Chapter 14.

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Ich winkte Kay und Lady Agnes noch nach, als die große Kutsche den Hof verließ und tiefe Spuren im Schnee hinterließ.
Wenige Tage waren vergangen und Kay hatte einen sehr wichtigen Schachwettbewerb im Stadtzentrum von London.
Gerne wäre ich dabei gewesen, doch meine Hitze hatte nun richtig begonnen, weshalb ich nicht in die Stadt durfte.
Auch Kamil blieb hier, um auf mich aufzupassen, auch wenn das durch Noëlle gar nicht nötig war.
Die weißhaarige Alpha schlich immer um mich herum und achtete auf kleinste Bewegungen.
Ich wusste, dass sie eigentlich gerne wieder im Lager der Aries wäre, doch wir hatten ein Kompromiss, der erst eingelöst wurde, wenn hier etwas geschah, was in ihren Augen falsch war.
Ich spürte die warme Hand der Alpha leicht über meine Wange streichen.
,,Du glühst immer noch. Wie lange geht deine Hitze schon?" fragte sie.
Ich dachte kurz nach.
,,Drei oder vier Tage, denke ich." sagte ich und schnaufte leicht unterder neuen Hitzewelle, bei der sich mein ganzer Körper zusammen krampfte.
Hier Draußen mit der eisigen Luft und dem fallenden Schnee, war die Hitze etwas erträglicher, als Drinnen vor dem Kaminfeuer.
Noëlles Atem ging in kleinen Wölkchen auf.
Es war so ein wunderschöner Wintertag.
Der blütenweiße Schnee bedeckte den Rasen und die Wege.
Es war so unglaublich ruhig und friedlich.
Dicke Flocken fielen vom weiten weiß-grauen Himmel.
Ich schmiegte mich leicht an Noëlles Arm, an dem das rote Tuch gebunden war, welches immer noch diesen angenehmen Kirschduft hatte.
Dieser Geruch schien meine Hitze etwas zu besänftigen, was echt hilfreich war.
Meine Schwester schmunzelte etwas.
Wir waren und die letzten zwei Tage sehr nahe gekommen, hatten uns viel von unseren Eltern erzählt und generell Dinge über uns preisgegeben, die der andere nichtwusste.
Es war so schön eine ältere Schwester zu haben.
Ich seufzte leise und sah weiter auf die weiße Landschaft.
Winter war so eine magische und wunderschöne Jahreszeit.
Am Morgen hatte es unglaublich gut gerochen in der Küche, woraufhin Kamil mir erklärte, dass der Koch kleine Kekse gebacken hatte, die wir zur Teestunde essen konnten.
Darauf freute ich mich wirklich schon sehr, da ich noch nie Kekse gegessen hatte, die aber laut Noëlle und Kay wirklich gut schmecken sollten.
Die große Alpha strich leicht über meinen Arm.
,,Wir sollten wieder rein gehen, bevor wir uns erkälten." meinte sie.
Ich nickte leicht.
Ich konnte ja auch vom Balkon aus die Landschaft beobachten.
Ich stellte mich wieder ordentlich hin, damit Noëlle laufen konnte und nahm ihre Hand.
Ich war etwas schläfrig, da ich durch die Hitze sehr viel Energie verlor und eine Nacht Schlaf meine Energiereserven nicht wieder auffüllte.
Gemeinsam mit meiner Schwester lief ich zurück zu Kamils Haus.
Als ich die warmen Räumlichkeiten betrat, wurde mir direkt wieder am ganzen Körper unangenehm heiß.
Die Hitze war echt eine Qual.
Auf dem Weg in die Wohnstube kam uns Kamil entgegen.
Er lächelte freundlich, als er uns sah.
,,Dai, wie geht es dir? Geht deine Hitze langsam zurück?" fragte er.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
,,Mir geht es gut, aber meine Hitze wird wohl noch bis morgen bleiben." erwiderte ich.
Kamil nickte verstehend.
,,Gut, dann ruhe dich so lange noch aus. Es stehen Kekse in der Wohnstube, falls du Appetit hast." meinte er.
Ich schmunzelte.
Kamil wusste ganz genau, dass ich den ganzen Tag auf diesen Satz gewartet hatte.
Kamil lächelte weiter, wobei ich seine ziemlich starken Pheromone wahrnehmen konnte.
Der Geruch war so stark wie noch nie.
Das war seltsam und ich wusste nicht so genau, ob ich es ignorieren sollte oder nicht.
Noëlle fasste an meine Schulter und schob mich leicht.
,,Deine Knie zittern schon wieder, du solltest dich setzen." meinte sie.
Ich nickte und bemerkte, dass meine Beine wirklich leicht zitterten.
Kamil nickte uns zu.
,,Dann bis später. Ich werde schon das Abendessen vorbereiten lassen." sagte er und ging weiter.
Einen Moment lang sah ich dem braunhaarigen Alpha nach, bis meine Schwester mir erneut einen kleinen Stups gab und ich los lief.
In der Wohnstube knisterte ein Feuer, welches jedoch bald nachgelegt werden musste.
Ich ließ mich auf die große Couch fallen und strich seufzend über meine feuchte Stirn.
Noëlle setzte sich neben mich.
Sie sah mich an, als würde ihr etwas auf dem Herzen liegen, sie es jedoch nicht sagen konnte.
Ich sah sie fragend an.
Die Alpha zögerte, doch dann platze es aus ihr heraus.
,,Caldwell hat gerade versucht dich zu verführen." meinte sie.
Ich sah sie ungläubig an und schnaubte.
,,Quatsch, warum sollte er? Er ist 37 Jahre älter als ich, außerdem ist er mit Lady Agnes verheiratet." entgegnete ich und schnappte mir einen Keks vom Teller, der auf dem kleinen Holztisch stand.
Noëlle nickte.
,,Oh doch, er hat seine Pheromone auf dich gerichtet und dich so komisch angelächelt. Glaube mir, ich erkenne, wenn ein Alpha versucht sich jemanden anzunähern." meinte sie.
Ich runzelte die Stirn.
Das konnte doch unmöglich wahr sein, oder?
Kamil war 55 Jahre alt, verheiratet und hatte sogar einen Sohn.
,,Er hat seine Pheromone bestimmt nur auf mich gerichtet, damit meine Pheromone etwas kontrolliert werden. Du siehst doch, wie sehr dein rotes Tuch mir hilft. Allerdings bringen Kamils Pheromone nichts." erwiderte ich und biss in den Keks.
Oh mein Gott, schmeckte der gut!
So weich und süß und gleichzeitig knusprig!
Ich liebte Kekse!
Dieser leichte Hauch von Vanille und der weiche Teig waren einfach perfekt!
Noëlle sah mich ernst an.
,,Bitte, sei vorsichtig. Ich traue ihm irgendwie nicht." bat sie.
Ich schüttelte den Kopf, nahm den Teller mit Keksen und reichte ihn ihr.
,,Entspann dich und probiere einen Keks, die sind super. Außerdem verdanke ich Kamil mein Leben. Ich glaube, dass er mir niemals etwas antun würde." meinte ich und lehnte mich nach hinten an die Couch, während Noëlle den Teller nahm.
,,Ich vertraue ihm nicht. Am besten du klärst das mit ihm, bevor seine Ehefrau was davon mit bekommt."sagte sie.
Ich seufzte.
Noëlle machte sich wahrscheinlich ganz umsonst Sorgen.
Ich war mir ziemlich sicher, dass Kamil sich, romantisch gesehen, gar nicht für mich interessierte.
Er war verheiratet, warum sollte er also Interesse an mir haben?
Das waren doch nur Hirngespenster, oder?

𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt