Kapitel III

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Warum eigentlich nicht Graham, überlegte Trina sich und betrachtete ihn ausgiebig. Blaue, ausdrucksstarke Augen, volle, sinnliche Lippen, markante Züge und braune, kurze Haare, die immer gestylt waren. Und einen athletischen Körper wird er mit Sicherheit haben, da die Schule großen Wert auf Sport, hauptsächlich auf Kampfsport, legte. Dass er ein nettes Kerlchen war wusste sie, da sie ihn, wie alle anderen aus der Klasse, seit frühester Kindheit kannte.

Meistens als Neugeborene, spätestens jedoch im Vorschulalter, kamen die Halbvampire, gezeugt von einem Vampir, ausgetragen von einer Menschenfrau, ins Internat im Bundesstaat Arizona. Jedenfalls die, die aus Nordamerika, Südamerika, Australien und Europa kamen. Denn zwischen diesen Kontinenten gab es ein Abkommen.

Die Vampire aus Asien und Afrika händelten das mit ihren Nachkommen anders. In Afrika wurden sie meistens getötet und Asien, tja, das wusste niemand, was dort mit ihnen geschah.

In Europa, Australien, Nord-, und Südamerika war in jedem größeren Krankenhaus mindestens ein Arzt oder Pfleger von den Vampiren bestochen worden, die Bescheid gaben, wenn ein auffällig blasses Baby, mit nicht zu stillenden Hunger geboren oder eingeliefert wurde.

Daraufhin wurden die Papiere verfälscht und den Müttern wurde gesagt, dass ihr Kind verstorben sei und bereits abtransportiert wäre, da die Erkrankung in Verdacht stand eine Epidemie unter schwangeren Frauen und Neugeborenen auszulösen. Wenn die Mutter zu viele Fragen stellte, wurde ihr ein Medikament verabreicht, das eine Art Amnesie auslöste. Der bestochene Arzt oder Pfleger brachte das Baby zu einem vereinbarten Treffpunkt und übergab es. Er erhielt dann einen Geldbetrag und das Kind wurde mit gefälschten Papieren nach Arizona gebracht. Jedes Jahr waren es etwa 15 Kinder auf den besagten Kontinenten, die als Halbvampire geboren waren, mal bis zu fünf mehr, mal ein paar weniger.

Es waren immer alleinstehende Frauen mit bestimmten genetischen Voraussetzungen, die sich unwissentlich mit einem Vampir gepaart hatten und die die Halblinge zur Welt brachten. Die Kinder konnten ohne Blut überleben bis sie etwa sechs Jahre alt wurden. Wenn sie dann kein Blut bekamen, degenerierten sich die Zellen und das Kind starb an Organversagen. Wessen Kind so spät erst von den Vampiren entdeckt wurde, hatte einen ziemlichen Leidensweg mit seinem Kind hinter sich. Denn Halblinge waren stets unzufrieden und hungrig, bis sie ein paar Tropfen Blut in ihre Milch gemischt bekamen.

So wurde es in dem Internat in Arizona gehandhabt. Blut aus Spenderkonserven wurde in die Milch gegeben und den Babys dort mit der Flasche gegeben. Das übernahmen drei bis vier Vampirinnen. Sie zogen die Kinder sozusagen groß bis sie 14 Jahre alt waren, dann bekamen die Vampirinnen neue Halblinge.

Zurück zu Trina. Sie besah sich immer noch Graham, ließ den Blick dann aber weiter schweifen. Links neben Graham saß Rubin, den sie auch nicht von der Bettkante stoßen würde. Daneben Espen, der mit Gwen verbandelt war. Danach kamen Seth und Ian, die beide nicht so ihr Fall waren. Auf der anderen Seite von Graham saßen Caius, Samuel, Bennet und Hadrian. Allesamt sehr ansehnlich. Und an ihr interessiert, immerhin hatten die letzten drei gestern Nacht versucht sie zu entjungfern.

Den Jungs gegenüber saßen die Mädchen: Trixie, Gwen, Ivy, Caitlin, Trina, Lucy, Elena und Rose. Es waren insgesamt neun Nationen in der Klasse vertreten, wobei die Amerikaner die Mehrzahl bildeten. Dazu gehörten Trixie, Rose, Ivy, Lucy, Samuel, Bennet und Seth.

Caitlin und Ian kamen aus Großbritannien, Elena aus Polen, Gwendolyn aus Irland, Hadrian aus Argentinien, Caius aus Italien, Graham und Espen aus Australien, Rubin aus Kanada und Trina, eigentlich Katrina kam aus Deutschland.

Sie alle waren im selben Jahr geboren und würden in knapp anderthalb Jahren dieses Internat verlassen und den Weg gehen, den die Lehrerschaft für sie am geeignetsten hielt. Die Lehrerschaft bestand aus sehr alten Vampiren. Sie unterrichteten die Kinder vom Grundschulalter an auf höchstem Niveau bis zum Abschluss. Dann beratschlagten sie sich, es wurden Profile über jeden einzelnen angelegt was Interessen, Leistungen und Charakter anging und daraus wurden individuelle, perfekt abgestimmte Laufbahnen konstruiert, aus denen der Absolvent dann wählen konnte. Ohne Frage, die Laufbahnen waren so gemacht, dass sie möglichst profitabel für die Vampirschaft waren.

Sei es finanzieller Art oder der Einfluss, der daraus resultierte.

Jeder, der das Internat verließ und einen Job antrat, nach einem Studium oder direkt, war dazu verpflichtet einen gewissen Prozentsatz seines Gehaltes an die Vampire abzutreten. Anfangs mehr, bis sämtliche Kosten die auf dem Internat entstanden waren, beglichen wurden und dann einen geringeren Prozentsatz, durchschnittlich etwa 5 Prozent.

Doch bis dahin hatten Trina und der Rest der Klasse noch etwas Zeit.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt