Chapter 11.

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Kamil faltete nachdenklich seine Zeitung.
,,Schon wieder wurde ein Alpha getötet, ein Earl.“ sagte er.
Lady Agnes hob ihre Teetasse an und nickte leicht.
,,Die Assassinen schlafen nie.“ sagte sie und nahm einen kleinen Schluck.
Der nächste Tag war heran gebrochen und wir alle saßen gemeinsam in der Wohnstube und beschäftigten uns.
Ich saß in einem der Sessel und las noch einmal die letzte Passage in The Tower of Westbridge. Lady Agnes und Kamil unterhielten sich über politische Dinge, während Kay Biskuits in sich hinein zwang.
Wahrscheinlich war er noch frustriert, wegen mir und meinem Verhalten.
,,Was sind Assassinen?“ fragte ich neugierig und sah von meinem Buch auf.
Kamil seufzte und faltete die Zeitung zusammen.
,,Böse Menschen, die andere Menschen umbringen. Sie leben in einem Lager, geschützt von einem dichten Wald und nennen sich Aries. Ursprünglich kamen sie aus dem Süden Europas und ließen sich hier in England nieder. Sie sind einige der letzten Truppen und dennoch eine der
größten.“ erklärte Kamil.
Böse Menschen, die andere Menschen umbrachten?
Das war ja schrecklich!
,,Man ist sich das Ziel der Aries nicht sicher, doch überwiegend sterben reiche und machtvolle Alpha, weshalb diese wahrscheinlich die Zielgruppe sind.“ ergänzte Kamil.
Ich sah ihn verwirrt an.
Das ergab doch gar kein Sinn!
,,Menschen töten doch nicht ohne Grund, oder? Haben diese Alpha vielleicht etwas schlimmes getan?“ fragte ich.
Kamil zuckte unwissend die Schultern.
,,Wenn ja, dann wissen nur die Assassinen davon. Diese Leute sind wirklich sehr klug und spionieren einen praktisch aus. Sie wissen jedes winziges Detail über dich.“ antwortete er und stand auf.
Meine Augen wurden groß.
Diese Leute schienen echt gruselig zu sein.
Ein kalter Schauer fuhr über meinen Rücken.
,,Habt ihr denn etwas schlimmes getan?“ fragte ich.
Lady Agnes schmunzelte und sah zu Kamil.
,,Ich hoffe doch nicht. Das wäre ein Skandal.“ sagte sie.
Kamil schüttelte den Kopf.
,,Ich wüsste nicht, warum wir auf ihrer Liste stehen sollten. Jedoch sollten wir in Zukunft besser aufpassen, wen wir einladen. Denn auch Leute, die Kontakt zu den Ermordeten hatten, werden meistens umgebracht.“ sagte er und goss sich einen Tee in seine Tasse ein.
Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.
Diese Assassinen hörten sich echt unheimlich an.
Lady Agnes schüttelte leicht den Kopf, dann sah sie mich nachdenklich an.
,,Dai, erzähl doch mal, hattest du eigentlich schon mal deine Hitze?“ fragte sie.
Ich nickte leicht und legte das Buch weg.
,,Ich ähm, ich blute seitdem ich 12 bin und meine Hitze dürfte eine oder zwei Wochen davor kommen. Ich denke, dass es bald soweit sein wird. Manchmal habe ich ab und an kleine Hitzewellen, vor allem vor der Bettruhe.“ erklärte ich.
Lady Agnes nickte.
,,Gut, dann hoffen wir mal, dass sie noch vor Kays großem Schachwettbewerb eintrifft. Es wäre
nicht gut dich, aufgrund deiner Hitze, hier allein zu lassen. Es könnten unanständige Dinge geschehen.“ sagte sie, was ich gut nachvollziehen konnte.
Das mit den Assassinen jedoch war eine Sache, die mir definitiv Angst bescherte.
Kamil war selbst ein reicher und mächtiger Alpha, demnach die perfekte Zielscheibe für die Attentäter.
Ich hatte Angst, dass mir mein Glück genauso schnell genommen wurde, wie ich es bekommen hatte.
Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, als ich am späten Abend durch den beleuchteten Flur ging.
Ich war auf dem Weg in die Küche, um etwas Wasser zu trinken, da ich durch die anstehende
Hitze einen unfassbaren Durst hatte.
Weit konnte die Hitze nicht mehr sein.
Ich gähnte vor Müdigkeit.
Es war schon so spät am Abend und eigentlich wollte ich nur ins Bett gehen und schlafen, doch der Durst hielt mich wach.
Einige Angestellte von Kamil kamen mir entgegen und wünschten mir eine gute Nacht, was wirklich sehr freundlich war.
Schnell lief ich die Treppe hinunter in die Küche, bevor der Koch sich auf den Weg zu seiner Familie machte.
Ich lief zu der verzierten Holztür und öffnete sie zögerlich.
Ich wollte auf keinen Fall jemanden stören oder zur Last fallen.
Der Koch war noch da und schien einen Aufstrich für das morgige Frühstück vorzubereiten.
Er war ein etwas kleinerer Mann mit einem schwarzen Bart und grau-blauen Augen.
Der Koch sah auf, als er mich bemerkte.
,,Miss Dai, Sie sind noch wach?“ fragte er.
Ich nickte leicht, verwirrt von dieser Ansprache, doch Lady Agnes hatte mir erklärt, dass ich nun mit Miss angesprochen wurde, solange ich nicht verheiratet war.
Das Geschlecht der Omega wurde mehr ins Weibliche gezogen, weshalb für uns Ansprachen wie Miss, Lady, Countess, Viscountess und Baroness galten.
Unser natürliches Geschlecht spielte dabei keine Rolle.
,,Ich wollte vor der Bettruhe noch etwas Wasser trinken, wenn das möglich ist.“ erklärte ich mein Anliegen, woraufhin der Koch nickte.
,,Natürlich, kommt sofort. Setzen Sie sich doch ruhig.“ sagte er lächelnd.
Ich nickte dankbar und setzte mich auf den kleinen Holzhocker.
Schon stellte der Koch mir eine Teetasse gefüllt mit Wasser hin.
Neugierig sah ich auf den Aufstrich, an dem er arbeitete und ihn nun mit Kräutern würzte.
,,Ist dieser Aufstrich für morgen Früh?“ fragte ich und nahm einen Schluck von dem Wasser.
Der Koch nickte.
,,Ja, dies ist ein frischer Lachsaufstrich, verziert mit einigen Kräutern. Der Herr hat ihn sich
gewünscht.“ erklärte er.
Ich nickte verstehend.
,,Klingt echt gut. Sagen Sie, haben Sie schon einmal etwas von den Assassinen gehört?“ fragte ich, um von dem Fisch schnell abzulenken.
Der Koch nickte wieder.
,,Natürlich, jeder hier in England kennt sie, die Aries. Eine beeindruckende Gruppe, denn schließlich sind die meisten von ihnen Omega.“ sagte er.
Ich sah den Koch mit großen Augen an.
,,Wirklich? Omega? Das istunglaublich.“ sagte ich.
Der Koch schmunzelte.
,,Ich denke mal, dass diese Omega ebenfalls von Sklavenmärkten kamen und sich zusammen geschlossen haben, um eine Rebellion gegen die Herrschaft der Alpha zu führen. Schließlich sitzen sie ja nur wegen den Alpha auf den Märkten.“ erklärte er.
Ich nickte leicht.
Das leuchtete einen so viel mehr ein.
Omega, die gegen die Zwangsherrschaft der Alpha kämpften.
Wirklich beeindruckend.
,,Ich habe irgendwie Angst, dass diese Assassinen auch hier eindringen werden.“ sagte ich und sah etwas bekümmert in die kleine Tasse mit Wasser.
Der Koch stellte den Aufstrich in einen Schrank.
,,Das kann ich gut verstehen. Ich  muss gestehen, dass ich mich in letzter Zeit ziemlich beobachtet fühle. Es könnte auch nur meine Wahrnehmung sein, doch vielleicht spüren Sie es ja auch, Miss.“ sagte er.
Ich schwieg.
Er fühlte sich beobachtet?
Das war so gruselig!
Das hatte er doch bestimmt mit Absicht so gesagt!
Leicht zitternd sah ich an die schneeweiße Decke meines Zimmers.
Nach meinem Gespräch mit dem Koch konnte ich nun kein Auge mehr zu drücken.
Die Vorstellung von jemand so gefährliches, wie einer Assassine, beobachtet zu werden war unfassbar Nerven aufreißend und unheimlich, dass ich mich kaum traute mich in meinem Bett zu bewegen.
Vielleicht hatte der Koch mir das auch nur erzählt, um mir Angst einzujagen?
Es gabt Leute, die so etwas zum Spaß tun würden.
Doch was, wenn es stimmte?
Was, wenn wirklich jemand diese Familie beobachtete?

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt