Im Süden von Yorkshin lag in dieser Nacht ein dünner Nebel in der Luft. Er war aber dick genug, um das schöne Mondlicht verborgen zu halten.
Es machte die ganze Atmosphäre düsterer. Als wäre der Nebel tödlich.
Und unter diesem vernebelten Himmel steuerten gerade Machi und Hisoka auf das Hotel zu, in dem sich Neon nicht befand.
„Denkst du, wir laufen in die Falle der Mafia, wenn sie wirklich eine gestellt haben?", fragte Hisoka, während sie noch auf dem Weg waren.
„Nö. Die sind nicht stark genug", meinte Machi kühl.
„Aber es wäre doch lustig, oder? Wenn wir mal in deren Fänge geraten und-", lachte Hisoka doch Machi unterbrach ihn: „Hisoka."
Dieser blickte sie etwas enttäuscht, aber erwartungsvoll an. Sie redete weiter:
„Kannst du es nicht einmal lassen? Deine ganzen Spielchen bringen den Zusammenhalt der Truppe immer wieder in Gefahr. Wegen dir hätten wir geschnappt werden können. Die hatten hunderte Vans. Es nervt wirklich, was du die ganze Zeit machst. Sogar mich. Ich bin enttäuscht von dir."
Hisoka schwieg eine Zeit lang. Hasste Machi ihn? Das schoss ihm gerade durch den Kopf. Aber er konnte ja nicht anders, als solche Dinge zu tun, anders würde er die Ruhe verlieren, vielleicht ausrasten, wenn er nicht machen konnte, was ihm gerade spontan in den Sinn kam. Wenn er keinen Spaß haben konnte.
„Du weißt ja, ich kann nicht anders", brach er das Schweigen.
„Vor einem Jahr hast du sowas noch nicht gemacht. Erst jetzt, bei der großen Auktion. Willst du, dass wir geschnappt werden, oder was?!", fragte Machi wütend.
„Nein, ich-", wollte Hisoka sagen, mit irgendeiner völlig banalen Erklärung, doch da waren sie schon am Hotel angekommen.„Ein Zimmer für zwei", erklärte Machi an der Rezeption, und erhielt direkt einen Schlüssel.
Die Leute an der Rezeption hatten sie bestochen, ihnen zu sagen, in welchem Zimmer denn die Mafia-Leute waren, wenn es hier welche gab.
Tatsächlich, Chrollo hatte Recht gehabt mit seiner Theorie, hier gab es ein paar Zimmer mit Mafia-Leuten darin. Ob sie eine Falle stellen wollten, war aber noch unklar.
Also holten sich Machi und Hisoka, um so wenig wie möglich aufzufallen, ein Zimmer in der Nähe der Mafia-Leute.
„Also, im Zimmer nebenan sollten zwei Personen sein, ein paar Zimmer weiter drei und dort nebendran fünf. Die können wir einfach erledigen", meinte Machi, als sie ihrem Nen freien Lauf ließ, um die Auren der Mafia-Leute zu lokalisieren. Auf diesem Stockwerk befanden sich allein die Mafia, Hisoka und Machi, also würden sie von keinen Passanten bei ihrer Arbeit gestört werden.
Denn würden Hisoka und Machi mögliche Passanten auch noch erledigen, würde das zu viel Aufsehen erregen. Es kam ihnen nur zu Recht, das hier oben in dem Stockwerk außer ihnen bloß die Mafia war.Leise und in Zetsu gehüllt brachen die beiden Spinnen die Tür ihres Nachbarzimmers auf, um die ersten beiden Soldaten zu erledigen.
Im Zimmer drinnen benötigten sie das Zetsu nicht mehr, die Morde würden ja sowieso schnell gehen.
Hisoka hatte dem einen gerade eine seiner
Joker-Karten in den Kopf gerammt, da wollte Machi dem anderen die Kehle durchschneiden, doch das lief nicht, wie es laufen sollte.
Er zog nämlich etwas hinter seinem Rücken hervor und schrie: „Keinen Schritt weiter!"
Es war dunkel im Zimmer, da das Mondlicht nicht richtig einfallen konnte, wegen dem ganzen Nebel.
Es war aber noch hell genug, dass er erkennen konnte, was für Leute da vor ihm standen.
Zwei Spinnen in der Dunkelheit zu begegnen, das war angsteinflößend.
Sein Gesicht war verzerrt von Angst, ihm schlotterten die Knie, er zitterte am ganzen Körper.
Machi war zurückgewichen, nachdem sie gesehen hatte, was der Mann ihr da entgegenhielt.
Eine Bombe. Es sah nicht nur aus, wie irgendetwas, das mal schnell zusammengekleistert wurde, nein, es war eine Bombe, und wenn die hochging, würden wohl alle drei mitgerissen werden.
„Ich hab keine Angst davor, hier mit euch draufzugehen!", brüllte der verängstigte Mann.
Schweiß tropfte ihm von der Stirn.
„Dann hättest du doch längst den Auslöser gedrückt", meinte Machi gelassen und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, machte er einen nach hinten. Aber er konnte den Auslöser einfach nicht betätigen.
„Du bist so furchtlos, wie immer", schmeichelte Hisoka, der sich an dem Schauspiel erfreute, doch Machi ignorierte das einfach wieder.
„Das könnte so eine spezielle Bombe sein, vielleicht sogar aus dem Lager, aus dem Shalnark damals ausgebrochen ist", murmelte sie, und beugte sich zu dem Mann herunter, der an der Wand, unter dem Fenster mittlerweile angekommen und in sich zusammengesunken war.
„Ich sagte keinen Schritt-", schrie er wieder, doch Machi meinte ganz gelassen:
„Hmmm, wie viele Schritte hab ich jetzt schon gemacht?"
Der Mann erschrak, doch es war zu spät. Er hatte einfach zu viel Angst, den Auslöser zu tätigen. Er hatte zu viel Angst vor dem Tod.
Doch Machi tötete ihn nicht einmal. Sie zog nur die Fäden, so konnte man es nennen.
Sie zog die Fäden und machte eine Marionette aus dem Mann.
Erst schrie er vor Angst, da er nicht wusste, wie um ihn geschah, doch er musste sich geschlagen geben. Er verstand nicht, wieso sich sein Körper „von selbst" bewegte, und er nichts dagegen tun konnte, aber ihm wurde klar, dass die Spinnen von einem ganz anderen Kaliber waren.
Er hätte nichts tun können.
Also gab er seinen Widerstand auf und ließ sich tränenüberströmt zu Machis Marionette machen.Machi und Hisoka schlichen in ihr Zimmer zurück, sie wollten ja immerhin einen Sicherheitsabstand halten. Einen Sicherheitsabstand, wofür?
Machi bewegte ihre Finger, als würde sie Klavier spielen. Gleichzeitig lief der Mann auf das Zimmer der anderen Mafia-Leute zu.
Er war ihre Marionette, und sie ließ diese Marionette tun, was sie wollte. Ohne, dass jemand die Nen-Fäden sah, die von ihren Fingern bis zu dem Mann gespannt waren.
Also ließ sie ihn weiter laufen, immer weiter, bis er bei den Zimmern seiner Kollegen angekommen war.
Sie ließ ihn anklopfen, so lange, bis seine Kollegen ihm hektisch die Tür öffneten und sich beschwerten, dass er um diese Zeit noch so klopfen musste.
Was eigentlich lustig war, was, wenn er einen Notfall hätte melden wollen?
„Ich habe etwas für euch", ließ Machi den Mann sagen. Zusätzlich zog sie die Fäden so, dass er grinste, wie ein Idiot. Die Tränen hatte er abwischen müssen.
„Was denn?", fragte sein Kollege genervt, die anderen blickten hinter ihm hervor, und noch einmal die anderen fünf blickten aus dem Nebenzimmer heraus. Perfekt. Alle Mafia-Leute in diesem Hotel waren versammelt.
„Ein Geschenk von den Spinnen", sagte er gezwungen.
Und dann war es wie in einem Puppenspiel, in einem Theaterstück, oder in einem Drama, Machi zog die Fäden und der Mann holte die Bombe hervor. Sie zog noch einmal die Fäden. Der Mann drückte auf den Auslöser. Seine Kollegen wollten ihn aufhalten, doch dazu kamen sie nicht mehr.
Eine laute Explosion, doch das Hotel war zu stabil, um einzustürzen. Nur die Zimmer der Mafia hatte es erwischt. Und die Mafia-Leute selbst.
Dafür war also der Sicherheitsabstand, den Machi und Hisoka einhielten.
Auf den Gängen klebte Blut, kaputte Teile aus den Wänden lagen herum.
Hisoka lachte laut. „Das war wunderschön, Machi!", rief er. „Das ist es, was ich brauche! Genau das!"
Er lachte noch weiter.
„Wenigstens hast du mir ein einziges Mal nicht die Show gestohlen", lächelte auch Machi. Sie war nicht mehr ganz so sauer auf Hisoka.„Bevor wir zurückgehen, will ich wenigstens noch die Dusche hier benutzen. In unserem Versteck ist es ja nicht so komfortabel", lachte Hisoka wenig später und machte sich auf den Weg ins Bad. So plötzlich?
‚Wenns denn sein muss' dachte Machi und bestach die Rezeption, so zu tun, als wäre oben nur ein Rohr explodiert, um in Panik geratene Leute zu beruhigen.
Sie wischte sich den Staub von ihrer Kunoichi-Kleidung, nahm das Band aus den Haaren, um sie mal wieder offen zu tragen, vielleicht war der Zopf ja ungemütlich geworden, und wartete darauf, dass Hisoka endlich mit Duschen fertig wurde.
Dann würden sie endlich zurückgehen.
Dann könnte sie Chrollo sagen, dass alles gut gegangen war. Dass seine Intuition nicht richtig gewesen war.Und dann kam Hisoka aus der Dusche heraus.
Er trug zum Glück nicht nur ein Handtuch, sondern hatte wieder seine seltsame Karten-Clowns-Kleidung angezogen, die er wirklich schon seit dem Tag, an dem sie ihn kennengelernt hatte trug, nur immer wieder in anderen Farben. Woher er die wohl immer hatte?
Hisoka war eben ein fragwürdiger Mensch.
Seine Haare waren noch nass. Machi hatte ihn noch nie mit nassen Haaren gesehen. Sie hingen ihm über die Augen, und bis zum Nacken. Und sie waren etwas gewellt.
Seine Augen glänzten wie echtes Gold.
Der Anblick war beinahe unwiderstehlich.
Er ging auf Machi zu.
„Willst du mich nicht doch noch einmal küssen?", fragte er ganz direkt. Stimmt ja, sie hatten sich schon lange nicht mehr geküsst.
„Weißt du, ich hatte meine Zweifel wegen dir, wegen den Dingen, die du getan hast. Ich hab mich gefragt, warum ich mich in dich verliebt habe. Ich versteh es immer noch nicht. Vielleicht wäre es ja besser gewesen, ich wäre bei Chrollo geblieben.
Also weiß ich nicht, ob ich das will", antwortete sie, versuchte, immer noch sauer auf ihn zu wirken, doch sie konnte ihre Augen nicht von ihm lassen.
Draußen lichtete sich der Nebel. Endlich fiel mal das silberne Licht des Mondes herein.
„Du verrätst ja niemanden. Außerdem weiß ich ganz genau, dass du mich küssen willst. Auch wenn ich die Phantomtruppe bald verlassen werde. Niemand verbietet dir das hier", lächelte er.
Er kam näher. Zu nah. Nein, diese Nähe gefiel Machi. Er hatte Recht. Sie wollte ihn küssen. Sie wollte gerade nur das.
„Ich hasse dich Hisoka", sagte sie, log sie, das sah der Clown sofort, als er in ihre schimmernden, blauen Augen sah.
„Ich liebe diese Augen flüsterte er, „Und du liebst meine Augen, das weiß ich auch."
Sie verneinte nicht. Sie schwieg.
Sie schloss die Augen und blendete alles andere aus. Niemand würde sie dafür verurteilen. Niemand würde sie dafür hassen, dass sie den Clown liebte. Niemand.
Dann küsste sie ihn. Sie musste ehrlich zu sich sein, dass sie nicht widerstehen konnte.
Sie wünschte sich, der Moment hätte ewig angehalten, Hisoka im Mondlicht zu küssen.
Es war perfekt. Zwei verdorbene Seelen, zwei Verbrecher, zwei Mörder. Zwei Diebe.
Es war perfekt.
Nach einer Weile lösten sie den Kuss.
„Das ist die Ruhe vor dem Sturm", sagte Hisoka leise, ganz leise, aber er lachte dabei. Das Lachen hätte jedem normalen Menschen einen Schauer über den Rücken gejagt.
„Was hast du gesagt?", fragte Machi, sie hatte ihn nicht ganz verstanden.
„Was ich gesagt habe?", fragte der Joker,
„Ich habe gesagt, ich liebe dich."
DU LIEST GERADE
A Story about Thieves
FanficSie sind die Bösen. Verbrecher. Diebe. Mörder. Nennt sie wie ihr wollt. Aber warum sind sie die Bösen, warum tun sie, was sie tun? Vergesst niemals, auch die Bösen gehen auf Abenteuer. Auch die Bösen wissen, was Kameraden wert sind. Und sie sind unb...