Chapter 48.

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Ich sah auf zum Himmel, der langsam immer grauer und bewölkter wurde.
Dicke Wolken, gefüllt mit Schnee zogen an das Lager heran und ich wusste, dass es in wenigen Minuten sicher wieder schneien würde.
Ein etwas stärkerer Wind fuhr zwischen die Häuser und durch die Bäume, die sich etwas bedrohlich neigten.
,,Sieht so aus, als müssten wir heute drinnen kochen." meinte Lyan und sah ebenfalls hoch in die Wolken.
Wir standen beide draußen auf der Veranda am Haus von Noëlle und mir.
Während ich den Schnee von den Latten fegte, wollte Lyan die Feuerstelle fürs Kochen vorbereiten, doch das würde nun nicht mehr möglich sein.
,,Denkst du, Noëlle wird zurück sein, bevor der Schnee beginnt?" fragte ich ihn.
Lyan zuckte mit den Schultern.
,,Kommt darauf an, wie viel die Jäger erlegt haben und wie weit sie reiten mussten." erwiderte er.
Meine Schwester war mit ein paar anderen Assassinen auf der Jagt und hatte uns einen schönen Hirsch oder ein Reh versprochen, aus dem Lyan einen leckeren Braten zaubern wollte.
Jedoch konnte es durchaus sein, dass die Truppe kein Reh oder Hirsch fand.
Dann würden wir Hase essen, würde sie eins fangen.
Wenn sie auch keinen Hasen, Fasan oder irgend ein anderes Tier schaffte zu erlegen, würden wir bei dem Schlachter uns etwas Rind, Huhn oder Schwein holen.
Ich sehnte mich schon sehr nach dem Essen.
Nachdenklich fegte ich weiter, auch wenn ich wusste, dass nach dem Schnee alles wieder weiß sein würde.
Ich sah zu, wie einige Assassinen die Fenster an ihren Häusern überprüften und die Blumenkästen reinholten, sowie die Stühle.
Aus dem Schnee und dem Wind würde sicher ein Schneesturm werden.
Ich hoffte, dass Noëlle Lyan nach dem Abendessen nicht wieder zu sich nach Hause schickte.
Ich wollte auf keinen Fall, dass er bei einem Sturm abends noch zu seinem Haus gehen musste, weil Noëlle es uns verbat zu übernachten.
,,Kann ich kurz bei mir Zuhause die Kästen rein stellen gehen? Es scheint ein Sturm zu kommen." fragte Lyan.
Ich nickte ihm zu.
,,Natürlich, ich warte hier auf dich." erwiderte ich.
Lyan lächelte und lief dann schnell los zu seinem Haus.
Einen Augenblick sah ich ihm noch nach.
Sollte ich ihm vielleicht helfen?
Er besaß viele Blumenkästen und würde Hilfe sicher sehr begrüßen.
Ich wollte gerade den Besen wegstellen und meinem Partner hinterher laufen, als mir eine Person auffiel, die auf unser Haus zu kam.
Ich nahm sofort den Duft einer Omega wahr.
Es war eine junge Frau mit blauen Augen und blonden, geflochtenen Haaren.
In ihrer Hand trug sie einen Korb mit einigen Sachen drinnen.
,,Hallo, bist du zufällig Noëlles Bruder?" fragte sie mich höflich.
Ich nickte und lächelte.
,,Ja, Dai." stellte ich mich vor.
Die Omega besaß ein strahlendes Lächeln und warme Augen.
,,Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Inola. Ist Noëlle zufällig da?" fragte sie.
Inola.
Ich hatte diesen Namen noch nie gehört und diese Omega auch bisher nie hier gesehen.
Kurz betrachtete ich sie.
Sie trug einen hübschen, warmen Mantel aus Fell, darunter ein Kleid und hohe Stiefel.
An ihrem Hals konnte ich etwas vertrautes erkennen.
Abdrücke.
Abdrücke von einem diesernLederhalsbänder, die Sklaven auf den Märkten bekamen.
Inola war sicher eine der Omegas, die meine Schwester und ein paar andere Leute gerettet hatten.
,,Sie ist gerade auf der Jagt, dürfte aber bald zurück sein. Jedenfalls hoffen wir das, sonst gefriert sie zu einem Schneemann." erwiderte ich.
Inola schmunzelte bei meinem Witz.
,,Ich hoffe mit euch mit. Könntest du das vielleicht an dich nehmen und es ihr geben, wenn sie zurückkehrt? Es ist ein kleines Dankeschön dafür, dass sie mich und die anderen gerettet hat." fragte sie und deutete auf den Korb in ihrer Hand.
Dabei leuchteten ihre blaue Augen und ihre Wangen wurden etwas rosig, was natürlich auch an der Kälte liegen konnte.
Ich war etwas überrascht, jedoch nickte ich.
Es war das erste Mal, dass Noëlle etwas von einer Omega geschenkt bekam.
,,Natürlich, sie freut sich sicher sehr darüber." antwortete ich und nahm den Korb an mich.
Inola nickte verlegen.
,,Ich hoffe es. Dann bis zum nächsten Mal, ich muss die Stühle noch reinstellen." verabschiedete sie ich.
Ich lächelte.
,,War schön dich kennenzulernen." rief ich ihr noch nach, während sie zu ihrem eigenen Unterschlupf ging.
Aufregung kribbelte in meinen Händen.
Noëlle hatte etwas geschenkt bekommen!
Von einem Omega-Mädchen!
,,Wer war denn das?" fragte Lyan neugierig, als er wieder zu mir kam.
Ich sah ihn mit leuchtenden Augen an.
,,Eine Omega namens Inola. Sie hat Noëlle das hier geschenkt!" erwiderte ich aufgeregt.
Lyan sah auf den Korb.
,,Ich frage mich, was da drinnen ist." meinte er und sprach damit genau meine Gedanken aus.
,,Sollen wir rein gucken?" fragte ich ihn.
Mein Omega legte den Kopf schief.
,,Mach man denn so etwas?" fragte er zurück.
Ich schmunzelte.
,,Eigentlich nicht." meinte ich.
,,Aber ich bin so neugierig!" ergänzte ich noch.
Lyan musste zustimmen, dass er auch neugierig war.
Schließlich war es etwas ganz besonderes, dass Noëlle etwas geschenkt wurde.
Das hatte noch nie jemand getan!
,,Vielleicht können wir ja mal rein gucken. Nur ganz kurz." schlug ich vor.
Lyan grinste und damit war es beschlossen.
Schnell huschten wir ins Haus, schlossen die Tür und stellten den Korb auf den Esstisch.
Gespannt entfernte ich den geflochtenen Deckel und spähte hinein.
Auch Lyan warf einen neugierigen Blick hinein.
Eine große Flasche mit einer roten Flüssigkeit, ein frisches Brot, etwas Obst und seltsame Blumen, sowie ein paar in Stoff eingewickelte Dinge.
,,Wein, Brot, Obst, Ringelblumen." stellte Lyan fest.
Ringelblumen.
Ich erinnerte mich, dass Noëlle mir von einem Mädchen erzählt hatte, welches ihr Ringelblumen-Paste auf die Schusswunde an ihrem Arm geschmiert hatte, damit diese sich nicht entzündete.
War Inola etwa dieses Ringelblumen-Mädchen?
,,Hm, Wein und Erdbeeren. Erdbeeren stehen auch oft für die Liebe und die Lust. Sieht so aus, als würde dieses Körbchen schon etwas bedeuten." meinte Lyan und lächelte.
Meine Augen glänzten.
,,Das wäre so niedlich!" erwiderte ich und schloss schnell wieder den Deckel.
Eine Partnerin für Noëlle.
Das wäre so schön.
Schließlich würde ich nicht für immer bei ihr leben, sondern irgendwann bei Lyan.
Und dann wäre Noëlle ganz allein, was ich natürlich nicht wollte.
Also brauchte sie einen Partner oder eine Partnerin.
Jemand, die sie lieben und verehren konnte.
Und diese Inola schien beinahe perfekt zu sein.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt