Kapitel XIV

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Er öffnete eine gewaltige Tür, die zu den Appartements der Lehrer führte. Jedem Lehrer standen zwei Räume und ein Bad zur Verfügung. Große Räume, wohlgemerkt. Allein der Flur hinter der großen Tür war gewaltig. Er war mit Marmor verkleidet und große Fackeln erhellten den fensterlosen Raum. Außerdem zierten riesige Gemälde die Wände.
"Wow, wie bescheiden", spottete Trina. Lucien steuerte auf die Treppe am anderen Ende des Raumes zu. Es war eine hölzerne Wendeltreppe, die sowohl nach oben, als auch nach unten führte. Er ging nach unten. "Wer wohnt wo?", fragte Trina.

"Ich denke, dass du das noch früh genug erfahren wirst. Aber mir scheint es, je dunkler die Seele, desto tiefer das Stockwerk", plauderte Lucien.

Es ging lediglich eine Etage nach unten. Der dortige Korridor war dem obigen identisch, mal abgesehen von den Gemälden. Zwei Türen gingen von ihm ab. Lucien klopfte an die rechte. "Ja, bitte", ertönte sofort die Stimme von Mr. Banks. Vorsichtig betätigte Lucien den Türknauf und stieß die Tür auf. Er ließ Trina den Vortritt. Zögerlich trat sie ein. Der Raum war dunkel, lediglich das Feuer im Kamin erhellte ihn ein wenig. Sie schätzte den Raum auf etwa 35 Quadratmeter, an den Wänden waren Regale, vollgestopft mit Büchern, am Kamin standen zwei altmodische, barocke Sofas sich gegenüber, dazwischen ein niedriger Tisch. Mehr konnte sie nicht erkennen, dafür war es zu dunkel.

"Ah, Miss Silver, kommen sie herein. Setzen sie sich bitte."
Die Worte kamen von Mr. Morlet, der zusammen mit Mr. Banks am Kamin stand.

Mr. Morlet deutete auf die Sofas.
Trina nickte, bedankte und setzte sich. Sie fühlte sich unwohl und schlug ihre Beine übereinander.
"Setz dich ruhig zu ihr, Lucien", sagte Mr. Banks während er und Mr. Morlet sich auf das andere Sofa setzten. Lucien ließ sich behutsam neben Trina nieder und nickte ihr aufmunternd zu.

"Nun, Miss Silver, ich habe Mr. Seale über gewisse Dinge unterrichtet, was Sie angeht. Ich denke, dass ich da in Ihrem Interesse gehandelt habe, denn er kann und wird Sie bei gewissen Dingen unterstützen und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen", begann Mr. Morlet das Gespräch. Der Schulleiter war mit etwa 45 Jahren verwandelt worden. Doch er sah älter aus. Daraus resultierte, dass er sehr väterlich rüber kam. Seine Gefährtin war Mrs. McLean, ihre Naturwissenschaftslehrerin. Zusammen hatten sie vor knapp einhundert Jahren diese Schule gegründet.

"Mr. Seale war es auch, der mich über neue Entwicklungen, so fern man sie so nennen möchte, informierte. Demnach hegen Sie gegenüber einigen Männern hier gewisse Empfindungen. Können Sie die vielleicht näher beschreiben", nahm er das Gespräch wieder auf.
"Äääh, ja. Natürlich, Sir."
Trina hatte eine Blockade, wie sollte sie ihre Gefühle erklären? Sollte sie mit ihrem Schulleiter etwa über ihre sexuellen Empfindungen sprechen?
"Na los, Trina, erzähl ruhig", ermunterte Lucien sie und legte seinen Arm um ihre Schultern. Das gab ihr zumindest ein bisschen Sicherheit und sie erzählte den anwesenden Männern wie ihre Gefühlslage war: "Nun ja, es beruht vor allem auf sexueller Ebene. Was in meiner momentanen Situation ja nicht sonderlich überraschend ist. Dazu kommt bei einigen ein Gefühl... Hmmm, schwierig zu beschreiben. Ein Gefühl von Verbundenheit und Liebe, würde ich sagen."
Sie kam sich lächerlich vor. Konnte man das als Liebe bezeichnen? Vor allem spürte sie Verlangen nach diesen Männern. Doch war da auch noch irgendwas anderes.

Mr. Morlet nickte: "In Ordnung, und das spüren Sie bei wie vielen? Und bei jedem gleich stark?"

Trina gewann ihr Selbstvertrauen langsam zurück. Sie antwortete: "Nein, nicht bei allen gleich. Bei einem ist das Gefühl ganz extrem, bei den anderen, für die ich so empfinde, sind die Gefühle auch unterschiedlich stark. Und sobald ich Zeit mit demjenigen verbracht habe, ist das Gefühl stärker."

"Ja, aha! Und über wie viele junge Männer sprechen wir?", fragte der Schulleiter.
"Hmm, lassen Sie mich kurz nachdenken", bat Trina und überlegte.
Zuerst war da Ares, dann Sam, Ben und Gray, bei Rubin hatte sie ebenfalls dieses Gefühl. Außerdem spürte sie so ein Funken bei Lucien und bei Kenneth, der eine Klasse unter ihr war.
"Es sind sieben Männer, bei denen ich so empfinde, Sir," sagte sie. Trina dachte noch einmal kurz nach, verbesserte sich dann aber auf acht. Bei Mr. Matthews war das Gefühl auch vorhanden. Den hatte sie außer Acht gelassen.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt