25. Endlich wieder kämpfen

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Chrollo freute sich riesig über das, was der Pharao in der Ansage gesagt hatte. Denn er wusste genau, wie es seine Freunde erfreute. Sie liebten den Kampf. Das Töten, alle. Also schrieb er diese Nachricht und machte sich selbst auf die Suche, voller Elan, den Pharao als Erstes zu töten.
Machi war bestimmt nichts Schlimmes passiert, dachte er sich. Sie war stark, sie konnte sich selbst verteidigen. Bestimmt würde auch sie schon nach dem Pharao suchen.
Er konnte sich selbst zwar nicht leugnen, dass er sich ein klein Wenig um sie sorgte, doch er versuchte das weitestgehend zu verdrängen.
Er würde sie bestimmt wiederfinden. Er war so jemand, wie er es als guter Anführer auch sein sollte, der seine wenigen Gefühle, wenn er mal welche hatte, einfach beiseite stecken konnte.
Es war ja nicht so, dass die Spinnen alle keine Gefühle hatten. Jeder von ihnen hatte welche. Aber nur innerhalb der Gruppe, nur gegenseitig als Kameraden.
Manche hatten unter sich stärkere Bündnisse, manche schwächere.
Das war in der Truppe komplett in Ordnung.
Vom Morden hielt sie niemand ab, sie taten es gemeinsam. Und genau deshalb brach die Truppe auch niemals zusammen.
Jetzt konzentrierte er sich erst einmal auf seine Suche. Und tatsächlich, er war wohl der Einzige, dessen Nen so stark war, dass er das Zetsu des Pharaos aufdecken und ihn finden konnte.
Also, anfangs hatte Chrollo nur diesen absolut kleinen Fetzen einer mehr oder weniger starken Aura entdeckt. Er war diesem Fetzen gefolgt. Lange. Er hatte bestimmt die gesamte Pyramide durchkämmt. Er wich allen Fallen aus, ließ sich von nichts unterkriegen, tötete alle Diener, denen er begegnete, mit Leichtigkeit.
Er wollte diesen Pharao töten, unbedingt. Denn die Truppe würde sich von diesem Typen nichts gefallen lassen. Er musste diesem Möchtegern beweisen, wer der Stärkere war.
Er folgte der Aura immer weiter. Nie hätte er sie verloren, wie stark des Pharaos Zetsu auch war. Mit Chrollo sollte man sich einfach nicht messen.
Das sollte auch der Pharao zu spüren kriegen, als er merkte, wie Chrollo ihn gefunden hatte.
Bis zum Thronsaal des Pharaos hatte Chrollo die Aura verfolgt. Er war weder außer Puste, noch besonders beanstrengt.
Mit einem düster-euphorischen Lächeln betrat er also den komplett in Gold gehüllten Raum.
Chrollo hatte in seinem ganzen Leben noch nie so viele Schätze gesehen. Es waren mehr, als in dem Raum von Feitan und Phinks, in demdie Mumie lag. An den Wänden klebten wieder etliche Dekorationen und antike ägyptische Maler- und Schnitzereien.
Das war zwar nichts Neues, aber eines der Bilder, ein riesengroßes, dass sich über eine ganze Wand erstreckte, stach Chollo am Meisten ins Auge. Es zeigte eine goldene Sonne zusammen mit einem silbernen Mond.
Der Pharao saß majestätisch auf seinem hohen, diamantbesetzten Thron, direkt vor der Sonne und dem Mond. Er trug ein langes, goldenes Gewand und einen Schlangenhut, noch um Einiges prunkvoller als der, den Phinks gefunden hatte.
So viele, unzählbare Ketten und andere Schmuckstücke glitzterten auf beinahe jedem Quadratzentimeter des Pharaos, egal ob auf Kleidung oder Haut. Man durfte wirklich nicht abstreiten, er sah aus wie der reichste Mann der Welt, wie ein echter Pharao.
Er blickte auf Chrollo herab. Es war deutlich zu spüren, als wie minderwertig er Chrollo betrachtete. Als wäre er der König und Chrollo so was wie ein Sklave.
„Hab dich wohl gefunden!", meinte Chrollo, unberührt und uneingeschüchtert vom herabwertenden Blick des Pharao. Das Einzige, worum er sich Sorgen machte, war die Tatsache, dass er nicht genau wusste, wie er später das ganze Gold heraustragen sollte.
„Respekt, dass du mich trotz des Zetsus gefunden hast", meinte der Pharao, aber ohne dass er klang, als würde er Chrollo respektieren.
„Tja", meinte dieser, weiterhin keine Miene verziehend.
„Aber naja, ich hab meine Diener bereits ausgesendet. Auch wenn sie für deine Leute keine Gegner sind, meine drei Leibwachen sind ebenfalls auf dem Weg. Wenn ich mit dir fertig bin, können wir also gemeinsam die Einzelteile deiner Freunde sammeln gehen." Der Pharao fühlte sich wie das Mächtigste, das existierte, wenn er sprach.
Doch Chrollo grinste, mordlustig und antwortete ganz gelassen: „Ach, da mach ich mir eher Sorgen um deine Leibwachen. Und dich hol ich schon noch da oben runter, glaub mir. Denn mit der Phantomtruppe legt man sich nicht an."

„Endlich mal wieder kämpfen!!! Komm, Fei, lass uns wieder wetten, wer mehr von denen tötet, und dann den Pharao suchen!", rief Phinks, voller Freude, als er und Feitan von ein paar Dienern angegriffen wurden. Sie kamen aus einem Loch, dass sie wohl gerade aufgebrochen hatten, an einer Stelle, wo die Wand nicht versiegelt war.
„Auf jeden Fall", antwortete Feitan. Sein Blutdurst stieg mal wieder ins Unermessliche. „Für die brauche ich nicht mal mein Schwert." Er formte seine Fingernägel zu Krallen, auch wenn sich das in den Fingern komisch anfühlte, und schnitt, wie damals in Meteor, allem, was ihm in die Quere kam, den Kopf ab. Für alle zusammen brauchte er die Hand nur einmal auszuholen. Man hatte die Bewegung nicht mal richtig gesehen, so schnell war er. Das Blut bespritzte die goldenen Wände des Raumes. Er liebte es.
„Und ich brauch nicht mal ,Ripper Cylcotron'!", schrie Phinks, als er den Dienern die Köpfe umdrehte. Er meinte seine Nen-Fähigkeit, die mit dem Arm-Kurbeln. Er dachte sich außerdem, diese Fähigkeit war für ihn am Geeignetsten. Denn damit tötete er, wie er damals seinen Vater getötet hatte. Es sollte ihn immer daran erinnern. Nicht aus Reue, nein, den Begriff kannten weder er noch Feitan, sondern um sich daran zu erinnern, warum er so stark geworden war. Warum er so blutrünstig geworden war. Diese ganzen schmerzhaften Jahre seiner Kindheit hatten ihm den Weg gewiesen.
Und dass er seinen alten Herrn schon lange übertroffen hatte.
„Ich liebe dieses Knacken, wenn ihr Genick bricht", meinte er. Er grinste. Mehr hatten die nicht drauf? Feitan und er waren bereit, noch Tausende von denen zu bekämpfen.
Doch Einen ließen sie am Leben.
Auf eine sehr unschöne Art.
Feitan widmete sich mal wieder seinem Lieblingsjob. Er schnitt ihm einzelne Finger ab. Zehen. Der Diener wollte aber nicht preisgeben, wo der Pharao steckte. „Elende Grabräuber", hustete er. „Das sind wir eben", grinste Phinks.
Feitan machte weiter. Er hätte gerne noch die Zunge rausgeschnitten, doch dann konnte der ja nicht mehr sprechen. Also brach er ihm noch ein paar Gliedmaßen.
Er fing sogar an, ihm den Bauch aufzuschlitzen und einzelne Gedärme mit der bloßen Hand herauszureißen. Der Mann schrie. Hauptsächlich wegen den Schmerzen, aber auch, weil er vor Feitans unheimlichem, grauenvollen Blutdurst eine abnormale Angst hatte.
Jeder in dem Raum konnte sie spüren, wie ein Piepsen im Ohr, wie einen ekelerregenden Geschmack oder wie einen pechschwarzen Alptraum.
Feitan strahlte sie nämlich mit seinem Nen aus, sozusagen. Seine schwarzen, strubbeligen Haarsträhnen standen dadurch etwas nach oben, zugegeben, es sah zugleich cool und süß aus.
Die Blutlache breitete sich weiter aus. Feitan fühlte sich unglaublich gut dabei. Er lachte wieder. Wie ein Psychopath. Leute zu quälen, nichts tat mit mehr Leidenschaft.
Klar war er noch bei Verstand, er hatte einfach nur eine Schraube der etwas anderen Art locker. Normale Leute hätten ihn bestimmt in eine Psychiatrie stecken wollen.
Aber für ihn war es das Beste, das es gab. Er hätte noch Stunden weitermachen können. Und Phinks fand es amüsierend, dabei zuzusehen.
Irgendwann, als der Diener dann etwas von einem Thronsaal faselte, schlitzte ihm Feitan schließlich die Kehle auf. Das Blut, dass da so herumspritzte, ließ den Boden aussehen, als wäre er ein rotverfärbter Pool.
„Lass uns die restlichen Schätze nachher holen, und jetzt den Pharao suchen. Maan, ich könnte mir immer wieder angucken, wie du jemanden folterst", lachte Phinks, und rückte seinen Pharaonenhut zurecht. Das lange Gewand trug er auch noch. Er dachte sich, der Pharao wäre bloß ein Angeber, und nicht das, was er immer so bewundert hatte. Dafür fühlte er sich Selbst in der geklauten Kleidung pudelwohl.
Doch plötzlich regte sich etwas. Aus dem Loch, aus dem die Diener gekommen waren, schnellte eine Gestalt. Sie musste ihre Aura verborgen haben. Sie bemerkten sie trotzdem. Aber spät.
Wie aus dem Nichts kam sie herausgesprungen und stürzte sich auf Phinks. Es war ersichtlich, dass die Person nicht zum Pharao gehörte. Es war ein schwarzhaariges Mädchen, das absolut nichts, auch nur im Entferntesten Ägyptisches an sich hatte. Was sie hatte, war ein Staubsauger, mit dem sie Phinks niederschlagen wollte.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt