36. Mafia's Sweet Home

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Dieses eine Jahr verging rasend schnell. Für die Spinnen hatte es sich aber wahrscheinlich ziemlich lange angefühlt, so wie die Vorfreude, auf ihren größten Raub aller Zeiten, Tag und Nacht in ihnen brodelte.
Sie hatten nicht wirklich viel zu tun gehabt, in dem einen Jahr, außer die üblichen Raubzüge, Morde, Diebstahl neuer Fähigkeiten für Chrollos Buch, was man eben so von ihnen kannte.
Zwischendurch vertrieben sie sich die Zeit mit Alkohol, Kartenspielen oder Armdrücken in ihren schäbigen Verstecken. Solange eben, bis der sehnlichst erwartete September endlich angerückt war.
Mal so ganz nebenbei, aus Hisoka und Machi ist gar nicht mal so richtig was geworden, aber sie schienen sich trotzdem sehr gern zu haben, denn manchmal, wenn es niemand sah, verzogen sie sich in eine Ecke. Sie taten nicht das, was ihr jetzt denkt, das hätte Machi zu sehr an damals, an den Mann, erinnert. Sie verbrachten einfach alleine etwas Zeit miteinander, das ein oder andere mal küssten sie sich, aber für eine Beziehung reichte es wohl nicht. Naja, so war es für beide in Ordnung.

Es war also gerade Ende August, der Somme fegte noch ein letztes Mal durch das Land, bevor er sich dann im September, passend zum Start der Auktion, verziehen würde. Die Phantomtruppe hatte ihre Reise nach Yorkshin-City bereits begonnen.
Die gefährlichste und bösartigste Verbrecherbande war drauf und dran, über diese Stadt herzufallen wie ein Rudel hungriger Hyänen. Die Gen'ei Ryodan, sie kamen näher mit jedem Schritt, den sie nach Yorkshin taten, und die Menschen dort ahnten gar nicht, welches Unheil auf sie zurollte. Denn dieses Unheil bestand nicht bloß aus einer Gruppe gieriger Diebe, nein, sie waren Kinder von Meteor City, und genau deswegen sollte man Angst vor ihnen haben. Diese Wüstenstadt hatte sie zu Mördern gemacht, zu einem Haufen kaltblütiger, ausnahmslos skrupelloser Mörder, die alles töteten, was ihnen beim Stehlen in die Quere kam, egal ob jung oder alt, völlig unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Kultur, sie töteten einfach, weil es ihnen Spaß machte, und weil es das war, was sie am Leben hielt.
Und weil es sie frei machte.
Sie zählten schon gar nicht mehr mit, wie viele sie getötet hatten.
Schon bald würde Yorkshin-City nicht mehr die selbe Stadt sein. Sie würde verwüstet sein, in Chaos getränkt, nachdem die Phantomtruppe gekommen wäre, geraubt hätte, und wieder gegangen wäre.
Doch eine Frage blieb. Würde es wirklich niemals jemanden geben, der diese Diebe aufhalten konnte? Würden sie ewig dazu fähig sein, ihren Blutdurst zu stillen? Oder gab es vielleicht Menschen, die stärker waren, als diese Verbrecher?

Wie dem auch sei, der Morgen des 31. Augusts hatte angeschlagen, und das bedeutete, am nächsten Tag wäre der 1. September. Der erste Auktionstag.
Die Truppe schlenderte an diesem Morgen noch durch eine weite, leere Einöde, die zwar nicht so öde war, wie das Land um Meteor City, aber trotzdem erinnerte sie daran.
Der Wind blies die angenehme Wärme des abklingenden Sommers um die Spinnen, die nach langer Zeit mal wieder von richtigem Tageslicht beschienen wurden. Die letzten Wochen saßen sie nämlich hauptsächlich in ihrem Loch herum, und wenn sie mal was raubten, dann nur in einem kleinen Umkreis, einfach aus purer Langeweile. Seit der Pyramide hatte es ja kaum spannende Kämpfe mehr gegeben, und da waren sie so kurz vor Yorkshin auch nicht gerade angespornt, noch extra nach Welchen zu suchen.
Doch jetzt strotzten sie nur so vor Kampfgeist.
„Endlich, eeeendlich rotten wir die Mafia ein für alle Mal aus!!", lachte Uvogin laut. Yorkshin-City war mittlerweile schon in ihr Blickfeld geraten, es waren vielleicht noch 2 oder 3 Kilometer bis dahin.
„Wir dürfen sie doch alle töten, oder, Danchou?", fragte er aufgeregt. Chrollo nickte. „Ihr sollt sogar. Aber lasst mir auch was übrig."
Chrollo trug zu diesem Raub mal wieder seinen langen, schwarzen Mantel, mit einigen umgekehrten Kreuzen darauf und zackigem aber weichem, weißen Stoff an Ärmeln, Kragen und am Mantelende. Den hatte er damals in der Pyramide gefunden. Man muss schon sagen, er passte perfekt zu ihm und seinen rabenschwarzen Haaren.
Sie kamen der Stadt näher.
„Lass uns wieder um die Wette töten!", rief Phinks zu Feitan und rieb sich dabei grinsend die Hände.

Während die meisten also damit beschäftigt waren, sich ihre baldigen Morde und Diebstähle auszumalen, bemerkte Hisoka Machis trüben Blick.
„Was ist denn los, Prinzessin?", fragte er mit seinem typischen Hisoka-Lächeln, klang aber trotzdem ernst.
„Naja...", fing sie zu antworten an und blickte zum fernen, morgendlichen Horizont.
„Hast du keine Lust auf die Kämpfe?", fragte der Clown skeptisch, doch Machi schüttelte wild ihren Kopf. „Doch, natürlich. Es ist nur... irgendwas sagt mir, das der Truppe etwas Schlimmes passieren wird. Meine Intuition mal wieder."
Die Augen des Clowns weiteten sich ein Wenig. Jeder wusste ja, ihre Intuition belog sie in den meisten Fällen nicht. Aber sie konnte sich ja auch mal täuschen.
„Mach dir keine Sorgen. Wir sind zu stark für die Mafia", versuchte Hisoka sie zu beruhigen. Machi nickte leicht. Sie wollte den anderen nichts sagen, es hätte nur die gute Stimmung zerstört.
„Wie gesagt, ich pass auf dich auf", lachte Hisoka und legte seinen Arm um ihre Schultern. Machi schmollte erst, ließ ihn aber. Es hob ihre Laune an.
Jeder konnte die beiden sehen, aber die dachten sich doch eh schon alle was, ganz bestimmt, dachte Machi.

Am Rande von Yorkshin-City fristete eine alte Reihe etwas größerer Häuser ein schmutziges Dasein. Das perfekte Versteck für die gerade eingetroffene Phantomtruppe.
In der schimmernden, leuchtenden und viel zu überfüllten Innenstadt wären die Spinnen zu auffällig gewesen. Sie wollten ja immerhin aus dem Nichts angreifen.
Sie verkrochen sich also in einem der alten Häuser, lagerten ihre momentanen Reichtümer in den unauffälligsten Ecken und machten es sich gemütlich. Niemand würde sie da finden.
So gingen sie den Rest des Tages ihren üblichen, zeitvertreibenden Tätigkeiten nach und bereiteten sich auf den ersten Auktionstag vor. Heute tranken sie mal nicht, sie wollten am nächsten Tag ja keinen Kater haben, die Untergrund-Auktion war zwar erst abends, aber tagsüber gab es noch genügend kleinere Austellungen.
Außerdem mussten sie davor den Plan mit dem Danchou noch einmal durchgehen.
Über die Hunter-Website waren sie immerhin an ausreichend Informationen über die Untergrund- und über die normale Southernpiece-Auktion gelangt, um diesen Plan zu schmieden. Normalerweise planten sie ja nicht allzu gerne, aber beim Mafia-Nest war das schon etwas Anderes. So oder so, der Ausgang würde mal wieder ein Massaker sein. Ein Massaker bei den größten Auktionen der Welt.

Die Nacht auf den 1. September ging vorbei.
„Lasst uns die Mission starten, Leute. Wir überfallen heute das süße Zuhause der Mafia", sagte Chrollo grinsend, als das rötliche Morgenlicht gerade durch die verstaubten Fenster eingefallen und die Truppe bereit zum Angriff war.

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