Kapitel LV

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Bereits einige Minuten später kam Corvin zurück. In Begleitung von weiteren Vampiren, unter denen der Schulleiter war und einem Menschen.
"Ms. Silver, Mr. Blom, nehmen Sie bitte Platz", bat Mr. Morlet und setzte sich an das Kopfende der Tafel. Die anderen verteilten sich links und rechts von ihm und Trina und Kendrick nahmen am Ende des Tisches Platz.
"Meine Herren und Ms. Silver", Mr. Morlet nickte ihr zu und sprach weiter: "der Vorfall der vorletzten Nacht hat gezeigt, dass wir aufrüsten müssen. Aufrüsten, gegen diese Fundamentalisten, die es nicht akzeptieren, dass wir Nachwuchs brauchen. Nachwuchs, der sich unter die Menschen mischt und die Stellung der Vampire stärkt. Damit wir, bei einer möglichen Entdeckung unserer Art, gefestigt in der Gesellschaft sind. Und unsere guten Absichten glaubhaft dargelegt werden. Unsere unzeitgemäßen Brüder und Schwestern hingegen sind der Meinung, dass wir uns, im Stillen zwar, in noble Bauten einnisten und Menschen als austauschbare Sklaven halten sollten. Der Überfall auf Ms. Silver und Mr. Blom bestätigt, was unsere Informanten vermutet haben: Die anstehende Versammlung wird von ihnen genutzt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen und uns die Konsequenzen aufzuzeigen: der Tod eines jeden, der unsere Sache unterstützt oder auch nur gutheißt." Trina war baff. Sie wusste, dass es einige Gegner der Schule gab, aber dass es in dieser Größenordnung vonstatten ging, hätte sie nicht gedacht. Aufmerksam hörte sie weiter zu.
"Die Wachen werden für die nächsten zwei Wochen verdoppelt und dann bis zur Versammlung verdreifacht. Patrouillen werden, natürlich abseits der Zufahrtsstraße, in regelmäßigen Abständen die Umgebung kontrollieren und versteckte Kameras werden an der Zufahrt installiert. Mr. Cliff, können Sie das bewerkstelligen, mit den zusätzlichen Männern?" Der Schulleiter wandte sich an den Menschen. Der Mann überlegte kurz und nickte dann knapp, ehe er erklärte: "Ich kenne einige Söldner, denen ich vertraue. Natürlich, werde ich sie Ihnen vorher vorstellen, Sir."
Man hörte, dass er ehemals dem Militär angehörte. Außerdem verrieten ihn seine steife Haltung und die typische G.I. Joe Frisur. Er musste sehr großes Vertrauen genießen, dass er bei solch einer Besprechung anwesend war. Dummerchen, dachte sie, schon allein die Tatsache, dass er das Schloss tagsüber bewachte, zeugte von großem Vertrauen Mr. Morlets. Der Schulleiter wendete sich dem Vampir zu, der nachts mit dem Schutz des Schlosses betraut war. "Mr. McIntyre, Sie stocken ebenfalls auf! Aber nicht nur Ihre niederrangigen Muskelprotze, sondern werben Sie bitte auch einige loyale, kampferprobte hochrangige Vampire an. Im besonderen Augenmerk liegen mir Mr. Oren Diaz und Mr. Ace Cullen mit ihren Gefolgsleuten. Außerdem werde ich Castor zum Schutz der Schule her beordern."
Genau, McIntyre! Ihr war der Name eben nicht eingefallen. Sie sah ihn hin und wieder im Schloss, obwohl er in dem großen Nebengebäude am anderen Ende des Geländes untergebracht war. Er war ein Hüne und hatte rotes Haar. Typisch irisch, halt. Sie hielt inne mit ihren Gedanken, denn der Schulleiter redete weiter: "Mr. Blom, würden Sie bitte erzählen, wie der Überfall sich zugetragen hat?"
Kendrick nickte und gab sehr detailliert wieder, wie sie angegriffen wurden. Bis zu dem Punkt, wo er bewusstlos wurde. Da erteilte Mr. Morlet ihr das Wort und alle am Tisch Sitzenden sahen sie an. "Ich teilte Mr. Banks am Telefon meine Vermutung mit, dass es sich um Silberkugeln handelte und sah, dass Mr. Blom zusammensackte. Daraufhin zog ich ihn herunter und griff nach dem Lenkrad, in der Hoffnung, unseren Fahrverlauf etwas zu steuern, doch es war zu spät. Wir waren von der Straße abgekommen und ich wusste, wir würden jede Sekunde gegen einen Baum prallen. Dann geschah es auch so und ich wurde aus dem Auto geschleudert. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen, tut mir leid", erklärte Trina.
"Mr. Blom! Können Sie mir sagen, ob Ihnen in der vorhergehenden Nacht etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist? Oder waren Vampire, die sich als fundamentalistisch bekannten, im...Nachtclub", dieses Wort kam Mr. Morlet nur schwer über die Lippen.
"Ja, Sir", antwortete Kendrick, "es waren einige da. Ich habe Alexander Mistrova, Nevia Rodriguez und Mino Catalano dort gesehen. In ihrer Begleitung befanden sich welche, deren Namen ich nicht kenne."
"Explosive Mischung", murmelte einer der Vampire, die Trina noch nie zuvor gesehen hatte. Einer von ihnen war, wie der Schulleiter, sehr spät zum Vampir gemacht worden und hatte weißes Haar und Falten. Der andere jedoch, der gerade diese Worte gesagt hatte, war attraktiv. Er war ein Latino, hatte schwarze Haare, gebräunte Haut und riesige dunkle Kulleraugen. "Was Luiz sagt, stimmt. Es sind Extremisten. Allen voran Alexander", sagte der ältere, unbekannte Vampir. Luiz, also.
Hallo Luiz, begrüßte sie den gutaussehenden Vampir gedanklich. "In der Tat...", bekannte Mr. Morlet, "Nun, denn, die Angreifer waren Niederrangige. Als Sie, Ms. Silver, angerufen und von dem Angriff berichtet hatten, machte sich Mr. Banks sofort zu mir auf. Zusammen eilten wir dann zum Tor, nahmen Mr. McIntyre und einige seiner Männer mit und trafen dann nach etwa zwei Kilometer auf einen dunklen Wagen mit drei niederrangigen Vampiren, die mit Maschinenpistolen mit Silberkugeln auf ein rückwärtsfahrendes Auto feuerten. Sie bemerkten uns nicht, zwei eliminierten wir, einen nahmen wir gefangen. Dann liefen wir zu dem Wagen, der mittlerweile mit einem Baum kollidiert war und fanden Sie beide vor. Ms. Silver, Sie lagen vor dem Autowrack. Mr. Blom, Sie saßen zusammen gesackt auf dem Fahrersitz. Wir untersuchten Sie beide. Während Sie, Ms. Silver nur oberflächliche Verletzungen hatten, wie Brüche am Schädel, an den Rippen und am Genick, sowie Schnitt- und Platzwunden, außerdem einige innere Verletzungen, die schnell heilten, hatten Sie, Mr. Blom, neben diversen Gesichtsfrakturen, sich einige der Silberkugeln eingefangen. Fünf Stück, eine knapp am Herzen vorbei, eine im linken Lungenflügel, eine in der Schulter und zwei im Hals. Wir entfernten sie und legten Sie dann gemeinsam zum Regenerieren in den großen Sarg. Dort waren Sie beide knapp 48 Stunden."
Staunend hörte Trina zu. Ihr Genick, ihr Schädel und ihre Rippen waren gebrochen gewesen. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte sie diese Verletzungen nicht überlebt. Sie sah Kendrick an und bemerkte die zwei neuen Narben an seinem Hals. Sie waren leicht zu übersehen, wenn man es nicht wusste, dennoch waren sie da.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt