Chapter 12.

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Ich erwachte durch ein lautes Rumpeln mitten in der Nacht.
Verwirrt blinzelte ich und sah mich vorsichtig in dem dunklen Zimmer um.
Das Geräusch hatte sich vom Erdgeschoss bis hierher in den Flur vor meinem Zimmer gezogen.
Eine unruhige wallende Hitze kroch über meine Haut und ließ mich kurz schnaufen.
Ich legte eine Hand auf meine erhitzte verschwitzte Stirn.
Sie brannte förmlich wie Feuer.
Mühsam setzte ich meinen schweren Körper auf.
Es fühlte sich an, als hätte ich Steine gegessen.
Mir wurde etwas schwindelig, wenn ich den Kopf zu schnell bewegte und auch der unerträgliche Durst war wieder da.
Ich zuckte zusammen, als auf dem Flur ein Krachen ertönte, wie, als wenn jemand eine Vase umgeworfen hatte.
Schlagartig fiel mir ein, was der Koch und ich vor wenigen Stunden besprochen hatten.
Die Familie wurde beobachtet.
Oder vielleicht war auch Kay einfach wach geworden und veranstaltete jetzt unbeabsichtigt
Chaos?
Tatsächlich konnte ich ganz leichte Alpha-Pheromone in der Luft spüren, wusste aber nicht genau, ob die wirklich zu Kay gehörten.
Sie rochen sehr nach verbanntem Holz, wie das aus dem Kamin in der Wohnstube.
Diese Pheromone fühlte sich so vertraut an, auch wenn ich sie zuvor noch nie gerochen hatte.
Leise stieg ich in meine warmen Hausschuhe und stand auf.
Ich musste herausfinden, woher dieser Geruch kam.
Vielleicht irrte ich mich auch nur und es war nur das Holz aus dem Kamin.
Vielleicht konnte Kamil nicht mehr schlafen und saß vor dem Kamin in der Wohnstube.
Verschlafen lief ich durch den dunklen Raum zur Holztür.
Die Pheromone nahmen allmählich zu und ein weiter Geruch mischte sich dazu.
Ich blieb kurz vor der Tür stehen und schnupperte.
Kam es mir nur so vor oder konnte ich einen winzig kleinen Hauch von Omega-Pheromonen riechen, die eine leichte kirschige Note besaßen?
Fasziniert roch ich weiter.
Diese Pheromone dufteten unheimlich gut, auch wenn man sie kaum riechen konnte und die Person, der die gehörten, wahrscheinlich gar nicht hier war.
Ich spürte ein seltsames Kribbeln über meine Arme und Beine laufen.
Anders, als Kays Pheromone, ließen diese mir einen Schauer über den Rücken jagen.
Es stand schon jetzt fest, dass ich mich in diesen Gesuch reinlegen konnte.
Bei diesem Duft nach wilden Kirschen musste man sich einfach wohl fühlen.
So kam es, dass ich die Tür zum Flur öffnete, um mehr von diesem guten Duft zu bekommen, ich aber erstarrte und mir mit einer Hand die Nase zuhielt.
Ein furchtbarer Gestank erfüllte die Luft draußen auf dem Flur und vertrieb den süßen Kirschduft.
Ich schnaubte, um den Gestank loszuwerden, doch es funktionierte nicht.
Mühsam sah ich auf den Boden vor mir.
Ein mit Blut befleckter Holzboden.
Der eiserne Geruch nach Tod und Blut erfüllte alle meine Sinne und brachten mich zum würgen.
Vor mir lag ein Leichnam, kaum zu identifizieren, da das Gesicht vollkommen in Blut getränkt war.
Doch bei einem war ich mir ganz sicher.
Kamil, Kay oder Lady Agnes konnten es nicht sein.
Angewidert betrachtete ich die Leiche.
Ich hatte schon viele tote Menschen gesehen, weshalb ich etwas abgehärtet war, vor allem, wenn es fremde Leute waren.
Die Blutlache, die sich um die Person herum gebildet hatte schimmerte etwas im Mondlicht, welches durchs Fenster am Ende des Flures hinein schien.
Ich sah mich um, in der Hoffnung, jemand würde kommen und diese Leiche ebenfalls sehen.
Doch zu meiner Überraschung konnte ich wieder diesen Geruch von brennenden Holz und den Hauch an Kirsche wahrnehmen.
Eine Hitzewelle erfasste meinen Körper.
Ich wusste nicht warum, doch dieser Kirschduft schien meine Hitze anzukurbeln und meine Sinne völlig zu verzaubern.
So konnte ich mich kaum kontrollieren, hatte nur noch den Wusch zu erfahren, wem dieser gute Duft gehörte.
Also folgte ich dem Geruch durch den Flur und ließ die Leiche völlig achtlos liegen.
Meine Beine bewegten sich fast von allein in Richtung des Geruches.
Meine Gedanken schienen taub zu sein, da ich normalerweise mich nicht in Gefahr begeben würde, nur für einen Geruch.
Doch ich konnte einfach nicht anders.
Der Geruch schlängelte sich den Flur entlang und die hölzerne Treppe hinunter ins Erdgeschoss.
Leise trat ich die Treppe hinunter, um wieder einen leichten blutigen Geruch aufzunehmen.
Ich knurrte innerlich.
Konnte dieser zauberhafte Geruch nach Kirschen nicht bleiben?
Ich stützte mich leicht taumelnd am Geländer ab, da meine Beine weich wie Butter waren.
Eine helles weißes Licht und spitzendes Blut ließ mich aufsehen.
Nein.
Das war kein Licht, sondern lange, glatte Haare, die wie der Mond leuchteten.
Die Haare gehörten zu einer kräftigen, hoch gewachsenen Frau mit starken Armen und einer eleganten Figur.
Ihr gehörte der Geruch nach brennenden Holz.
Die Augen der Frau glitzerten in zwei unterschiedlichen Farben.
Das linke Auge zeigte ein helles und eisiges Blau, was mich an einen kühlen Abend mit Schneefall erinnerte.
Das andere Auge hingegen schien auf den ersten Blick an rot zu funkeln, doch wenn man genauer hinsah, erkannte man leichte violette Pigmente.
Die Haut der Frau war ebenso hell und weich, wie meine.
Wir sahen uns irgendwie ähnlich.
Ich schrak zusammen, als die Frau plötzlich mit einer riesigen langen Klinge ausholte und sie tief in einen Körper stieß.
Ein seltsamer Mann in schwarzer Kleidung vor ihr spuckte Blut und sackte schließlich zusammen.
Das tiefrote Blut befleckte die weißen Haare und die helle Haut der Frau.
Erst jetzt sah ich, dass sie eine Rüstung aus schwerem Edelmetall an ihrer Brust und den Schultern trug, die schon einige harte Tage erlebt haben musste.
Ihre Arme wurden von einem losen weißen Oberteil bedeckt, welches bis zu ihrer Hüfte ging.
Ihre Beine würden ebenfalls von schweren Metallstücken bedeckt, während ihre Schuhe aus weichem dunkelbraunen Leder bestand.
Diese Frau schien so stark und kraftvoll, dass mir fast der Atem wegblieb.
Man konnte sehen, dass sie eine Alpha war, aufgrund ihres starken Körperbaus und dem Geruch.
Ich erblickte ein rotes Tuch an ihrem rechten Oberarm gebunden, welche sein seltsames Symbol zeigte.
Es war der Kopf eines stolzen und mächtiges Widders.
Aries.
Sie war eine Assassine!
Mit offenen Mund starrte ich die Frau an.
Sie war eine Assassine von der Aries.
Was zum Himmel tat sie hier?
Wollte sie Kamil umbringen?!
Wahrscheinlich nicht, sonst hätte sie es schon längst getan, oder?
Mein Blick löste sich, als die Frau plötzlich ihren Kopf drehte und mich aus ihren eisigen und dennoch sanften Augen ansah.
,,Du bist also wach."
Verschreckt sah ich die große Alpha an.
Ihre Augen sahen ganz genau in meine und musterten mich .
Ich konnte kaum Atmen.
Was würde jetzt passieren?
Würde sie mich töten?
Warum sagte sie nichts mehr?
Mir wurde fast schwindelig vor Spannung.
Sollte das hier ein Starr-Wettkampf werden?
Unsere Blicke lösten sich zum Glück, als die Alpha leicht ihren Kopf senkte.
,,Ich muss sagen, du bist wirklich hübsch geworden, Dai." meinte sie.
Meine Augen wurden groß.
Kannte ich diese Alpha?
Quatsch, woher denn?
Ich hatte mein ganzes Leben auf einem Sklavenmarkt verbracht und sie hatte ich definitiv noch nie gesehen.
,,K-Kennen wir uns?" fragte ich ängstlich.
Die ältere Alpha nickte.
,,Natürlich, kleines Geschwisterchen."

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt