50. Wahrheit

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Es erschütterte die gesamte Phantomtruppe. Es war eine Niederlage. Nein. Es waren gleich mehrere.
Sie waren nicht mehr unbesiegbar. Sie waren nicht so stark, wie sie geglaubt hatten.
Aber am allerschlimmsten war die Tatsache, dass sie ihm vertraut hatten. Hätten sie das nicht, wäre Machi noch am Leben, und dadurch auch Kortopi. Aber sie hatten ihm eben vertraut.
Das hatten sie jetzt davon. Die Phantomtruppe wütete jetzt nicht mehr über's Land, wie früher.
Man hatte sie gestoppt. Man hatte die wohl gefährlichsten Verbrecher der Welt einfach aufgehalten.
Aber so lief das nicht mit Chrollo. Egal, wie sehr ihm der Verlust wehtat. Egal, wie sehr er sich in seinen Stolz bohrte.
Er richtete sich auf, zog die Aura wieder ein und stellte sich vor alle seine Kameraden.
In dem schlechten Licht und mit dem schwarzen Mantel mit den umgekehrten Kreuzen sah er aus, wie irgendein dunkler König, oder Dracula.
Chrollos Königreich waren eben die Spinnen.
Sie waren der Sinn in seinem Leben. Und deswegen gab er nach zwei Verlusten nicht einfach auf.
Er fing an, mit einer wütenden, aber entschlossenen und immernoch irgendwie ruhigen Stimme zu sprechen:
„Wir dürfen jetzt nicht zu Boden gehen. Sie waren unsere teuren Freunde, genau deswegen. Wir geben nicht auf. Wir werden sie rächen. Diese Nacht wird ab jetzt noch blutiger werden. Aber wir werden jeden einzelnen von ihnen zur Strecke bringen, Hisoka, die beiden anderen, und wenn es sein muss,...........
die gesamte Mafia. Um Machis Willen. Um Kortopis Willen....... Und um Nummer 4's Willen."
„Wir tun alles dafür", willigten die anwesenden Beine ein, auch Feitan und Phinks am Telefon.
Was Chrollo gesagt hatte, motivierte den gesamten Rest. Es gab ihm neuen Kampfgeist. Neue Mordlust. Die Bereitschaft, ihre Kameraden um jeden Preis zu rächen.
Und deswegen war Chrollo der Anführer. Folgten sie ihm, führte er sie an den Sieg. Zumindest gab er sein Bestes dafür.
Auch wenn ihm gerade ein paar Gedanken zu viel durch den Kopf schossen.
Er hätte nicht auf Machi hören sollen, als sie ihm Hisoka vorgestellt hatte. Er hatte doch damals schon ein komisches Gefühl bei dem Clown gehabt. Aber er hatte trotzdem ja gesagt? Nur wegen Machi? Nicht ganz, aber größtenteils. Und das machte Chrollo noch wütender. Wütend auf sich selbst. Hätte er nicht auf sie gehört, wäre sie jetzt nicht tot.
Chrollo hasste sich dafür, dass er, nur um sie lächeln zu sehen, Hisoka aufgenommen hatte. Klar, auf jeden Fall auch, weil er extrem stark war, aber trotzdem. Er hatte sich ja überreden lassen. Er hatte den Argumenten, die Truppe bräuchte Hisokas Stärke, geglaubt.
Nur wegen seiner falschen Entscheidung starben
jetzt seine Kameraden. Aber dafür, würde er Hisokas Tod extra grausam machen. Das schwor er sich.
Und so zog die Phantomtruppe los, in diesem Versteck konnten sie nicht mehr bleiben.
Schade um das, was sie gestohlen hatten, aber vielleicht bekamen sie es ja wieder, wenn sie diesen Kampf gewinnen würden.
Auf Chrollos Befehl hin würden sie in kleineren Gruppen ganz Yorkshin durchsuchen. Sie würden jede Ecke nach Mafia-Nesten absuchen. Und sobald sie jeden Stützpunkt gefunden hatten, würden sie sich alle nocheinmal treffen, und danach die Stützpunkte taktisch ausradieren. Das war der Plan.
„Lasst euch nicht töten. Seht ihr Hisoka, verschwindet, ruft mich an und dann treffen wir uns sofort", sagte Chrollo zum Abschluss. Dann schwärmten sie alle in die Nacht hinein. Wie ein paar schwarze Schatten.
Die Jagd hatte begonnen.

Shalnark hatte das alles bereits mitbekommen. Chrollo hatte ihm Nachrichten geschickt, nachdem er Phinks und Feitan alles erklärt und dann aufgelegt hatte und die Spinnen in Gruppen losgezogen waren.
Shalnark saß erst einmal für einige Sekunden wie erstarrt da. Es war so still in der Hütte, wie er schon lange keine Stille mehr erlebt hatte.
Aber genau solche minimalen Töne, die man dann hören konnte, wie zum Beispiel das Rieseln des Sandes von der brüchigen Decke oder das Quieken kleiner Ratten, die in den wirklich sehr dünnen Wänden herumtollten - genau diese Geräusche hätten Shalnark um den Verstand bringen können.
Er biss sich auf die Lippe. Voller Wut.
Es war unnormal für ihn. So wütend zu sein.
Zum Glück sah das gerade niemand, wie er seine Fäuste zusammenballte und wie etwas absolut Gefährliches in seinen Augen aufblitzte, wie bei einem hungrigen Raubtier.
„Hisoka..", murmelte er in einem leicht aggressiven Ton vor sich her.
Doch Shalnark war niemand, der so schnell die Fassung verlor. Also gab er sein Bestes, die aufgestaute Wut herunterzuschlucken und tippte irgendwann weiter auf dem Computer herum.
Die Daten dort waren extrem verschlüsselt. Hätte er sein Handy, und die Erfahrung nicht, wäre er wohl niemals reingekommen.
Das Geräusch, wenn er auf die Tasten tippte, es hallte durch die stille Luft.
Aber er konnte trotz seiner Wut eine unglaubliche Geduld aufbringen. Und gleichzeitig noch sein Zetsu aufrechterhalten, man wusste ja nie, wer vorbeikommen könnte.
Also tippte er immer weiter, arbeitete sich durch, mit leuchtend grünen Augen, die alles, was auf dem Bildschirm war, einzuscannen schienen und schaffte es schließlich, die Verschlüsselung der Daten zu brechen.
Mit einem stolzen Grinsen malte er sich schon aus, wie Hisoka am Ende des Tages wohl gefoltert werden würde. Am Ende des Tages? Es war doch gerade erst etwa halb 2 Uhr in der Nacht. Egal, das tat jetzt nichts zur Sache.

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