Chapter 59.

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Mit großen Augen drehte ich langsam den Kopf und hob die Hände.
Eine silberne glänzende Pistole lag an meiner Schläfe, geladen.
,,Du gehst nirgendwo hin. Mein Plan hat perfekt funktioniert, also wirst du brav mit zu meinem Anwesen kommen und das Kind dort bekommen." meinte Kamil.
Seine braunen Augen glänzten scharf und spöttisch.
Er sah in mir nur noch einen kleinen schwachen Omega.
Ich zitterte etwas, aus Angst um mein Leben.
,,N-Nein, bitte nicht." stammelte ich.
Kamil stieg von seinem Pferd, die Pistole immer noch an meinem Kopf.
,,Der Plan stand schon so lange, doch die Omegas vor dir waren nicht gut genug, haben die Schwangerschaft schnell verloren oder es gar nicht erst geschafft schwanger zu werden. Doch bei dir hat es funktioniert und es wird noch weiter funktionieren, Jahre lang. Du wirst die Caldwell-Familie bereichern, angefangen hiermit." meinte er.
Gänsehaut bereitete sich über meinen ganzen Körper aus.
Das war so ein widerlicher Plan!
Ich hasste es!
Ich hasste ihn!
,,Ich bin kein Spielzeug, welches man einfach so benutzen kann." knurrte ich.
Der Alpha packte fest meinen Nacken.
,,Du glaubst doch nicht wirklich, ich hätte dich gekauft, damit du ein schönes und geliebtes Leben haben kannst, oder? Ihr Omegas seid nichts als Ware und habt nur den Nutzen der Vermehrung. Ihr seid nichts wert und verdient weder Liebe, noch Zuneigung." grollte er.
In diesem Moment musste ich an Lyan denken.
Er war der Omega, der mir so viel Liebe und Zuneigung schenkte, wie sonst niemand.
Und ich liebte ihn vom ganzen Herzen.
Nein, wir Omegas verdienten Liebe und Zuneigung!
,,Komm jetzt mit und sei brav." befahl Kamil.
,,Nein!" knurrte ich und wand mich hin und her, schlug, kratzte und trat wild um ich herum.
Fest trat ich Kamil gegen das Schienbein, sodass er mich los ließ und ich sofort rannte.
Das laute Knurren Kamils ertöne hinter mir und Schüsse fielen.
,,Komm zurück, du kleine Hure!"
Voller Angst lief ich, konnte jedoch den alten Alpha direkt hinter mir hören.
,,Hilfe!" kreischte ich durch die Stille, die den Wald einhüllte, auch wenn ich wusste, dass mich niemand hörte.
Ich war allein.
Allein mit Kamil, der mich eingeholt hatte und mich mit einem festen Schlag auf den Kopf zu Boden brachte.
Der Schnee war kalt und matschig, als ich in ihn fiel und ließ einen eiskalten Schmerz durch mich laufen.
Ich schrie vor Angst, als der Alpha über mich kam und fest mit der Faust gegen meinen Kiefer schlug.
Seine Augen glühten vor Wut und Zorn.
Ich konnte Blut schmecken, als mein Unterkiefer hart auf meinen Oberkiefer knallte und ein ungesundes Geräusch ertönte.
Tränen liefen in meine Augen, vor Schmerz.
Ein weiterer Schlag traf direkt auf meine Nase, ein anderer mein Auge und einen Augenblick lang sah ich nichts außer Rot und Schwarz.
Meine Arme, die ich vor Angst zur Verteidigung erhoben hatte, sanken immer mehr vor Erschöpfung und mein Atem ging flach.
Ich konnte mich nicht mehr wehren.
An Kamils Händen klebte Blut, als er sich erhob.
,,Ich hoffe du gehorchst jetzt endlich." knurrte er und packte mich fest am Arm.
Ich wurde mitleidslos durch den kalten Schnee geschliffen, während ein Krampf durch meinen Unterleib ging und das Blut aus meiner Nase und meinen Mund lief.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Jeder Millimeter meines Körpers schmerzte.
Kamil ließ mich neben seinem Pferd zurück auf den kalten Boden fallen, um seine Pistole in seine Gürteltasche zu stecken.
Ich keuchte schwer und wimmerte leicht vor Schmerz.
Ich konnte kaum klar denken.
Ich wusste nur, ich wollte zurück zu Lyan und Noëlle.
Ich wollte Lyans erleichtertes Gesicht sehen und ich wollte, dass Noëlle mich anschrie, wie dumm ich doch war, mich jedoch gleichzeitig in den Arm nahm und mir versicherte in Sicherheit zu sein.
Ich wollte mit dem kleinen Pakka und seinen Holzfiguren spielen und dann Lyans leckeres Essen speise.
Doch ich war nicht im Lager.
Ich war allein mit Kamil und den sich nähernden Hufen der Pferde.
Moment!
Hufen von Pferden?
Ich richtete meinen Blick auf die Richtung, aus der ich gekommen war.
Pferdehufen im matschigen Schnee!
Da kam jemand!
Nein, nicht nur jemand!
Da kamen viele!
Ich richtete mich mit aller mühe auf.
,,H-Hilfe!" schrie ich so laut ich konnte und bekam direkt einen Tritt gegen die Kehle von Kamils Stiefeln, wodurch mein Schrei in einem seltsamen Gurgeln endete.
,,Halt die Klappe oder ich töte dich!" knurrte er und packte mich wieder am Arm, um mich hoch zu zerren.
Ich jedoch griff mit aller Kraft an sein Bein und hielt mich so fest ich konnte.
Das Geräusch von Pferdehufen wurde immer lauter, bis ich schließlich sah, wie eine große Truppe an Leuten aus den Schatten erschienen, mit Pferden und bewaffnet.
In diesem Moment fiel Kamils Waffe aus seiner Tasche und landete direkt neben mir im Schnee.
Ohne eine wirkliche Kontrolle über meinen Körper zu haben, griff ich nach dem silbernen Ding und zielte auf den Alpha, der über mir fluchte und an mir zerrte.
In diesem Moment durchflossen sämtliche Gefühle meinen Körper.
Angst, Wut, Trauer und Mut.
Ich dachte an die möglichen Omegas, die Kamil vor mir gekauft und vergewaltigt hatte.
Ich dachte an meine eigene Vergewaltigung durch ihn.
Ich dachte an Lyan und an Noëlle.
Und ich dachte an das kleine Baby in meinem Bauch.
Mein Baby.
Ohne mit der Wimper zu zucken, drückte ich den Abzug.
Ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönte und Blut spritzte, als die Kugel durch Kamils Stirn schoss.
Mein Herz raste und Adrenalin durchströmte meine Adern, als der Körper in sich zusammen fiel und schwer neben mir in den Schnee fiel.
Blut färbte das dreckige Weiß, sowie den Stoff meines Kleides, als die Truppe der Assassinen, angeführt von Oliver, neben uns anhielt.
Blut.
So viel Blut.
Dennoch war ich erleichtert und ließ die Pistole in meiner Hand los.
Ich hatte es getan.
Kamil war tot.
Und ich war frei.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt