8. Lügen

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Auch die reicheren Familien haben so ihre Probleme. Auch wenn diese Probleme wohlbemerkt nichts im Gegensatz zu denen derjeniger sind, die diesen Reicheren zum Opfer fallen.
Aber diesmal möchte ich von eben diesen wohlhabenden Leuten erzählen. Um genau zu sein von einem Mädchen namens Pakunoda.
Pakunodas Familie war eine Familie mit Einfluss. Sie hatten Geld, Besitz und im Großen und Ganzen einfach mehr, als sie eigentlich zum Leben gebraucht hätten. Aber so war das nun mal, die Welt war ungerecht.
Pakunoda und ihr kleiner Bruder Takumi konnten auf eine ordentliche Schule gehen, mussten nie hungern, sich vor etwas fürchten oder Schmerzen erleiden.
Auch von ihren Eltern wurden sie bedingungslos geliebt.
Man könnte also sagen, die beiden hatten ein gutes, ein lebenswertes Leben, welches sie um nichts auf der Welt getauscht hätten. Oder etwa doch?

Eigentlich war Pakunoda ganz zufrieden mit ihrem Leben, sie hatte ja auch nichts zu beklagen.
Sie schätzte sehr, dass ihre Eltern sie liebten, und sie liebte sie auch zurück, doch am allermeisten liebte sie Takumi. Er war für sie das allerwichtigste auf der Welt.
Und wie es in reichen Familien eben so üblich ist, hatte auch diese Familie ihre dunklen Seiten.
Zum Einen hatte Pakunoda sich manchmal heimlich gewünscht, in einer etwas ärmeren Familie geboren worden zu sein.
Denn jeden Tag, den sie in die Schule ging, wurden ihr von allen Seiten neidische oder herabwertende Blicke zugeworfen. Wenn es ein Kind an der Schule gab, dessen Familie Einfluss hatte, wusste das jeder. Dass Pakunodas Familie beinahe immerzu und überall, wo sie vorbeikam, mit dem Reichtum versuchte, anzugeben und die Ärmeren zu diskriminieren, wusste auch jeder. Daher hatte Pakunoda an ihrer Schule keine Freunde. Die meisten konnten sie aufgrund ihrer wohlhabenden Herkunft nicht ab, dann warfen sie ihr Sachen an den Kopf wie: „Warum bist du immernoch hier, blödes Bonzenkind?", oder „Ihr macht mit eurer Scheißkohle keinem Angst, du und deine Teufelsfamilie!".
Wobei die restlichen Schüler sich fürchteten, von Pakunodas Familie bestraft zu werden, wenn sie sie beleidigten.
Doch Pakunoda war nicht wie ihre Familie. Sie gab ihr Bestes die anderen Schüler zu ignorieren, statt sich zu wehren, was aber auch nicht gerade die entlastendste Variante war.
Wie auch immer, Pakunodas Trost war der Glaube, von ihren Eltern über alles geliebt zu werden. Das tat ihr gut. Sie zeigten es ihr ja auch, sagten es ihr ständig und schenkten ihr alles, was sie wollte. Genau so taten sie es auch mit Takumi.
Der Haken an der Sache war aber, dass es Pakunoda wirklich ankotzte, wie sich ihre Eltern anderen Leuten gegenüber verhielten und sie teilweise schikanierten, oder sich selbst mit dem, was sie hatten, aufspielten. Zu Hause waren sie so lieb, dass sie kaum wiederzuerkennen waren. Diese Seite war der einzige Grund, weshalb Pakunoda nie ihre Abneigung gegen den Reichtum zeigte.

Die andere dunkle Seite an Pakunodas Familie machten die vielen illegalen Geschäfte, wahrscheinlich mal wieder mit der Mafia, aus. Die Mafia war aber auch in so gut wie allem Geschäftlichen, völlig gleich ob legal oder illegal, involviert.
Pakunoda bemerkte, was ihre Mutter und ihr Vater trieben. Immer wieder hörte sie ihren Vater telefonieren, wie er sich über etwas beschwerte oder irgendwelche Kosten besprach, über „Stoff" oder „Beseitigungen" redete. Manchmal kamen Gäste, die sie nicht kannte, und gaben ihrem Vater Geld für irgendetwas. Und es wurde mehr.
Als ihr Vater sie einmal bemerkte, als sie eines seiner Telefonate belauscht hatte, wurde er auf einmal aggressiv. „Du hast ihr nichts zu suchen, verschwinde in dein Zimmer!", fuhr er sie mit lauter Stimme an und scheuchte sie fort.

Seitdem begann Pakunoda, sich Sorgen zu machen. Sie fing an, diese bedingungslose Liebe ihrer Eltern anzuzweifeln. Denn immer, wenn gerade ein Telefonat stattfand oder Gäste da waren, taten beide so, als würden Pakunoda und Takumi nicht mal existieren, und ließen sich schnell von den Geschwistern aus der Ruhe bringen. Sie wurden wütend, wenn sie sie „störten".
Das kam in letzter Zeit öfter vor, und zusätzlich schienen sich Streitigkeiten zwischen ihrem Vater und den Gästen zu vermehren.

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