47. Verlust

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In Chrollos Augen war etwas. Etwas furchterregendes. Mit einem düsteren Blick starrte er auf das Papier, das er mit verkrampften Händen festhielt.
Jeder Einzelne von ihnen hatte die Schicksalsverse sofort verstanden.
„Hisoka...", murmelte er vor sich hin, mit einer Wut in der Stimme, die man von Chrollo kaum kannte.
„Ich wusste es! Dieses Arschloch hat uns verraten!", schrie Phinks in die stille Dunkelheit.
„Wie...?", fragte Pakunoda entsetzt, „wie habe ich das nicht gesehen? Danchou, es-"
„Ist nicht deine Schuld. Er muss das „Texture Surprise" benutzt haben... Ich hab es mal gesehen", meinte Chrollo mit wackliger Stimme.
Er versuchte, seine Wut zu beruhigen, bevor er seine böse Aura noch herauslassen würde.
„Der dritte Mond", fing Nobunaga an, „damit ist Machi gemeint, nicht wahr? Heißt das, er hat sie...?"
„Wahrscheinlich. Oder er wird es noch tun. Fakt ist, Hisoka ist ein Verräter. Jetzt macht das gar keinen Sinn mehr, dass wir Neons Fähigkeit haben. Es hat und nichts gebracht", antwortete Chrollo.
Er hatte sich langsam etwas beruhigt.
„Machi...", murmelte er,
„ich werde zum Hotel gehen. Ich bring den Typ um."
„Danchou, lieber nicht", meinte Franklin besorgt, „was wenn er dir da noch eine schlimmere Falle stellt? Schick lieber zwei Beine dahin, außerdem musst du den Anderen hier noch die Zukunft aufschreiben."
„Ich kann euch nicht gehen lassen. Ihr habt doch vorhin zugehört? Das Schicksal sagt, dass insgesamt drei Beine sterben werden. Und dass mir nichts passieren wird. Also gehe ich dahin und bringe ihn um. Vielleicht lebt Machi ja noch", sagte Chrollo entschlossen. Doch er zweifelte an dem, was er als Letztes gesagt hatte.
„Danchou, würde sie noch leben, wäre sie schon zurück. Und Hisoka ist keiner, der sich Geiseln hält, er tötet immer direkt... Außerdem steht es ja in den Schicksalsversen...", meinte Nobunaga mit geballten Fäusten. Er war so wütend. Machi war seine beste Freundin gewesen.
Chrollo schwieg.
„Danchou, lass Kortopi und mich gehen. Wir müssen ja nicht mit ihm kämpfen. Wir schleichen uns rein und überprüfen, was los ist. Mit Kortopis Fähigkeit klappt das am Besten. Dann passiert uns auch nichts", schlug Franklin vor.
„Wisst ihr, wie stark Hisoka ist?", fragte Chrollo angespannt zurück. Er versuchte gerade, zu verarbeiten, dass es Machi wahrscheinlich schon erwischt hatte.
„Danchou, du vertraust uns doch, oder? Lies solange die Schicksale der anderen. Dann sparen wir Zeit.
Wir beobachten nur, was passiert ist", meinte Franklin.
Chrollo blickte auf. „Ja. Ich vertraue euch. Aber ihr werdet dort nicht kämpfen. Nicht einmal mit gewöhnlichen Mafia-Soldaten. Alles, was ihr dort sehen werdet, könnte eine Falle Hisokas sein.
Ihr werdet nicht sterben, ihr kommt in einem Stück zurück. Das ist ein Befehl", forderte Chrollo.
„Die Befehle des Danchous stehen an erster Stelle", versprachen Kortopi und Franklin.
„Ey Franklin, lass doch lieber uns gehen", sprach Phinks Franklin an, etwas später, als dieser sich gerade dem Ausgang widmen wollte.
„Du weißt, zu was dieser Bastard im Stande ist. Feitan und ich sind bestimmt stark genug, um ihn zu erledigen."
„Danchous Befehl lautet aber anders", wendete Franklin sich ab.
„Tch", meinte Phinks, „Ich will dieses Stück Scheiße einfach nur tot sehen. Danchou hätte uns bestimmt gelassen."
Doch Chrollo zu fragen würde sich jetzt nicht mehr lohnen, er war längst dabei, die Schicksale der anderen zu lesen. Zumindest die, die ihren Geburtstag und ihre Blutgruppe kannten.
Wobei er immernoch unsicher war, Kortopi und Franklin geschickt zu haben.

Kortopi und Franklin bahnten sich sofort einen Weg durch die dunkle Nacht hindurch, bis sie irgendwann an dem Hotel angekommen waren, in dem Machi tragisch verendet war.
Verhüllt in Zetsu schlugen sie ein paar Pagen nieder und eigneten sich deren Kleidung an.
Damit, und durch die Infos der Rezeption, gelangten sie ins Obergeschoss.
Sie versteckten sich aber zuerst im Personalraum, der dort war, um das Stockwerk mit ihrem Nen zu überblicken.
„Hier ist die Aura von nur einer Person. Aber diese Person muss verdammt stark sein", flüsterte Franklin. „Dann hat er Machi wirklich umgebracht...?" fragte Kortopi leise und entsetzt zurück.
„Prüfen wir das", meinte Franklin und öffnete den Schacht über ihnen, so behutsam, dass er auch kein Geräusch verursachte. Seltsamerweise passten sie da sogar beide rein. Nebeneinander. Der Schacht war ziemlich groß.
Innendrin war die Luft stickig, sie roch nach Staub, Schimmel und Ratten. Und es war dunkel. Doch so etwas hielt die Spinnenbeine nicht ab.
Also krochen sie hindurch.
„Sollte doch etwas passieren, dann sterben wir wenigstens gemeinsam, mein bester Freund", lächelte Kortopi, während sie sich da durchzwängten.
„Du hast Recht. Aber sag so was noch nicht. Wir haben den Befehl des Danchous ja gehört", antwortete Franklin. Er war ja der Erste gewesen, der auf Kortopi getroffen hatte. Seit dem hatten sie eine wirklich gute Freundschaft entwickelt, ähnlich wie bei Phinks, Feitan und Shalnark.

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