62. Jeder kriegt, was er verdient

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Schon wieder, das Schwert prallte klirrend mit den Ketten zusammen. Und dann wieder. Und wieder.
So oft stürmten die beiden aufeinander zu, mit dem Ziel, den anderen endlich ausszuschalten, aber, ob es nun das Schicksal so wollte, oder nicht, die Angriffe stießen immer wieder aneinander und neutralisierten sich gegenseitig.
Dieser Kampf sollte wohl zu keiner Entscheidung führen.
„Und, bist du schon außer Puste?", rief Nobunaga irgendwann seinem Gegenüber zu.
„Niemals! Und was ist mit dir?", schrie Kurapika zurück.
„Tch! Mein Schicksal besagt, dass ich hier in Yorkshin nicht sterben werde, also denk erst gar nicht, dass du eine Chance hast!!", antwortete Nobunaga und stürmte auf seinen Gegner los, dieser tat es genauso.
„Eure Schicksale scheinen doch alle nicht richtig einzutreffen, oder warum ist Uvogin tot?", meinte Kurapika.
„Sei leise! Für Uvogins Tod bringe ich dich um!!", schrie Nobunaga bloß.
Wieder, unzählige Aneinanderstöße ohne jegliche Ergebnisse.
Doch beim nächsten Stoß veränderte sich etwas.
„Ich glaube so bringt das echt nichts!", schrie Nobunaga, ließ sein Schwert mit einer Hand los - was zwar etwas riskant war, aber er musste Uvogin ja um jeden Preis rächen - und verpasste Kurapika einen heftigen Schlag ins Gesicht.
Der Kettennutzer flog dadurch ein ganzes Stück, landete aber immernoch auf den Füßen.
Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht, das durch den Schlag verursacht worden war.
„Gut, wenn du es so willst", rief er und zückte ein nicht allzu großes Messer.
Nobunaga krempelte sich beide Ärmel nach oben.
„Anders stirbt ja keiner von uns!", gab er zurück.
Und dann stürmten sie wieder aufeinander los.
Ein hitziger Nahkampf entbrannte.
Man hätte es schon Prügelei nennen können.
Aber es war eine Prügelei auf Leben und Tod.
Es war brutal.

Nobunaga schlug auf Kurapika ein, immer wieder.
Dieser benutzte sein Messer.
Er benutzte es, weil seine rohe Kraft nicht so stark war, wie bei Nobunaga. Er hätte wohl keine Chance gehabt.
Nobunaga war es komplett egal, was Kurapika benutzte, solange er seinem Leben ein Ende setzen konnte.
„Das hier ist für Uvogin! Und das hier auch!", schrie Nobunaga wutentbrannt und verpasste Kurapika zwei schmerzhafte Schläge, direkt nacheinander, wodurch er ihn zu Boden stürzen konnte.
„Du hast nur Uvogin verloren!! Du verstehst gar nicht, wie es ist, deine gesamte Familie mitsamt deiner Heimat zu verlieren!!", entgegnete Kurapika, laut, und stach mit dem Messer auf Nobunaga ein.
Dieser wich so aus, dass es ihn bloß in die Schulter traf.
Doch dadurch konnte Kurapika das Blatt wenden und Nobunaga von sich stoßen, so, dass Kurapika jetzt der war, der seinen Gegner zu Boden drückte.
Blut tropfte von seinem Gesicht nach unten, auf Nobunagas.
„Du verstehst nicht, wie es ist, alles zu verlieren!! Ihr habt mir meine ganze Familie genommen, jeden, den ich liebe! Und ich musste nebendran sitzen und zuschauen, wie ihr sie abschlachtet!!", schrie Kurapika, Tränen bildeten sich in seinen roten Augen.
Er stach auf Nobunaga ein.
„Nicht so schnell, Blondschopf", reagierte Nobunaga daraufhin und packte Kurapikas Handgelenk, kurz bevor das Messer sein Gesicht getroffen hätte.
„Wieso hast du überhaupt überlebt?", knurrte Nobunaga ihn an, „Ich dachte wir hätten euch alle restlos ermordert."
„Diese Frau. Pakunoda. Hat einen Moment gezögert. Da bin ich weggelaufen", antwortete Kurapika. Er atmete schnell, Nobunagas Schläge vorhin waren nicht harmlos gewesen.
„Wie bitte? Pakunoda?", fragte Nobunaga ganz aufgewühlt.
„Bist du jetzt sauer auf sie, siehst du sie jetzt als Verräterin, oder was?!", fragte Kurapika ganz laut. Er konnte sein Handgelenk mit dem Messer immernoch nicht bewegen.
„Nein. Sowas kann ja mal passieren, wenn es nur einmal ist. Aber. Du hast sie getötet. Sie hat dir dein Leben gerettet, du Arsch!!", entfuhr es Nobunaga, voller Zorn drückte er Kurapikas Handgelenk fester, bis es brach, gab ihm eine unsanfte Kopfnuss und prügelte dann wieder auf ihn ein.
So ging es eine ganze Weile lang.
„Ich dachte, auf so etwas legt ihr keinen Wert!!", keuchte Kurapika, während sie sich gegenseitig schlugen, traten, und sich durch die Gegend stießen.
„Als wenn du uns jemals verstehen könntest!!!", brüllte Nobunaga.
Kurapika steckte unzählbare zerschmetternde Schläge ein.
Nobunaga steckte unzählbare Stiche ein.
Beide waren eigentlich schon so gut wie tot.
Aber sie prügelten sich immernoch weiter.
In Staub, Sand und Dreck fügten sie sich gegenseitig die schlimmsten Wunden zu, verloren Massen an Blut, bekamen Dreck in die offenen Verletzungen geschleudert.
„Und, bist du schon außer Puste?", keuchte Nobunaga irgendwann.
„Niemals! Und was ist mit dir?", hustete Kurapika.
„Tch! Erwarte nicht, dass du mich so schnell los wirst!!", gab Nobunaga zurück.
Die Prügelei ging weiter.
Noch lange.
Irgendwann lagen beide im Dreck, ohne sich zu bewegen. Und starrten in den dunklen Himmel.
„Und, bist du schon außer Puste?", fragte Nobunaga mit größter Mühe.
„Niemals! Und was ist mit dir?", wollte Kurapika wissen, spuckte aber Blut.
„Tch! Erwarte nicht, dass du mich so schnell los wirst!", kam es vom keuchenden Nobunaga.
Ein letztes Mal rappelten sie sich auf, gingen  aufeinander los.
Kurapika schien dieses Mal der Stärkere zu sekn, und drückte Nobunaga wieder zu Boden, und wollte auf ihn einstechen.
„Du verstehst....uns Spinnen nicht!", brachte Nobunaga heraus, „Und du sagst, ich verstehe deinen Schmerz nicht? Mag sein. Aber du verstehst nicht, wie es ist, ohne Heimat, ohne gar nichts auf die Welt gekommen zu sein! Wie es ist, jeden Tag als kleines Kind darum zu kämpfen, nicht zu sterben! Wie es ist, Tag für Tag immer mehr zu Grunde zu gehen! Du verstehst nicht, wie es ist, schon tot auf die Welt gekommen zu sein.... Und das ist jeder von uns!"
Kurapika hielt einen Moment lang Inne.
War es den Spinnen wirklich so dreckig ergangen?
Nobunaga nutzte diese Gelegenheit, um Kurapika ein für alle mal auszuschalten.
Er schlug kräftig zu.
Doch dieses Mal schnappte sich Kurapika Nobunagas Handgelenk, das andere drückte Kurapika mit den Beinen auf den Boden.
Mit blutüberströmtem Gesicht und blutroten Augen blickte er auf Nobunaga herab.
„Dann sind wir wohl beide Opfer dieser Welt, nicht wahr?...Egal, ob ich jetzt verstehe, warum du so wütend bist, obwohl ihr Spinnen doch mit dem Tod zusammen lebt, ich muss meine eigene Rache nehmen. Es ändert sich nämlich nichts daran, was ihr getan habt. Sayounara", erklärte Kurapika.
Mit eiskalter Stimme.
Mit letzter Mühe rammte er das Messer in Nobunagas Herz.
Blut spritzte aus Nobunagas Brust, verunstaltete Kurapikas Gesicht bloß noch mehr.
Dieser richtete sich mit letzter Kraft auf, und versuchte, davonzuhumpeln.
„Mehr geht wohl nicht mehr...", murmelte er.
„Du verstehst gar nichts!", hörte er auf einmal Nobunagas Stimme.
„Was?!", fragte sich Kurapika, ganz verwirrt, doch ehe er sich umdrehen konnte, steckte sein eigenes Messer in seinem eigenen Herz.
„Du hast zwei Fehler gemacht...", huste Nobunaga.
Kurapika fiel auf die Knie.
Er spuckte haufenweise Blut, die Wunde an seinem Herzen lief aus, wie ein Pool mit einem Leck.
Sein Schicksal war besiegelt.
„Erstens... Du hast mein Herz knapp verfehlt... Und zweitens... Du hast das Messer nicht mitgenommen..", meinte Nobunaga, doch auch er war so gut wie fertig.
Der Blutverlust war bei beiden viel zu hoch.
„Ich lebe jetzt wahrscheinlich noch ein paar Minuten länger, als du...", erklärte Nobunaga, „ich bin nämlich auch so ziemlich am Ende. Aber, warum hast du nicht richtig getroffen?"
Kurapika drehte sich, so gut es ging, zu Nobunaga.
Er lächelte.
Und er weinte dabei.
„Vielleicht habe ich es bereut... Sieh nur, was aus mir geworden ist.... Ich dachte, ich sorge bloß für Gerechtigkeit.... Aber aus mir ist doch ein genauso kaltblütiges Monster geworden.... Ich habe 2 Leute brutal ermordet... Als sie sich beide nicht wehren konnten... Vielleicht wollte ich dich nicht mehr umbringen... Aber das macht es ja auch nicht besser. Ich hätte gerne noch einmal meine Freunde gesehen.
Aber ich bin hier.... Und das ist meine Strafe...Am Ende habe ich ja doch nichts erreicht mit dieser Rache. Ich hätte einfach nicht denken dürfen, dass ihr komplett gefühlslos seid. Ihr seid doch auch nur Menschen. Ich war blind vor Wut. Ich habe euch unterschätzt.", redete er sich die Seele vom
Leib. Mehr Tränen kamen.
Er fiel von den Knien auf den Boden.
Mitten in den Dreck.
Langsam verschwand die rote Farbe aus seinen Augen.
„Ich bin wohl dein dritter Mord. Hahah. Vielleicht ist das ja auch meine Strafe....Ich bereue nichts, was ich getan habe. Ich sage nur, dass ich jetzt wohl kriege, was ich verdiene, genauso wie du. Am Ende kriegt wohl jeder, was er verdient. Wenigstens konnte ich Uvo noch rächen.. Doch jetzt sitzen wir im selben Boot!", rief Nobunaga ihm zu.
Auch er lächelte.
Er wusste, dass es das Ende war.
Er sah sein gesamtes Leben.
„Hazama-san.... Nein. Vater.... du bist nicht stolz auf uns, stimmt's?", fragte sich Nobunaga noch, mit dem Lächeln, das er hatte, und streckte einen Arm in Richtung Himmel.
Kurapika antwortete nicht mehr.
Er war bereits verstorben.
Mit einem verweinten, unerfüllten Lächeln.
Der Kettennutzer war gestorben, still und heimlich, in den Bergen.
Uvogins Rache war vollbracht.
Und so folgte ihm bald darauf auch Nobunaga in den Tod.

Franklin war gerannt. Geflohen.
Durch die verschiedensten Gassen der Stadt.
Bestimmt eine halbe Stunde lang.
Er war wahrscheinlich immer wieder im Kreis gerannt.
Weil er an nichts anderes denken konnte, als daran, ob Bonolenov denn noch am Leben war.
Er floh weiter durch die Gassen.
Immer und immer wieder im Kreis.
Verzweifelt.
Wie konnte es bloß so weit gekommen sein.
In den Schicksalsversen stand doch gar nichts davon.
Es war das Schicksal selbst, das so böse war, und dem Schicksal waren die Verse egal.
Franklin konnte nicht mehr laufen. Die Wunden waren zu schwer.
Also brach er zusammen. In irgendeiner Gasse.
Er lag auf dem Boden und blickte auf.
Was sollte er bloß noch tun?
Er blickte auf und sah, was er nicht sehen wollte.
Der Horrorclown balancierte, direkt vor ihm, auf einer Wäscheleine, die in dieser Gasse von einem Fenster zum anderen gespannt war.
„Dabei habe ich doch eigentlich nach dem Danchou gesucht", meinte Hisoka.
Laut schallte sein Gelächter durch die Gassen.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt