Chapter 10.

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,,Hast du schon mal was von Ivanhoe von Sir Walter Scott gehört? Würde dir mit Sicherheit gefallen. Oder Bleak House von Charles Dickens ist auch ein tolles Buch." erzählte Kay begeistert, während er einige Bücher von einem Regal fischte.
Ich rollte leicht mit den Augen, blätterte eine Seite meines Buches weiter und las.
Kay redete locker seit 20 Minuten über irgendwelche Bücher, die er toll fand und mir empfehlen wollte.
Ich hingegen wollte einfach nur auf dieser süßen kleinen purpurroten Couch sitzen und The Tower of Westbridge weiter lesen.
Kay zeigte mir einige Bücher, die er schon selbst gelesen hatte, in der Hoffnung ich würde mich dafür interessieren und mit ihm schwärmen.
,,Was ließt du da eigentlich?" fragte Kay neugierig.
,,The Tower of Westbridge." antwortete ich leise und las weiter, da es gerade sehr interessant wurde.
Ich sah Kay verblüfft an, als er mir plötzlich ohne Vorwahrung das Buch aus der Hand nahm.
Ich musste dabei zusehen, wie Kay das Buch zuklappte und sich die Hülle ansah.
Er hatte es zugeklappt!
Wie sollte ich jetzt die Seite wieder finden, wo ich zuletzt war?!
Ich war kurz davor durchzudrehen.
Kay ging mir so auf die Nerven und jetzt hatte er mir auch noch meine Lesestelle genommen!
Kay legte das Buch achtlos auf den kleinen Holztisch.
,,Ach dieses mit den beiden Scheusalen. Ich habe da ein besseres für dich." meinte er, was mich nur noch wütender werden ließ.
Ich stand von der kleinen Couch auf.
,,Kay, bitte lass es." erwiderte ich verbissen.
Kay drehte sich zu mir und sah mich verwirrt an.
,,Was denn? Es gibt wirklich bessere Bücher, als dieses dort." meinte er und deutete mit einem Nicken auf das Buch, welches noch immer zugeklappt auf dem kleinen Tisch lag.
Ich sah kurz zu dem Buch und dann wieder zu Kay.
,,Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass du versuchst mir Attraktivität vorzuspielen, obwohl du weißt, dass wir uns nicht verstehen. Kamil meinte, dass wir uns verstehen würden, doch er liegt falsch. Ich finde dich nett aber ich kann dich nur als Bekannten sehen und nicht mehr. Du versuchst zwanghaft eine Freundschaft zwischen und aufzubauen, doch daraus wird mit deinem Verhalten nichts werden." erklärte ich.
Kay schüttelte den Kopf.
,,Ich verstehe nicht." erwiderte er.
Ich seufzte leise.
,,Ich bin erst seit wenigen Stunden frei und muss mich noch eingewöhnen. Im Moment möchte ich nur meine Ruhe beim Lesen haben. Es freut mich, dass du mir Bücher empfehlen möchtest, doch gleichzeitig redest du Bücher schlecht, die mir gefallen. Dieses Buch ist das erste, was ich jemals in meinem gesamten Leben gelesen habe und nur weil es dir nicht gefällt, heißt es nicht, dass es niemandem gefällt." erklärte ich weiter.
Kay sah mich mit großen Augen an, was mich unsicher werden lies.
War ich zu weit gegangen?
,,Du bist wirklich ein interessanter Omega. Ich glaube kaum, dass jemand anderes versuchen würde, mir so etwas zu sagen." sagte Kay überrascht und lächelte.
,,Du wirst mir wirklich immer lieber." ergänzte der junge Alpha.
Ich nahm das Buch vom Tisch und blätterte leicht.
,,Ich gehe jetzt in mein Zimmer und lese dort." sagte ich, drehte mich weg und wollte gehen, doch Kay hielt mich an meinem Arm fest.
Panische Angst kroch durch meinen Körper.
Ich wurde schon einmal so fest gehalten, als ich gehen wollte und für wenige Sekunden sah ich wieder den Sklavenmarkt vor meinen Augen.
Ich versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch dieser verstärkte sich nur.
Es war für Kay ein leichtes Spiel meinen wehrlosen Körper näher an sich zu ziehen.
Ich wollte um Hilfe schreien, da ich diese Situation als sehr unangenehm empfand, doch Kay kam mir mit seinem Gesicht noch näher und küsste mich!
In diesem Moment ertönten Miss Lees Worte in meinem Kopf.
Alphas können sich bei solchen reizvollen Anblicken nicht zurückhalten, Kleines.
Sie könnten versuchen dich zu küssen und dir deine Ehre zu nehmen.
Jetzt berührten Kays Lippen meine und ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Quatsch, Dai!
Ich konnte mir das doch nicht gefallen lassen!
Angespannt holte ich schnell mit meinem Bein aus und trat Kay genau zwischen seine Beine, woraufhin er zusammenzuckte, mich los lies und sich fluchend an den Schritt fasste.
Schnell drehte ich mich weg, stieß die Tür der Bibliothek auf und rannte so schnell ich konnte.
Ich konnte nicht glauben, was Kay da versucht hatte.
Sollte ich es Kamil berichten?
Eher nicht, da er und Lady Agnes sicher mir die Schuld dafür geben würden.
Miss Lee konnte ich auch nichts sagen, da sie wahrscheinlich die selbe Ansicht hatte.
War dieser Kuss wirklich meine Schuld gewesen?
Ich wollte doch nur in mein Zimmer gehen und lesen.
Schnell flitzte ich die beleuchteten Flure entlang und die Treppe doch zu meinem eignen Zimmer.
Ich hatte Angst, panische Angst.
Wer wusste schon, wie weit Kay gegangen wäre, wenn ich ihn gelassen hätte?
Was hätte er noch getan?
Ich wollte es gar nicht wissen!
Als ich im Flur ankam, an dem auch mein Zimmer grenzte, lief ich an Kamil vorbei.
Der große braunhaarige Alpha sah mir verwirrt mit seinen warmen braunen Augen nach, als ich an ihm vorbei sauste, wie ein Wirbelwind.
,,Dai?" hörte ich seine verwunderte Stimme, doch ich ignorierte es und lief schnell zu meiner Zimmertür, trat in den Raum und schloss hastig die Tür wieder.
Endlich konnte ich etwas durchatmen.
Ich lehnte mich gegen die braune Holztür und sah auf das Buch, welches ich noch in meiner Hand hielt.
Mein Zeigefinger knickte leicht eine Seite ab.
Eigentlich wollte ich mich nicht selbst betrügen, doch ich tat es.
Ich sah neugierig auf die Seite in der mein Finger lag und begann zulesen.
,,Was heißt das, du hast nie etwas empfunden?"
,,Es tut mir leid Abel, doch nein, ich habe nie etwas gefühlt."
,,Aber warum? Ich dachte ich wäre perfekt für dich! Wir wollten heiraten, Ontje!"
,,Ich weiß, doch ich kann nicht, ich liebe Osa."
,,Dann werde ich gehen. Ich werde gehen und allen von deiner Sünde erzählen."
,,So lebe wohl, Abel"
,,Mögest du in der Hölle brennen, Ontje."
Das war das Ende der Geschichte, die ich so liebte und nun wusste ich, warum Kay sie nicht mochte.
Der Omega Ontje hatte sich in einen anderen Omega, namens Osa, verliebt.
Später am Abend bekam ich zum Abendessen keinen Bissen hinunter.
Zu sehr beschäftigte mich diese Sache zwischen Kay und mir.
Es war ein Skandal, allein dieser Kuss, doch hätte ich auch meine Ehre verlieren können.
Mich verwirrten so viele Dinge.
Diese Sache mit der Jungfräulichkeit, das Gespräch zwischen Lady Agnes und Kamil, der Kuss und das Ende vom Roman.
Nichts von all dem ergab Sinn, nicht mal im geringsten.
Die Jungfräulichkeit, das Gespräch, der Kuss, das Ende...
Das Gespräch, der Kuss, das Ende...
Der Kuss, das Ende...
Das Ende?
Ontje hatte sich in einen Omega verliebt.
Kay hatte mich geküsst.
Lady Agnes wollte mich schnellst möglich verheiraten.
Ich sollte meine Jungfräulichkeit für meinen Ehemann aufheben.
Was, wenn ich keinen Ehemann wollte...?
Was hatte Ontje bei Osa gefühlt?
Wie fühlte sich Liebe überhaupt an?
Ich wusste nicht warum, doch irgendwie fühlte ich mich nach jenem Tag, wie Ontje aus Tower of Westbridge.
Ich hatte das Gefühl ein falsches Gefühl in mir zu tragen.
Ein Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte und erst kennenlernen musste.
Doch irgendwie wusste ich:
Ontjes Schicksal würde auch mein Schicksal sein.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt