,,Oh wow, der Fisch schmeckt großartig!" schwärmte ich von meinem Fisch im Gebäck.
Es war einfach nur ein Stück Fisch, zusammen mit Salat und einer Soße in ein kleines gebackenes Bot gelegt.
Und trotzdem schmeckte es unglaublich gut.
,,Er war einer der bisher größten in dieser Saison." erwiderte der Verkäufer stolz.
Es war ein älterer Beta-Mann mit kleiner aber kräftiger Statur, einem weißen Bart und einem Strohhut auf dem Kopf.
Er verkaufte an seinem Stand Fisch in Brot und schien damit erfolgreich zu sein.
Auch Lyan und meiner Schwester schien es zu schmecken.
,,Vielleicht fange ich ja diese Saison einen noch größeren." meinte er Mann.
Seine Ehefrau mischte sich ein und schüttelte den Kopf.
,,Dafür müsstest du die Fische mal in Ruhe lassen und nicht direkt im Frühling anfangen mit dem Angeln, Jakob." sagte sie und stellte ein Korb mit Gebäcken auf einen Hocker.
Der Mann, Jakob, schüttelte den Kopf.
,,Aber sonst kommen mir die Greifvögel zuvor, Tilde, das kann ich nicht zulassen." entgegnete er.
Lyan neben mir sah auf seinen Fisch.
,,Wir legen im Frühjahr, wenn das Eis taut, Netze über die Bäche und Seen, damit die Fische nicht von Greifvögeln geholt werden." erklärte er.
Ich dachte an die geflochtenen braunen Netze auf dem See.
Sie schienen zu bewirken, was sie sollten.
Wir hatten bisher immer große Fische.
,,Das könnte eine gute Idee sein." meinte Jakob und lehnte sich in seinem kleinen Stuhl nach hinten.
Die Frau, Tilde, schmunzelte.
,,Ihr kommt nicht von hier, richtig?" fragte sie.
Ich nickte.
,,Wir kommen aus einem kleinen Dorf kurz vor London." erwiderte ich.
Dass wir Assassinen waren, ließ ich beabsichtigt weg, damit niemand Panik bekam.
Würden die Leute das erfahren, würden sie sicher Angst bekommen.
,,Darf ich fragen, was genau euch hierher führt? Seid ihr auf der Durchreise?" fragte sie weiter.
Ich schüttelte schnell den Kopf und sah kurz zu Noëlle.
Sollten wir ihnen sagen, was wir hier suchten?
War das sicher?
Die Alpha hatte ihren Fisch bereits aufgegessen.
,,Wir suchen die Mutter von diesem Käfer hier. Man hat uns gesagt, sie könnte hier sein." erklärte sie und deutete auf mich.
Tilde sah mich überrascht an.
,,Deine Mutter also. Ich könnte jetzt nicht sagen, wer sie von den Damen hier sein könnte. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schön aussieht wie du." meinte sie.
Diese Leute hier schienen nichts vom White-Rose-Syndrom zu wissen.
War dieses Syndrom also nur unter den adeligen Leuten bekannt?
Wahrscheinlich schon, weil adelige Leute genug Geld besaßen, um sich Personen mit dieser Erbkrankheit leisten zu können.
Ich schüttelte diese finsteren Gedanken ab.
,,Sie hieß Elaine und hatte langes weißes Haar und strahlend blaue Augen." erklärte ich.
Die Frau überlegte.
Innerlich betete ich, dass sie eine Elaine mit weißen Haaren kannte.
Oder zumindest eine Elaine.
Oh Gott, das war so aufregend!
Tilde schüttelte den Kopf.
,,Ich habe leider noch nie von einer Elaine hier gehört." sagte sie.
Ich nickte verständnisvoll, auch wenn die Enttäuschung tief saß.
Der Mann, Jakob, mischte sich wieder ein.
,,Aber gab es nicht ein junges Mädel mit weißen Haaren hier? Wie hieß sie noch gleich? M, irgendwas mit M war es. Mi-, Ma- Ah! Martha!" erinnerte er seine Frau.
Die Augen von Tilde wurden groß und sie nickte.
,,Stimmt, Martha. Sie hat uns immer Äpfel vorbei gebracht, damit ich Apfelkuchen backen und ihn verkaufen konnte. Sie hatte auch weißes Haar und blaue Augen, allerdings eher so Haare bis zu den Schultern, die sie immer mit so einem dünnen braunen Band zusammen gebunden hat. Man hat ihre Haare immer kaum gesehen, da sie oft einen Hut getragen hat." sagte sie.
Mein Herz klopfte wild.
Martha.
Eine Frau mit weißen Haaren und blauen Augen.
Aufgeregt sah ich meinen Partner an, dessen Augen leuchteten.
Noëlle selbst schien ebenfalls Feuer und Flamme.
,,Wo finden wir diese Martha?" fragte sie.
Tilde schüttelte leicht den Kopf.
,,Oh, das weiß ich leider nicht. Sie hat uns schon seit einer ganzen Ewigkeit keine Äpfel mehr gebracht und auch sonst habe ich sie nicht mehr im Dorf gesehen. Wahrscheinlich ist sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern weggezogen. Vielleicht in die Stadt, wer weiß?" erwiderte sie.
Lyan hob die Hand, als würde er etwas pausieren wollen.
,,Moment, sie hatte einen Mann und Kinder?" fragte er.
Tilde nickte.
,,Oh ja, einen sehr stattlichen Mann hatte sie. Muss ein Soldat gewesen sein. Und zwei bildschöne Töchter. Sie haben immer dort vorne auf dem Flecken Gras beim Brunnen gespielt und morgens unsere Ziegen auf die Weide gebracht. Fleißige Mädchen, das muss man sagen." erzählte sie und schwelgte einen Moment in Erinnerungen.
Ein Mann, der ein Soldat war.
Das könnte dieser Matthias gewesen sein, der meine Mutter vom Sklavenmarkt befreit hatte.
,,Wie hieß dieser Mann?" fragte ich Tilde.
Diese überlegte kurz.
,,Matthias, oder? Genau. M und M, Martha und Matthias, so konnte ich mir das immer gut merken."
Mir blieb der Mund offen stehen.
Es passte.
Ich sah zu meiner Schwester.
,,Könnte sie es sein?" fragte ich sie.
Noëlle zuckte die Schultern.
,,Es kann sein, dass sie hierher kam und einen neuen Namen angenommen hat. Man darf nicht vergessen, dass deine Mutter mal einen Adelstitel hatte. Schon möglich, dass sie den Namen Martha angenommen hat, damit Verwandte sie nicht finden können." meinte sie.
Ich stimmte ihr zu.
,,Also müssen wir herausfinden, wo Martha ist und mit ihr reden, oder?" fragte ich weiter.
Die weißhaarige Alpha nickte.
,,Ich denke wir haben eher Erfolg, wenn wir nach Matthias suchen. Man wird ihn mehr kennen, als Martha. Es gibt da nur ein Problem." sagte sie.
Ich blickte sie beunruhigt an und wusste direkt schon, auf was sie hinaus wollte.
,,So wie sich das anhört, hat Martha mit ihrer Familie das Dorf verlassen, ohne Bescheid zu geben. Niemand hier wird also etwas über ihr Verschwinden wissen oder wohin in etwa sie wollte. Sie könnte also im nächsten Dorf, in der nächsten Stadt oder sogar im nächsten Land sein." ergänzte sie.
Ich nickte verbissen.
Das war ein Problem.
Sie könnte überall sein.
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𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega)
Fantasy[Abgeschlossen Februar 2023] ~~~ England 1814 Sklaverei herrscht im Land. Omegas werden wie Waren an Alphas verkauft und ohne Wert behandelt. Dai, ein Omega, sieht nach seiner Versteigerung die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Verzweiflung, A...