LVIII

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Im Club zog sie ihren Mantel erst aus, als sie in einer der Logen saß. Sie wollte nicht, dass jeder sie so nackt sah. Hätte Kendrick vorher gesagt, dass sie noch herkommen würden, hätte sie sich etwas anderes angezogen. Etwas, dass mehr Stoff hatte.
"Was wollen wir denn jetzt noch hier? Es ist doch schon ziemlich spät", bemerkte sie. Im Auto hatte er eben wieder lautstark Musik gehört, sodass ein Gespräch nicht möglich gewesen war. Kendrick lächelte sanft und beruhigte sie: "Notfalls werden wir einfach hier bleiben und schlafen. Das ist kein Problem. Derjenige, dem der Club gehört, hat an alle Eventualitäten gedacht."
"Okay, aber das beantwortet meine Frage nicht. Was machen wir denn jetzt noch hier?"
"Essen und Spaß haben! Worauf hast du Lust?"
Sie verdrehte die Augen und sagte: "Sehr witzig, Kendrick. Jetzt mal ernsthaft, warum sind wir hier?"
"Na gut, dann wähle ich halt für dich", entschied er und ging weg. Na super, lass mich doch ruhig hier alleine sitzen, halbnackt wie ich bin, dachte sie etwas verärgert. Sie fühlte sich nicht wohl und bedeckte ihre Beine mit dem Mantel. Dann blickte sie um sich. Von gegenüber wurde sie angestarrt. Mal wieder. Es war eine Vampirin. Sie hatte lange blonde Haare, böse drein blinkende Augen und schien nicht froh über Trinas Anwesenheit zu sein. Etwas betreten schaute Trina weg und zog den Mantel enger um die Beine. Die Vampirin stand auf und kam zu ihr herüber, sah sie aus den Augenwinkeln.
Mist, Mist, Mist, Kendrick komm doch bitte wieder, flehte sie innerlich.
"Wer bist du?"
Die Unbekannte stand vor ihrem Tisch.
"Wie bitte?", fragte Trina und musterte den weiblichen Vampir, der sehr große Brüste und eine schöne Figur hatte.
Unfreundlich herrschte sie Trina an: "Ich habe dich gefragt, wer du bist! Also antworte mir gefälligst!"
Trina schluckte, versuchte dann aber selbstbewusst rüber zu kommen, als sie entgegnete: "Das geht dich nichts an. Vielleicht hätte ich dir meinen Namen ja verraten, wenn du mich freundlich gefragt hättest. Aber so..."
Trina zuckte mit den Schultern und wandte sich ab.
"Was fällt dir ein, du hässliche, kleine Schlampe? Wenn ich dir gebiete, mir deinen Namen zu nennen, dann tust du das und wirst nicht noch frech!"
Die Fremde beugte sich über den Tisch und griff nach Trinas Oberarm.
"Geht's noch, du Miststück?", zischte Trina wütend und entzog sich ihr. Sie spürte, dass ihr Gegenüber alt und mächtig, und mittlerweile verdammt sauer war, doch das war ihr egal. Niemand hatte so mit ihr zu reden. Aufgebracht kreischte die Vampirin auf und packte erneut zu. Dieses Mal bekam sie Trina zu fassen und zerrte an ihr.
"Lass mich gefälligst los!"
"Ladies...Was ist denn hier los?"
Kendrick war zurück und schaute nun verwundert zwischen den beiden hin und her. Augenblicklich ließ die Vampirin Trina los und schmiegte sich an Kendricks Brust.
"Kendrick...Wie sehr ich dich vermisst habe. Was hast du dir da nur für ein respektloses, billiges Flittchen angelacht? Komm mit zu mir..."
Sie küsste ihn und fasste in seinen Schritt. Kendrick wich etwas von ihr zurück und schüttelte den Kopf. Doch die Unbekannte ließ nicht nach und presste ihre Lippen erneut auf seine. Das war Trina zu viel. Sie stand auf, packte der aufdringlichen Person in die Haare und zog sie von Kendrick weg.
"Waaas fällt dir ein?"
Die Vampirin umfasste blitzschnell Trinas Hals. Dann begann sie zuzudrücken. Doch Kendrick hinderte sie daran, indem er sie zur Ordnung rief: "Tialda! Hör auf damit!"
Aber sie ließ nicht locker. Schließlich ging er dazwischen und schubste sie nach hinten. Trina fasste sich an den Hals und fluchte leise vor sich hin. Tialda fauchte und sagte fassungslos: "Die Göre da ist dir also wichtig ja? Für wie lange? Heute, vielleicht noch morgen? Und dann kommst du eh wieder bei mir an. Wie nach jeder Schlampe, die du fickst, Kendrick! Wie viele waren es mittlerweile? Fünftausend? Zehntausend? Aber vielleicht verzeihe ich dir dieses Mal nicht. Deine Bettkünste können nicht immer wieder alles gerade biegen."
Trina begann zu lachen, während sie sich immer noch den Hals rieb.
"Da ist ja jemand mächtig frustriert, wa? Weil so eine kleine, billige Schlampe wie ich, ihm wichtiger ist, als du? Vielleicht langweilst du ihn ja?"
"Katrina! Sei ruhig!", befahl er ihr und zu Tialda: "Verschwinde einfach! Und keine Angst, ich werde dich nie wieder aufsuchen. Du bist mir tatsächlich zu einfältig und durftest deine Beine lediglich für mich breit machen, wenn ich keine andere Auswahl hatte."
Tialda schrie ihn an: "Du widerliches Stück Scheiße! Verreckt, du und deine hässliche Nutte hinter dir."
Dann flüsterte sie Trina zu: "Du wirst es noch bereuen..."
Trina trat an Kendrick vorbei und flüsterte ebenfalls: "Falsch! Du bist diejenige, die es bereuen wird!"
Sie drehte sich um und setzte sich wieder.
Sprachlos und mit offenen Mund stand Tialda da, sie schien nachzudenken. Unerwartet machte sie dann kehrt und stolzierte davon. Trina sah sich um. Sie hatten gewaltige Aufmerksamkeit erregt, doch als Kendrick sich auch hinsetzte, schauten alle andere wieder weg und kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten.
"Das war wirklich nicht klug, Trina. Tialda ist sehr rachsüchtig, glaub mir. Außerdem ist sie dir weit überlegen", sagte er ernst. "Mach dir keine Sorgen um mich, lieber um sie", brachte sie nüchtern hervor. In der Schule wurde im Sportunterricht fast ausschließlich Kampfsport jeglicher Art trainiert. Und sie war gut. Sehr gut, sogar. Kendrick lächelte kopfschüttelnd und meinte: "Mal abgesehen davon, war es mutig und das wahre Verhalten einer Königin. Aber, du solltest besser wissen, wann du deinen Mund zu halten hast."
Trina kniff ihre Augen zusammen und sagte: "Nein! Ich habe mir meinen Mund noch nie verbieten lassen. Und ich werde bestimmt nicht damit anfangen, bei so einer...hysterischen, abgefuckten Tussi. Und jetzt habe ich tatsächlich Hunger."
Ruhig breitete sie ihren Mantel wieder über ihre Beine aus und guckte Kendrick erwartungsvoll an. Dieser wusste nicht so recht, was er darauf erwidern sollte und nickte nur.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt