51. Blutrote Augen

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„Shizuku, du musst wachsamer sein, als du es sonst bist", befahl Chrollo dem schwarzhaarigen, brilletragenden Mädchen neben ihm.
Das Mädchen, das ein umgekehrtes Kreuz trug, und das ihr unschönes Schicksal einfach so hinnehmen würde.
Das Mädchen, das zum Tode verdammt war.
„Mach ich. Aber, wie wir bereits gesehen haben, lügt Lovely Ghostwriter nicht", antwortete Shizuku, so gleichgültig wie immer.
„Wir geben uns aber selbst dem Schicksal nicht geschlagen", lächelte Chrollo.
Mittlerweile war er wieder die Ruhe selbst. Was brachte auch ein Danchou, der sich selbst nicht beherrschen konnte?
Der Schmerz über den Verlust lag irgendwo, tief vergraben in seinem Unterbewusstsein. Die Gefühle für Machi, die er immer hatte, schienen mit jeder Minute zu vergehen. Sie waren nur noch ein Bestandteil des in ihm verborgenen Schmerzes.
Und ohne eine blutige Rache, würde dieser Schmerz nicht vergehen.
Die Spinnen hatten sich in drei Gruppen aufgeteilt. Naja, eine Gruppe gab es ja schon, das waren Phinks, Feitan und Shalnark.
Dann gab es noch die Gruppe des Danchous, bestehend aus Chrollo selbst, Shizuku, Franklin und Bonolenov. Der Rest bildete die letzte Gruppe.

„Franklin, geht's wieder mit den Wunden? Und Bonolenov, hat Shalnark immer noch nicht auf die Anrufe reagiert?", fragte Chrollo nach einer Weile.
Es fühlte sich an, als hätten sie bereits jeden Stein in Yorkshin-City umgedreht. Doch nichts.
Sie waren bei der Auktionshalle gewesen, in den Gassen, bei den Hotels, doch nichts. Sie fanden absolut nichts, was darauf hinweisen könnte, wo sich die Mafia gerade aufhielt.
Sie hatten aber nicht ganz alles durchsucht, für einen Teil der Stadt war Nobunagas Gruppe zuständig, und in einem weiteren hielt sich Phinks' Gruppe auf. Vielleicht hatten die alle ja etwas gefunden.
„Mir geht's viel besser als vorhin. Ich kann definitiv kämpfen", versicherte Franklin. Sie hatten ihn vorhin noch verarztet, so gut es eben ging, auch wenn Hisokas Tritte auch für innere Blutungen gesorgt hatten.
Währenddessen hatte Bonolenov eher schlechte Neuigkeiten: „Nichts. Er geht weder ran, noch antwortet er. Mit Phinks und Feitan ist es dasselbe."
Chrollo nickte. War ihnen etwas zugestoßen? Nein, das Schicksal besagte nichts der Gleichen.
Aber es bestand ja trotzdem die Möglichkeit, dass sich das Schicksal veränderte.
Wer wusste das schon?
Chrollo und seine Kameraden mussten sich jetzt aber erst einmal darauf konzentrieren, die Mafia-Neste ausfindig zu machen.

Nobunaga, Uvogin und Pakunoda schlenderten über die breite Straße, die tagsüber immer so vollgefüllt war mit Menschen, Austellungsständen und irgendwelchem Krimskrams, der da viel zu teuer versteigert wurde. Aber nachts war hier keine Menschenseele.
Es war viel zu ruhig.
Nobunaga, Uvogin und Pakunoda hatten aufgehört, sich ganz schnell durch die Stadt zu bewegen, sie schlenderten nur noch, wie bereits erwähnt.
Etwas war komisch. Da war etwas. Eine Aura. Man verbarg sie mit Zetsu, aber ziemlich schlampig.
Und sie musste hier in der Nähe sein. Vielleicht fanden sie dann ja endlich mal eines der Verstecke, die es geben musste.
Diese Straße war zwar groß, aber leider nicht groß genug, für eine Situation wie diese.
Eine ganze Horde stellte sich den drei Spinnen in den Weg. Sie waren einfach irgendwann aus der Dunkelheit gekommen.
„Wir haben was zu tun, Leute", grinste Nobunaga, die drei machten sich kampfbereit.
Doch sie mussten schnell feststellen, dass ihre Gegner anders waren, als bisher.
Sie waren von der Mafia, ganz klar, aber es sah eindeutig danach aus, als wäre die Nen-Verstärkung, die Illumi bestellt hatte, eingetroffen.
„Passt auf", zischte Nobunaga seine beiden Kameraden an.
„Egal, wie stark sie sind, ich mach sie platt", flüsterte Uvogin und fing an, durch die Gegend zu lachen.
Doch keiner von den Dreien wusste, woher die Mafia auf einmal solche stärkeren Leute hatte.
Aber naja, so stark, wie die Phantomtruppe, waren diese Leute nicht, ganz sicher.
Also fingen die Spinnen an. Wie erwartet, es war nicht allzu schwer, also es war schon aufwendiger, viel aufwendiger als bei normalen Soldaten, denn manche hier hatten echt lästige Fähigekeiten.
Aber die Spinnen gewannen.
„Und der hier ist noch für dich!!", schrie Uvogin aufgeregt und schlug den letzten stehenden Soldaten, sodass er in Richtung des dunklen Himmels flog und am Ende mehr als nur unsaft auf dem Boden aufschlug.
Nobunaga schlug säubernd seine beiden Hände aneinander, als wollte er Staub von ihnen entfernen.
„Also Uvo, Paku, lasst uns geh-", fing er an, zu sagen, doch stoppte, als er sah, was sich hier gerade wirklich abspielte. Sie hatten nicht gewonnen. Ganz im Gegenteil.
Uvogin und Nobunaga hatten gar nichts bemerkt. Unter den ganzen schwachen Auren ihrer Gegner war das auch kein Wunder gewesen, wären sie aber von hinten angegriffen worden, hätten sie sich verteidigen können.
Doch das war wohl etwas anders bei Pakunoda.
Sie hatte sich verteidigt.
Sie hatte dem blonden Typ, der sie in eine seiner silbernen Ketten gefesselt hatte, einen heftigen Tritt verteilt, sodass ihm das Blut von der Stirn rinnte, auf den Boden tropfte und langsam in den Ritzen der Pflastersteine versank.
Doch er war wohl ein wenig stärker gewesen. Also hatte er sie geschnappt, während Uvogin und Nobunaga sich zu sehr daran erfreut hatten, die Nen-Nutzer zu erledigen.
Der Blonde hielt sie ganz fest, gewickelt in eiserne Ketten.
„Du Arschloch!", brüllte Uvogin und wollte geradewegs auf den Blonden zustürmen.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt