„Du bist der Richtige, nicht wahr?", fragte Franklin mit prüfendem Blick in die rechte Ecke der Kerkerzelle, in der er das Ebenbild der Puppe in der linken Ecke entdeckt hatte. Die Gestalt sprach kein Wort.
„Dein Zetsu ist echt gut. Hätte dich fast nicht bemerkt. Die Puppe da, ist das deine Fähigkeit?", fragte Franklin weiter.
Der grauhaarige kleine Kerl nickte leicht. „Kopien", flüsterte er. Seine Stimme klang nicht sehr tief, aber auch nicht kindisch. Sie klang irgendwie, naja, deprimiert.
„Was machst du hier?", wollte Franklin wissen.
Vielleicht würde er ja etwas mehr über diese Pyramide erfahren. Außerdem hatte der Typ da in der Ecke Franklins Interesse geweckt.
Ein weiteres Mal flüsterte Franklin's Gegenüber: „Hab lange keine Menschen mehr gesehen. Ich dachte, du willst mich auch auffressen, da hab ich versucht, dich zu täuschen.. Ich hab nämlich keine Kraft mehr... gerade..."
„Auffressen?" Franklin war verwundert. Er war zwar ein Mörder, aber Menschenfleisch schmeckte ihm dann wiederum doch nicht. Wobei er das durchaus Feitan zugetraut hätte.
„Deine Aura.. ist dunkel. Du bist ein Mörder, stimmts? Dann töte mich bitte..", meinte der Grauhaarige.
„Warte erstmal. Ich könnte das, klar, aber du machst auf mich den Eindruck, als wärst du nicht gerade schwach. Sag mir wenigstens erstmal, wie du heißt. Und warum du unbedingt getötet werden möchtest." Ja, Franklin erhoffte sich ein neues Mitglied für die Phantomtruppe.
„Kortopi", nuschelte der Grauhaarige, fast unverständlich, „Ich möchte nicht.. darüber reden... Ich halte es nicht mehr aus.. Ich würde gerne alle reichen Menschen zur Strecke bringen. Diese ganzen Arschlöcher... Sie denken, sie können tun, was sie wollen.."
Kortopis Stimme klang leer. Er wollte eibfach nur sterben.
Das, was er gesagt hatte, erinnerte Franklin an sich selbst. Wie er durch die Reichen eingesperrt und missbraucht wurde. Alles spielte sich in seinem Kopf ab. Alles, was er gesehen hatte. Alles, was ihm angetan wurde. Und wie unglaublich weh es ihm getan hat.
Er wollte mehr darüber wissen, was Kortopi zugestoßen war. „Ich bin auch reich", sagte Franklin. „Dann wünsche ich mir deinen Tod", meinte Kortopi. Er blieb komplett emotionslos. Als wäre er eine Puppe. Als wäre er eine seiner eigenen Kopien.„Aber nur, weil ich ein Dieb bin und Leute ausraube. Darunter auch Reiche", erklärte Franklin grinsend.
Kortopis Augen leuchteten ein klein Wenig auf, als Franklin dies sagte. Und dann erzählte Franklin, was ihm geschehen war. Wegen der Mafia. Die waren ja auch reich, sozusagen. Er erzählte, welche Qualen er erleiden musste. Und dass er Kortopi bestimmt verstehen würde.
„...Hörst du mir... wirklich zu?", fragte Kortopi und blickte zum ersten Mal in diesem dunklen Raum auf, der ohne die beiden totenstill gewesen wäre. Ein Hauch von Hoffnung lag in Kortopis Stimme. Franklin versicherte es ihm.
Dann fing Kortopi, noch etwas unsicher, aber glaubend, jemand würde ihm zum ersten Mal Gehör schenken, zu erzählen an:
„Ehmm... Als ich ein Kind war, lebte ich mit meiner Familie in einem sehr armen Dorf. Wir waren eigentlich ganz glücklich, aber wie gesagt, es war ein armes Dorf. Da konnten die Reichen mit uns machen, was sie wollten.
Einmal kamen sie also auf die Idee, eine ihrer biologischen Waffen an uns auszutesten.
Es war... wirklich grauenvoll. Ich hab sie alle sterben sehen....", seine Stimme wurde zittrig, „Meine Mutter, meinen Vater, meine Schwester, alle. Ich fragte mich immer wieder, warum es mich nicht auch erwischt hatte. Warum ich ausgerechnet an diesem Tag außerhalb des Dorfes war.
Also fand ich sie alle tot auf. Die Nachwirkungen der Explosion haben meine Haut verätzt und mein Wachstum aufgehalten. Nächtelang fühlte ich nichts, außer Schmerz. Innerlich und Äußerlich. Und dann hab ich später erfahren, dass diese Reichen von der Mafia waren. Mein Hass auf die Mafia ist grade noch mehr gewachsen, als du erzählt hast, dass du eine ihrer Waffen werden solltest. Ich würde sie am Liebsten alle tot sehen. Also trainierte ich, um stärker zu werden. Ich erlangte Nen und die Fähigkeit, alles zu kopieren, was existiert. Es ist kopiert zwar nicht mehr menschlich, aber trotzdem.
Und weil ich kein Geld hatte, schloss ich mich einer kleinen Gruppe an, um die Pyramide hier auszunehmen. Wir traten aber in die Falle des Pharao, und man steckte mich hier rein, mit irgendwelchen anderen Leuten. Aus Angst vor dem Hungertod wollten sie mich auffressen. Sie sagten, weil ich der Kleinste wäre und so aussehe, als hätte ich sowieso keinen Sinn mehr im Leben. In dem Punkt hatten sie ja recht, alleine könnte ich die Mafia nicht stürzen, aber umgebracht hab ich sie trotzdem alle, also die Leute, die mich fressen wollten. Das sind die ganzen Leichen hier. Und ganz ehrlich, es fühlte sich irgendwie gut an. Befreiend. Ich würde es wieder tun. Aber ich habe halt trotzdem keinen Sinn mehr, weiterzuleben. Deshalb wollte ich, dass du mich tötest."
Diese Geschichte rührte selbst Franklin, ein bisschen, da sie ihn an seine eigene erinnerte.
Er wollte Kortopi nicht töten. Ganz im Gegenteil, er war überzeugt, ihn von Chrollo zu einer Spinne machen zu lassen. Also erhob er sich, streckte die Hand aus und sagte: „Nimm sie. Und komm mit mir. Ich kenne den perfekten Ort für dich. Ein Zuhause, in dem jeder akzeptiert wird, egal wie er aussieht oder wie verrückt er ist. Wir sind Diebe, Mörder, und die Erzfeinde derMafia."
Kortopi verbarg, wie sehr ihn das erfreute, und sagte bloß: „Das geht doch nicht... Ich hab kein Nutzen mehr, wie die es gesagt haben..."
„Oh doch! Glaub mir, sowas dachte ich auch mal. Doch dann kam der Danchou und hat mich aus dem Dreck geholt. Das kann er mit dir auch. Denn ich glaube, du bist würdig, einer unserer Kaneraden zu sein."
„Aber was bringt es mich-" Kortopi wurde unterbrochen. „Kein aber. Du fragst was es bringt? Dein Herz ist genauso schwarz wie unsere. Jeder, der extrem stark ist und keine Scheu hat, zu morden, den werben wir an. Also entweder kommst du jetzt mit, oder ich töte dich." Franklin war noch nie so entschlossen gewesen, außer damals, als er ein Teil der Truppe geworden war.
Kortopi zögerte einen Augenblick, doch ergriff dann Franklins Hand. Er hatte ihn überzeugt. Kortopi hatte neuen Lebenswillen gefasst. Er wollte nicht mehr sterben. Nein. Er wollte leben, auf eine spannende Weise. Er erhoffte sich ein neues Zuhause. Eins, in dem er vielleicht endlich mal so sein konnte, wie er war. Dass sie Schwerverbrecher waren? Spornte ihn nur noch mehr an. Dass er so schnell überzeugt worden war? Wollte das Schicksal wohl einfach so. Die Phantomtruppe war das Richtige für Kortopi.
Er war komplett ausgehungert, doch bekam wieder etwas Kraft, als Franklin ihm was von seinem Proviant schenkte. Dann ging er mit Franklin auf die Suche nach dem Pharao. Da freundeten sie sich an, töteten gemeinsam niedere Diener des Pharao, und Kortopi erfuhr ein paar Sachen über die Phantomtruppe. Und Franklin bekam mit eigenen Augen zu sehen, dass Kortopi stark war.
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A Story about Thieves
FanficSie sind die Bösen. Verbrecher. Diebe. Mörder. Nennt sie wie ihr wollt. Aber warum sind sie die Bösen, warum tun sie, was sie tun? Vergesst niemals, auch die Bösen gehen auf Abenteuer. Auch die Bösen wissen, was Kameraden wert sind. Und sie sind unb...