67. Chrollo vs. Hisoka

39 7 0
                                    

Sowohl Chrollo, als auch Hisoka, kannten die Fähigkeiten ihres Gegenübers genau.
Sie waren ja immerhin für einige Zeit Kameraden gewesen, wenn man sie so bezeichnen konnte.
Der Kampf entbrannte.
Und wie er brannte.
Wie ein Flächenbrand, wie Lava, die nach einem Vulkanausbruch das Land überrollte, wie ein Erdeben, das war, als würde die gesamte Erdoberfläche auseinanderbrechen.
Sie machten gleichzeitig den ersten Zug, stürmten mordlustig aufeinander zu.
Schon der erste Zusammenprall ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern.
Dabei waren doch bisher bloß Chrollos Ben's Knife und Hisokas unnormal scharfe Jokerkarte aneinandergeraten.
Die beiden hielten den Angriff einen Moment lang, bis das Ben's Knife jedoch Überlegenheit beweisen konnte, und die Karte entzweite.
Chrollo und Hisoka wichen auf ihre jeweiligen Seiten zurück.
Hisoka schnippste die zerteilte Karte aus der Hand, und grinste.
„Spürst du das, Danchou? Dieses Adrenalin! Genau das ist es, wonach ich immer gesucht habe~", schwärmte er ganz laut und leckte sich vorfreudig über die Lippen, während er die nächsten paar Karten hervorzog und zwischen die Finger nahm.
„Du solltest mich lieber nicht „Danchou" nennen. Denn du bist keiner von uns. Du wirst heute sterben", kam es von einem lächelnden Chrollo zurück.
Er nahm das Messer andersherum, wie es sich in einem Kampf eben gehörte, und setzte zum nächsten Angriff an.
Diesmal wurde der gesamte Kampf viel hektischer, beide machten sich ihre Schnelligkeit zu Nutze.
Sie stießen sich gegenseitig durch den ganzen Raum, zum Glück war es ein großer Raum, doch nach nur wenig Zeit waren unzählige Löcher in die Wände und in den Boden geschlagen.
Diese Löcher entstanden immer dann, wenn einer von den beiden gegen die Wand oder den Boden gestoßen wurde.
Doch langsam war es mal an der Zeit, dass die Spannung anstieg.
Und sie stieg wirklich an.
In dem Raum hätte man sich wie in einer Steckdose fühlen können.
Bloß, dass die Spannung hier irgendwie angsteinflößend war.

Keiner von beiden geriet außer Puste.
Doch ihnen war klar, auf diese Weise würde es keinen Sieger geben.
Also zückte Hisoka endlich sein Bungee-Gum.
Er schnappte sich damit Chrollos Arm, bei einem ihrer Zusammenstöße.
Dieser konnte sich zwar nicht befreien, reagierte aber sofort.
Er nahm nicht mal sein Buch heraus, er verpasste Hisoka bloß eine Ohrfeige.
Wozu das gut war?
Hisoka sah, wie Chrollos Hände zu leuchten begannen.
„Du Arschloch", grinste Hisoka.
„Du hast doch angefangen", lächelte Chrollo zurück.
Dann führte er seine Handrücken zusammen und schon gab es beinahe ein echtes Erdbeben.
Das Sonne-Symbol auf Hisokas Backe explodierte, und riss damit gleichzeitig das Bungee-Gum auseinander.
Chrollo machte einen weiten Sprung zurück.
Auch ihn hatte die Explosion nicht ganz unversehrt gelassen, er sah aber immer noch besser aus, als Hisoka.
„Vielleicht hätte ich dich damals diese Fähigkeit nicht holen lassen sollen", rief Hisoka ihm zu, und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Wobei da immernoch welches tropfte.
„Dann wäre es aber etwas langweiliger, gegen mich zu kämpfen, oder? Du willst doch, dass wir beide kämpfen, bis zum Tod", meinte Chrollo daraufhin.
„Wo du Recht hast", lachte Hisoka.

Der Kampf ging weiter.
Ab jetzt schien er brutaler zu verlaufen.
Hisoka hatte aufgehört, mitzuzählen, wie oft Chrollo ihm jetzt schon ein Symbol verpasst hatte, und wie oft es schon explodiert war.
Chrollo dagegen wurde übersät mit Stichwunden.
In der Wucht dieses Kampfes verletzten sie sich gegenseitig, wieder und wieder steckte eine Karte in Chrollos Haut, wieder und wieder explodierte ein Zeichen an Hisoka.
Blutflecken an Wand und Boden.
Doch immernoch war keiner außer Puste.
Beide atmeten ganz normal, dafür, dass sie so viele Wunden hatten.
Chrollo drehte sein Messer ein paar Mal in der Hand herum.
Dann stürmte er wieder auf Hisoka los.
Mit einer Wut in den Augen, die endlich gestillt werden sollte.
Er blutete, viel, aber Hisoka auch.
Trotzdem durfte Chrollo nicht verlieren.
Er musste seine Freunde rächen.
Das hatte er Nobunaga, und damit der gesamten Truppe versprochen.
Doch er kämpfte momentan bloß halbherzig.
Nahm er Hisoka etwa nicht richtig ernst? Es war an der Zeit, aufs Ganze zu gehen, ansonsten könnte er Hisoka niemals schlagen.
Doch etwas störte seine Konzentration.
Jedes Mal, wenn er zur Wand blickte, sah er die Löcher, die darin waren.
Und da waren auch Löcher neben Machis Leiche.
Jedes Mal, wenn er Machi sah, steigerte es seine Wut, doch jedes Mal, wenn er die Löcher neben ihr sah, verlor er etwas an Konzentration.
Was, wenn Machis Leiche irgendwie getroffen werden würde?
Er hatte doch vor, am Ende allen Leichen ein ehrenhaftes Begräbnis zu errichten.
Außerdem war die Leiche da ja seine teure Kameradin.
Hatte Hisoka sie absichtlich dort hingehängt?
Um Chrollo aus der Bahn zu bringen?
Aber war das überhaupt die Art von Kampf, die sich Hisoka gewünscht hatte?
Chrollos Messer traf Hisokas Karten, es wurde vom Bungee-Gum gefangen.
Chrollo konnte es nicht herausziehen.
Also wieder der selbe Trick, eine Explosion.
Mit enormer Schnelligkeit verpasste er Hisoka ein Mond-Zeichen, und dann war da auch schon die Explosion.
Eine heftige, stickige Rauchwolke, und Hisoka wurde nach hinten geschleudert.
In Richtung Machi.
Chrollo sah das.
‚Scheiße!', dachte er.
Er konnte es nicht zulassen.
Als nutzte er seine unmenschliche Geschwindigkeit, eilte zu Hisoka, und fing ihn mit größter Mühe ab.
Das führte jedoch dazu, dass Chrollo in die Fänge des Clowns geriet.
Hisoka packte ihn, mit seinem Bungee-Gum, stieß ihm eine Karte in den Bauch, so tief, wie es nur möglich war, und rammte ihm sein Bein hinterher.
Chrollo flog, tatsächlich, in Richtung der riesigen Fenster.
Er knallte gegen eine der Fensterscheiben.
Ein lautes Splittern.
Die Scherben der Fensterscheibe stürzten gnadenlos in die Tiefe.
Die Dunkelheit von draußen strömte zusammen mit dem Mondlicht in den Raum.
Chrollo hielt sich gerade so am Abgrund.
Er saß da, mit total blutigen Händen, da er sich mit ihnen an den Splittern festhielt, die noch im Fensterrahmen steckten, aber er blutete auch aus dem Bauch, und aus dem Mund.
Überall hatte er Schrammen und Prellungen.
Hisoka ging auf Chrollo zu, Schritt für Schritt, in seinen seltsamen, verbogenen, clownartigen Schuhen. Er leckte sich über die Lippen. Er wollte es zu Ende bringen.
Chrollo starrte ihn böse an.
Hisoka kam, zückte eine Karte und hielt sie an Chrollos Kehle.
„Dieser Kampf war schon enttäuschend, nicht wahr? Dass der Danchou der berühmten Phantomtruppe so schnell zu Boden geht", verhöhnte Hisoka ihn mit schadenfroher Stimme.
Doch gerade, als er die Jokerkarte in Chrollos Kehle stechen wollte, da packte dieser auf einmal seinen Arm, und grinste.
Seine Augen waren düster.
„Als ob du mich so schnell besiegen könntest. Als ob ich dir das erlauben würde, nachdem du sie alle abgeschlachtet hast!", knurrte Chrollo, und zog mit der anderen Hand sein Buch hervor.
Diese ganze Wut, sie musste raus. Er musste seinen Verstand zurückerlangen.
Er fiel fast aus dem Fenster, weil er sich ja gerade nicht mehr festhielt, aber sein Angriff war schneller.
Kaum hatte er das Buch aufgeklappt, zog er auch schon ein riesiges, cremeweißes Tuch hervor, und schlung es um Hisoka.
„Was zum?!", fragte sich dieser, und versuchte das Tuch abzuschütteln.
Es gelang nicht.
Stattdessen geschah etwas anderes.
Er schrumpfte auf einmal, mit dem Tuch.
Chrollo sprang auf, nahm den geschrumpften Hisoka in die Hand und schleuderte ihn daraufhin von sich.
„Fun Fun Cloth" war eine Fähigkeit, die sich Chrollo erst kürzlich irgendwo in Yorkshin City geschnappt hatte, von einem etwas höher rangigen Mafia-Soldaten. Es war ein Tuch, das Dinge schrumpfen konnte.
Doch Hisoka war zu stark für das Tuch. Er schaffte es aus eigener Kraft, gegen die Schrumpfung anzukämpfen und war bald schon wieder in normaler Größe, aber er landete etwas weiter weg von Chrollo. Der Boden bröckelte, da wo er landete.
Chrollo stand bösartig grinsend vor dem zerbrochenen Fenster.
„Hisoka...dass du Machi da hingehängt hast, war ein Fehler", meinte er.
„Aber anscheinend lenkt sie dich ab~", rief Hisoka.
„Ja. Genau deswegen war es ja ein Fehler. Du wirst büßen. Für alle meine toten Kameraden. Ich werde dir das Leben zur Hölle machen", redete Chrollo weiter.
„Jaja", versuchte Hisoka, Chrollos Worte zu übertönen .
Hisoka lachte.
Doch dann spürte er den plötzlichen Anstieg von Chrollos Aura.
Beide hatten ihre Auren ja etwas zurückgehalten, beim Kämpfen, doch jetzt schien Chrollo ernst machen zu wollen.
Er war wütend.
Wirklich richtig wütend.
Seine Aura fühlte sich wieder an, als würde man mit dem Sensenmann in einem Raum sein.
Es war furchterregend.
Es war das reine Böse.
Hisoka stand da, mit der Hand an der Taille, und brachte seine Kurven zur Geltung.
Auch seine Aura steigerte sich langsam.
Doch davor geschah etwas anderes.
„Hisoka. Du bist zu hochmütig", sagte Chrollo.
Dann führte er seine Handrücken zusammen.

Eine Explosion, lauter und zerberstender, als alle bisherigen es gewesen waren.
Hisoka und Chrollo wurden durch diese Wucht beide durch die Decke geschleudert, auf das Dach.
Das oberste Stockwerk wurde zugeschüttet, doch Machis Leiche blieb, wie durch ein Wunder, unversehrt.
Mühselig richtete Hisoka sich auf.
Staub wirbelte herum, Steine rollten und bröckelten.
Seine Beine zitterten, sie wurden wohl besonders getroffen.
Überall blutete er, innen und außen, die Schmerzen müssen abnormal gewesen sein.
Bei Chrollo war es ähnlich, bei ihm waren es aber eher die Nachwirkungen der vielen Stichwunden.
Die waren im Großen und Ganzen nämlich heftiger gewesen, als die vorherigen Mini-Explosionen.
„Verstehe.. Als du meinen Arm gepackt hast... Aber sag mal... wolltest du Machis Leiche zerreißen?", keuchte Hisoka.
„Ich habe berechnet, bis wohin sich die Explosion erstreckt. Du standest nicht nah genug bei ihr, als dass die Steine sie getroffen hätten", erklärte Chrollo ganz gelassen.
„Du hättest dich aber auch selbst fast mitgerissen. Und was, wenn die Decke so eingestürzt wäre, dass Machi trotzdem getroffen worden wäre?", meinte Hisoka.
„Ohne ein Risiko macht es doch keinen Spaß, oder? Hauptsache, du hast Schmerzen", lachte Chrollo.
Die Auren von beiden wurden stärker.
Sie stiegen wohl bis an die Grenzen, ins Unermessliche.
Chrollos dunkle, bösartige und Hisokas absolut verrückte Aura.
Ihre Gesichter waren beide total ramponiert, doch sie starrten sich gegenseitig in die blutunterlaufenen, gefährlich blitzenden Augen.
Der Kampf nahm finale Züge an.
Auf das, was Chrollo gesagt hatte, antwortete Hisoka grinsend:
„Du Teufel."

Phinks atmete schwer.
Die Wunden machten ihm zu schaffen.
Es waren zu viele Gegner.
Wie viele hatte er schon besiegt? 200? 300?
Er stieß an seine Grenzen.
An irgendeiner Mauer in der Stadt schliff er sich entlang.
Seine Hand hinterließ Blutspuren an der Mauer.
Doch auch er grinste.
Illumis Aura war verschwunden, das Beben hatte aufgehört.
„Ich wusste, ich kann auf dich zählen, Fei", murmelte er vor sich hin. Er hustete.
Lange ging es nicht mehr.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt