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Deine Schritte hallen dank deiner hohen Absätze laut auf dem Marmorboden, sie sind lang, elegant und sicher. Du bist dir bewusst wo sich jede einzelne der hochauflösenden Kameras befindet und du kennst alle noch so kleinen toten Winkel genau – auch wenn es davon deiner Meinung nach nicht genug gibt um dich völlig in Sicherheit zu wissen. Obwohl du das in deinem Beruf sowieso sehr selten bist.

Sicherheit ist ein seltenes Gut in deinem Metier, und wenn man mal nicht in Gefahr ist, kommt es einem so seltsam vor, dass man erst recht paranoid wird. Also sowas wie Urlaub oder Feierabend existieren eigentlich nicht für dich. Auch wenn du manchmal davon zu träumen wagst...

Du spürst jede deiner Waffen an deinem Körper und in deiner Kleidung, du gehst im Kopf nochmals den Gebäudeplan durch um auch ja nicht falsch abzubiegen auf dem Weg zu deinem Ziel. Du biegst rechts ab auf einen relativ leeren Gang – er führt zu den Treppen, denn den Aufzug musst wegen der KI des Gebäudebesitzers umgehen.

Die KI kann dich sicher auch so aufspüren, aber es wird einige Sekunde länger dauern, als wenn du in den KI-gesteuerten Aufzug steigst. Auf der Treppe greifst du in den Bund deiner schwarzen Hose und ziehst ein kleines Wurfmesser raus. Dein Atem geht langsam und kontrolliert, obwohl du die Stufen in hohem Tempo erklimmst.

Sechzehn....siebzehn...achtzehn... zählst du im Kopf die Stockwerke.

Nur durch das jahrelange exzessive Training, das du mehr oder weniger freiwillig gemacht hast, kannst du weiterhin ruhig atmen, als würdest du gerade mit einem guten Buch in deinem Bett liegen.

Im 29. Stock öffnest du die Tür ins Gebäude, natürlich überwacht diese verflucht geniale KI alle Türen und weiß nun wieder genau wo du bist, aber das ist in Ordnung. Du bist fast am Ziel.

Vor einer Abzweigung machst du Halt; du hörst Stimmen. Zwei Männer, aber Schritte von drei Personen. Damit kommst du klar, besonders jetzt, wo du die beiden Stimmen identifizierst: James Buchanan Barnes und Steven Rogers. Anhand der leichteren, leiseren Schritte der dritten Person vermutest du Natasha Romanoff als die dritte im Bunde.

Das wird klappen, die drei wirst du auf jeden Fall überwältigen können. Als größte Gefahr für deine Mission siehst du Romanoff, die im Red Room eine unfassbar gute Kampfausbildung erhalten hat. Auch wenn du persönlich definitiv kein Fan von deren Lehrmethoden bist... naja, deine Ausbilder waren auch nicht wirklich sanfter als Romanoffs...

Du zählst innerlich bis 3 und wirfst dann dein Wurfmesser in die Wand neben James' Kopf. Alle drei blicken irritiert auf das Messer und diese wenigen Millisekunden nutzt du aus um dich um die Kurve zu werfen.

Du machst einen Überschlag und landest mit den Beinen über Natashas Schultern, drehst deinen nach unten hängenden Oberkörper zur Seite und zwingst die Agentin zusammen mit deinen Beinen zu Boden.

Währenddessen haben Steve und James den kleinen Schock überwunden und sich zu dir gedreht. Du duckst dich schnell unter der Faust des Captain durch, ziehst ihm mit Schwung die Beine weg und rammst Barnes deinen Ellenbogen in den Magen.

Bevor dich sein Metallarm zu fassen bekommt verpasst du ihm eine Kopfnuss, die ihn zurück taumeln lässt und nutzt die gewonnenen Sekunden um an dem Trio vorbei zu rennen und um die nächste Kurve zu verschwinden. Noch im Laufen lässt du den Dolch aus deinem rechten Ärmel in deine Hand rutschen um für eine nächste Begegnung gewappnet zu sein.

Einige Kurven später hast du deine drei Verfolger endlich abgeschüttelt – sie haben mittlerweile wohl auch den Rest des Teams informiert und sind dabei sich zu koordinieren um dich zu fassen.

Schelmisch grinst du, bis sie dich fassen können wirst du deine Mission bereits erfüllt haben...

Lustigerweise begegnest du niemandem mehr auf deinem Weg und hast schon bald dein Ziel erreicht: Die Küche des Avengers-Towers.

Jap, all der Aufwand um Tony Stark seine geliebten Blaubeerchen zu stibitzen, genau dafür hast du das jahrelange Training zur Assassine absolviert.

Den Dolch lässt du entspannt wieder in deinem Ärmel verschwinden und lässt dich mit den Blaubeerchen, die du zuvor aus dem Kühlschrank geholt hast, auf der Kücheninsel nieder.

Da sitzt du nun, vollkommen relaxt im Schneidersitz mit den immer weniger werdenden Blaubeerchen in deinem Schoß, und wartest auf das theatralische Eintreffen der Avengers die in dir bloß einen fremden Eindringling sehen, den es zu vernichten gilt.

Gott, wie sehr du dich auf ihre verdutzten Gesichter freust!

Und tatsächlich: nur knapp zwei Minuten später wird die Tür zur Küche aufgerissen und acht Männer und zwei Frauen stürmen in voller Kampfmontur zu dir herein, die Waffen erhoben und bereit auf alles und jeden zu schießen.

Der erste der seine Waffe senkt ist Iron Man. Er nimmt seine Hand runter und der Repulsor zeigt nunmehr auf den Boden statt auf dich. Dadurch irritiert schauen die restlichen Avengers misstrauisch zu dir, dann fragend zu Tony und dann wieder zu dir.

„Tony, was soll das?", ertönt die Stimme der schwarzen Witwe, die es dir, ihrem Blick und Tonfall nach zu urteilen, wohl übel nimmt, dass du sie vorhin überlistet hast. „Nehmt die Waffen runter, Leute.", antwortet der Milliardär gelassen und kommt sogar noch einen Schritt auf dich zu.

„Bist du verrückt?", fragt nun auch Falcon, der von der Situation offenbar etwas überfordert ist. „Also, Leute, ich meine wenn ihr unbedingt wollt könnt ihr ja versuchen mich zu erschießen, aber im Ernst jetzt: stelle ich gerade für irgendwen eine reale Gefahr dar?", mischst du dich jetzt auch ein.

„Zur Hölle, wer bist du, verdammt?", faucht der genervte Bogenschütze. „Keine Schimpfwörter", hörst du gemurmelt von dem Captain, was dich zum Kichern bringt.

„Nehmt jetzt endlich die verdammten - ja, Stevie, ich hab's gesagt - Waffen runter, bevor ihr noch meine kleine Schwester erschießt!!!", fordert dein großer Bruder alias Tony Stark.

Die Blicke der anderen Avengers sind genial: während Natasha, ganz die Agentin, ihre Mimik bis auf ein leichtes Zucken ihrer rechten Augenbraue im Griff hat, steht bei allen anderen der Mund weit offen und du kannst gar nicht anders als in lautes Gelächter auszubrechen.

Als du und die Avengers sich wieder einigermaßen beruhigt haben, springst du schwungvoll und elegant von der Theke runter, drückst deinem Bruder die leere Schale Blaubeerchen in die Arme, zwängst dich zwischen dem breiten Thor und dem knuffigen Peter hindurch zur Tür.

Ohne dein breites Grinsen zu verlieren rufst du amüsiert: „Man sieht sich, Leute!" und verschwindest wieder im Tower. Ohne weitere Erklärung für dein Auftauchen und ohne dass irgendwer versteht was zur Hölle gerade passiert ist.

Das letzte was du hörst ist ein entsetztes 'MEINE BLAUBEERCHEN!!' und von tief im Tower können die noch immer verwirrten und überforderten Avengers dein Lachen hören, ehe selbst Jarvis dich nicht mehr aufspüren kann.

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Info:
Da ich alle Oneshots sowieso neu hochladen muss, überarbeite ich jeden einzelnen nochmal. Bei den meisten gebe ich mir sogar die Mühe und schreibe sie um bzw. schreibe noch was dazu.
Hier z.B. habe ich fast 300 Wörter neu dazugeschrieben.

Deshalb kann es etwas dauern bis alle OS wieder online sind

✧𝐰𝐨𝐫𝐝𝐜𝐨𝐮𝐧𝐭: 𝟏.𝟏𝟏𝟏✧

𝐌𝐀𝐑𝐕𝐄𝐋 𝐎𝐍𝐄𝐒𝐇𝐎𝐓𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt