Chapter 17.

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Miss Lee und ich standen vor dem großen Spiegel, während sie mein Korsett schnürte.
Meine Hitze war heute Morgen verflogen und ich fühlte mich so gut wie noch nie.
Auch diese unangebrachten Taten mit Kamil konnte ich verdrängen und mich wieder auf den Alltag und die Bücher in der Bibliothek konzentrieren.
Kamil und ich sprachen zwar kaum, da ich ihm immer aus dem Weg ging, wenn er versuchte ein Gespräch zu beginnen, doch das war nicht wichtig.
Das wichtigste war, dass Lady Agnes und Kay keine Vermutungen hatten.
Sie dachten nur, Kamil und ich hätten einen kleinen Streit gehabt, der sich irgendwann wieder legen würde.
Irgendwann würde ich wieder mit ihm reden, doch momentan noch nicht.
Es war einfach zu unangebracht und noch viel zu frisch.
Miss Lee ließ von meinem Korsett ab und nahm das weiße Kleid von einem Stuhl, welches im Licht leicht violett schimmerte.
Ein blaues Seidenband zierte die Taille und den Ausschnitt.
Gerade wollten Miss Lee und ich hinter der Ankleide verschwinden, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Lady Agnes den Raum betrat.
Mein Herz blieb einen Moment lang stehen, jedoch entspannte ich mich, als sie auf das Kleid sah, welches Miss Lee am Arm trug.
,,Bloß weg damit, das kann er heute nicht tragen." befahl Lady Agnes und nahm es ihr hastig aus der Hand.
Ich sah sie verwirrt an.
,,Ist etwas geschehen?" fragte ich, während sie die Tür schloss.
Lady Agnes nickte.
,,Oh ja, das ist es. Ich habe wundervolle Nachrichten für dich. Der Duke of Williston wird uns heute gemeinsam mit seinem Sohn besuchen. Ich habe ihm beim Schachwettbewerb von dir erzählt und nun möchte sein Sohn dich kennenlernen. Ist das nicht wunderbar?" fragte sie, während ihre Augen begeistert glitzerten.
Ich wusste gar nicht was ich dazu sagen sollte.
Es schien so, als hätte der Heiratsmarkt für mich offiziell begonnen, gegen meinen Willen.
Ich erinnerte mich noch gut an das Gespräch, welches ich belauscht hatte.
Lady Agnes wollte mich schnellst möglich verheiraten.
Ich lächelte und nickte.
Ich musste so tun, als wäre ich begeistert, sonst hätte ich verloren.
Lady Agnes zeigte mir begeistert das Kleid, welches sie mitgebracht hatte.
Ich kam gar nicht mehr heraus aus dem Staunen.
Das Kleid war so unglaublich schön!
Es war aus grau-blauer Seide mit rüschigen Ärmeln und Perlen bestickt.
Das war das erste Kleid, was nicht so einfach und schlicht aussah.
Lady Agnes zeigte mir noch eine Perlenkette, die das Kleid noch mehr betonen würde.
,,Dein Kleiderschrank beinhaltet leider nur sehr schlichte und einfache Kleider, weshalb ich die Schneiderin damit beauftragt habe, dir ein etwas mehr elegantes Kleid zu nähen." erklärte sie und lächelte.
Ich war erstaunt.
Nie hätte ich erwartet, dass Lady Agnes so etwas für mich tun würde.
Ich fühlte mich plötzlich so schlecht, wegen der Sache mit Kamil.
Lady Agnes hatte es nicht verdient betrogen zu werden.
Sie war so eine nette Person und ich?
Ich war grausam.
Nur etwa eine halbe Stunde später saß ich in der Wohnstube und sprach mit dem Sohn des Dukes.
Eine recht eintönige Konversation.
,,Also...Sie spielen wohl auch gerne Schach." sagte ich lächelnd.
Der blondhaarige Alpha vor mir nickte.
,,Die Kämpfe sind nicht immer leicht, doch man hat große Freunde an ihnen." erwiderte er.
Ich konnte jetzt schon sehen, dass er und Kay sich kaum unterschieden und er definitiv nicht wirklich mein Fall war.
,,Was ist mit Ihnen, Miss Dai, was machen Sie in Ihrer Freizeit?" fragte der junge Alpha.
Ich nahm meine Teetasse von dem Untersetzer.
,,Ich interessiere mich außerordentlich für Romane. Oft sitze ich oben in der Dachstube und lese." erwiderte ich und nahm einen Schluck.
Ich merkte, dass Lady Agnes, die in ihrem Sessel saß, uns zufrieden beobachtete.
Lord Williston lächelte.
,,Sie erinnern mich an meine ältere Schwester Magret. Sie ist auch fasziniert von Romanen und geht zu Orten, an denen man sie nur schwer finden kann, um in Ruhe lesen zu können." meinte er.
Ich nickte.
,,Da scheinen Ihre Schwester und ich ja was gemeinsam zu haben, wie schön." erwiderte ich, etwas übertreiben begeistert, doch ich musste mich hier gut anstellen.
Lord Williston nahm kurz einen Schluck von seinem Tee, dann sah er mich wieder freundlich an.
,,Ich möchte Ihnen etwas gestehen. Als mein Vater mir berichtete, dass die Lady Caldwell uns einander vorstellen möchte, war ich eher weniger begeistert von dieser Idee, doch jetzt, wo ich mit Ihnen hier zusammen sitze, bin ich sehr froh, dass ich hierher gekommen bin, um Sie kennen zu lernen." sagte er.
Ich lächelte sanft, auch wenn ich am liebsten die Augen verdreht hätte.
Dieser Alpha war schon der dritte, der mir nicht gefiel.
Erst Kay, dann Kamil und jetzt er.
Alphas waren einfach unattraktiv.
Viel zu kantige Gesichtszüge und diese Haare erst.
Von ihren seltsamen Figuren ganz abgesehen.
Und ihre Pheromone.
Wirklich keiner von ihnen hatte angenehme, sanfte und wollende Pheromone.
,,Ich bin auch froh, dass Sie hierher gekommen sind, um mich kennen zulernen." erwiderte ich freundlich.
Lord Williston konnte kaum seine Augen von mir lassen, was ich etwas sehr aufdringlich fand.
,,Sie erheitern mich, Miss Dai. Wie gern würde ich für immer mit Ihnen so weiter reden. Es ist, als wären wir für einander bestimmt." sagte er.
Fast hätte ich angefangen zu lachen, doch das wäre sehr unhöflich.
Stattdessen nickte ich.
,,Mir geht es genau so, Lord Williston." sagte ich.
Wieder ein Lächeln seinerseits.
,,Das freut mich. Dann würde ich Sie hiermit bitten mich zu ehelichen. Wir werden gemeinsam der Duke und die Duchess of Williston sein, nachdem mein werter Vater sein Erbe an mich weiter gibt."
Ich schwieg mit großen Augen.
Er kannte mich seit 10 Minuten und wollte mich jetzt schon heiraten?!
Alphas waren verrückt!
,,Was sagen Sie?" harkte der Lord nach.
Ich schwieg weiter und warf einen leichten hilfesuchenden Blick zu Lady Agnes.
Diese nickte begeistert.
Ich sah mein Leben vor meinen Augen, als Duchess.
Ich würde in der Ecke sitzen und versuchen zu lesen, während der Lord seine Pfeife rauchte und Schach spielte.
Jedoch würde ich nicht lesen können, da unsere Kinder die ganze Zeit schreien und toben würden.
Das war kein Leben für mich.
,,Es tut mir sehr leid, doch es war nie mein Plan jemanden zu heiraten. Entschuldigen Sie mich." erwiderte ich, stand auf und verließ mit hastigen Schritten den Raum.
Ich konnte den enttäuschten Blick von Lady Agnes deutlich brennen spüren.
Doch so war es nun einmal.
Ich wollte nicht heiraten und schon gar nicht einen Alpha.
,,Oh mein Gott, das war so demütigend. Warum hast du seinen Antrag nicht angenommen?" fragte mich Lady Agnes eine knappe Stunde später, als ich wieder in der Wohnstube saß, ohne den Lord, da der sich schnell aus dem Staub gemacht hatte.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Ich mochte ihn einfach nicht und schon gar nicht die Idee seine blonden Kinder zu hüten, während er seine Pfeife raucht und Schach spielt." erklärte ich und nahm einen Keks.
Noëlle schmunzelte belustigt.
Sie saß neben mir und schien meine Abfuhr an den Lord sehr amüsant zufinden.
Lady Agnes schüttelte den Kopf.
,,Irgendwann einmal wird dies aber deine Pflicht sein. Es ist die Aufgabe der Ehefrau die Kinder des Gatten zu bekommen und sie zu hüten."
Ich seufzte.
,,Aber ich will gar keine Kinder. Ich wüsste gar nicht, wie ich mich um ein Kind kümmern sollte." argumentierte ich.
Lady Agnes sah mich schockiert an.
,,Du leugnest deine Natur, Dai. Dein Körper hat die Funktion Kinder zu bekommen und diese musst du erfüllen, sonst ist dein Lebenssinn nicht erfüllt." entgegnete sie.
Ich merkte, dass es sinnlos war mit ihr darüber zu reden.
Lady Agnes schien jedoch mich wirklich überzeugen zu wollen.
,,Willst du etwa als alte Jungfer enden?" fragte sie, was mich zögern ließ.
Ich war keine Jungfer mehr.
Was nun?
Lady Agnes stellte sich vor mich.
,,Außerdem hättest du mir beim Einkleiden schon sagen können, dass du ihn nicht treffen möchtest, dann hätte ich ihn rechtzeitig abbestellen können." sagte sie.
Ich nickte leicht.
Irgendwie hatte sie ja recht.
Es war unfair, dass ich nichts gesagt hatte.
,,Ich wollte Sie nicht enttäuschen, das ist alles." gab ich wohl oder übel zu.
Lady Agnes sah mich überrascht an.
,,Warum solltest du mich enttäuschen? Du bist wie das Omega-Kind, das ich nie hatte und nun ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass du einen guten Ehegatten und ein gutes erfülltes Leben bekommst." erklärte sie, woraufhin ich etwas rot wurde.
Ich war wie das Omega-Kind, das sie nie hatte?
Das war wirklich unglaublich.
Und so fühlte ich mich Angesicht der Dinge, die ich mit Kamil getan hatte noch schlechter.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt