Chapter 20.

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Meine Füße schmerzten, als ich über einen quer liegenden Stamm stieg.
,,Noëlle, ich kann nicht mehr." jammerte ich gequält und sah die weißhaarige Alpha vorwurfsvoll an.
Diese schob gerade einen großen Ast zur Seite.
Sie drehte den Kopf zu mir und sah mich fragend an.
,,Wir sind erst seit zwei Stunden unterwegs." sagte sie.
Ich seufzte erschöpft.
Ich war es nicht gewohnt so lange zu laufen.
Noëlle hingegen schien noch nicht einmal ein wenig erschöpft zu sein.
Woher nahmen Alphas nur diese Ausdauer?
Ich hatte mich auf diesem Weg schon mehrfach gefragt, ob es sich überhaupt lohnte diese Reise zum Lager aufzunehmen.
Dann erinnerte ich mich an den Omega Lyan, dessen Pheromone so unglaublich gut dufteten und schon war es mir Wert diesen Weg zu laufen.
Ich schrie laut auf, als Noëlle mit einem dicken Schneeball mein Gesicht traf.
,,Du!" fauchte ich und wischte mir die kalten Kristalle von den Wangen.
Die weißhaarige Alpha lachte nur.
,,Komm, dadurch wird dir warm." sagte sie und formte einen neuen Schneeball.
Schnell bückte ich mich und häufte ebenfalls den Schnee zusammen.
Da flog schon ein neuer von Noëlle auf mich zu.
Schnell wehrte ich ihn mit den Armen ab und warf meine Kugel auf Noëlle, die an der Brust getroffen wurde.
Noëlle grinste teuflisch und formte einen noch größeren Ball.
Ich quiekte auf und rannte los.
Schnell weg! Schnell weg!
Ich sprang über einen Ast, der am Boden lag und an der großen Alpha vorbei den Waldweg entlang.
,,Warte nur!" rief die Weißhaarige mir laut hinterher.
Ich grinste keuchend und lief weiter.
Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen und hinterließ feine Abdrücke.
Ein Schneeball flog an mir vorbei.
Kichernd lief ich nach Links und bückte mich, da ein Tannenzweig durch den Schnee sehr tief hing.
Ich zog den Zweig nach unten, wartete bis Noëlle kurz vor mir stand und ließ den Zweig wieder los.
Ein großer Schneeschwall traf sie mitten ins Gesicht.
Schnell machte ich mich wieder aus dem Staub.
Hatte sie nun davon, wenn sie mich einfach mit Schneebällen abwarf!
Als ich weiter lief, bemerkte ich, dass der Weg langsam endete und eine Lichtung freigab.
Der Schnee auf der Lichtung wurde geräumt und bat Platz für eine kleine Holzhütte.
Qualm steig aus dem Schornstein empor. Unter einem Unterstand befanden sich einige Pferde, die genüsslich das Heu fraßen.
Außer Atem hielt ich an und betrachte die Lichtung.
Schnell hatte Noëlle mich eingeholt und betrachtete ebenfalls die Lichtung.
,,Du hast unsere Übernachtungsmöglichkeit gefunden." sagte sie.
Verwundert sah ich sie an.
,,Übernachtungsmöglichkeit?" fragte ich.
Die Weißhaarige nickte.
,,Ich hatte dir doch gesagt, dass ich dich nicht die ganze Nacht umher scheuche. Wir werden hier übernachten und dann morgen Früh weiter gehen." erklärte sie.
Erleichterung machte sich in mir breit.
Ich war zwar durch die Schneeballschlacht jetzt etwas wacher, doch mein Körper war trotzdem träge.
Ein Schläfchen würde sehr gut tun.
Ich folgte Noëlle, die auf das kleine Wirtshaus zuging.
Es bestand aus dunklem Holz, hatte ein rostrotes Dach und kleine Fenster, aus denen warmes gelbes Licht leuchtete.
Die weißhaarige Alpha öffnete mit einem Ruck die Tür der kleinen Gastronomie.
Angenehme Wärme kam uns entgegen, als wir eintraten.
Es herrschte eine angenehme Stimmung in der kleinen Hütte.
Einige Leute saßen an den runden Holztischen, aßen und tranken alkoholische Getränke.
Hinter einer Bar stand ein Mann mit kurzen braunen Haaren und einem kleinen Ziegenbart.
Er hatte einen Goldzahn und eine Narbe durchschnitt seine Augenbraue.
Mit einem Tuch trocknete er einige Gläser und Tassen.
,,Komm." sagte Noëlle leise.
Ich folgte ihr stumm, wobei ich die Blicke der Leute deutlich auf mir brennen spürte.
Sie beobachteten mich, wie hungrige Tiere ihre Beute.
Noëlle ging zur Bar und sah den Kerl an.
,,Hallo, wir brauchen ein Zimmer für die Nacht." sprach sie und sah den Mann mit eisigen Augen an.
Der Mann hob den Kopf, seine Augen funkelten.
,,Klar doch, 15 Pfund und eine Nacht mit dem Kleinen." erwiderte er und grinste.
Ein Schauer fuhr über meinen Körper.
Eine Nacht mit mir?!
Was fiel dem ein!
Noëlle sah ihn grimmig an.
,,Ich gebe ihnen 25 Pfund, doch dieser Omega hier wir nicht angerührt." drohte sie.
Der Mann sah sie skeptisch an.
,,35 Pfund." meinte er.
Noëlle nickte.
,,Solange Sie die Finger von ihm lassen." erwiderte sie und schob einige Münzen über die Bar.
Der Mann nickte und reichte der Alpha einen kleinen rostigen Schlüssel mit einem kurzen Strick daran.
Noëlle nahm meine Hand und zog mich leicht mit sich, vorbei an den ganzen Leuten, die mich anstarrten.
Wir liefen eine knarrende Treppe hoch zu einigen Zimmern.
Sie waren mit Nummern beschriftet.
,,Der Mann war seltsam." murmelte ich leise.
Die weißhaarige Alpha nickte leicht.
,,Er ist ein Schwein. Leider denken viele, dass der Körper eines Omegas wie Ware benutzt werden kann. Ich würde niemals zulassen, dass irgendein Idiot mit dir schläft. Blöd, dass ich das mit Kamil nicht verhindern konnte." erwiderte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Das ist nicht deine Schuld." meinte ich.
Noëlle antwortete nicht, sondern öffnete die Holztür.
Es führte in ein spärliches Zimmer, welches nur aus einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl und einer kleinen Lampe bestand.
,,Für 35 Pfund hätte das ruhig etwas mehr sein können." murrte Noëlle.
Ich zog meinen Mantel aus, während die Alpha die Tür von Innen abschloss.
Ich legte das Stück Stoff auf den Stuhl, zog meine Schuhe aus und ließ mich aufs Bett fallen.
Es bestand aus einem unbequemen Kissen und einer dünnen Decke.
Noëlle zog ebenfalls ihren Mantel aus.
,,Leg dich schlafen, ich halte Nachtwache." sagte sie.
Ich sah sie mit einem bestürzten Blick an und tippte schmollend auf den Platz neben mir.
,,Aber...kuscheln geht doch, oder?" fragte ich leise.
Die Alpha schmunzelte und nickte.
,,Natürlich." erwiderte sie und kam auf mich zu.
Während sie sich setzte, zog sie das rote Tuch von ihrem Arm und reichte es mir.
,,Ich denke damit kannst du noch besser schlafen." meinte sie.
Ich nickte begeistert und nahm das weiche Tuch.
Müde ließ ich mich auf Noëlle sinken, die es sich neben mir bequem machte und mir über den Kopf strich.
Mit dem Tuch in meiner Hand, legte ich meinen Kopf auf ihre Brust, horchte ihrem Herzen und schlief langsam ein.

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt