Kapitel XXXVII

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Etwas frustriert, dass es nicht auf Anhieb bei Mr. Dumont geklappt hatte, ging sie nach dem Biologieunterricht bei Mrs. McLean in ihr Zimmer und warf ihre Tasche auf den Schreibtisch. Interessiert blätterte sie in ihrem Buch nach und da stand es: Adam Dumont, Nachkömmling von Aharon Morlet.
Gut, da kommt der Knochen zum Hund, sinnbildlich. Sie schlug das Buch wieder zu und schaute sich im Zimmer um. Wo steckten Ares und Lucien? Und warum waren sie einfach so abgehauen? Ohne ihr irgendetwas zu sagen? Seltsam...

Sie schmiss sich auf ihr Bett und dachte nach. Über alles, was in der letzten Zeit passiert war. Dabei musste sie eingenickt sein, denn sie schreckte hoch, als sie ein Geräusch hörte. Trina schaute sich um, es hatte sich wie das Zuziehen der Tür angehört. Aber sie war alleine, deswegen lief sie zur Tür, machte sie auf und blickte auf den Flur. Doch da war niemand. Schulterzuckend schloss sie sie wieder und überlegte, was sie tun sollte. Am klügsten wäre es für die Prüfungen zu lernen, doch da hatte sie keine Lust zu. Außerdem verspürte sie Hunger. Also entweder auf zur Krankenstation und sich eine Konserve holen, oder in den Keller. Heute war Freitag und sie könnte sich an einem ihrer Jungs bedienen. Das ging jedoch nicht, ohne auch Sex zu haben und danach war ihr gerade nicht zumute. Vielleicht sollte sie ein Abstecher zu Lucien und Ares Zimmer machen? Sie schaute auf die Uhr, es war noch relativ früh. Gut, also erst nachschauen ob ihre beiden Geliebten in Ordnung waren und dann zur Essensausgabe im Krankenflügel. Sie schloss die Tür hinter sich ab und machte sich auf den Weg. Unterwegs dachte sie, wie seltsam es war, dass Amons Tod einfach so unterging. Ob Mr. Morlet vielleicht heimlich ermitteln ließ? Oder es einfach so hinnahm?

Sie klopfte an Ares und Luciens Tür. Es kam keine Antwort. Trotzdem drückte sie die Klinke runter und die Tür ging auf. Sie war überrascht und ging hinein. Es war niemand da. Vorsichtshalber schaute sie im Bad nach, doch auch dort war es dunkel. Sie wollte wieder zurückgehen, da fiel ihr Blick auf Ares Schreibtisch. Da lagen einige Blätter, mit einer ihr bekannten Handschrift. Sie trat näher und identifizierte sie als ihre eigene. Es waren die abgeschriebenen Namen aus ihrem Buch. Hä? Was wollte er damit? Sie sah, dass die Frauennamen unterstrichen waren. Aha, so ein Hund, dachte sie und nahm die Blätter an sich. Da wollte Ares wohl einen Nutzen aus der ganzen Sache ziehen. Schnell verließ sie das Zimmer wieder und ging zurück zu ihrem Gemach. Sie hatte sich dafür entschieden, jetzt ihre Liste Corvin zu zeigen und mehr über Amon herauszufinden. Trina holte sich ihr Buch und trat den Weg zu Corvins Quartier an. Die Gänge waren wie ausgestorben, niemand begegnete ihr. Das war ziemlich ungewöhnlich, sonst herrschte immer ein reges Treiben auf den Fluren, ganz besonders zu dieser Uhrzeit. Sie gelangte an Corvins Tür und hämmerte sacht dagegen. Prompt wurde sie aufgerissen und ihr Lehrer stierte sie an.
"Was?", fragte er unfreundlich. Er sah sehr übel gelaunt aus. "Ääähm, entschuldigen Sie, Sir, ich werde ein anderes Mal wiederkommen," sagte sie und tat, als ob sie irritiert wäre. Seine Stimme wurde weicher als er entgegnete: "Nein, ist schon gut, Trina. Komm herein." Er hielt ihr die Tür auf.
"Danke", sagte sie und trat ein.
"Setz dich", wies er sie an.
Gehorsam tat sie es. Er setzte sich ihr gegenüber und fragte was sie hier wollte. Trina packte das Buch auf den Tisch und erzählte ihm von ihrer Liste. "Das ist sehr clever. Nur reisen Vampire ziemlich oft und wenn du mit der Schule fertig bist, in knapp einem Jahr, sind einige mit Sicherheit nicht mehr dort. Die Angaben zum Ort beziehen sich lediglich auf den Hauptaufenthaltsort, nicht auf den momentanen Stand.", erklärte er ihr.
"Wie bitte? Ich werde erst nach der Schule mit der Aufwertung beginnen? Ich habe gedacht das..."
"Was hast du gedacht?", unterbrach er sie, "dass du zusätzliche Freiheiten bekommst? Du bist noch viel zu unerfahren, um es mit den Vampiren außerhalb dieser Mauern aufzunehmen, Trina. Deswegen solltest du zu Amon und mir. Damit wir dich darauf vorbereiten können, wie gnadenlos und pervers diese ganzen alten Vampire sind. Aber das fällt ja jetzt flach."
"Ach ja? Wieso fällt es flach?", fragte sie und klang möglichst unschuldig und ahnungslos.
Prüfend sah Corvin sie an und sagte dann bloß: "Amon ist fort und wird so schnell nicht wiederkommen."
"Oh, aber warum denn?"
"Private Dinge, da weiß ich nichts weiter drüber.", blaffte er sie an. Sie nickte demütig.
"Welche Nebenfächer hast du? Vielleicht ist da ja jemand dabei, der sich ähnlich gut wie Amon mit den alten Vampiren auskennt, ansonsten muss ich einen anderen dazu instrumentialisieren." "Also da wären europäische Geschichte und Ethik, Deutsch, Latein und Bürowesen", zählte sie auf.
"Hmm, Deutsch bei Mr. Hohberg?", fragte er.
"Ja und Latein unterrichtet Mr. Julius", berichtete sie ihm.
"Und bei wem ist der Europakram? Und Bürowesen?", fragte er weiter.
"Das sind Mrs. Bennington und Mr. Blom," antwortete sie bereitwillig.
"Du kennst anscheinend nicht die Vornamen..?", mutmaßte er.
"Ähm, Mrs. Bennington heißt Sue und Mr. Hohberg sein Vorname ist Janus", überlegte sie.
"Ja, und von den anderen beiden? Die weißt du nicht oder?"
"Nein, die haben sich lediglich mit ihrem Nachnamen vorgestellt."
"Aus gutem Grund, hier", er warf ihr einen Stift zu, "schlag dein Buch auf und füge das zu deinen Notizen hinzu: Mr. Julius steht in deinem Buch unter Markus und Mr. Blom unter Kendrick."
Trinas Augen wurden groß.
"Oh," brachte sie nur hervor und schrieb es auf.
"Markus Julius...Das klingt als würde er aus dem römischen Reich stammen?!", schätzte sie.
"Das stimmt, ja!"
Sie dachte an ihre externen Lehrer, Mr. Julius und Mr. Hohberg waren ziemlich gewöhnlich, Mr. Blom allerdings, den fand sie extrem sexy. Er entsprach dem skandinavischen Typ mit seinen strohblonden Haaren und den hellblauen Augen. Sie wandte sich an Corvin und wollte wissen: "Und an Lehrer darf ich mich nicht versuchen? Ich meine, dafür bräuchte ich ja keinerlei Sonderrechte."
Er lachte: "Du kannst es gern versuchen. Wer weiß, vielleicht stehen ja einige auf deine unschuldige Schulmädchentour. Und wenn einer drauf steht, mach dich auf einiges gefasst. Es gibt nur sehr wenige, die keine perverse Vorliebe haben. Darauf wollten Amon und ich dich vorbereiten. Jetzt werde ich einige Nachforschungen anstellen um zu sehen, ob Kendrick oder Markus sich für diese Art von Training eignen."
"Was sind denn das so für Vorlieben?"
"Das möchtest du nicht wissen, sonst wirst du dein Vorhaben aufgeben."
"So leicht lasse ich mich nicht abbringen, Sir. Ich bitte Sie, erzählen Sie mir etwas darüber", erwiderte sie. Er zuckte mit den Schultern und gab nach: "In Ordnung, ich gebe dir ein paar Beispiele. Also einer steht drauf, wenn du ihn im Genitalbereich verstümmelst, wiederum ein anderer wird dir da unten ein Messer reinstecken. Dann gibt es einen, der es bevorzugt, wenn die Frau sich vehement gegen ihn wehrt, der andere hingegen will von dir gefesselt und gefickt werden. Einer liebt es, dich bis zum Maximum zu weiten, ein anderer wird dich von zehn Vampiren gleichzeitig ficken lassen und lediglich dabei zugucken. Einer liebt es dabei zuzusehen, wie du gegen eine andere um dein Leben kämpfst, der andere kostümiert sich, bevor er dich nimmt." Er erzählte noch einige Beispiele und Trina überlegte tatsächlich, ob sie dies alles wirklich über sich ergehen lassen könnte oder sie lieber kapitulieren sollte. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern nickte immer wieder.

Nach dem Gespräch lief sie gedankenverloren die Gänge zu ihrem Zimmer entlang. Unterwegs hielt sie einmal, um die ergaunerten Zettel von Ares in einen brennenden Kamin zu werfen.

Als sie dann auf ihrem Bett saß, schaute sie zur Uhr. Die Zeit verging heute nur langsam, hatte sie das Gefühl. Und es bereitete ihr Sorgen, dass sie nichts von Ares und Lucien sah oder hörte. Außerdem hatte sie immer noch tierisch Lust auf Lucien. Sie entschloss sich, nach ihnen zu suchen und zog sich um. Dann startete sie ihre Suche, bekleidet mit einem schwarzen, kurzen, halbdurchsichtigen Spitzenkleid, ohne Unterwäsche und zur Tarnung eine knielange Strickjacke darüber, bei Lucien und Ares Zimmer. Es war immer noch offen und sah aus wie vorhin. Ihre nächste Anlaufstelle war der Keller.

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