Und so warteten wir.
Tag für Tag, Woche für Woche.
Wir warteten und warteten.
Sechs ganze Wochen.
Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit einfach nicht vergehen wollte.
Und trotzdem verging sie schnell.
Seltsam und verwirrend.
,,Dein Bauchumfang liegt jetzt bei 85 Zentimeter und dein Gewicht hat sich um 3,1 Kilogramm erhöht. Gute Werte, für eine erste Schwangerschaft."
Zufrieden löste Ali das Maßband von meinem Bauch.
Vor der Schwangerschaft lag mein Bauchumfang bei 73 Zentimeter, weshalb man das Bäuchlein nun schon wirklich gut sehen konnte.
Eine kleine Hand streckte sich nach Oben und wollte nach dem Maßband greifen, doch Lyan zog Pakka schnell weg.
,,Nein, Pakka, das hier ist wichtig, also lass Ali schön seine Sachen machen, okay?" sagte er zu dem kleinen Omega, der seine Arme nach mir ausstreckte.
,,Mammie."
Ich musste etwas schmunzeln, wandte mich dann aber an Ali.
,,Ich hatte die letzten Tage ein leichtes Ziehen im Unterleib. Muss ich mir Sorgen machen, dass etwas nicht stimmt?" fragte ich etwas besorgt.
Ali schüttelte den Kopf.
,,Ich denke, dass das Ziehen immer noch vom Wachstum kommt. Schließlich wachsen das Baby und dein Uterus immer weiter. Da kann es zu Gewichtsverlagerungen kommen, die sich durch Ziehen oder Drücken im Unterleib und Rücken bemerkbar machen." erklärte er, was mich etwas erleichterte.
Ich nickte leicht.
,,Dann bin ich beruhigt." erwiderte ich.
Ali lächelte leicht.
,,Achte jetzt mal genau, was du dort unten fühlst. Das Baby müsste jetzt so groß sein, sodass du die ersten Bewegungen spüren könntest." meinte er und meine Augen wurden groß.
Ich würde das Baby spüren können?
Ich sah aufgeregt zu Lyan, der versuchte Pakka auf seinem Arm zu behalten.
Leicht legte ich meine Hände auf meinen Bauch.
Es war also schon so weit.
Ich würde fühlen können, wie es sich bewegte, wie es Schluckauf hatte und wann es schlief.
Wie würde das werden?
Würde das unheimlich werden?
Würde es wehtun?
Ich nickte Ali kurz zu.
,,Vielen Dank." bedankte ich mich.
Dieser nickte ebenfalls und verabschiedete sich von uns, ehe er das Haus verließ.
Lyan setzte Pakka auf den Boden, der sofort zu mir gekrabbelt kam und mit den Hände in mein Kleid griff.
,,Mammie!" rief er und blickte mich mit strahlenden Augen an.
Ich musste schmunzeln.
Er war einfach so niedlich.
Lyan schüttelte leicht den Kopf.
,,Mensch, Pakka." seufzte er.
Ich strich dem kleinen Omega über die schwarzen Locken.
,,Wir gehen gleich zu Noëlle und essen dort leckeres Fleisch vom Feuer. Findest du das gut, Pakka?" fragte ich ihn.
Die braunen Augen des kleinen leuchteten.
Ich lächelte leicht.
,,Glaubst du Inola wird wieder zu uns stoßen?" fragte ich meinen Partner.
Dieser zuckte mit den Schultern.
,,Ich hoffe es, schließlich versteht sich deine Schwester ja ganz gut mit ihr." merkte er an und ich musste etwas grinsen.
Inola war schon oft dabei gewesen, wenn wir zusammen gegessen hatten.
Noëlle selbst schien nicht abgeneigt von ihr zu sein und mochte anscheinend ihre Gesellschaft.
Sonst würde sie sie nicht immer einladen.
Ich war damit zufrieden.
Schließlich meinte die Alpha selbst, sie wolle sich nach einem Partner oder einer Partnerin umsehen.
Und Inola schien perfekt für sie zu sein.
Sie war klug, hatte Humor und war wirklich hübsch.
Hinzu kam ihre liebevolle und gutmütige Seite.
Sie wäre eine gute Ergänzung zu unserer Familie.
Ich nahm den Korb mit Lebensmittel, die wir für das Lagerfeuer brauchten.
,,Lasst uns gehen."
Lyan nickte und folgte mir mit Pakka im Arm nach draußen.
Draußen schien die warme Sonne von einem klaren blauen Himmel.
Es duftete nach Wärme und Blumen aber auch nach den Speisen, die die Assassinen an ihren Feuerstellen kochten.
Köstliche Suppen, saftiges Fleisch.
Die Bienen summten und kleine Vögel zwitscherten in den Ästen Frühlingsmelodien.
Der Rasen erstrahlte in einem schönen Grün und der Weg wirkte gepflegt.
Nach dem frostigen, aber traumhaften Winter wirkte der Frühling wie ein Fest aus Blumen, Farben und Düften.
Es war herrlich.
Als ich über die Lichtung blickte, erkannte ich direkt meine Schwester, die vor ihrem Haus an der Feuerstelle stand und etwas Fleisch in einer Pfanne über dem Feuer umdrehte.
Augenblicklich meldete sich bei mir der Hunger und so machten wir uns schnell auf den Weg zu ihr.
,,Hallo, Noëlle." begrüßten Lyan und ich die Alpha, als wir bei ihr ankamen.
Sie lächelte.
,,Hallo, ihr zwei." erwiderte sie.
Ihre Augen leuchteten leicht und auch ihre langen weißen Haare schimmerten im Licht der warmen Sonne.
,,Hawo." sagte Pakka und streckte seine kleine Hand nach Noëlle aus, worauf wir etwas schmunzeln mussten.
Ich stellte den kleinen Korb neben der Feuerstelle ab und ließ mich dann auf dem Holzstamm nieder.
Lyan direkt neben mir mit Pakka.
,,Was hat Ali gesagt?" fragte Noëlle und drehte das Fleisch weiter um, welches unfassbar gut duftete.
Ich legte eine Hand auf meinen Bauch.
,,Soweit sieht alles gut aus. Er meinte, dass ich es vielleicht bald spüren kann." erwiderte ich.
Die Alpha nickte leicht.
,,Sehr gut, es sollte gut wachsen und kräftig auf die Welt kommen. Aus dem Baby würde sicher ein guter Assassin werden." meinte sie.
Kurz blickte ich sie etwas panisch an.
Wollte sie, dass das Baby Assassinen-Training bekam, sobald es alt genug war?
Mein Körper kribbelte.
Ich wollte nicht, dass mein Kind dieses harte Training bekam, nur, um sich dann wie Noëlle in lebensbedrohliche Gefahren zu stürzen.
Nein, das wollte ich auf gar keinen Fall.
,,Ich weiß ja nicht." murmelte ich leise.
Lyan mischte sich ein.
,,Ich bin gespannt, wann es anfängt zu treten. Alpha-Babys beginnen schon früher mit den Bewegungen, während Omega-Babys etwas länger brauchen." erklärte er.
Das klang spannend.
Also würde der Zeitraum der Bewegungen verraten, welches Rang-Geschlecht das Kind haben würde.
Würde es ein Alpha werden?
Oder ein Omega?
Oder vielleicht sogar ein Beta?
Das war so aufregend!
,,Ich wette, dass es ein Alpha-Baby wird, kräftig und abenteuerlustig." meinte meine Schwester.
Ich musste schmunzeln.
Es wäre für sie sicher angenehm einen weiteren Alpha in der Familie zu haben.
Doch irgendwie hoffte ich, dass es kein Alpha werden würde.
Oder sogar ein Alpha-Junge.
Denn dann, würde es ein Ebenbild von Kamil sein.
Wäre es ein Omega oder ein Mädchen, würde ich ihn nicht in dem Baby sehen.
Doch ein Alpha-Junge.
,,Ich...weiß nicht, ob ich mich über einen Alpha freuen könnte." meinte ich etwas zögerlich.
Lyan blickte mich mitfühlend an.
,,Dieser Kamil hat dir wirklich alles verdorben. Jetzt kannst du dich nicht mal über das mögliche Geschlecht freuen." murrte er leicht und nahm dann sanft meine Hand in seine.
Noëlle seufzte.
,,Zum Glück ist dieser Mistkerl tot. Generell, ein Alpha der dich beschützen kann, wird ein großer Vorteil sein." meinte sie nur.
Ich schüttelte den Kopf.
War ihr überhaupt bewusst, dass dieses kleine Wesen in den ersten Jahren selbst von meinem Schutz abhängig sein würde?
Es würde so klein sein.
So schutzlos, sobald es aus meinem Bauch heraus kam.
Oh Gott.
Wie sollte ich es nur schaffen, dieses kleine Wesen zu beschützen?
Es würde frieren und krank werden, sobald es auf der Welt war.
Und es würde so kläglich jammern und weinen.
Ein Schauer lief über meinen Rücken.
Wie sollte ich mein Kind beschützen, wenn es nicht mehr in meinem sicheren Bauch war?!
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𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega)
Fantastik[Abgeschlossen Februar 2023] ~~~ England 1814 Sklaverei herrscht im Land. Omegas werden wie Waren an Alphas verkauft und ohne Wert behandelt. Dai, ein Omega, sieht nach seiner Versteigerung die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Verzweiflung, A...