Chapter 35.

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Tw: sexuelle Belästigung

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Der Abend gestaltete sich mit Lyans leckeren Truthahn zu etwas wirklich wunderbarem.
Ich genoss die Gesellschaft dieses hübschen Omegas so sehr, dass ich mich innerlich total leer fühlte, wenn er wieder gehen musste.
Ich fühlte mich ihm verbunden.
Er schien die Luft zu sein, die ich zum Atmen brauchte.
So schmerzte mir das Herz, als er sich nach dem Essen verabschiedete und wieder in sein Haus ging.
Ich vermisste ihn mit jedem Herzschlag mehr.
Wie sehr wünschte ich mir, dass er einmal länger bleiben würde, als nur zum Mittag- oder Abendessen.
Laut seufzte ich und legte das Stück Holz in die Feuerstelle.
Es war der nächste Tag heran gebrochen.
Dadurch, dass die leichte Blutung nun wieder vollständig verschwunden war, konnte ich meiner Schwester wieder beim Haushalt helfen.
Dazu gehörte auch, den Schnee und die verkohlten Reste aus der Feuerstelle zu entfernen, neues Holz hineinzulegen und das Feuer schließlich zu zünden.
Leichte Flocken fielen vom hellgrauen Himmel, als ich aufsah.
Ich mochte den Winter.
Das ganze Lager war in einen so sauberen Schein gehüllt und die Flocken ließen in einen eine romantische Stimmung aufkommen.
Alles wirkte so sorgenlos und ruhig.
Mein Blick schweifte zu Lyans Haus.
Was er wohl gerade tat?
,,Pass auf, dass das Holz nicht nass wird." hörte ich die Stimme meiner Schwester.
Ich nickte leicht und legte das Holz ordentlich in die Kuhle.
Noëlle reichte mir einen Feuerstein und zeigte mir kurz, wie man die Funken schlug, ehe ich es selbst probierte.
,,Geschafft!" quiekte ich, als ein Funke auf das Holz sprang und sich anfing durch das Holz zu fressen.
Noëlle nickte lächelnd.
,,Nicht schlecht, Kleines. Das wird ein schönes Feuer werden. Gehst du Lyan holen?" fragte sie.
Ich nickte und sprang auf.
Er hatte versprochen heute seine leckeren Teigtaschen zu kochen, weshalb ich mich schon sehr auf das Essen und auf seine Gesellschaft freute.
Außerdem wollte ich mit ihm weiter über die Bücher und über seine Sexualität reden.
Ich wollte so viel erfahren.
So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf.
Doch Lyan war nicht in seinem Haus.
Verwirrt stand ich auf der Veranda.
War er bei der Pferdeweide?
Ich sah mich um, in der Hoffnung ihn doch noch irgendwo zu erblicken.
Doch ich konnte nirgendwo seine schönen schwarzen Haare oder die hübschen Rubinaugen sehen.
Ich beschloss zur Pferdeweide zu gehen.
Vielleicht war er dort und kümmerte sich um die Waisenkinder?
Er tat das oft, weshalb es mich nicht wundern würde.
Würde ich Lyan auch bei der Pferdeweide nicht finden, würde ich die anderen Assassinen fragen, das war klar.
Ich stapfte schnell durch den hohen Schnee zu den Pferden, die unter einem großen Unterstand aus Holz standen und ihr eigenes Futter genossen.
Einige Kinder waren dort, aber kein Lyan weit und breit.
Mein Herz wurde etwas schwer.
Wo konnte er nur sein?
,,Suchst du jemanden?" hörte ich eine Stimme hinter mir.
Sofort merkte ich, wie Pheromone um mich herum schwirrten.
Sie rochen nach Wald und Wiese.
Ein Alpha.
Ich drehte den Kopf und sah zu der Person, die mich angesprochen hatte.
Es war tatsächlich ein Alpha mit starker Statur, hellblonden Haaren und Augen, die wie Eissplitter funkelten.
,,Ich suche Lyan Walker, hast du ihn gesehen?" fragte ich zurück.
,,Lyan?" erwiderte der Alpha nur fragend und betrachtete mich von oben bis unten.
In seinem Blick funkelte eine unheimliche Kälte und irgendetwas sagte mir, dass dieser Alpha Gefahr bedeutete.
,,Du bist neu hier, oder?" fragte der Alpha weiter.
Ich nickte leicht und fasste mit meiner einen Hand nervös in den Stoff meines Kleides.
Dieser Alpha ließ in mir ein ungutes Gefühl aufsteigen.
,,Noëlle hat mich hierher gebracht. Wir sind Geschwister." erwiderte ich.
Der fremde Alpha ging einmal um mich herum und schien mich von allen Seiten zu betrachten.
,,Noëlles Geschwisterchen und Lyans kleines Spielzeug also." murmelte er.
Ich sah ihn verwirrt an.
Lyans kleines Spielzeug?
Was meinte er denn damit?
,,Weißt du nun wo er ist?" fragte ich ihn, um auf meine eigentliche Frage zurückzukommen.
Der Alpha nickte.
,,Klar, aber ich fordere eine Gegenleistung, wenn ich dir das sagen soll." meinte er.
Meine Gedanken waren nun komplett verwirrt.
Der Alpha hielt vor mir an, hob seine eine Hand und berührte mit seinem Daumen meine Lippen.
Seine Hand war so kalt wie Eis.
,,Du hast schöne Lippen, Kleines." sagte er.
Ich zuckte etwas unter der Berührung zusammen.
Der Alpha kam etwas näher.
,,Schon mal den Schwanz eines Alphas im Mund gehabt? Meiner ist wie so ein Bonbon am Stiel." hauchte er und ich bekam augenblicklich Gänsehaut.
,,W-Was?"
Was war denn mit dem los?
Was sollte diese unanständige Frage?!
,,Wenn du brav den Mund öffnest, sage ich dir, wo Lyan steckt." meinte er und ich sah, wie er am Gürtel seiner Hose zog.
Ich befand mich in Gefahr!
Dieser Alpha wollte mir etwas antun!
Ich wich zurück und wollte so schnell wie möglich weglaufen, doch der blonde packte mich am Arm und hielt mich so fest, dass die Stelle furchtbar schmerzte.
,,Komm schon, sei nicht so ein Feigling!" knurrte er.
Entsetzliche Angst schoss durch meinen Körper.
Ich wollte das nicht!
Er sollte verschwinden!
Ich wollte gerade laut nach Hilfe schreien, als ich jemanden hören konnte.
,,Lass ihn los, du Bastard!"
Ich erkannte sofort Lyans Stimme.
Ich wurde mit so einer Wucht losgelassen, dass ich taumelte und drohte in den Schnee zu fallen, mich jedoch noch auffangen konnte und mich umsah.
Lyan war gegen den Alpha gerannt und drängte ihn nun mit seiner Klinge an dessen Hals zu Boden.
Unendliche rasende Wut glühte in seinen schönen Augen und er knurrte feindselig.
In diesem Augenblick wurde mir klar, dass dieser Alpha derjenige war, der Lyan missbraucht hatte.
Und Lyan war jeder Zeit dazu bereit ihn zu töten.
Würde man nun nach dem Gesetz der Assassinen gehen, dürfte Lyan das sogar.
Er hatte gesehen, wie dieser Kerl mir etwas antun wollte.
Zusammen mit Lyans Aussage über den Missbrauch, wäre es das Todesurteil für den Alpha.
,,Sieh mal einer an wer da sein Spielzeug zurück will." knurrte der Alpha spöttisch.
Lyan fauchte.
,,Halt die Schnauze du elender Feigling! Du hast hier nichts mehr zu sagen!"
Der Alpha grinste nur.
Weitere Assassinen bekamen das Tumult mit und sammelten sich um uns herum.
Ängstlich sah ich zu Lyan, der nun von zwei anderen Alphas abgelöst wurde, die den anderen auf den gefrorenen Boden drückten.
,,Geht es dir gut?" fragte Lyan, als er zu mir kam.
In seinen Augen leuchtete Sorge und Fassungslosigkeit.
Ich nickte zitternd.
,,Was ist hier geschehen?"
Ich drehte den Kopf und erblickte den großen Chef der Assassinen, der grimmig in die Runde starrte.
Mit Erleichterung sah ich, wie meine Schwester ihm folgte und auf mich zu kam.
Ich atmete durch.
Alles würde gut werden.
Lyan wandte sich kurz von uns ab, um mit dem Chef zu reden.
Währenddessen schloss mich Noëlle fest in ihre Arme.
,,Was hat er dir angetan? Bist du verletzt?" fragte sie ernst.
Ich konnte nicht antworteten, da sich der Chef sich an den Alpha wandte.
,,Es ist nicht das erste Mal, dass sich jemand des Missbrauchs beschuldigt, Valentin. Zwei Mal schon und nun gibt es sogar einen Zeugen deiner Tat, die du mit diesem jungen Omega gegen seinen Willen versuchen wolltest." hob er an.
Der Alpha, Valentin, knurrte.
,,Ich habe nichts falsches getan! Lyan, diese Hure, will mich nur tot sehen! Er hetzt euch alle gegen mich!"
Lyan fauchte erbost.
,,Du hast mich missbraucht und das gleiche wolltest du nun auch bei Dai versuchen! Du bist Abschaum, Valentin!"
Der Chef hob die Hand, um für Ruhe zu sorgen, als lautes Gemurmel und Rufe ertönten.
,,Ruhe! Valentin, dies ist dein Urteil. Missbrauch hat in unserem Lager nichts verloren." sagte er und wandte sich dann an Lyan.
,,Willst du ihm den Stoß geben?" fragte er ihn.
Der hübsche Omega zögerte kurz und sah, zu meiner Überraschung, zu mir.
In seinen Augen glänzte Sorge.
Lange sah er mich an, dann zu meiner Schwester.
,,Bringst du ihn bitte in euer Haus. Er sollte das nicht sehen." bat er sie.
Noëlle nickte sofort und nahm meine Hand.
Ich realisierte langsam, dass Lyan derjenige sein würde, der Valentin umbringen würde.
Und er wollte nicht, dass ich das sah.
Machte er sich sorgen um mich?
Ich wurde von meiner Schwester mehr zum Haus gezerrt, als geführt, da meine Augen immer noch nur an Lyan hingen.
Mein Herz klopfte laut.
Ich konnte kaum klar denken, so verwirrt und überrascht war ich.
Meine Sinne waren vollkommen verschwommen.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt