder ein Ausgleich für die Toten.

Eines dieser in Schande und Elend zur Welt gekommen Kinder war ein Kind, dass das Shino-Arbeitslager eines Tages in die Knie zwingen würde.
Sein Name war Shalnark. Ein Junge, der stärker war, als sein harmloser Blick preisgeben wollte.
Da er unter solchen Umständen geboren wurde, lernte er seine Eltern nie kennen, wusste zwar wer sie waren, wurde aber von den Aufsehern versorgt, bis er im Alter von 6 Jahren genug Kenntnis und Kraft hatte, ebenfalls zu arbeiten.
Seinen Eltern hatte man vor 2 Jahren die Kehlen durchgeschnitten, vor Shalnarks Augen, da sie darauf bestanden, ihre Schulden beglichen zu haben und sich gegen die Aufseher auflehnten. Wie gesagt, man kam hier nicht mehr raus.
Shalnark zwang man hinzusehen, um ihn mit der Härte dieser Einrichtung vertraut zu machen.

Und von der bekam er selbst noch mehr als genug zu spüren, wodurch der Tod seiner Eltern noch am wenigsten traumatisierend war.
Er wurde geschlagen, wenn er etwas falsch machte, wenn er zu lange für etwas brauchte, wenn er unsauber arbeitete.
War er erschöpft und hielt während der Arbeit kurz inne, überschüttete man ihn mit kälterem Wasser, als in seiner Vorstellung jemals möglich gewesen wäre.
Sie pressten sein Gesicht in den Dreck der verrottenden Böden, Demütigung als Bestrafung.
Man peitschte ihn beim Arbeiten, was dort als  „Ansporn" galt, teilweise schnitt man ihm sogar in die Haut.
Die Aufseher fanden es unterhaltend, ihre Arbeiter so zu behandeln, es war animalisch, es war der Inbegriff von Leid.

Shalnark war stark. Er gab sich nie geschlagen, wies den Tod immer wieder von sich. Auch wenn es so weh tat, dass es ihn in die Verzweiflung trieb. Er hatte keine Angst mehr, aber vielleicht war er wahnsinnig geworden. So wahnsinnig, dass er sich keine Träne erlaubte und jeden Tag lächelte. Und doch wollte er frei sein, die Welt außerhalb des Vogekäfigs sehen, in dem er von Geburt an gefangen war.

Zu der Zeit, in der er arbeiten musste, wurde die Produktion auf technisch fernsteuerbare Waffen ausgelegt, die für noch mehr Geld an die Mafia verkauft werden sollten.
Doch die Wohlhabenden und Aufseher merkten schnell, dass dies eine Angelegenheit war, die ihre einfachen Arbeiter nicht bewerkstelligen konnten.
Die Produktion wurde also eingestellt, da die Meisten eben keine Ahnung von solcher Technik hatten.
Bis auf Shalnark. Es war, als wäre es seine Gabe, es war ihm angeboren. Und da schuf er seinen Masterplan, der ihn in die lang ersehnte Freiheit führen sollte.
Eines Tages, im Alter von etwa 11 Jahren, sprach er einen Aufseher auf die Produktion der technisch fernsteuerbaren Waffen, die dort als T-Waffen bezeichnet, wurden an.
Shalnark zeigte sich nämlich schon früh sehr aufmerksam und observativ, und hatte daher viele Gespräche über diese Waffen und wie sie gebaut werden sollten, belauscht.
Und wie gesagt, Shalnark hatte ein Talent im Bereich der Technik, was er zu diesem Zeitpunkt bemerkte, und lieferte seine Ideen, wie die Produktion verlaufen könnte. Da dies den Aufseher beeindruckt hatte, führte er Shalnark dem Leiter des Shino-Arbeitslagers vor, welcher genauso beeindruckt von Shalnarks brillianten Herstellungs- und Programmierungsplänen der T-Waffen war.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt