Chapter 16.

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Zusammengekauert saß ich auf der weichen Matratze meines Bettes und starrte auf das weiße Laken.
Meine Haarspitzen waren noch etwas feucht vom Badewasser.
Nachdem ich vor Kamil weg und in mein Zimmer gelaufen war, hatte ich mir warmes Badewasser in die Wanne gelassen und mich gesäubert.
Auf dem hölzernen Fußboden lag nun das silbrige Kleid, welches ich getragen hatte.
Kleine rote Blutflecken beschmutzen die feine Seide und würden mit Sicherheit nach dem Waschen noch bleiben.
Mir wurde nach und nach klar, dass Kamil und ich etwas getan hatten, wofür nur ich in den Dreck gezogen werden würde, wenn jemand davon erfahren würde.
Ich durfte mit niemanden darüber reden, sonst wäre mein Ruf ruiniert.
Und dennoch wollte ich darüber reden.
Ich wollte darüber reden, wie schmerzhaft, unbequem und stickig es war.
Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen.
Plötzlich klopfte es an der Tür, diese wurde geöffnet und Noëlles Kopf lugte ins Zimmer.
Ihre verschieden farbigen Augen glänzten.
,,Dai, du bist gar nicht zum Abendessen erschienen. Was ist los?" fragte sie.
Ich hob leicht den Kopf und strich leicht über mein seidiges Schlafkleid.
,,Ich bin müde." erwiderte ich und zog meine Decke über meine Beine.
Die weißhaarige Alpha sah mich skeptisch an, betrat mein Zimmer und schloss die Tür.
Nervös sah ich weg, als sie sich zu mir aufs Bett setzte.
,,Was ist los?" fragte sie ernst.
Sie schien förmlich zu riechen, dass etwas im Busch war.
Ich wurde etwas rot und sah weg.
Mir kroch wieder eine Hitzewelle über die Haut und ich spürte, wie meine Augen etwas wässerig wurden.
Noëlle fasste leicht anmeine Schulter.
,,Dai, bitte, sag mir was los ist. Ich mache mir Sorgen um dich."
Ich konnte nicht mehr.
Ich musste es ihr sagen.
Mit einem verzweifelten und leicht verweinten Blick drehte ich den Kopf und sah sie an.
,,I-Ich..." hob ich mit gebrochener Stimme an.
Noëlles Blick wurde noch ernster.
Ich atmete nochmal kurz durch.
,,K-Kamil und ich ha-haben etwas sch-schlimmes getan..." piepste ich ängstlich.
Ich erwartete einen wütenden Ansturm von der Alpha, doch sie sah mich nur an mit einem recht sanften Blick.
,,Er hat dir deine Unschuld genommen?" fragte sie.
Ich biss die Zähne zusammen und nickte, während eine Träne über meine Wange rollte.
Noëlle legte sanft einen Arm um mich und zog mich in eine Umarmung.
Ich konnte den Geruch von ihrem roten Tuch wahrnehmen.
Er beruhigte mich auf magischer Art und Weise.
Noëlle streichelte mir sanft durch die Haare.
Ich war so erleichtert, dass sie nicht wütend war.
Viel mehr, schien sie meine Verzweiflung zu verstehen.
,,War es sehr schmerzhaft?" fragte die weißhaarige Alpha nach einer Weile.
Ich nickte leicht und wischte mir eine Träne weg.
,,Es fühlte sich an, als hätte er meinen Körper auseinander gerissen. Meine Beine und mein Rücken schmerzen immer noch." erwiderte ich leise und lehnte mich gegen sie.
Noëlle nickte verstehend.
,,Das erste Mal kann oft schmerzhaft sein, wenn man sich dabei nicht wohl fühlt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass du das wirklich wolltest." meinte sie.
Ich seufzte, als ich an meine Zweifel während des Aktes dachte.
,,Ich wollte ihn aufhalten, doch...oh Gott, das ging alles viel zu schnell." jammerte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Noëlle strich über meine Wange.
,,Es wird alles gut." flüsterte sie sanft und zog die warme Bettdecke weiter über meinen Körper.
Ich schmuste mich an sie.
In solchen Situationen war eine große Schwester echt toll.
Die große Alpha legte mich vorsichtig aufs Kissen und stand auf.
,,Du wirst auf keinen Fall das Abendessen auslassen. Ich bringe dir was hoch." sagte sie ernst.
Ich musste schmunzeln und nickte.
,,Das wäre toll." erwiderte ich.
Noëlle nickte nochmal.
,,Es gab gefüllten Truthahn mit Kartoffeln, Soße und Rotkohl. Ich bringe dir was davon und einen Tee. Keine Sorge, falls jemand fragt, sage ich, dass du eine Erkältung hast."
Ich sah sie mit großen Augen an.
Sie war wirklich eine Heldin.
Schließlich hatte sie mit dem Essen auch gleich mein Problem gelöst.
Ich hätte nicht gewusst, was ich Kay oder Lady Agnes hätte sagen sollen, falls Sie gefragt hätten.
Ich sah sie dankbar an, woraufhin sie die Zimmertür öffnete und ging.
Ich seufzte leise, als die Tür ins Schloss fiel und strich mir vorsichtig über den Bauch.
Diese Sache, die ich mit Kamil getan hatte, war schlimm und skandalös.
Lady Agnes wäre entsetzt, wenn sie davon erfahren würde.
Wahrscheinlich würde sie mich von hier verscheuchen oder mich in einen tiefes Loch werfen lassen.
Dabei wollte ich unbedingt so schön, elegant und stark wie sie werden und nur sie würde mir dabei helfen können.
Ich hatte mir schon ausgemalt, wie wir zusammen in der Wohnstube sitzen, Tee trinken und uns gegenseitig in Sache Mode beraten würden.
Mein Traum war es nach wie vor irgendwann mal ein mit Diamanten besetztes wallendes Kleid tragen zu können.
Saphire auf weiß-silbriger Seide würden so unglaublich schön aussehen oder ein blass-rosa Seidenkleid mit Rubinen besetzt.
Ich wollte so wunderschön sein, wie Lady Agnes in ihrem weißen Seidenkleid mit den hübschen Perlen und dem Federschmuck.
Ich war so versunken in meinen Träumen über Kleider und Schmuck, dass ich Noëlle kaum bemerkte, die mit einem Teller und Besteck mein Zimmer betrat.
,,Warum schaust du so seltsam?" fragte die Alpha.
Ich sah sie verwirrt an, setzte mich auf und schüttelte den Kopf.
,,Ich habe mir ausgemalt, wie ich in verschiedenen Kleidern aussehen würde. Lady Agnes hat so wunderschöne Kleider, bestickt mit Perlen und Diamanten. Ich hingegen trage einfache Kleider, was ich verstehen kann, da ich ein Omega bin, doch es wäre trotzdem so schön mal ein Kleid mit Diamanten zu tragen." erklärte ich und lächelte.
Noëlle schnaubte belustigt.
,,Okay Prinzessin, aber erst einmal wird was gegessen, danach kannst du dir weiter Gedanken machen." meinte sie und reichte mir den Teller.
Darauf befand sich ein Stück Truthahnbrust mit geschnittenen Kartoffeln, brauner Soße und Rotkohl.
Es duftete himmlisch, worauf mein Magen sofort mit einem Knurren reagierte.
Begeistert fing ich an dieses Gericht zu genießen, während Noëlle sich in meinem Zimmer umsah.
Kritisch betrachtete die Weißhaarige das silberne blutige Kleid auf dem Fußboden.
,,Die wird Miss Lee nicht so schnell heraus bekommen." meinte sie.
Peinlich berührt sah ich auf meinen Teller und steckte mir schnell eine Kartoffel in den Mund.
Noëlle grinste und sah sich weiter um.
Neugierig öffnete sie meinen Schrank und sah hinein.
Nachdenklich berührte sie einige der seidigen Kleider und murmelte etwas vor sich hin.
Ich sah sie fragend an, als sie die Schublade mit den Schmuckstücken entdeckte und die Ketten alle einzeln ansah.
,,Sehen ziemlich langweilig aus. So einfach und schlicht."
Ich nickte leicht.
,,Lady Agnes hat wunderschöne Ketten mit großen Steinen daran und Perlen so weit das Auge reicht. Auch wundervolle Amulette, Ringe und Armkettchen. Und auch ihr Haarschmuck ist wirklich unglaublich schön." erwiderte ich und lächelte.
Noëlle nickte leicht.
,,Du hättest ihren Schmuck mehr verdient." sagte sie leise.
Ich schwieg auf diese Aussage.
Man sollte seinen eigenen Besitz wertschätzen und nicht nach dem Besitz von anderen streben.
Nachdenklich aß ich meine Speise weiter.
Warum hatte ich das derbe Gefühl, dass dieser Skandal noch nicht vorbei war?

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt