Kapitel XXII

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"Zieh deine Jacke und deinen Rock aus und leg dich hin, Trina", herrschte Corvin sie an. Amon stand vom Bett auf.
"Wieso denn?", wollte Trina wissen.
"Naja, weil wir jeder an eine Hauptschlagader ran müssen, Dummerchen", erklärte Amon ihr, der sie daraufhin aufs Bett zurückschubste und an ihrem Rock zerrte.
"Hey, das schaffe ich schon noch alleine", zickte Trina ihn an und schlug seine Hände weg. Er fauchte sie an.
"Amon, lass sie! Geh auf die andere Seite", wies Corvin ihn an. Amon gehorchte murrend und ging um das Bett herum. Trina zog ihre Jacke und ihren Rock aus und legte sich nur in BH und Slip mittig auf das weiche Bett.
"Gut, Amon, du bekommst ihre rechte Hand. Ich werde die linke Hand nehmen und ihr beide", er sah zu Lucien und Ares, "entscheidet euch, wer ihren Hals und wer ihre Innenschenkelarterie nimmt. Derjenige, der oben ist, wird ihr auch das Blut einflößen. Dazu wird sie nämlich gleich nicht mehr in der Lage sein."
Sie erschrak. "Werdet ihr so viel Blut nehmen müssen?"
"Allerdings Trina. Du wirst gleich bewusstlos werden, aufgrund des Blutverlustes.", gab Mr. Banks ihr geduldig Auskunft.
"Können wir jetzt anfangen? Ich habe noch etwas zu tun", drängelte Amon.
"In Ordnung. Bereit Trina? Das sind deine letzten Augenblicke als Mensch.", lächelte Corvin. Trina nickte bedächtig und legte ihren Kopf zurück. Amon nahm recht grob ihre rechte Hand, Corvin vorsichtig ihre linke. Ares kletterte zu ihren Beinen, spreizte sie soweit, dass er an die große Ader an ihrem rechten Innenschenkel gelangte und Lucien kniete sich neben ihren Kopf. Er streichelte ihren Kopf und flüsterte: "Hey Püppchen, alles wird gut. Jetzt sei so nett und dreh deinen Kopf ein wenig. Ich pass auf dich auf." Sie neigte ihren Kopf nach rechts zu Amon. Der hatte ihre Hand gedreht und wartete mit seinen Zähnen an ihrer Pulsader auf das Zeichen von Corvin. Dieser nickte und annähernd gleichzeitig gruben alle vier ihre Fangzähne in ihr Fleisch. Es brannte dort, wo sie hinein bissen und sie schloss die Augen. Das Brennen hielt jedoch nur einige Minuten an, dann wurde sie bewusstlos.

Sie erwachte und sah Lucien. Er hatte blutunterlaufene Augen und rief ihren Namen, fast schon verzweifelt. Sie schnappte nach Luft, doch es tat sich nichts. Kein Sauerstoff durchflutete ihre Lunge. Dann merkte sie den eisenhaltigen Geschmack von Blut auf ihrer Zunge. Ihr ganzer Körper schmerzte und fühlte sich kalt an. Sie versuchte noch einmal Luft zu holen, doch es passierte einfach nichts. Sie wurde panisch und schlug um sich. Lucien hielt ihren Kopf fest. "Ruhig, Trina. Bleib ruhig. Du brauchst nicht atmen. Du wirst es aus Reflex tun, aber du brauchst keine Atemluft." Sie hörte ihn nicht. Ihre Lungenflügel fühlten sich kalt an und stachen wie Millionen Nadeln. Gleich würde sie ersticken...

Doch nichts geschah. Sie lebte weiter. Überrascht schaute sie Lucien an. "Ja, genau! Du brauchst keine Atemluft, Trina. Komm, setz dich vorsichtig hin." Er fasste sie am Rücken an und half ihr, sich hinzusetzen. Sie sah sich um, Amon war nicht mehr da und Ares und Corvin standen neben dem Bett und sahen Trina gespannt an.
"Willkommen, Trina! Ab jetzt bist du ein Wesen der Nacht und des Schattens.", begrüßte Corvin sie. Sie blickte sich weiter um. Ihre Augen, ihre Nase, ihr Mund...Sämtliche Sinne waren schärfer als gewohnt. Das war interessant. Lucien legte ihr die Decke von Mr. Banks um.
"Deine Körpertemperatur muss sich erst noch regulieren. Ab jetzt wirst du immer so warm oder so kalt wie deine Umgebung sein."
"Ich weiß, was jetzt mit mir geschieht, danke, Lucien", sagte sie. Täuschte sie sich oder war ihre Stimme anders als sonst? Sie streifte die Decke ab und rückte vor bis zum Rand des Bettes. Dort ließ sie sich langsam auf ihre Füße ab und stand auf. Neben der Tür war ein bodenlanger Spiegel, vor dem sie sich hinstellte. Ganz genau betrachtete sie sich. Ihre Brüste waren etwas größer geworden und die anfangende Cellulite verschwunden. Außerdem war sie jetzt sehr blass und ihre Haare voller und glänzender als zuvor. Ihre Lippen leuchteten rot und ihre Zähne waren aufgehellt. Die beiden Fangzähne waren nadelspitz. Außerdem strahlten ihre Augen und die grüne Farbe der Augen wirkte fast katzenartig. Zufrieden lächelte sie und drehte sich zu den Männern um. Die starrten sie regelrecht an.
"Nun, du kannst dich jetzt wieder anziehen, Trina", sagte Corvin und reichte ihr ihre Kleidung.
"Danke".
Sie zog sich betont langsam an, da sie die stierenden Blicke der Männer genoß.
"Ich muss dir jetzt noch etwas Blut abnehmen, um zu bestimmen, welcher Generation du zuzuordnen bist. Dann kannst du gehen und ich bin mir sicher, Ares und Lucien werden dir bei allem weiteren gerne weiterhelfen." Corvin holte die Utensilien zur Blutabnahme aus einer Schublade einer Kommode. Das Blutabnehmen ging recht schnell und Mr. Banks entließ sie mit dem Hinweis, dass sie sich gleich nähren sollte. Zusammen mit Lucien und Ares verließ sie den Trakt, in dem die Lehrer wohnten und gingen erstmal in ihr Zimmer. Dort saßen Gray, Sam, Cait und Rubin auf ihrem Bett und warteten auf sie. Sie wandte sich zu ihren beiden Begleitern um: "Holt ihr mich später wieder ab?" Die beiden nickten und gingen. Caitlin kam heulend auf sie zu und umarmte sie.
"Oh, Trina. Alles Gute. Wünscht man das? Ich weiß es nicht. Wie fühlt es sich an und wie war die Verwandlung? War es schmerzhaft?"
Trina lachte. "Ich weiß auch nicht, ob man alles Gute wünscht, aber danke dafür. Ich kann mich kaum an etwas erinnern, da ich bewusstlos war, aber es fühlt sich unglaublich an." Caitlin ließ sie los und Sam nahm sie in den Arm.
Er drückte sie an sich. "Du siehst verdammt gut aus, Trina. Hast du Lust auf ein Nümmerchen?"
Sie kicherte und schubste ihn von sich. Jetzt war es Gray, der sie umarmte.
"Herzlichen Glückwunsch, Süße." Er gab ihr einen Kuss auf den Mund und übergab sie dann an Rubin.
"Hallo Schönheit", sagte dieser, drückte sie an sich und küsste sie ebenfalls sanft auf ihre Lippen.
"Danke Leute, dass ihr hier seid. Ihr seid echt die Besten."
Sie setzte sich auf ihr Bett und sagte dann: "Ich hab Hunger. Bietet sich jemand freiwillig als mein erstes Opfer an?"
"Du hast die freie Auswahl, Trina", schmunzelte Gray.
"Ach ja? Na schön...Ich denke, ich würde gerne von...", sie betrachtete alle, "Rubin kosten. Danach ein Happen Graham, anschließend etwas Sam und zum Nachtisch Cait. Wenn es genehm ist", spaßte sie und winkte Rubin zu sich ran. Sie setzte sich auf ihr Bett und er stieg über sie, zusammen legten sie sich hin. Dann küsste er sie. Wow, das fühlte sich vielleicht an...Viel intensiver als bisher. Sie genoss den Kuss mit Rubin. Sie mochte ihn schon immer furchtbar gerne und fand ihn extrem sexy, mit seinen auffallenden Augen, dem markanten Gesicht, mit der kleinen Narbe an seiner Augenbraue, den extrem langen Wimpern und dem voluminösen Knutschmund, auf dem sie gerade herumbiss. Allerdings noch nicht mit ihren spitzen Zähnen. Dieser Kuss erregte die beiden ziemlich und sie hörte Sam witzeln: "Vielleicht sollten wir sie alleine lassen."
Gray hingegen maulte: "Ey, Rubin, wir wollen auch noch."
Rubin aber streckte nur seinen Mittelfinger nach hinten und unterbrach den Kuss nicht. Sam und Caitlin lachten und Graham schnaubte wütend. Trina löste sich aus dem Kuss und lachte ebenfalls. Dann schubste sie den etwas überrascht drein blickenden Rubin zur Seite und setzte sich auf ihn. Sie knöpfte sein Hemd auf und streichelte über seine muskelbetonte Brust. Dann suchte sie die Stelle, an der sie seinen Herzschlag am besten spürte. Ihr Herz schlug jetzt nicht mehr. Es gab Implantate, die ein Herzschlag simulierten, um die Menschen zu täuschen, allerdings nur für die Vampire, die eng mit den ahnungslosen Menschen zusammen arbeiteten. Da, sie hatte die Stelle gefunden. Sie senkte ihren Kopf und küsste die Stelle erst, dann ließ sie ihre Fangzähne hineinstechen und stieß sie durch Rubins Haut in sein Fleisch. Der verzog keine Miene und gab nicht den geringsten Laut von sich. Es ging einfacher als gedacht. Blut sprudelte ihr aus Rubins Brust entgegen. Ihr Mund füllte sich damit und sie hatte das Gefühl, nie etwas köstlicheres gekostet zu haben. Immer mehr Blut floss ihre Kehle hinunter und sie verlor jegliches Zeitgefühl.
Dann hörte sie Geschrei. Sie vernahm Caitlins Stimme, doch wusste nicht wieso. Zwei Gestalten zerrten an ihr, versuchten sie von Rubin zu ziehen. Sie schleuderte sie einfach weg. Erst den einen, dann den anderen und trank weiter von Rubin. Plötzlich wurde sie grob an den Haaren gepackt und nach hinten geschleudert.
"Trina! Was tust du?"
Jemand schüttelte sie. Was war denn los? Sie wollte sich doch nur von Rubin nähren, wer unterbrach einfach ihr erstes Mahl? Ein anderer Jemand drängte sich an ihr vorbei zu Rubin, "Scheiße", rief die Person, "Lauf los und hol Hilfe, irgendein Lehrer, schnell", wurde Cait angewiesen.
Was zur Hölle passierte hier? Ihr Verstand klärte sich langsam, sie erkannte Lucien bei Rubin auf dem Bett sitzend, Ares saß neben ihr und hielt ihre Haare immer noch fest. Graham und Samuel richteten sich benommen aus unterschiedlichen Ecken des Zimmers auf und Caitlin stürmte zur Tür hinaus. Sie betrachtete die Szene auf dem Bett genauer, noch schien ihr alles wie durch ein Schleier, ein roter Schleier. Ein Schleier aus...Blut!? Was war geschehen? Lucien drückte mit einem Handtuch, ihrem Duschhandtuch, dass sie am letzten Tag vergessen hatte wegzulegen, auf Rubins Brust. Rubin zuckte und krampfte eigenartig. Gurgelnde Laute kamen aus seinem Mund. Was hatte sie getan? Sie stieß Ares von sich und eilte zum Bett.
"Oh nein, was ist passiert? Was habe ich gemacht?"
Das Handtuch war bereits blutdurchtränkt und es kam immer noch mehr Blut aus Rubins Brust. Sie küsste seine Stirn und hielt seinen Kopf. "Rubin...Halt durch. Oh mein Gott, es tut mir so leid. Rubin, alles wird gut, bitte halt durch."
Caitlin kam ins Zimmer zurück, dicht hinter ihr Mr. Matthews. Der erkannte die Lage sofort und lud Rubin auf seine Arme. Er verließ mit ihm zusammen das Zimmer. Trina wollte hinterher, doch Lucien hinderte sie.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt