,,Dieses hier würde dir wirklich hervorragend stehen. Oh, oder wie wäre es mit diesem hier?"
Miss Lee und ich befanden uns im riesigen Ankleidezimmer, nachdem sie mich wortwörtlich geschrubbt und eingeseift hatte.
Das Ankleidezimmer befand sich neben meinem Schlafzimmer und war voll mit Schränken, gefüllt mit vielen verschiedenen Kleidern, Oberteile, Röcken, Schuhen und Accessoires.
Frisch gewaschen stand ich also nun auf dem weichen weißen Teppich, eingewickelt in einem weißen Handtuch.
Meine Haut duftete noch nach der schaumigen Seife, die herrlich nach Vanille gerochen hatte.
Miss Lee hatte mich wirklich verwandelt.
Kein Schmutz hing mehr an mir.
Meine wunden Füße wurden gut versorgt und nun mit bequemen Schuhen bedeckt.
Auch unter meinen Fingernägeln befand sich kein Dreck mehr, da sie gesäubert und gekürzt wurden.
Während Miss Lee damit beschäftigt war, mir etwas zum Anziehen aus den Schränken zu suchen, sah ich mich in dem großen Raum um.
Die Fenster des Ankleideraumes waren groß und mit weißen Vorhängen geschmückt.
Unter einem der großen Fenster stand eine hübsche Kommode mit einer silbernen Vase darauf.
Lilien standen in ihnen.
Kamil schien Lilien zu mögen.
Gegenüber von der Kommode standen die Schränke mit den Kleidern, der Unterwäsche, den Röcken und den Oberteilen.
Direkt daneben befand sich das Regal mit den vielen Schuhen.
Es gab so viele Schuhe.
Fläche Schuhe, Schuhe mit kleinen Absätzen, Stiefel, Sandalen und Hausschuhe.
Allein verschiedenen Farben und Formen.
Auch entdeckte ich eine seltsame aufstellbare Wand, hinter die Miss Lee mich nun schob.
Sie war fertig mit Suchen und präsentierte mir nun ihre Arbeit.
,,Ich denke, dass dir diese Sachen wirklich sehr gut stehen werden." meinte sie und deutete auf ein Kleid.
Es war in einem schönen dunkelblau und ging bis kurz unter die Knie.
Es hatte einen sehr interessanten herzförmigen Ausschnitt an der Brust, der jedoch mit einem tüllartigen Stück Stoff kaschiert wurde.
Die Taille des Kleides war ziemlich eng geschnitten und ich hatte kurz bedenken, dass ich dort nicht hinein passen würde.
Doch Miss Lee hatte noch etwas aus weißem Stoff bei sich.
Ein Unterteil für den Oberkörper, der die Taille sehr zusammen drücken würde.
Würde ich dadurch überhaupt noch Luft bekommen?
Diese Frage klärte sich schnell, als Miss Lee mich in dieses enge Teil rein zwängte.
Es war wirklich unglaublich eng und drückte meinen Körper nur noch mehr zusammen, als Miss Lee an den Schnüren zog.
Kurz blieb mir die Luft weg und ich hatte das Gefühl ohnmächtig zu werden, doch nach einiger Zeit fand ich einen Weg, wie ich halbwegs atmen konnte.
Jetzt, wo meine Taille so zusammengepresst wurde, passte ich auch in das enge Kleid.
Dieses Teil war die reinste Folter.
,,Du hast eine schöne schmale Taille, weshalb es dir sicher leichtfallen wird, dich schnell an das Korsett zu gewöhnen." sagte Miss Lee.
Ich erwiderte nichts, sondern ließ sie einfach weiter machen.
Zu dem hübschen dunkelblauen Kleid folgten nun noch Schuhe in derselben Farbe, sowie eine silberne Kette.
Kurz brachte Miss Lee noch meine Haare in Ordnung und zog mich zum Schluss vor den großen Spiegel.
Etwas schockiert betrachtete ich mich.
Ich sah überhaupt nicht mehr so aus, wie im Badezimmer.
Aufgetakelt und herausgeputzt, wie eine Taube vor der Versteigerung.
Ich legte eine Hand auf meinen Bauch.
Das Korsett schnürte mir alle Gedärme ab.
,,Du siehst wirklich wunderschön aus." schwärmte Miss Lee.
Ich atmete kurz tief ein und aus.
,,Ich glaube ich bekomme keine Luft." erwiderte ich.
Miss Lee zog ein wenig an dem Korsett unter meinem Kleid.
,,Du wirst dich daran gewöhnen. Wer schön sein will, muss einige Dinge opfern. In diesem Fall ist es die Luft, die sowieso nicht fürs Reden verschwendet werden sollte. Ein junger Omega ist nicht geschwätzig also spare dir einen Atem so gut es geht." meinte sie.
Ich wusste nicht warum, aber irgendetwas an dieser Aussage gefiel mir überhaupt nicht.
Ich war zwar ein Omega, doch das hieß doch nicht, dass ich nicht reden durfte, oder?
Miss Lee reichte mir ein kleines Stück Papier.
,,Dies hier soll ich dir von dem werten Herren geben. Er möchte, dass du dieses Gebet lernst und Abends sprichst. Sonntags wirst du Ihn ebenfalls in die Kirche begleiten." erklärte sie.
Ich betrachtete das Stück Papier.
Es war ein Gebet an Gott.
Vater, der du bist im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Habe Dank für all die Schöpfungen unserer Erde und die Liebe, die du verbreitest.
Schütze und leite uns unseren Weg im ehrfürchtigem Glauben an dich.
Amen.
Ich wusste nicht wirklich, was ich davon halten sollte.
Ich hatte noch nie gebetet, geschweige denn an Gott geglaubt.
Wie würde das werden?
Müsste ich mich hinknien und die Hände falten?
,,Ich werde mich bemühen." erwiderte ich.
Miss Lee nicke.
,,Gut, der Glaube an Gott wird dir den richtigen Weg leiten, fern von all den Sünden, die du sonst begehen könntest."
Was meinte sie damit?
Welche Sünden meinte sie?
,,Miss Lee, sie haben sich wirklich große Mühe gegeben." hörte ich plötzlich Kamils Stimme.
Ich drehte verwundert den Kopf und erblicke ihn im Türrahmen stehen.
Miss Lee neigte den Kopf.
,,Es war mir ein Vergnügen."
Kamil nickte kurz, dann wandte er sich wieder an mich.
,,Meine Frau und mein Sohn kommen heute Nachmittag wieder zurück. Sie freuen sich schon sehr dich kennenlernen zu dürfen." sagte er.
Ich nickte leicht.
,,Das hört sich wundervoll an." erwiderte ich.
Kamil lächelte leicht.
,,Bis dahin ist es noch ein Weilchen. Wie wäre es, wenn du das Haus solange erkundest. Ich bin sicher, es gibt so einige Orte, die dich interessieren könnten." meinte er.
Das Haus erkunden?
Das würde sicher spaßig werden.
Dieses Gebäude war riesig und es gab so viele Zimmer.
,,Ich würde mich sehr gerne umsehen."
Kamil nickte wieder.
,,Gut, dann viel Spaß dabei. Sollte irgendetwas sein, findest du mich wieder in der Wohnstube." erwiderte er.
Ich nickte leicht und verließ leise den Raum.
Das hier war also mein erster Tag in meinem neuen Zuhause.
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𝕾𝖓𝖔𝖜 𝖋𝖆𝖑𝖑𝖎𝖓𝖌 (Omega X Omega)
Fantasía[Abgeschlossen Februar 2023] ~~~ England 1814 Sklaverei herrscht im Land. Omegas werden wie Waren an Alphas verkauft und ohne Wert behandelt. Dai, ein Omega, sieht nach seiner Versteigerung die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Verzweiflung, A...