𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega)

Chapter 34.

,,The Tower of Westbridge. Davon habe ich tatsächlich noch nie etwas gehört." meinte Lyan und sah sich nachdenklich das Buch an, welches ich ihm gegeben hatte.
Er hatte sich von Noëlle überreden lassen, für uns den Truthahn zu kochen, was mich sehr freute.
,,Um was geht es da?" fragte Lyan ergänzend.
Jetzt konnte ich glänzen.
,,Es geht um den Omega Ontje und seinen Alpha Abel. Beide gehören verfeindeten Familien und Religionen an, lieben sich jedoch und treffen sich nachts heimlich. Abel erhält dann einen Trank von einem Zauberer, mit dem er Ontje zum schlafen bringt und ihn dann mitnimmt und mit ihm reist. Auf dieser Reise verliebt sich Ontje jedoch in einen Omega namens Osa und trennt sich von Abel, der dann droht ihn zu verraten und ihn zu töten." erklärte ich begeistert.
Lyan schmunzelte.
,,Das klingt ja fast, wie Romeo und Julia." erwiderte er.
Ich sah ihn fragend an.
,,Was ist Romeo und Julia?" fragte ich neugierig.
Der hübsche Omega lächelte.
,,Eine sehr gute Tragödie von Shakespeare. Das ist definitiv ein Buch, welches man mal lesen sollte." erklärte er kurz.
Ich nickte verstehend.
,,Ich kann es dir leihen, wenn du magst." ergänzte er noch.
,,Oh ja, gern und wenn du möchtest, kannst du dieses hier lesen." erwiderte ich und lächelte.
,,Erstmal brauchen wir seine Kochkünste." warf Noëlle ein.
Wir drehten die Köpfe zu der Alpha, die den Truthahn auf eine Platte gesetzt hatte und ungeduldig auf Lyan wartete.
Der Omega grinste sie an.
,,Also ich sehe noch keine geschälten Kartoffeln, NoNo. Solange ich keine Kartoffeln habe, kann ich nicht anfangen." erwiderte er.
Die Alpha murrte kurz, dann setzte sie sich und fing an die Kartoffeln zu schälen.
,,Ich mach ja schon, MousMous."
Lyan drehte den Kopf wieder zu mir.
,,Wo waren wir gerade? Ach ja, bei den Büchern. Ich leihe es mir gerne mal, wenn du es empfehlen kannst." meinte er.
Ich lächelte und nickte.
,,Es ist großartig. Der Schmerz, die Romantik. Vor allem das mit Ontje und Osa gefällt mir ganz gut. Es kam sehr unerwartet." erwiderte ich.
Lyan lächelte und ich hatte das Gefühl dahinzuschmelzen.
Er hatte einfach so ein traumhaftes und strahlendes Lächeln.
,,Da darf ich sicher gespannt sein. Ich hoffe nur, dass die zwei nicht so sexualisiert dargestellt werden." meinte er.
Ich sah ihn verwirrt an.
Was meinte er mit sexualisiert?
,,Wie meinst du das?" fragte ich neugierig.
Lyan tippte auf das Buch.
,,Die Gesellschaft hat ein ganz großes Problem. Nämlich das Sexualisieren von Dingen, die nicht aufreizend sein sollten. Zum Beispiel, der Busen oder die Beine eines Omegas. Weibliche Alphas dürfen tiefe Ausschnitte tragen aber ein Omega ist schon verrucht, wenn er nur die Schultern zeigt. Leider gilt dieses sexualisieren und aufreizen auch für gleichgeschlechtliche Sexualität. Gerade Omegas, die andere Omegas lieben, werden von der Gesellschaft entweder gehasst und getötet oder als Sexualobjekt benutzt. Nicht selten töten wir Alphas, die sich zwei Omegas angeschafft haben, um diese dann zu gemeinsamen sexuellen Handlungen zu zwingen, weil der Herr Alpha es ja so heiß findet, wenn sich zwei Omegas küssen, verstehst du?" erklärte er.
Meine Augen wurden groß.
Machten einige das wirklich?
Das war ja widerlich!
,,Und leider wird auch oft in Büchern das Bild zweier liebender Omegas verzerrt und ins erotische und sexualisierte gezogen." ergänzte Lyan.
Ich nickte verstehend.
Das war überhaupt nicht schön.
Als wären wir Omegas irgendwelche Objekte, die nur zum Genuss der Alphas existierten!
,,Dieses Buch hier ist zum Glück nicht so. Aber es ist wirklich schlimm, dass wir Omegas so ins sexuelle gezogen werden." erwiderte ich.
Lyan nickte.
,,Darum sage ich kaum jemanden, dass ich Omegas liebe. Auch hier im Lager, gibt es Leute, die allein die Vorstellung schon erregend finden oder einen durch sexuelle Handlungen ändern wollen."
Damit meinte er sicher die Person, die ihn missbraucht hatte.
Mein Herz pochte laut.
Lyan liebte Omegas.
Er war also...wie ich?
,,I-Ich-" wollte ich ihm gerade sagen, dass ich auch Omegas mochte, doch Noëlle unterbrach mich.
,,MousMous, ich bin fertig." sagte sie und hielt einen Topf voller geschälte Kartoffeln hoch.
Lyan grinste.
,,Prima, dann kann ich jetzt anfangen. Hilfst du mir, Dai?" fragte er mich.
Ich nickte stumm mit roten Wangen.
Wie gern würde ich mich mit ihm über unsere Gefühle gegenüber Omegas austauschen.
Das wäre so schön.
Doch gleichzeitig war es auch so schwer.
Bei Lyan sah es soeben ganz einfach aus, diese Worte auszusprechen.
Doch auch er musste ein rasendes Herz dabei gehabt haben.
Aber vielleicht wusste es meine Schwester bereits schon von ihm?
Hatte sie bei mir auch eine Vermutung?
Wahrscheinlich dachte sie, Lyan wäre der einzige Omega, zu dem ich mich jemals hingezogen fühlen würde.
Ein Ausnahmefall.
Jedoch waren Omegas im allgemeinen attraktiver, als Alpha.
In Lyan hatte ich mich verliebt.
Ich fragte mich, wie wohl Lyan von seiner Zuneigung erfahren hatte und wie er damit umgegangen war.
War es schwer für ihn?
Wie hatte er sich gefühlt?
Ich wollte so viel von ihm erfahren.