Kamil würde also nun mit ziemlicher Sicherheit sterben.
Ich wusste nicht wann und ich wusste auch nicht wo, doch bei diesem Funkeln in den Augen meiner Schwester war es zu 100% klar.
Er würde irgendwann von ihr ermordet werden.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, also lenkte ich mich mit anderen Dingen ab.
Zum Beispiel mit der Aufgabe, die mir Noëlle gestellt hatte.
Einen Namen für das Baby finden, welcher auch zu ihrem Zunamen passte.
Ich fand es persönlich noch viel zu früh, um mir Gedanken um einen Namen zu machen.
Schließlich war ich erst in der 6. Woche.
Und so eine Schwangerschaft ging laut Ali bis zu 40 Wochen.
Wir befanden uns also noch ganz am Anfang.
Doch auch Lyan hatte mir geraten, schon Namen zu sammeln.
Er hatte seine Tochter spontan verloren und musste sich ebenso spontan einen Namen für sie überlegen.
Es schien also praktischer zu sein sich schon mit Namen zu beschäftigen, auch wenn ich eigentlich noch nicht wirklich was mit dem Wesen in meinem Bauch zu tun haben wollte.
Solange man mir noch nicht anmerkte, dass ich ein Kind in mir trug, wollte ich auch nichts damit zu tun haben.
Aber nun saß ich hier auf der Couch mit einem Zettel und einem Stift in der Hand und grübelte.
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass das Kind auf jeden Fall einen Namen mit E haben sollte.
Mit dem E wollte ich an meine Mutter erinnern.
Außerdem kam das E nach dem D, als Anspielung auf meinen Namen.
So schrieb ich also und hatte nach einiger Zeit schon einige Namen.
Naja, mehr oder weniger.
Seufzend strich ich den letzten Namen mit dem Stift durch.
Eduard war nun wirklich nicht mein Geschmack und definitiv nicht passend für mein Baby.
Eine halbe Stunde lang saß ich nun schon hier und dachte nach.
Mir fielen viel mehr Namen für Mädchen, als für Jungen ein, was nicht gerade vorteilhaft war.
Würde das Baby ein Junge werden, hätte ich ein Problem, was den Namen betraf.
,,Was machst du da?"
Ich drehte leicht den Kopf, als Noëlle mich ansprach.
Sie hatte sich soeben gewaschen, weshalb ihre Haare noch ganz nass und leicht gewellt waren.
,,Babynamen aufschreiben, wie du es mir aufgetragen hast." erwiderte ich.
Die weißhaarige Alpha kam sofort interessiert zu mir und blickte auf den Zettel.
,,Elise, Eloise, Elisabeth, Emilie, Elonore, Emma." las sie die Mädchennamen vor.
,,Die sind wirklich schön aber warum beginnen die alle mit E?" ergänzte sie fragend.
Ich zuckte leicht mit den Schultern.
,,Ich wollte damit an meine Mutter gedenken. Außerdem kommt das E nach dem D, als Anspielung auf meinen Namen. Kitschig, ich weiß." erklärte ich.
Noëlle schüttelte den Kopf.
,,Ich finde es nicht kitschig. Es zeigt mehr, dass du dir wirklich Gedanken machst, wie du dein Kind nennen möchtest." meinte sie und sah wieder auf den Zettel.
,,Keine Jungennamen?" fragte sie.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
,,Mir ist bisher nur Eduard eingefallen und wirklich schön finde ich den nicht."
Die weißhaarige Alpha schmunzelte.
,,Es gibt wesentlich schönere. Zum Beispiel Emmett oder Elliot." erwiderte sie.
Ich wog den Kopf hin und her.
Die klangen okay aber überzeugten mich noch nicht ganz.
,,Ethan wäre mein persönlicher Favorit." ergänzte sie noch.
Ethan?
Ethan.
Ethan of Courtenay.
Das klang wirklich süß.
Ich lächelte leicht.
,,Dann kommt der schnell auf die Liste." sagte ich und schrieb den Namen auf.
Noëlle nickte schmunzelnd, dann wurde sie ernst.
,,Hör zu, ich wurde vom Chef gebeten an einer wichtigen Mission teilzunehmen. Wir zerstören das nächste Sklavenlager an der Küste. Allerdings dauert diese ganze Mission rund drei Tage und ich möchte dich ungern allein hier lassen in deiner jetzigen Situation." hob sie an.
Ich blickte verwundert zu ihr auf.
,,In meiner jetzigen Situation?" fragte ich.
Die Alpha nickte.
,,Ich will nicht, dass du ganz plötzlich wieder Blutungen bekommst und dann niemand in deiner Nähe ist, um dir zu helfen." erklärte sie kurz.
Machte sie sich etwa Sorgen um das Kind?
Dabei war sie doch diejenige, die davon gar nicht begeistert war, dass ich nun ein Kind bekommen würde.
,,Ich möchte, dass du die drei Tage, die ich weg bin, bei Lyan wohnst. Er kann gut auf dich aufpassen und ich muss mir unterwegs keine Sorgen machen." meinte sie.
,,Lyan weiß davon auch schon." ergänzte sie noch schnell.
Meine Augen wurden groß.
Ich sollte bei Lyan wohnen?
Für drei Tage?
,,Wann musst du denn aufbrechen?" fragte ich, immer noch total überrascht.
,,Morgen früh." antwortete Noëlle.
Mein Herz klopfte etwas schneller in meiner Brust, als ich daran dachte, mit Lyan die drei Tage zusammen zu leben.
Wie würde das werden?
Würden wir bis spät in die Nacht reden?
Würden wir gemeinsam leckere Speisen kochen?
Würden wir im selben Bett schlafen?!
Oh mein Gott!
,,W-Wenn du das willst, dann mache ich das." erwiderte ich schließlich.
Die weißhaarige Alpha tätschelte liebevoll meinen Kopf.
,,Braver Omega. Ich liefere dich dann morgen früh bei ihm ab." meinte sie.
Ich nickte zustimmend und war plötzlich ganz aufgeregt.
Lyan und ich würden viel Zeit miteinander verbringen.
Vielleicht würden wir das Lager verlassen und an einen schönen gefrorenen See gehen?
Obwohl, das wäre ziemlich gefährlich, wenn wir allein das Lager verlassen würden.
Allein waren Omegas nie sicher, was wirklich traurig war.
Immer mussten wir auf der Hut sein und Acht geben.
Zu groß war die Gefahr, dass man entführt und zu einem Sklavenmarkt gebracht wurde.
Es könnte jeder Zeit geschehen.
Das Leben eines Omegas war wirklich eingeschränkt.
Ich beschloss meine Gedanken wieder auf Lyan zu richten.
Ich freute mich sehr bei ihm die drei Tage leben zu können.
Ob er sich auch darauf freute?
Oder würde er mich mehr als eine Last sehen?
Ich wusste nicht, was er über mich dachte, weshalb ich schwer einschätzen konnte, was er von dieser ganzen Sache hielt.
Fand er es gut?
Fand er es lästig?
Ich beschloss mich ruhig zu verhalten, damit ich ihm keine Last wurde.
Ich konnte putzen, ich konnte halbwegs kochen und fand jeden Ort an dem man schlafen konnte bequem.
Ich sollte also kein schwieriges Bündel sein und Lyan durchaus helfen können.
Das war ich ihm schuldig, nachdem er mich schon die drei Tage bei sich wohnen ließ.
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𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega)
Fantasy[Abgeschlossen Februar 2023] ~~~ England 1814 Sklaverei herrscht im Land. Omegas werden wie Waren an Alphas verkauft und ohne Wert behandelt. Dai, ein Omega, sieht nach seiner Versteigerung die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Verzweiflung, A...