Chapter 30.

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Ich streichelte die weiche Nase des hübschen Tieres vor mir, welches kurz schnaubte und dann den großen Kopf schüttelte.
Die lange helle Mähne flog und bot Sicht auf ein Paar schokobrauner Augen, die sanft glänzten.
Pferde.
Wirklich elegante Wesen mit ihrem starken Körper, der langen Mähne und den schönen Augen.
Insgesamt vierzehn Pferde hatte das Lager der Assassinen.
So viele unterschiedliche Schönheiten, die alle wie aus einem Märchen wirkten.
Das Pferd vor mir war eine hübsche kräftige Stute mit dunklem, fast schwarzen Fell und heller blonder Mähne.
Ihre Nase war weich und rosa, durch den Stern, der sich von ihrer Stirn bis zum Maul zog.
Sie war eine sanfte Riesin.
Groß, kräftig aber anmutig und weich.
Ich hatte schon oft gesehen, wie jüngere Kinder auf ihr geritten waren.
Wahrscheinlich war sie für Kinder am besten geeignet.
Mich wunderte das bei ihrer Ausstrahlung überhaupt nicht.
Ja, sie war groß aber man fühlte sich in ihrer Gegenwart ruhig und entspannt, sodass man keine Angst verspüren konnte.
Auch meine Angst vor der Schwangerschaft und dem Baby nahm sie mir auf magischer Art und Weise.
,,Gefällt sie dir?" hörte ich eine Stimme fragen.
Ich drehte überrascht den Kopf und erblickte einen Omega mit dunkelblonden Haaren und wachen grünen Augen.
Er war ein Stück größer als ich, hatte eine recht kräftige Figur und eine entschlossene Ausstrahlung.
,,Sie ist so hübsch." erwiderte ich mit einem Lächeln.
Die waldgrünen Augen des Omegas leuchteten leicht.
,,Ihr Name ist Belle. Das ist französisch für-"
,,-schön, ich weiß." beendete ich den Satz.
Der Omega schmunzelte.
,,Du bist schlau, das finde ich gut. Ich bin Oliver und du?" fragte er und stellte einen Eimer Möhren auf den mit Schnee bedeckten Rasen.
,,Dai, ich bin noch recht neu hier." antwortete ich.
Olivers Augen strahlten sofort Wissen aus.
,,Stimmt, du bist der Omega, den Noëlle mitgebracht hat. Seid ihr ein Paar?" fragte er.
Ich schüttelte schnell den Kopf.
,,Nein, nein, sie und ich sind Geschwister." erklärte ich und ich merkte, wie peinlich Oliver diese Verwechslung war.
,,Oh, tut mir leid. Stimmt, sie hat mal von einem Geschwisterchen erzählt." meinte er.
Ich musste schmunzeln.
Oliver schien mir ein recht sympathischer Omega zu sein.
Es war schön sich mit anderen Personen anzufreunden.
,,Magst du sie füttern?" fragte er und deutete auf den Eimer Karotten.
Ich nickte leicht.
Ich hatte zuvor noch nie ein Pferd gefüttert.
,,Wem gehören die Pferde hier?" fragte ich neugierig, während Oliver mir zeigte, wie man ein Pferd fütterte, ohne einen versehentlichen Biss abzubekommen.
,,Sie gehören allen hier im Lager. Nur ein paar haben ein eigenes Pferd, welches aber auch von den anderen geritten und gepflegt wird." erklärte er und deutete auf ein Pferd, welches so weiß war, dass es fast mit der verschneiten Umgebung verschmolz.
,,Der Schimmel dort gehört deiner Schwester. Er heißt Snowfall und ist eines der schnellsten Pferde hier im Lager." meinte er.
Ich sah beeindruckt zu dem Pferd, während Belle mir mit ihren weichen Lippen eine Möhre aus der Hand nahm.
,,Bist du schon mal geritten?" fragte Oliver.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Leider nie." erwiderte ich.
Oliver lächelte.
,,Ich kann dir Reitunterricht geben, wenn du magst." bot er an.
Ich wollte gerade mit einem erfreuten Ja antworten, als eine Stimme ertönte.
,,Ich glaube das wird Noëlle nicht zulassen."
Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus, als ich die vertraute Stimme erkannte.
Schnell drehte ich den Kopf und erblicke den hübschen Omega.
Meine Wangen wurden sofort warm und kurz hatte ich das Gefühl dahinzuschmelzen.
Er war da!
,,Lyan." begrüßte ich ihn mit einem flatternden Gefühl im Bauch.
,,Hey, Dai, ich soll ich auf Befehl von deiner Schwester abholen und zurück ins Haus bringen, damit du nicht krank wirst." erwiderte er schmunzelnd.
Ich wurde etwas rot.
Na danke, Noëlle.
Jetzt musste Lyan auch noch Aufpasser für mich spielen.
Das war so peinlich!
,,Sie denkt wohl ich wäre aus Glas gebrannt, zerbrechlich und fragil." meinte ich.
Lyans lächelte leicht, dann begrüße er auch Oliver.
Der dunkelblonde Omega schien belustigt über diese Situation zu sein.
,,Na dann, geht lieber, bevor sie euch an den Haaren zurück ins Haus schleift. Wir können das mit dem Reiten ja wann anders besprechen." meinte Oliver.
Ich nickte leicht.
,,Das wäre schön, bis dann." verabschiedete ich mich.
Oliver verabschiedete sich ebenfalls, dann folgte ich Lyan.
,,Hast du auf etwas spezielles Appetit heute?" fragte mich der schöne Omega.
Kurz stieg Beunruhigung in mir auf.
Hatte Noëlle ihm von dem Baby erzählt?
Nein, bestimmt nicht.
Würde er es wissen, hätte er sicher anders reagiert.
,,Deine Fleischspieße waren immer sehr lecker. Ich kann dir auch bei der Zubereitung helfen." bot ich an.
Lyan lächelte etwas bemitleidend.
,,Ich glaube, dass deine Schwester dich gleich nicht mehr aus dem Haus lassen wird. Aber wenn ihr nichts dagegen habt, kann ich alles in euer Haus holen und dort kochen." erwiderte er.
Ich nickte begeistert.
Lyan war bei Noëlle und mir immer Willkommen.
Ein wohliges warmes Gefühl umhüllte mich.
Es tat so gut mit ihm zu reden und ihn anzusehen.
Sein Lächeln war so unglaublich schön und kurz hatte ich das Gefühl auf Wolken zu laufen.
Lyan sah mich mit seinen sanften Augen an, die wie Sterne funkelten.
Gott, er war so wunderschön.
Zu gern würde ich durch seine weichen Haare und über die zarte Haut an seiner Wange streichen.
Doch das würde sicher komisch rüber kommen, wenn ich das einfach so aus dem Nichts machen würde.
,,Wir können zu den Fleischspießen auch noch ein leckeres Kartoffelgericht machen. Das würde sicher gut schmecken." schlug Lyan vor.
Ich nickte wieder.
,,Klingt auf jeden Fall köstlich. Ich freue mich immer sehr, wenn du bei uns bist und kochst." meinte ich und mir wurde heiß, als ich realisierte, was ich da gerade gesagt hatte.
Kurz bildete ich mir ein, auch auf Lyans Wangen einen leichten roten Schimmer zu sehen.
Er hatte so ein schönes Gesicht.
,,Es ist mir immer eine Freude für euch zu kochen. Dank euch habe ich auch nicht das Gefühl allein zu sein. Es fühlt sich mehr nach Familie an." erwiderte er.
Familie.
Das fand ich schön.
,,Du bist bei uns auch immer Willkommen."
Diese Situation war so aufregend.
Noëlle wartete bereits ungeduldig, als wir das Haus betraten.
Die wirkte ernst aber auch besorgt.
Sie dachte wirklich, ich wäre aus Glas.
,,Ich habe dir dein Blümchen zurück gebracht." meinte Lyan zu der Alpha.
Diese murrte ein Danke.
,,Was hast du so lange draußen gemacht?!" fragte sie mich, während ich meinen Mantel auszog und ihn ordentlich an einen Harken hängte.
,,Ich war bei den Pferden und habe Oliver kennen gelernt. Ich wusste gar nicht, dass du ein Pferd hast." erwiderte ich und zog noch meine Schuhe aus, um in meine Hausschuhe zu schlüpfen.
Lyan verabschiedete sich kurz von uns.
Er würde in wenigen Minuten wieder hier sein, um zu kochen.
,,Stimmt, hatte ich vergessen zu erwähnen. Ich reite aber schon lange nicht mehr auf ihm." meinte sie.
Ich sah sie schief an.
Dabei machte reiten sicher unglaublich viel Spaß auf einem so schnellen Pferd.
,,Ist etwas passiert?" fragte ich sie und legte noch etwas Feuerholz in den Kamin.
Noëlle murrte nur, wie so üblich.
Ich ließ mich seufzend auf die weiche Couch fallen.
,,Ich bin vor einigen Monaten von Snowfall gefallen. Seit dem traue ich mich nicht mehr auf ihn rauf, nur auf andere Pferde." erklärte sie schließlich.
Ich sah sie mit großen Augen an.
Sie hatte Angst?
Ich hatte immer gedacht, Noëlle wäre eine furchtlose und starke Frau, doch auch sie hatte Ängste.
Es war irgendwie süß sie ebenfalls so zerbrechlich zu sehen.
,,Ängste sind nicht schlimm, das weißt du, oder?" erinnerte ich sie.
Meine Schwester nickte vorsichtig.
Man sah ihr an, dass ihre Ängste ihr peinlich waren.
Dabei mussten sie es gar nicht.
Jeder Mensch hatte Angst, egal ob vor einer kleinen Maus oder einem großen Pferd.
Ich wünschte mir, dass Noëlle mir öfters ihre Ängste und Zweifel zeigen würde.
Nur so, würde unser Verhältnis zueinander wachsen und vertraulicher werden. 

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt