Chapter 41.

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,,Und so wurden der Wolf und der Hase Freude. Ende." schloss ich die Geschichte und atmete kurz durch.
Mein Gesäß tat etwas weh vom sitzen, trotz des weichen Kissens.
Wie lange saß ich nun schon hier?
Ich wusste nur:
Aus einer Geschichte waren zwei geworden und aus zwei drei und aus drei nun die vierte.
Langsam war ich wirklich erschöpft und hatte mir den Mund so fusselig geredet.
,,Noch eine, noch eine!" quiekten die Kinder, noch voll gefüllt mit Energie.
Ich hingegen war total müde geworden, was auch an der Schwangerschaft liegen konnte.
Vorsichtig drehte ich den Kopf, als ich Lyans schwarze Haare bemerkte.
Der Omega schmunzelte belustigt und sah mit warmen Blick zu uns.
Ich hauchte ihm ein lautloses hilf mir zu, woraufhin er nickte.
,,Ich denke vier Geschichten reichen für heute. Ihr könnt ja die Hausmutter fragen, ob sie euch heute Abend noch eine vorliest. Jetzt gibt es erst einmal Obstsalat und eine Pause für Dai." richtete er die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich.
Diese seufzten traurig, sprangen jedoch sofort auf, als Angela sie in den Speiseraum rief.
Ich seufzte laut auf und ließ mich kurz nach hinten auf ein anderes weiches Kissen fallen.
,,Meine Güte, haben die eine Energie. Ich fühlte mich, wie eine entkernte Weintraube." meinte ich.
Lyan lächelte leicht.
,,Ich weiß, sie haben alle eine ziemliche Ausdauer. Ich bin überrascht, dass du so lange durchgehalten hast." erwiderte er.
Ich sah zu ihm.
,,Ich hoffe mein Kind wird nicht so anstrengend, wie diese Rasselbande."
Der hübsche Omega hielt mir belustigt seine Hand hin und half mir auf.
Ich fühlte mich, wie ein Schluck Wasser.
,,Sie haben auch ganz schön viele Fragen gestellt, was?" stellte Lyan belustigt fest.
Ich nickte.
Noch immer schwirrte mir der Kopf davon.
,,Es waren auch ziemlich interessante Fragen. Fragen, die sie bisher noch niemanden, den ich hierher gebracht habe, gestellt haben. Zum Beispiel, unsere Beziehung zueinander." merkte er noch an.
Ich sah kurz verwirrt zu ihm.
Wollte er auf etwas hinaus?
,,Ja, ich fragte mich, warum Kinder so neugierig sind, was Beziehungen angeht." erwiderte ich.
Lyan zuckte leicht mit den Schultern.
,,Ich habe ihnen erzählt, dass ich Omegas liebe. Der Trick, um Feindlichkeit gegenüber uns loszuwerden, ist, den Kindern es von Anfang an beizubringen, dass es nicht schlimm ist, wenn sich zwei Leute mit dem selben Geschlecht lieben." erklärte er.
Das war wirklich schlau.
Kindern konnte man das sicher viel einfacher beibringen, als erwachsenen Leuten, die von dem bestehenden System so beeinflusst waren, dass sie an ihm hängen bleiben wollten.
,,Es wäre vielleicht noch einfacher für sie zu verstehen, wenn ich einen festen Partner hätte." ergänzte er noch.
Dabei fiel mir etwas seltsames auf.
Lyans Wangen wurden etwas rot und er hatte den Kopf leicht gesenkt.
Seine Pheromone waberten wie leichte Federn durch die Luft und brachten ein leichtes Gefühl mit sich.
War es Schüchternheit?
Moment mal!
Versuchte er mir gerade zu sagen, dass er mich als Partner wollte?!
Bei diesem Gedanken fing mein Herz augenblicklich an höher zu schlagen und meine Wangen wurden etwas warm.
Versuchte er mir das zu sagen?
,,Dai-" hob der hübsche Omega an und sah mir mit seinen schönen Rubinaugen tief in die Augen.
Mein Herz raste.
Würde er mich jetzt fragen?!
Oh mein Gott!
,,-ich ähm habe dir eine Schale Obstsalat gesichert, damit dir die Kinder nicht alles wegessen."
Ja, die Enttäuschung traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Innerlich schrie ich vor Frust, doch äußerlich verdeckte ich meine Gefühle mit einem Lächeln.
,,Danke, das ist nett von dir." erwiderte ich und versuchte dabei so fröhlich wie möglich zu klingen.
Lyan nickte kurz, lächelte und ging dann voran in den Speiseraum.
Na super.
Warum machte ich mir überhaupt noch Hoffnung?
Würde Lyan sich für mich interessieren, hätte er das definitiv schon richtig gezeigt.
Es waren alles nur Wunschvorstellungen von mir.
Ich hatte so viele seiner angeblichen Signale falsch gedeutet.
Der Sonnenfänger, als Beispiel, war nur eine nette Geste als Dankeschön gewesen und ich Narr hatte es als ein Zeichen dafür gesehen, dass er an mir interessiert sein könnte.
Genauso, wie das derzeitige Leben bei ihm.
Es war nur eine freundliche Geste, weil ich der Bruder seiner besten Freundin war.
Mehr nicht.
Da war nichts.
Ich sollte es langsam akzeptieren.
Und dennoch schmerzte es wie, als hätte mir jemand eine feurige Klinge ins Herz gestoßen.
Ein Schmerz, unter dem man kaum atmen konnte.
Ein Schmerz, bei dem alles um einen herum sich drehte und plötzlich weit entfernt schien.
Ein gebrochenes Herz.
Und dennoch musste ich weiter lächeln und freundlich bleiben.
Er sollte nicht merken, wie groß meine Enttäuschung war.
Das wäre nicht fair ihm gegenüber.
Schließlich konnte er ja nichts dafür, dass er keine Gefühle für mich hatte.
Wie auch?
Wie hätte er Gefühle für mich haben können?
Wir kannten uns noch nicht lang und auch nicht gut.
Wir waren im Prinzip immer noch Fremde.
Die Liebe war so kompliziert.
Ich hatte immer von einer sanften und erfüllenden Liebe geträumt, die einen wie auf Wolken schweben ließ.
Doch die bittere Wahrheit traf mich schnell.
Die Liebe war hart wie heißen und brannte wie Feuer und wenn man sie zu oft wollte, verletzte sie einen nur.
Das hatte ich gelernt.
Beim Obstsalat essen mit den Kindern und Lyan.
Äußerlich lächelnd, doch innerlich sterbend.
Ich sollte es endgültig aufgeben.
Die Hoffnung, die Liebe.
Einfach alles.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt