60. Wahnsinnig

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Die Bösen sind nicht immer herzlose Monster.
Auch sie erreichen mal die absolute Grenze von dem, was sie ertragen können.
Nur artet das bei ihnen dann etwas anders aus, als bei ganz normalen, langweiligen Menschen.
Es artet richtig aus. Es wird hässlich.

Neon Nostrade stand in ihrem Zimmer und betrachtete ihr Spiegelbild. Mit diesem diamantbesetzten, pinken Rahmen musste der Spiegel ein Vermögen gekostet haben.
Neon stand da und sah sich an.
Sie fokussierte sich so sehr auf ihr Spiegelbild, man hätte meinen können, es hätte sie in eine andere Welt gezogen.
„Freiheit...", flüsterte sie, ihr Blick leerer als alles um sie herum.
Freiheit.. Ja, genau, sie wollte frei sein. So wie sie es  für kurze Zeit war, zusammen mit Chrollo.
Aber sie konnte nicht frei sein. Sie musste diese Wahrsagungen machen. Und man sperrte sie hier ein.
Warum, warum sperrte man sie hier ein, schon den ganzen Tag? Jeden Tag? Was war da draußen bitte, dass so gefährlich war, dass man ihr Zimmer so sehr verriegeln musste?
Sie schwelgte in den Gedanken der Freiheit, vor ihrem Spiegel, mit dem Kopf in einer anderen Welt.
Sie sah ihr Spiegelbild und stellte sich vor, es könnte einfach weglaufen und auf alle Ewigkeit frei sein.
So wie sie es mit Chrollo gewesen war.
Etwas Lautes riss Neon aus ihren Gedanken.
Es klang, als würde jemand ein ganzes Glashaus zerstören. Ein solches Klirren ließ sich hören, es kam von irgendwo unten im Hotel.
Hatte jemand die Eingangstüren zerstört?
Neon zuckte zusammen.
Die Leere in ihren Augen verschwand.
Hatte sie jetzt etwa doch Angst vor dem, was außerhalb ihres Zimmers war?

Chrollo hatte nicht mehr gewusst, wo er noch nach Hisoka suchen sollte. Dieser Clown war einfach nicht aufzufinden. Nirgendwo.
Chrollo hielt es nicht mehr aus.
Er musste einfach alles herauslassen.
Und vielleicht war er jetzt komplett durchgedreht.
Er machte sich auf, von blindem Zorn gesteuert, zu dem Hotel, in dem Neon Nostrade mit ihren Bodyguards hauste.
Ohne ein Wort zu sagen, nahm Chrollo kräftig Schwung und trat die Glastüren, die den Eingang des Hotels darstellten, ein.
Sie zersplitterten so laut, dass so manch einem die Ohren wehtaten, sie zersplitterten so laut, weil Chrollos Tritt nach purer Zerstörung verlangte.
Natürlich bemerkten die Bodyguards sofort, dass sich etwas in der Eingangshalle abspielte.
Also eilten sie herbei, die Leute an der Rezeption ergriffen vor lauter Angst die Flucht durch die Hintertür.
Die Bodyguards betraten die Eingangshalle und sahen Chrollo vor sich stehen.
Sie sahen ihn, wie er da stand, in dem pechschwarzen Mantel mit den Sankt-Peters-Kreuzen und dem weißen Pelz darauf. In mitten der Scherben. Und da war seine Aura. Die Aura, die wie die eines Dämonen war.
Selbst die Bodyguards dachten kurz, sie hätten einen Dämonen vor sich.
Ihre Hände zitterten, als stünden sie bei -50 Grad im Schnee.
„Scheiße, warum ist Kurapika genau jetzt nicht da?! Gegen so einen Gegner...", fragte sich einer der Bodyguards, ganz verzweifelt, und schweißgebadet.
„Kurapika...Hier? Ein Grund mehr, hier meine Wut herauszulassen..wieder zu Verstand zu kommen...und danach Hisoka zu vernichten...", nuschelte Chrollo vor sich hin.
Ihm war klar, dass er gerade nicht ganz bei Verstand war. Und er glaubte, wenn er sich jetzt ein Wenig austoben würde, würde er wieder einen kühlen Kopf fassen können.
Er zitterte ja selbst schon, durch die ganze Mordlust, die in ihm aufgestaut war.
Chrollo machte einen Schritt auf die Bodyguards zu.
Die fünf Männer schreckten zurück.
„K-keinen Schritt näher!", brüllte einer von ihnen, doch Chrollo ignorierte ihn komplett.
Jetzt waren seine Augen leer. Wahrscheinlich sah er einfach nur rot.
Und dann verschwand Chrollo vor ihren Augen.
Kurze Zeit später war die Kehle des ersten der komplett verwirrten Bodyguards aufgeschnitten.
„Scheiße!", schrien die anderen, die das ganze Blut abbekamen.
Chrollo war viel zu schnell für sie.
Er nutzte den ganzen Raum, um sich zu bewegen.
Und er schlachtete einen nach dem anderen ab, gnadenlos.
Die gesamte Eingangshalle wurde in rot getunkt.
Es fühlte sich gut an, für Chrollo, qar aber noch lange nicht genug.
Er wollte töten.

A Story about ThievesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt