23. Die Diener des Pharao

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Pakunoda stieg die Treppen hinauf. Immer weiter nach oben. Sie konnte es kaum erwarten, endlich aus diesem viel zu engen Aufgang herauszugelangen. Und endlich, kurz nachdem sie die Ansage des Pharao gehört hatte, sah sie Licht. Ein grelles Licht. Das musste das Ende des Aufgangs sein.
Sie fragte sich, worauf sie da oben wohl stoßen würde. Vielleicht lauerte dort ja der Pharao, vielleicht könnte sie ihn ja töten, bevor die anderen es taten, und damit dessen Schätze allein einkassieren. Wobei sie, wenn sie ja ganz ehrlich war, geringste Zweifel hatte, dass ihr dies gelingen würde. Sie wusste ja nicht, wie stark der Pharao war. Und wer wusste schon, ob sie wieder gezögert hätte. Aber warum sollte sie? Sie war damals beim Kurta-Klan-Massaker bestimmt einfach nur müde gewesen. Genau. Pakunoda war entschlossen, dem Pharao das Licht auszupusten und die Wette, wie sie in Chrollos Nachricht beschrieben war, zu gewinnen.
Doch sie hätte absolut nicht gedacht, dass es so kommen würde, wie es dann kam.
Sie rannte in das Licht hinein, neugierig, was da sein könnte, doch ihr dämmerte, was es war, als sie aus dem Treppenhaus heraus war und fühlte, wie ihr ein starker Wind harte Sandkörner ins Gesicht peitschte.
Pakunoda blieb stehen. Enttäuscht starrte sie nach oben. Was sie da sah? Den Himmel. Einfach nur den grenzenlosen, sanft-blauen Himmel.
Trotz allem konnte sie nicht leugnen, wie wunderschön dieser klare Himmel in dem Moment gewesen war. Kombiniert mit dem weichen, warmen Sand, der ihre Füße auf eine angenehme Weise umhüllte, fühlte sie sich, als träumte sie.
Aber wie die Welt nun mal war, wurde sie, durch das Klacken mehrerer Gewehrläufe, aus ihrer Komfortzone gerissen.
Sie sah sich um.
Neben ihr stand die gigantische Pyramide, doch das Loch, durch das sie herausgekommen war, war verschwunden. Als wäre es nie da gewesen.
Noch dazu richteten wenige Meter vor ihr eine ganze Menge Männer ihre Gewehre auf sie.
„Hände hoch! Man hat uns, die Mafia, beauftragt die Pyramide zu stürmen, da es dortdrin nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint!", befahl einer der Männer, „Es waren Leute aus der nahegelegenen Stadt, deren Angehörige dadrin verschwunden sind, die uns beauftragt haben. Wer hätte gedacht, die verhasste Phantomtruppe hier ebenfalls anzutreffen." Er freute sich, im Glauben, jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können.
‚Na ganz toll', dachte Pakunoda genervt. Erst war sie von der Pyramide verarscht worden, als sie den Gang ins „Licht" genommen hatte. Das Licht stand wohl dafür, nach draußen zu kommen. Jeder andere wäre glücklich gewesen, aber sie wollte doch den Pharao suchen, und jetzt gab es keinen Weg mehr hinein. Und dann meinten auch noch ein paar Mafia-Soldaten, neben ihrem eigentlichen Auftrag auf Spinnenjagd zu gehen.

„JAHAA!!!", brüllte Uvogin voller Aufregung. „Der Danchou ist echt der Beste, dass er uns auf diesen komischen Sack von Pharao loslässt!" Sein Lachen klang, als war er wunschlos glücklich.
„Dann lass ihn uns mal finden, Uvo", meinte Nobunaga. Auch er freute sich, endlich wieder gegen etwas vermeindlich Ebenbürtiges zu kämpfen.
Es gab ihnen nämlich ein noch besseres Gefühl, jemanden zu töten, gegen den sie sich zumindest ein bisschen anstrengen mussten.
Die beiden stolzierten los. „Die Goldmünzen holen wir spä-", wollte Nobunaga sagen, doch bemerkte, wohin sollten sie denn eigentlich gehen?
Sie waren in diesem Raum ja eingeschlossen.
Und da wurde ihnen klar, in was für eine tückische Falle sie gelaufen waren. Sie waren Diebe.
Diebe wollen Gold, und das holen sie sich, meistens ohne, dass jemand etwas dagegen tun kann.
Aber, was ist, wenn das Gold sich die Diebe holt?
Die Münzen hörten nicht auf, von oben herabzuregnen. Ganz leicht ließ sich der Schlitz erkennen, aus dem sie fielen, aber wie viele es noch sein würden, wusste niemand. Tausende, nein, es mussten Million von Münzen gewesen sein, die einfach nicht aufhörten, auf Uvogin und Nobunaga zu prasseln.
Und da es so viele auf einmal waren, dauerte es nicht lange, bis sich ein Meer aus Goldmünzen bildete, dem die Brüder nicht entkommen konnten. Keine Wand ließ sich zerschlagen, egal wie oft und wie lange sie sie angriffen. Es gab keinen Ausweg mehr.
„Verdammte scheiße!! Die wollen uns doch verarschen!", schrie Uvogin, von Zorn erfüllt.
Das Meer aus Münzen stieg weiter an, mit Nobunaga und Uvogin, die sozusagen darin schwammen.
Es wurde höher und höher. Bald hätten sie die Decke erreicht. Und egal, wie viel Nen sie beherrschten, sie würden ersticken, wenn das Münzmeer oben ankommen und damit die beiden in sich versenken würde.
„Tjaa, so ist das, wenn man gierig ist und stiehlt. Wenn ihr ganz oben seid, geht der Schlitz zu. Akzeptiert euer Schicksal. Ihr seid jetzt steinreich mit dem ganzen Gold, aber überleben könnt ihr damit nicht! Und genau das habt ihr verdient", hörten sie eine schadenfreudige, weibliche Stimme durch den Raum hallen. Sie lachte die Brüder aus.
Die, von der die Stimme kam, war wahrscheinlich irgendwo weiter oben in dem Raum, hinter dem Schlitz oder so, durch den das Münzmeer sie nicht verschlucken würde. Denn sie hätte ihn ja rechtzeitig verschlossen.
Ihr Zetsu schien nicht das Beste, denn die beiden hatten ihre Aura schon etwas früher gespürt.
„ICH BRING DICH UM, HÖRST DU?!!!", brüllte Uvogin, so laut, dass es schon in den Ohren schmerzte. Seine Mordlust schien noch nie so groß gewesen zu sein.
„Auch wenn du wahrscheinlich ein Diener des Pharao bist, leg dich nicht mit der Phantomtruppe an", sagte Nobunaga. Auch seine Wut war bis in Knochen und Mark zu spüren. Doch bald würde das Münzmeer die Decke erreichen, und von oben schallte bloß ein höhnisches Kichern.

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