22. Gefangen mit dem Kartenspieler

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Was hatte ihnen so ein Möchtegern-Pharao schon zu sagen? Klar, sie waren in seine Pyramide eingedrungen, aber woher kam dieser Typ so plötzlich? Was dachte er sich dabei? Glaubte er ernsthaft, er könnte der Phantomtruppe das Wasser reichen? Er würde schon sehen, was er davon hatte, die Spinnen einfach einzusperren und sie damit gegen sich aufzuhetzen. Der Pharao hatte es vielleicht geschafft, andere in der Pyramide gefangen zu halten, aber sie machten das nicht mit.
Denn er konnte sein böses Spiel einfach nicht mit Leuten treiben, die noch bösartiger waren.

Die Stimme schien mit irgendeiner Nen-Fähigkeit übertragen worden zu sein, deswegen konnte sie jeder hören. Das deutete wohl auch darauf hin, dass das Nen des Pharaos nicht unterschätzt werden durfte, was die Spinnen aber kalt ließ.
Alle suchten sie nach ihm, um ihn zu eliminieren und die Schätze abzustauben, die Lieblingsbeschäftigung dieser Diebe eben.
So suchte auch Franklin.
Er wurde zwar von Bonolenov getrennt, und war daher allein, das sollte jedoch kein Problem darstellen. Auch alleine waren sie stark genug. Franklin und Bonolenov starteten ihre Suche also jeweils auf sich gestellt.
Franklin malte sich schon, von Gier erfüllt, aus, wie viel Gold er abstauben würde, während er den langen Gang nach Hinweisen auf den Verbleib des Pharaos absuchte.
Er ging eine Weile umher, doch fand enttäuschenderweise rein gar nichts.
Wobei, fast gar nichts.
Er musste schon eine Ewigkeit unterwegs gewesen sein, als er urplötzlich eine leichte Aura vernahm. Neugierig folgte er der Richtung, aus der sie gekommen war.
Mit jedem Schritt wurde sie stärker.
Letzten Endes erreichte er eine dicke, aus Beton bestehende Tür. Die Aura schien von dahinter zu kommen. Die Tür war mit einer Fackel beleuchtet, sodass Franklin erkennen konnte, dass sie aussah, wie eine Kerkertür. Er holte aus, und schlug die Tür mit zwei oder drei kräftigen Schläge. und Tritten ein. Die war wohl nicht mit Nen versiegelt.
Gleichzeitig, als die Tür mit einem lauten Knall auf dem Boden aufschlug, strömte Franklin eine eklige, sandige Luft entgegen. Sie war so verschmutzt, jeder der da drin eingeschlossen wäre, hätte ersticken müssen.
Das konnte also unmöglich das Versteck des Pharaos sein. Und das war es auch nicht. Franklin blickte in den düsteren Raum. Es war ein großer Raum, mit mehreren Kerkerzellen.
In jeder dieser Zellen erblickte Franklin jede Menge knöcherne Haufen. Da waren Skelette, einzelne Knochen, verweste Leichen oder einfach nur Leichenteile. Es stank fürchterlich nach Tod. Sperrte hier der Pharao, oder seine Diener, Leute ein, die in der Pyramide gefangen waren, und ließ sie dann verotten?
Aber die Aura war immernoch da. Franklin fiel auf, wie stark sie war. Sie reichte knapp an die eines Phantomtruppenmitglieds heran.
Und dann entdeckte Franklin das Einzige, was außer ihm in diesem Raum noch lebendig war.
In der Ecke der Zelle ganz links, zwischen Skeletten und vermoderten Körperteilen, kauerte ein kleines Etwas. Es war ein Mensch, ganz klar, und er schien sich zu fürchten. Bei näherem Betrachten fiel Franklin auf, dass dieser Mensch wohl nur ein zu klein geratener Typ war.
Seine langen, gräulichen Haare verbargen sein Gesicht und entblößten nur eines seiner dunkelblauen, kugelförmigen Augen, doch Franklin erkannte seine Gestalt genau. Und er war sich sicher, der Typ in der Ecke war keinesfalls schwach. Er hatte ja immerhin die Luft hier überlebt.

Machi fiel. Diesmal richtig. Der Boden unter ihren Füßen hatte sich einfach geöffnet, und sie konnte den Sturz nicht bremsen. Während des Fallens die Ansage des Pharaos zu hören, hatte sie wütend gemacht. Wütend auf den Pharao.
Irgendwann war Machi endlich auf einem Boden aufgekommen. Und zwar auf den Füßen, trotz des hohen Sturzes. Sie sah dabei sogar ziemlich elegant aus.
Nachdem sie gelandet war, entdeckte sie sofort die Nachricht des Anführers. Die besserte ihre Laune wieder auf, bis sie merkte, dass sie gefangen war. Das Loch über ihr hatte sich verschlossen, sonst gab es absolut nichts. Durch die Wände kam sie nicht, die waren ja versiegelt.
Aus Wut trat sie gegen einen kleinen Stein, der so mit voller Wucht in eine Ecke des Raumes geschleudert wurde. Der Raum bestand an allen Seiten aus goldgelben Steinblöcken, mit ägyptischen aussehenden Verzierungen und einer einzigen großen Fackel, die alles relativ ordentlich zu erkennen gab.

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