Chapter 8.

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Nervös trat ich von einen Fuß auf den anderen.
Kamil und ich standen vor dem Eingangstor und warteten auf seine Frau und seinen Sohn, die in wenigen Minuten hier eintreffen sollten.
Jetzt trug ich auch eine warme Pelzjacke, da es angefangen hatte zu schneien und die Luft dementsprechend eisig war.
Ich war so gespannt auf Kay, Kamils Sohn.
Ich war noch nie jemanden in meinem Alter begegnet, der ein Alpha war.
Laut Kamil schien er sehr freundlich zu sein, doch ich sollte mir lieber ein eigenes Bild von ihm machen.
Ich horchte auf, als ich das Klappern von Pferdehufen auf dem gepflasterten Boden hören konnte.
Hinter der Hecke erschien nun die dunkelblaue Kutsche mit zwei weißen Pferden davor gespannt.
Es waren wirklich schöne und elegante Tiere mit langen weißen Haaren.
Sie wirkten wie Pferde aus einem wahr gewordenen Märchen.
Man sah kleine weiße Wolken aufsteigen, als eines von ihnen laut schnaubte.
Fasziniert sah ich zu, wie die Kutsche vor uns hielt und ein Diener abstieg, um die kleine dunkelblaue Tür zu öffnen.
Ich sah, wie Kamil ein leichtes Lächeln aufsetzte, als sich die Tür öffnete und der Diener einer Dame heraus half.
Mit großen Augen betrachtete ich die Dame.
Sie war etwas größer als ich, was nicht schwer war.
Ihre blonden Haare hatte sie elegant hochgesteckt und mit einer Spange mit orangenen Federn daran geschmückt.
Ihre Wanden waren leicht gerötet durch die Kälte und des Rouges.
Die hellen blauen Augen der Dame funkelten elegant aber auch frostig zugleich.
Ihr dunkelblauer Wintermantel passte perfekt zu ihrem Aussehen und ließ ihr Erscheinungsbild schlank und edel wirken.
Sie war wirklich eine wunderschöne Frau.
Kamil nahm die Hand der Dame und küsste diese, was mich fast dahin schmelzen ließ
Das war so romantisch!
,,Willkommen zurück Agnes." grüßte er sie, woraufhin die Frau sanft lächelte.
,,Es ist schön wieder hier zu sein." erwiderte sie mit einer wundervoll sanften Stimme.
Man konnte kaum glauben, dass diese Dame eine Alpha war.
Ihr schimmernder blauer Blick galt mir, als sich mich bemerkte.
,,Du musst Dai sein, nicht wahr? Ich habe schon viel über dich gehört, trotz dessen, dass du erst seit heute hier lebst." fragte sie und lächelte mich freundlich an, auch wenn ihre Augen etwas Kälte verströmten.
Ich lächelte leicht, da ich etwas nervös war.
,,Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen, Lady Caldwell." erwiderte ich und hoffte dabei so höflich wie möglich zu wirken.
Die Dame lächelte überrascht.
,,Oh mein, du kannst mich ruhig auch nur Agnes nennen. Schließlich sind wir jetzt eine Familie. Dabei fällt mir auf, du kannst wirklich sehr gut sprechen. Um ehrlich zu sein hätte ich das von einem Sklaven gar nicht erwartet." meinte sie, wobei ihre Augen wieder funkelten.
,,Vielen Dank, mir fällt die Sprache wirklich recht leicht."
Lady Agnes wollte etwas erwidern, doch da stieg plötzlich ein weiterer Alpha aus der Kutsche.
Er sah Kamil sehr ähnlich, war groß und schlank.
Der Herr schien in meinem Alter zu sein, hatte schöne dunkelbraune wellige Haare und leuchtende blaue Augen.
Es war sofort klar, dass er Kamils Sohn Kay sein musste.
,,Guten Tag, Vater." begrüßte er Kamil.
Dieser lächelte und reichte ihm die Hand.
,,Schön dich wieder zu sehen, Kay. Wie laufen die Spiele?" fragte er.
Kay nickte leicht.
,,Außergewöhnlich gut. Das nächste Spiel beginnt in wenigen Wochen." sagte er und sah zu mir.
Seine blauen Augen fingen leicht an zu leuchten.
,,Du musst Dai sein, richtig?" fragte er.
Ich nickte.
Kays Augen strahlten viel mehr Wärme aus, als die von Lady Agnes.
Der Alpha betrachtete mich neugierig von Oben bis Unten.
,,Du bist wirklich ein hübscher Omega. Von welchem Markt kommst du genau?" fragte er neugierig.
Ich schwieg einen Moment und starrte ihn leer an.
Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich nur auf meine Vergangenheit reduzierte.
Klar, ich war ein Omega, doch ich wollte auf keinen Fall ewig nur als Sklave gesehen werden.
Kamil schien das ebenfalls so zu sehen.
,,Kay, reduziere ihn doch nicht auf den Fakt, dass er ein Sklave war. Er ist eine vollwertige Person, die du schätzen solltest." erklärte er streng.
Kay nickte.
,,Verzeih, es ist nur so neu für mich. Schließlich ist dies hier immer einer eine Alpha-Familie gewesen. Sollte ich nochmal diesen Fehler machen, würde ich dich bitten mich darauf hin zu weisen." sagte Kay etwas verlegen.
Ich nickte wieder.
,,Kein Problem. Ich habe gehört, dass du Schach spielst. Macht das Spaß?" fragte ich.
Kay lächelte und nickte.
,,Es ist ab und an etwas kompliziert, doch es macht trotzdem viel Spaß. Wenn du möchtest, kann ich es dir beibringen." sagte er, erfreut darüber, dass ich mich für seine Lieblingsbeschäftigung interessierte.
Dabei war mir Schach ziemlich egal.
Ich wollte eigentlich nur den Roman zu Ende lesen und ein neues Buch beginnen.
Kay und ich drehten die Köpfe, als Kamil sich an und wandte.
,,Lasst uns hinein gehen, bevor der Schnee mehr wird." sagte er und ging mit seiner Frau voran.
Ich biss verlegen die Zähne zusammen, als Kay meine Hand nehmen wollte, doch mir persönlich war das zu unangenehm, weshalb ich den Kopf schüttelte und Kamil folgte.
Mir tat meine Unhöflichkeit gegenüber Kay sehr leid, doch er war für ich immer noch ein fremder Alpha, weshalb ich nicht unbedingt seine Hand nehmen wollte.
Außerdem empfand ich seine Pheromone unangenehm.
Sie rochen nicht so, wie Kamils, sondern stanken eher nach altem rauchigen Holz.
Es könnte daran liegen, dass er noch nicht ausgewachsen war, doch ich fühlte mich einfach unwohl bei seinem Geruch.
Ich konnte ihn eben nicht riechen.
Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen, als ich Kamil folgte.
Ich mochte den Winter.
Alles wirkte so ruhig und rein.
Wieder im Gebäude angekommen nahm Miss Lee unsere Mäntel und Jacken an.
Jetzt konnte ich sehen, dass Lady Agnes ein wunderschönes schneeweißen Kleid trug, welches bis zum Boden ging und mit vielen Perlen und Diamanten bestickt war.
Es sah wirklich unglaublich schön aus und für einen kurzen Moment stellte ich mir vor, ebenfalls so ein umwerfendes Kleid tragen zukönnen.
Während ich so vor mich hin träumte, konnte ich ganz leise Lady Agnes mit Kamil reden hören.
Es hörte sich fast an, als würden sie über etwas streiten.
,,Kamil, du kannst Dai doch nicht so ein kurzes Kleid tragen lassen!" zischte Lady Agnes leise.
,,Es geht bis unter seine Knie, was ist das Problem?" fragte Kamil verwirrt.
Ich drehte den Kopf etwas und sah, wie Lady Agnes empört ihren Mund öffnete.
,,Das Kleid ist viel zu kurz, man kann seine Knöchel sehen! Was soll die Gesellschaft denken, wenn sie so eine verruchte und skandalöse Kleidung an ihm sehen?" fragte sie schockiert.
Ich strich nervös über den weichen Stoff des Rockes.
War er wirklich so kurz?
Irgendwie fühlte ich mich sehr schlecht bei dem Gespräch der beiden Alpha.
Lady Agnes drehte den Kopf zu mir.
,,Dai, das Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet, doch es ist leider viel zu kurz. Würde es dir etwas ausmachen, dich nochmal umzuziehen? Schließlich sind hier zwei männliche Alpha anwesend und auch unsere Angestellten sind zum größten Teil männlich. Wir möchten doch nicht, dass dir etwas geschieht." fragte sie mit einem besorgten Blick.
Ich nickte und lächelte.
,,Natürlich, wir sehen uns dann im Wohnzimmer." erwiderte ich freundlich.
Vielleicht lag es daran, dass ich ein Sklave war, doch irgendwie verstand ich diese Regel und Ordnungen der Gesellschaft nicht.
Was war nur so schlimm, an einem kurzen Kleid?

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt