72. Wir sind Diebe

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Die Nachrichten über den Krieg zwischen der Mafia und der Phantomtruppe gingen um den ganzen Kontinent. Und das ein oder andere mal gingen sie darüber hinaus.
Jeder sprach darüber. Plötzlich war die Phantomtruppe bekannt. Plötzlich hatten noch mehr Leute Angst vor ihnen. Weil jeder wusste, dass selbst die Mafia nicht im Stande war, sie auszulöschen.
Wenn die Mafia es nicht konnte, wer sollte es dann noch können?
Das, und die Tatsache, dass die vier verbliebenen Spinnen wie vom Erdboden verschwunden waren, das machte den Leuten auf diesem Kontinent solche Angst.
Sie waren weg, einfach weg.
Wohin?
Würden die Spinnen sich noch einmal zeigen?
Würden sie noch einmal angreifen? 
Niemand wusste, was passieren würde.
Es war furchterregend.

Ein ganzes Jahr war nun seit diesem Kampf in Yorkshin vergangen.
Noch immer gab es kein Lebenszeichen von den Spinnen. Als hätten sie die Erde verlassen.
Es war grade Nachmittag geworden, ein Zeitpunkt, zu dem die Strahlen der Sonne wirklich angenehm waren. Keine Wolke zeigte sich.
Das Wetter war wunderschön.
Dieses schöne Wetter fand gerade auf dem Nachbarkontinent des Kontinents, auf dem die Spinnen gekämpft hatten, statt.
Selbst ein Jahr nach den Vorfällen sprach man noch darüber. Selbst auf dem Nachbarkontinent.
In einer kleinen, aber schönen Stadt.
Da, wo das Wetter so schön war.
Zwei Männer mittleren Alters standen in einer Seitengasse, neben einer ziemlich reichen Bank, und unterhielten sich. Bis einer von ihnen auf das Thema „Phantomtruppe" kam.
„Sag mal, du hast doch damals auch von den Vorfällen gehört, da drüben auf dem anderen Kontinent? In der berühmten Stadt, Yorkshin City", meinte einer von beiden.
„Ja, klar", antwortete der andere, „ist schon irgendwie gruselig, nicht wahr? Diese Schwerverbrecher sind einfach verschwunden. Man weiß nie, ob die da nicht noch irgendwo sind und nur darauf warten, jemanden umzubringen. Zum Glück leben wir nicht auf dem anderen Kontinent."
„Ja, ja, in der Tat! Was in den Zeitungen über sie stand, war wirklich grausam. Sie sind Verbrecher mit den schändlichsten Schandtaten. Aber vielleicht sind sie auch schon tot, weil sie nirgendwo mehr hingehen konnten und so wenige Kameraden übrig hatten. Das würde ich zumindest hoffen", entgegnete der erste wieder.
„Warum nur hoffen? So unwahrscheinlich ist es doch gar nicht?", fragte der zweite.
„Naja", meinte der erste und beugte sich zum zweiten hin, er flüsterte, als dürfte das niemamd hören: „Du weißt ja, dass hier in der Gegend in letzter Zeit überraschend viele Überfälle passieren. Oft gibt es sogar Tote unter den Überfallenen, sodass die Täter nie identifiziert werden können. Verdächtig, nicht wahr?"
„Du meinst doch nicht etwa...", fing der zweite an, der erste flüsterte weiter: „Doch, doch... Man sagt, die Spinnen wären die Täter, die Leute werden bei den Überfällen ja auch immer umgebracht..und zwar auf äußerst brutale Weise. Hier, auf diesem Kontinent, in dieser Stadt! Man sagt, dass sie hier sind. Und wenn das so ist, dann sind wir ziemlich am Arsch, also sag das keinem, sonst bricht Panik aus. Es ist ja auch nur ein Gerücht."
„Ich hoffe mal, dass das ein Gerücht bleibt. Ja, das wird es bestimmt. Sie sind tot. Sie kommen nicht mehr zurück.", antwortete der zweite mit ernster Stimme.

Doch auf einmal, etwas geschah, das nicht hätte sein sollen. Die beiden Männer hörten eine Explosion. Es war keine kleine Explosion.
Sie kam von der Bank.
Die beiden Männer lugten um die Ecke der Seitengasse.
Einige Türen und Wände der Bank lagen in Schutz und Asche.
„Heilige Scheiße...", flüsterte einer der Männer.
Er ahnte schon, was gerade passierte.
Die Bank wurde überfallen.
Und der Mann ahnte auch, wer sie überfiel.
Vier gefährlich aussehende, Dunkelheit ausstrahlende Gestalten betraten durch die zersplitterten Fenster in den Wänden die Bank.
Die Angestellten verkrochen sich vor Angst hinter den Tresen.
Die Gestalten machten einen wirklich unheimlichen, verdammt gefährlichen Auftritt.
Eine der Gestalten stolzierte direkt auf die Tresen zu. Es war ein blonder, großer Mann in ägyptisch aussehender Kleidung und einem Pharaonenhut. Der Mann war vielleicht Mitte bis Ende 20. Mit Wucht stellte er seinen Fuß auf einen der Tresen und schrie: „Wir beten euch gar nicht erst um das Geld, wir nehmen es einfach!!"
Er lachte laut.
Wie ein Verrückter.
Die Leute versuchten irgendwie, die Geldtresoren, weiter hinten in der Bank, zu schützen, doch keine Chance.
Die vier Gestalten bahnten sich ihren Weg hinter die Tresen, brachten alle Leute um, die da kauerten.
Die, die die Tresoren beschützten, mussten genauso dran glauben.
Blut beschmierte Wände und Boden.
Schreie.
Furcht.
Panik.
Es ging wieder los. Diese Angst war wieder da.
Die Angst vor jenen, die nicht mehr da sein sollten.
„Nah, wie viele hast du schon gekillt?", lachte eine der Gestalten, die kleinste, ein schwarzhaariger Typ, etwa genauso alt, wie der Blonde. Der Schwarzhaarige ließ seine Fingernägel zu Krallen werden, und brachte ein paar Köpfe zum Rollen.
Noch mehr Blut.
„Auf jeden Fall mehr als du", rief der Blonde.
Ein schwarzhaariges, brilletragendes Mädchen in genauso düsterer Kleidung verprügelte mit einem blauen Staubsauger diejenigen, die gerade aus der Bank fliehen wollten.
„Tut mir leid, aber ihr dürft euch nicht merken, wer wir sind", meinte sie ganz kühl und verpasste ihnen tödliche Schläge mit diesem Staubsauger.
Das umgekehrte Kreuz an ihrer Kette schien den Leuten wirklich einen gewaltigen Schrecken einzujagen, bevor sie starben.
Und dann war da noch die letzte dunkle Gestalt.
Es war die dunkelste von allen.
Seine Aura hätte die Leute zum Kotzen bringen können.
An dem langen Mantel und den strubbeligen, schwarzen Haaren erkannten die beiden Männer, die alles von der Seitengasse aus beobachteten, die Gestalt genau. Es war der Teufel in Person.
Die Männer erschauderten.
Da waren diese Leute. Diese vier bösen Leute.
Direkt vor ihnen.
Sie er kannten sie sofort.
Die vier schlimmsten Verbrecher dieser Welt.
Die Leute hatten nicht mehr dran geglaubt, dass diese Verbrecher zurückkommen würden. Sie sollten auf ewig verschwunden sein.
Es war fürchterlich.
„Warum... Warum sind sie hier?!", fragte sich einer der Männer, ganz verzweifelt, und ihm war kotzübel.
Der andere Mann behielt einen kühlen Kopf.
Er holte sein Handy raus und wählte die Nummer der Mafia.
„Wir müssen das hier und jetzt melden, bevor alles zu spät ist", murmelte er hektisch und hörte ungeduldig zu, wie das Telefon tutete.
„Es ist doch schon zu spät", hörte er jedoch auf einmal eine schadenfrohe Stimme, direkt hinter sich.
Er erschauderte. Ein Gefühl von Angst zog sich durch jede Faser seines Körpers.
Da stand etwas böses hinter ihm.
Langsam drehte er sich um.
Er stand da.
Der furchterregendste Mann auf dieser Welt.
Das Kreuz auf dessen Stirn ließ den anderen Mann glauben, vor ihm stünde der Teufel.
Der mit dem umgekehrten Kreuz auf der Stirn nahm dem Mann das Handy ab und zerbrach es in der bloßen Hand.
Dann holte er seine andere Hand hervor. Es war eine Hand aus Metall. Der ganze Arm war aus Metall. Er hatte wohl guten Ersatz gefunden.
Mit dem Metallarm zerschmetterte er die Wand neben sich, mit einem einzigen, kleinen Schlag, ohne Nen.
Die Männer erzitterten.
„Was.. Was bist du?!", fragten die beiden völlig verängstigten Männer. In der Anwesenheit dieses fürchterlichen Mannes wünschten sie sich beinahe nur noch den Tod.
Seine Aura zerstörte ihren Verstand.
„Tja", meinte er ganz gelassen, „Ich weiß es selbst nicht. Aber das ist auch egal."
Er grinste. Er war längst völlig wahnsinnig. Aber so war er eben.
Kurz darauf erschienen hinter den beiden Männern auch die anderen drei Verbrecher.
„Wir sind in der Bank fertig", meinte die Schwarzhaarige.
Die drei trugen mehrere schwere Säcke, vollgefüllt mit Geld. „Heute ist mal wieder viel für uns rausgesprungen! Ich hoffe, die anderen sehen uns zu!", lächelte der in dem düsteren Mantel mit Blick in den Himmel.
Die beiden Männer blickten zur Bank.
Niemand da drinnen war noch lebendig. Es war ein reines Blutbad.
„Warum seid ihr hier?!! Ihr solltet doch tot sein?!", schrie einer der Männer und weinte.
„Naja", sagte der in dem langen Mantel, „da drüben hat man unser Tabu gebrochen. Man hat von uns gestohlen. Also haben wir die, die uns bestohlen haben, dem Erdboden gleich gemacht. Dann hatten wir da drüben eben nichts mehr zu tun. Und jetzt toben wir uns eben hier aus. Hier jagt uns auch keiner. Die sind eben zu dumm, uns hier zu finden, und denken, wir wären auf alle Ewigkeit verschollen."
Er lachte, und meinte: „Uns entkommt keiner, merk dir das."
„Wer gibt euch das Recht dazu?! Wer?! Wer erlaubt euch, solche Monster zu sein und euch alles zu nehmen?!", schrie der Mann unter Tränen.
Der kleinere Schwarzhaarige machte einen Schritt auf beide Männer zu.
Dann nahm er seine Krallen heraus, und schnitt ganz einfach ihre beiden Kehlen durch. Langsam, und qualvoll.
Die Männer hatten sich in den Tod geschrien.
Der kleine Schwarzhaarige grinste, auf seine wahnsinnige Weise.
Seine grauen Augen blitzten auf vor lauter Blutdurst.
Die anderen grinsten auch.
Der Teufel grinste am breitesten.
Der Wahnsinn dieser Truppe hatte noch nicht geendet.
Und dann beantwortete der kleinere Schwarzhaarige mit größter Leidenschaft die Frage des Mannes:
„Wir sind Diebe. Wir nehmen uns das, was wir wollen."




The End.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt