Kapitel XXXIV

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Ungesehen gelangte er zu Trinas Zimmer. Eilig klopfte er und schaute sich um. Er fühlte sich unbehaglich. Sie öffnete und sah ihn verschlafen und verwundert an.
"Lucien? Was ist denn? Komm rein."
Er trat in den Raum.
Ares richtete sich im Bett auf: "Alter, was ist denn los?" Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
"Ich hab Mist gebaut. Ziemlich großen Mist, aber erst muss ich mit Trina alleine reden, dann erklär ich dir alles, Ares."
"Gut, okay. Ich muss sowieso noch duschen", sagte er und stand auf. Als er an Trina vorbei ging, gab er ihr einen ordentlichen Klaps auf den Po. Sie zuckte zusammen und schlug lachend nach ihm. Dann band sie ihr Laken fester um ihren Körper und setzte sich aufs Bett. "Komm. Erzähl was passiert ist." Sie tippte neben sich aufs Bett. Lucien ließ die Tasche fallen und schob sie mit dem Fuß unter das Bett. Dann ließ er sich neben ihr nieder. Er atmete schwer und drehte sich zu ihr.
"Es tut mir leid, Trina. Ich bin einfach durchgedreht."
"Was ist denn los, Lucien? Sag mir sofort was geschehen ist!"
"Ja, gleich. Erst muss ich dir erklären, warum es geschehen ist. Als ich vorhin gegangen bin, war ich eifersüchtig. Auf Ares. Auf alle Männer. Ich wollte, nein, ich will, dass du mir gehörst. Und zwar nur mir." Er griff sich ihre Hände und hielt sie fest. Mit starrem Blick sah er sie an und wartete auf ihre Reaktion. Doch es kam keine, deswegen sprach er weiter: "Es ist unbegreiflich. In den Tagen vor der Studienfahrt bin ich dir verfallen. Also, ich habe schon immer etwas für dich empfunden, darum habe ich versucht Ares von dir fernzuhalten. Am liebsten hätte ich alle männlichen Wesen in deiner Nähe umgebracht. Und das schon immer eigentlich, aber das verstehst du nicht. Noch nicht! Dann war ich von diesen Gedanken so erschrocken, dass ich mich von dir distanziert habe und mich mit anderen Frauen abgelenkt. Doch es half nichts. Ständig konnte ich nur an dich denken und als Ares dann schwärmend von dir ins Zimmer kam, musste ich zu dir gehen und dich sehen. Und dann war es ganz um mich geschehen. Ich hab mich nicht wohl gefühlt, wenn du nicht in meiner Nähe warst. Wenn Ares dich anfasst, muss ich mich zusammen reißen, ihm nichts an zu tun. Als du dich dann tatsächlich mir zugewandt hast, war ich der glücklichste Mann der Welt, Trina."
"Wow, Lucien...", ihre Augen wurden immer größer während er erzählte, "das hätte ich niemals gedacht. Du hast nie irgendwelche Gefühlsregungen gezeigt. In keinster Weise..."
"Aus gutem Grund", unterbrach er sie, "dann würde ich als schwach gelten und das kann ich mir einfach nicht leisten. Du wirst jetzt auch denken, dass ich ein Softie bin, aber das ist mir egal. Du musst verstehen, weswegen ich das getan habe. Jedenfalls bin ich in den letzten Tagen, in denen ich nicht bei dir war, fast verrückt geworden. Keine Frau konnte mich ablenken, und glaub mir, ich habs mit vielen versucht. So viele willige Schlampen, die alles dafür getan haben, dass ich sie ficke..."
Kritisch begutachtete sie Lucien. Sollte er tatsächlich ihr gegenüber so starke Gefühle hegen?
Lucien fuhr fort: "Also, um zum Punkt zu kommen, als ich vorhin aus diesem Raum gegangen bin, hatte ich ein Szenario im Kopf, wie Amon dich...benutzt. Und das hat mich wahnsinnig wütend gemacht." Er zögerte.
"Lucien?" Trina starrte ihn an.
"Ja, ääähm, wenn es wirklich passiert ist, dann liegt Amon jetzt kopflos in seinem Quartier."
"Bitte was?" Ihre Stimme klang schrill. "Du spinnst ja. Wie hättest du das denn bewerkstelligen sollen? Hast du dir irgendwo den Kopf angestoßen?"
Dann rief sie nach Ares und rückte ein Stück von Lucien weg.
"Ares..? Ares! Komm schnell, Lucien ist verrückt geworden." Prompt ging die Badezimmertür auf und Ares kam,nur mit einem Handtuch um den Hüften, ins Zimmer.
"Wie bitte? Lucien? Verrückt? Diese Kombination ist nicht neu", lachte er.
Als er in Trinas verängstigtes und Luciens irritiertes Gesicht blickte, verging ihm das Lachen.
"Was ist los?", fragte er vorsichtig.
"Lucien behauptet er hätte Amon umgebracht", erzählte Trina ihm.
Ares seine Gesichtszüge entglitten. Mit offen stehenden Mund, wandte er sich an den vermeintlichen Mörder: "Sag, dass das nur ein Witz ist und du mich verarschen willst." Lucien schüttelte den Kopf und forderte dann: "Ihr müsst sagen, dass ich die ganze Zeit bei euch war. Niemand hat mich auf den Fluren gesehen. Und ich muss meine blutdurchtränkten Sachen loswerden. Ihr helft mir doch oder?"
"Schluss jetzt mit den Witzen, Lucien", sagte Trina ernst. Lucien seufzte, zog die Tasche unterm Bett hervor und öffnete sie. Dann kramte er die Plastiktüte hervor.
"Was zum...?" Ares starrte auf die rotgefärbte Tüte.
"Oh, Gott, Lucien, was hast du nur getan?", flüsterte Trina. Betreten schaute er auf den Boden und murmelte: "Ich hab es für dich getan. Ich konnte nicht zulassen, dass Amon dir wehtut."
Ihr stockte der Atem. Er hatte gemordet, um sie zu beschützen. Er, Lucien! Lucien, der bis vor ein paar Wochen noch keinerlei Rolle in ihrem Leben gespielt hatte und sie immer von oben herab behandelt hatte. Er, Lucien, der sie schon lange liebte, angeblich. Langsam schritt sie auf ihn zu. Er schaute vom Boden auf, als sie vor ihm stand und schmiss die Tüte zurück in die Tasche. Sie umfasste sein Kinn und blickte ihn mit großen Augen an.
"Du liebst mich? Wirklich? Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
"Ja ja, können wir die Schnulzennummer vielleicht später durchziehen? Erst einmal müssen wir seine Klamotten loswerden", warf Ares ein.
"Das wird jetzt nichts mehr, wir müssen bis zum Nachmittag warten", widersprach Trina mit einem Blick zum Fenster.
"Okay Trina, stell den Wecker. Sobald die Sonne untergeht, müssen wir los. Lucien, pack die Sachen zurück. Und dann kommt beide ins Bett. Die Fenster halten nur frühmorgens und spätnachmittags die UV-Strahlen ab und jetzt ist es wirklich kurz vor knapp", dirigierte Ares und schloss die Vorhänge des Bettes. Schnell schubste Lucien die Tasche wieder unter das Bett und sprang hinein. Trina schnappte sich ihren Wecker vom Nachttisch und hüpfte ebenfalls ins Bett.

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